Evolution Bundle. Thomas Thiemeyer

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Название Evolution Bundle
Автор произведения Thomas Thiemeyer
Жанр Детские приключения
Серия
Издательство Детские приключения
Год выпуска 0
isbn 9783401809298



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wir ein Ersatzrad?«, fragte Connie. »Jem, du kennst dich doch mit diesem Fahrzeug aus. Hast du etwas Entsprechendes gesehen?«

      »Leider nein«, erwiderte Jem. »Das sind auch keine normalen Reifen, seht ihr? Sie sind mit irgendeinem Schaum gefüllt. Vermutlich sind sie unter normalen Umständen so gut wie unzerstörbar.«

      »Tja, schade, dass wir hier keine normalen Umstände haben«, sagte Bennett. »Aber es hilft ja nichts, fahren wir eben mit beschädigtem Rad weiter. Es sind nur noch ungefähr zehn Kilometer, das müssten wir eigentlich schaffen. Sobald wir in der Stadt sind, kümmern wir uns um ein Ersatzrad. Immerhin ist es ein Schulbus, davon dürfte es mehr als nur einen gegeben haben. Also einsteigen, Herrschaften. Und vergesst nicht, den Roboter mitzunehmen.«

      Lucie warf einen letzten Blick auf das Gewürm im Gras, dann stieg sie wieder ein und die Tür schloss sich hinter ihr. Was ging hier nur vor? In was für einem Albtraum waren sie da alle gelandet?

      Sss…sie getötet. Sss…sie böse.

      Was…tun?

      Sss…sie müsss…sen verschwinden.

      Was sagt ES?

      Nnn…nicht wissen. Bisss…her keine Nnn…nachricht von ES. Müsss…sen Entscheidung abwarten. Müsss…sen beobachten.

      Sie sss…steuern auf die grauen Türme zu.

      Ss…sagt den anderen Bescheid.

      Die Nacht verbrachten sie im Bus. Eng nebeneinanderliegend, schliefen sie ein und erwachten nur kurz, als ein nächtliches Gewitter über sie hinwegzog und Donner und heftigen Regen auf sie niederprasseln ließ. Die Blitze, die über ihre Köpfe zuckten, sahen aus, als würde eine mysteriöse Hand Botschaften in den Himmel schreiben.

      Am nächsten Morgen war der Spuk vorbei. Sonnenstrahlen glitzerten auf den feuchten Blättern, am Himmel waren nur noch ein paar Wolkenfetzen zu sehen, die sich aber rasch auflösten.

      Jem streckte die Arme und gähnte, dann stand er auf und verließ auf Zehenspitzen das Fahrzeug.

      Die Stadt präsentierte sich in herrlichem Sonnenschein. Der Anblick war überwältigend – wenn auch nicht unbedingt positiv.

      So ziemlich jedes Gebäude war mit Efeu oder anderen Rankengewächsen überwuchert. Das triste Grau der Betonfassaden war von Pflanzen ausgelöscht worden, die ihre üppigen Blätter wie Dächer über ihren Köpfen ausbreiteten. Wo früher Glas und Stahl dominierten, reckten jetzt prächtige Bäume ihre Wipfel in die Höhe. Ein Wind trug den exotischen Duft von Kräutern und Blüten durch die Straßenschluchten. Es roch wie in einem botanischen Garten. Hummeln und Bienen belagerten die üppigen Fruchtstängel. Das Summen unzähliger Insekten erklang und zwischen den Sonnenstrahlen tanzten Schmetterlinge. Jem konnte sich nicht erinnern, jemals so eine atemberaubende Natur gesehen zu haben.

      Die Straßen selbst waren mit dichtem Gras und Buschwerk bewachsen, zwischen denen hier und da schmale Pfade verliefen. Wildwechsel vielleicht? Es summte, es zwitscherte; keine Frage: Die Stadt quoll über vor Leben – doch, wo waren die Menschen?

      Einen Steinwurf entfernt saß Connie auf einer Mauer und rauchte. Sie war vor ihm wach geworden und nickte ihm beim Näherkommen zu.

      »Guten Morgen«, begrüßte sie ihn. »Na, so früh schon auf den Beinen?«

      »Ich wache immer mit der Sonne auf«, sagte Jem und versuchte zu lächeln. »Der Fluch des Frühaufstehers.«

      »Wem sagst du das?«

      Er sah eine Zigarettenschachtel in ihrer Hemdtasche und fragte: »Bekomme ich auch eine?«

      Sie dachte kurz nach, dann zog sie eine heraus und hielt sie ihm hin. »Ich schätze mal, deine Eltern können mich deswegen nicht mehr verklagen, oder?«

      »Vermutlich nicht.«

      Sie wartete, bis er eine genommen hatte, dann reichte sie ihm ihr Feuerzeug. Jem zog zweimal kräftig und inhalierte den Rauch.

