Die Zuckermeister (1). Der magische Pakt. tanja Voosen

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Название Die Zuckermeister (1). Der magische Pakt
Автор произведения tanja Voosen
Жанр Детская фантастика
Серия
Издательство Детская фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783401808727



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gut«, lobte diese. »Aufgabe zwei …« Die Lehrerin sah in die Runde. »Wie wäre es mit dir, Charlotte?«

      Immerhin gab es noch Gerechtigkeit, dachte Elina.

      Charlie räusperte sich. »Lieber nicht. Mir ist nicht so gut. In meinem Hals kratzt es ganz furchtbar!«

      »Die Ausrede hattest du beim letzten Mal auch.

      Versuch es doch zumindest, sonst muss ich annehmen, dass du die Hausaufgaben gar nicht gemacht hast.«

      »Aber Frau Seidel!«, klagte Juliane. »Sehen Sie nicht, Charlie ist krank.«

      »Ich bin auch krank!«, riefen ein paar Jungs wie im Chor.

      Frau Seidel hob argwöhnisch eine Augenbraue. »Bist du wirklich krank?«

      »Jahadefa, wihidefirklihidefich«, antwortete Charlie.

      Hatte sich Elina verhört? Was war das denn für ein Quatsch?

      Frau Seidel wirkte ebenso verwundert. »Wie bitte?«

      »Ihidefich sahadefagehedefe, ihidefich bihidefin krahadefank.«

      Prompt glotzten alle Charlie an, als sei sie eine Attraktion im Zoo. Charlie stand der Mund offen und sie schien selbst nicht zu begreifen, was sie da gerade gesagt hatte.

      »Willst du mich veräppeln, Charlotte?«, fragte Frau Seidel.

      »Neiheidefein!«, erwiderte Charlie. Ihre Augen wurden groß wie Tischtennisbälle. »Ihidefich weiheidefei nihideficht, wahadefas mihidefit mihidefir lohodefos ihidefist!«

      Sogar Juliane starrte ihre Freundin verständnislos an. Charlie, die sonst die Aufmerksamkeit genoss, bekam feuerrote Wangen und schien sich zu schämen.

      Jonas begann, laut zu lachen, und ein paar andere konnten auch nicht mehr an sich halten. Elina musste zugeben, dass dieses Kauderwelsch unfreiwillig komisch war. Aber Charlie sah so panisch aus, dass sie nicht in das Lachen der anderen einstimmen wollte.

      »Das reicht!«, sagte Frau Seidel verärgert. »Jonas, lies du bitte die Lösung von Aufgabe zwei vor. Dich will ich nach dem Ende der Stunde sprechen, Charlotte. Und jetzt Ruhe!«

      Damit hatte Frau Seidel die Klasse wieder unter Kontrolle.

      Jonas hatte plötzlich gar keine so große Klappe mehr und stolperte beim Vorlesen über jedes zweite Wort.

      Elina lugte zu Charlie und sah, wie diese das Gesicht in den Händen vergraben hatte, während Juliane ihr tröstend den Rücken tätschelte. So viel Drama konnte nicht geschauspielert sein. Elina wollte nach dem Partyideeklau gar kein Mitleid mit Charlie haben, aber ein wenig tat sie ihr doch leid. Was war da gerade bloß passiert?

      Als das Klingeln das Ende des Schultags verkündete, packten alle hastig ihre Sachen zusammen. Elina schulterte ihren Rucksack und beobachtete, wie Juliane Charlie etwas fragte. Die Antwort darauf war ein weiterer Buchstabensalatsatz. Juliane reagierte beleidigt, wandte sich von Charlie ab und drängelte sich an Elina vorbei. Wenn Charlie sogar ihrer Freundin gegenüber diese Nummer abzog, stimmte echt was nicht …

      Sie war schon im Flur, als Elina einfiel, dass sie heute Pflanzendienst hatte. Widerwillig machte sie kehrt. Ihre Lehrerin verließ gerade das Klassenzimmer und Elina sah, wie Charlie Sekunden später in die nächste Toilette stürmte. Hatte sie geweint?

      Hinterher! Das war wichtiger, als den Blätterfriedhof zu gießen.

      Im Klo drang leises Schluchzen aus der mittleren Kabine.

      »Charlie?«, fragte Elina vorsichtig. »Alles okay bei dir?«

      »Gehedefeh wehedefeg!«, erklang die Antwort.

