Название | Sammelband 6 Krimis: Die Konkurrenten und andere Krimis für Strand und Ferien |
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Автор произведения | Walter G. Pfaus |
Жанр | Зарубежные детективы |
Серия | |
Издательство | Зарубежные детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745203431 |
„Und der Kopfdurchschuss passt auch zum restlichen Spurenbild am Tatort“, stellte Milo fest.
„Die Leichenteile waren in einen Teppich eingewickelt worden. Die Kollegen aus dem Labor sagen aber, dass der Tote zuerst in dem Teppich transportiert war, dann noch einmal ausgewickelt und zerstückelt wurde, bevor man ihn erneut verpackte und auf der Müllhalde ablud.“
„Gibt es irgendwelche Hinweise auf die Identität dieses Mannes?“, fragte ich.
„Wir wissen gerade mal, dass es ein Mann war. Alter: Ende vierzig bis Mitte fünfzig. Das Gesicht lässt sich nur durch sehr aufwendige Rekonstruktion wiederherstellen. So etwas dauert Monate. Nicht einmal der Zahnstatus ist noch vollständig erkennbar. Im Moment führen die Kollegen aus dem Labor Untersuchungen zur Isotopenverteilung des vom Körper aufgenommen Bleis durch. Damit können wir immerhin feststellen, woher der Betreffende stammt und wo er in den letzten Jahren gelebt hat.“
Von dieser Methode hatte ich gehört. Sie kam eigentlich aus der Archäologie und war der letzte Schrei unter den Wissenschaftlern, die ihren Dienst für das FBI oder die SRD verrichteten. Das Element Blei lag in verschiedenen Isotopen vor, deren Anteile regional stark schwankten. Die jeweilige Zusammensetzung glich einem regionalen Fingerabdruck. Da Blei vom Körper angereichert wurde und man sehr genau wusste, wie lange es dauerte, bis dieses Schwermetall in Haaren oder Fingernägeln wieder zu finden war, ließ sich über Jahre hinweg eine Art Atlas darüber erstellen, wo sich ein Mensch über längere Zeit aufgehalten hatte.
„Ich weiß, dass das alles nicht gerade nach einem riesigen Ermittlungsfortschritt klingt, aber die Isotopenverteilung des im Körper angereicherten Bleis ist das einzige, was sich relativ schnell durchführen lässt. Alles andere, was wir tun können, braucht seine Zeit.“
„Ich nehme an, dass ein Abgleich der Gen-Daten bereits stattgefunden hat“, mischte sich Milo ein.
Dr. Brent Claus nickte. „Ja.“
„Dann wissen wir ja immerhin, dass der Mann nicht straffällig war. Was ist mit der Kleidung?“
„Die Herkunft wird untersucht. Aber da werden wir wohl auch auf aufwendige Textilanalysen warten müssen, denn die Etiketten und Markenbezeichnungen sind sämtlich entfernt worden. Übrigens meiner Ansicht nach bereits vom Opfer – das war keine Maßnahme des Täters, um die Spuren seines Verbrechens zu verwischen.“
„Das ist doch schon mal etwas“, meinte ich und wandte mich an Milo. „Was für Leute trennen denn die Etiketten aus ihren Kleidern?“
„Geheimagenten oder andere Personen, die ein konspiratives Leben führen und es sich nicht erlauben können, dass man herausfindet, wer sie wirklich sind“, lautete Milos Schlussforderung.
35
Anstatt gleich zum Field Office zurückzufahren, statteten wir Joanne Steinman noch einen Besuch ab.
„Wir haben leider keine guten Nachrichten“, eröffnete ich. „Nora Crawley ist tot. Wir nehmen an, dass Bykov der Täter ist.“
Sie sah uns entgeistert an und schüttelte stumm den Kopf. Joanne Steinman war für Augenblicke völlig unfähig, auch nur einen einzigen Ton herauszubringen. Sie ließ sich in einen Sessel fallen und schluckte. „Wieso hat dieser Bykov das getan?“
„Offenbar hat Ihre Mitbewohnerin Bykov dabei geholfen unterzutauchen. Sie wusste einfach zuviel über ihn. Darum war er wohl der Ansicht, sie nicht am Leben lassen zu können“, sagte Milo.
„Aber er läuft immer noch frei herum!“
„Ja. Bitte, Miss Steinman, versuchen Sie sich an alles zu erinnern und helfen Sie uns.“
„Aber womit? Ich habe keine Ahnung wie ich etwas dazu beitragen könnte, dass dieser Kerl hinter Schloss und Riegel kommt!“
„Es geht um den Wagen den Nora gekauft hat“, ergriff nun Milo das Wort.
„Mit Bykovs Geld natürlich!“, sagte Nora. Sie war jetzt uns gegenüber sehr viel aufgeschlossener als bei unserem ersten Gespräch.
„Erinnern Sie sich an den Typ? Das Kennzeichen?“
„Bin ich ein Computer?“, fuhr sie auf. Sie wirkte jetzt ziemlich gereizt. „Ich kann mir nicht alles merken!“
„Wissen Sie vielleicht, bei welchem Händler sie den Wagen gekauft hat?“
„Bei Jamieson & Co. in New Rochelle. Das weiß ich so genau, weil ich den Kaufvertrag kurz gesehen habe. Ich glaube, es war ein Ford Maverick.“
„Na, dann wissen wir immerhin, wonach wir fahnden müssen“, sagte ich.
36
Wir suchten den Autohändler auf, der Nora Crawley den Wagen verkauft hatte.
Wie vermutet, war der Ford Maverick bar bezahlt worden und wir wussten jetzt die genaue Typbezeichnung und die Zulassungsnummer.
„Okay, wir haben uns gewundert, weshalb die Lady auf Barzahlung bestand“, meinte Clive Johnson, einer der drei Besitzer des Autohauses. „Ich dachte nur, dass so ein paar verrückte Hippies den Kreditkarten immer noch misstrauen.“
Ich ging auf seine Bemerkungen nicht weiter ein. Stattdessen versuchte ich aus Johnson herauszuholen, ob ihm vielleicht noch irgendetwas anderes im Gedächtnis geblieben war. „Vielleicht eine Bemerkung, die Miss Crawley fallen ließ oder irgendwelche besonderen Extras.“
Johnson schüttelte den Kopf. „Nein. Aber wissen Sie, was meine Hauptsorge ist?“
„Wovon sprechen Sie?“
„Dass morgen der ganze Big Apple in der Zeitung und im Kabelfernsehen mitbekommt, dass wir etwas mit einem Mord und dem organisierten Verbrechen zu tun haben! Hier kauft doch niemand mehr einen Wagen!“
„Wir werden tun, was wir können, um Sie da herauszuhalten“, erwiderte ich.
Und Milo ergänzte: „Schließlich sind wir vom FBI und keine Korrespondenten einer Nachrichtenagentur.“
„Das soll mich jetzt beruhigen, oder was?“
„Mister Johnson, es ist einfach Ihre Pflicht dabei mitzuwirken, dass Polizei und Justiz ihre Arbeit machen können“, sagte ich ernst. „Schließlich könnte es ja auch einmal sein, dass Sie unseren Schutz brauchen und darauf angewiesen sind, dass jemand sein Wissen mit uns teilt!“
„Ist ja schon gut, Mister Trevellian!“
„Für Sie