      »Schöne Scheiße, oder?«, sagte er und versuchte, das Kratzen in der Lunge zu ignorieren.

      Sie sah ihn fragend an. »Was meinst du?«

      »Na, das hier.« Er deutete ringsherum. »Keine Ahnung, was ich erwartet habe. Aber dagegen sieht es am Airport ja noch richtig zivilisiert aus.«

      »Da ist was dran.« Connie machte einen tiefen Zug und blies den Rauch zur Nase wieder raus. »Ich schätze mal, wir alle haben uns hier etwas anderes erhofft, oder?«

      »Abwarten. Hast du schon irgendjemanden gesehen?«

      »Menschen?«

      Er nickte.

      »Nein. Ich bin ein paar Meter auf und ab gelaufen und habe gerufen, es hat sich aber niemand gemeldet.«

      »Klingt ja nicht gerade Erfolg versprechend«, sagte Jem ernüchtert.

      »Na ja, eine Hirschkuh mit zwei Kälbern ist vorbeigekommen. Ein paar Hasen waren da und eine Art Dachs.« Sie nahm einen tiefen Zug und lächelte. »Immerhin habe ich rausbekommen, wo wir sind. War nicht schwer, es steht ja dick und fett obendrüber.« Sie deutete auf das Bauwerk zu ihrer Rechten. Ein altes Gebäude, über dessen drei Fensterbögen ein großes, gewölbtes Schild aufragte.

      Jem musste zweimal hinschauen, so überwuchert war das Gestänge mit den einzelnen orangefarbenen Buchstaben.

      »Union Station«, las er. »Das ist der Bahnhof, oder?«

      »Der Hauptbahnhof, um genau zu sein«, sagte Connie. »Wenn der Bus nicht mehr funktioniert, können wir ja immer noch die Bahn nehmen.« Sie stieß ein ironisches Lachen aus.

      Jem schnippte die Asche von der Zigarettenspitze. Das klang nicht gut. Das klang ganz und gar nicht gut. Der Hauptbahnhof war normalerweise das Herz einer jeden Stadt. Hier liefen wichtige Verkehrsadern zusammen. Der Bahnhof verband die Stadt mit der Umgebung, genau wie ein Flughafen oder ein Autobahnkreuz.

      Trotzdem. Irgendwo mussten noch Menschen leben. Jem war überzeugt davon. Und er würde sie finden.

      Er tat einen letzten Zug, dann drückte er die Zigarette aus. »Zeit, die anderen zu wecken«, sagte er. »Ich gehe mal rüber.«

      Als sie die Stadt gestern Abend endlich erreicht hatten, war es bereits dunkel gewesen. Sie hatten es gerade noch geschafft, vom Highway abzubiegen und in Richtung Zentrum zu fahren. Doch dann war Schluss gewesen. Aufgrund der schlechten Weg- und Sichtverhältnisse hatten sie irgendwann angehalten und ihr Nachtlager bezogen.

      In diesem Moment ging die Bustür auf. Jem sah ein paar verschlafene Gesichter. Es waren Olivia, Paul und Arthur.

      Die drei sahen aus wie Murmeltiere, die man gewaltsam aus dem Winterschlaf gezerrt hatte.

      »Guten Morgen zusammen«, rief er. »Kommt raus und atmet die frische Luft. Es ist herrlich – wenn man auf Grünzeug und Insekten steht.«

      »Wüsste nicht, was daran herrlich sein sollte«, brummte Arthur, dessen Haare in einem wilden Schopf vom Kopf abstanden. »Selten so eine beschissene Nacht gehabt. Erst das Gewitter, dann habe ich gefroren, dann wieder geschwitzt …«

      »Lasst uns doch erst mal eine Runde frühstücken«, sagte Jem. »Da drüben bei Connie ist ein guter Platz. Ich hole mal unseren Proviant raus.« Er verscheuchte eine zudringliche Hummel von seinem Ohr.

      Jetzt kamen auch Lucie, Marek, Zoe und Katta aus ihren Löchern gekrochen, gefolgt von Bennett und Jaeger.

      Als Letzter verließ M.A.R.S. den Bus. Sein Gesicht war mürrisch wie immer, aber dafür konnte er ja nichts. Warum die Erbauer ihm nicht ein etwas freundlicheres Aussehen verpasst hatten, würde Jem ein Rätsel bleiben.

      Er