      Das hatte verdächtig nach »Geh weg« geklungen. Fast wie Hühnersprache. Piet und sie hatten stundenlang am Boden gelegen vor Lachen, wenn sie aus Spaß zwischen die Vokale ihrer Wörter unsinnigen Quatsch geschoben hatten. Aber für Charlie schien es kein Spiel zu sein. Wieso sollte sie sonst weitermachen, wenn sie niemand mehr hörte? Vielleicht war sie ja wirklich krank? Elina konnte sie unmöglich hier allein lassen.

      »Das wird schon wieder.« Sie holte eine Packung Taschentücher aus ihrem Rucksack und schob sie Charlie unter der Kabinentür durch. »Beruhig dich erst mal. Ich warte draußen auf dich und dann können wir zusammen nach Hause fahren, ja?«

      Die Taschentücher verschwanden und Elina nahm das als Zustimmung.

      Vor der Toilette, wo sie auf Charlie wartete, tat sich schon bald das nächste Problem auf: Frau Sommerfeld! Sie rauschte den Gang herunter und blickte sich suchend um.

      »Hallo, Elina! Hast du Charlotte gesehen? Ich stehe wieder im Halteverbot.«

      Ehe Elina antworten konnte, kam Charlie aus dem Klo. Ihre Augen waren rot und geschwollen vom Weinen. Frau Sommerfeld klappte der Mund auf. »Du liebe Güte! Was ist denn mit dir passiert? Jetzt sag doch was! Geht’s dir gut?«

      Elina sah, wie Charlie die Lippen fest aufeinanderpresste. Hatte sie Angst, etwas zu sagen? Weil es wieder verdreht herauskam? Charlie trat neben sie und Elina spürte Charlies Hand, die sich an ihrem Jackenärmel festklammerte, als wolle sie um Hilfe bitten.

      »Ich hatte noch Pflanzendienst …«, begann Elina. »Und … ähm, ich habe Charlies Hilfe gebraucht. Ich wusste nicht wie … wie ich die Pflanzen gießen sollte.«

      »Wie du Pflanzen gießen sollst?«, wiederholte Frau Sommerfeld skeptisch.

      »Charlie hatte eine allergische Reaktion auf eine Pflanze«, flunkerte Elina weiter. »Deshalb musste sie sich die Augen auswaschen und war spät dran.«

      »Wieso sagt sie mir das nicht selbst?«

      »Also …« Elina kam ganz schön ins Schwitzen. »Ihr Hals! Der war geschwollen von den Pollen, aber es ist jetzt schon besser. Charlie schont nur ihre Stimme.«

      Frau Sommerfeld sah Charlie besorgt an. »Oje. Sollen wir zum Arzt?«

      »Nein, nein!«, sagte Elina hastig. »Es ist fast wieder okay.«

      »Na gut, wenn das so ist. Falls es schlimmer wird, gib aber Bescheid, Charlotte. Elina, dann nehmen wir dich doch einfach mit«, sagte Frau Sommerfeld.

      Elina war heilfroh, dass Charlies Mutter ihr den Unsinn abgekauft hatte.

      »Gerne, das ist nett«, antwortete sie rasch.

      Mit klimperndem Schlüsselbund ging Frau Sommerfeld voran.

      Charlie sah Elina an und formte mit den Lippen ein stummes »Danke«.

      »Ich bin weg!«, rief Elina laut.

      »Viel Spaß in der Schule!«, kam die Antwort von ihrem Vater aus dem Büro. Er arbeitete heute von zu Hause aus, da Piet sich noch auskurieren musste.

      Elina stürmte aus der Tür. Doch am Gartentor blieb sie kurz stehen und blickte zum Nachbarhaus. Vielleicht sollte sie klingeln und nach Charlie fragen? Besser nicht. Wegen Charlies komischem Verhalten gestern hatte sie total vergessen, die Englischhausaufgaben zu machen, und das heute Morgen nachgeholt. Jetzt war Elina viel zu spät dran und sie wollte keinen Ärger in der Schule bekommen. Plötzlich flog die Tür der Sommerfelds auf. »Meine Haare sehen ganz bestimmt nicht aus wie ein Eichhörnchennest!«

      »Zu mir hat sie gesagt, dass meine Stimme klingt wie eine Säge!«

      Verwundert sah Elina, wie Charlie vor ihren älteren Schwestern flüchtete und dabei einen Sprint hinlegte, den ihre Trainerin sehr gelobt hätte. Elina konnte Charlie nicht mal grüßen, da war diese schon Richtung Bushaltestelle abgezischt. Pauline und Ida riefen Charlie wüste Flüche hinterher, ehe sie wütend wieder im Haus verschwanden.

      Das konnte nichts Gutes bedeuten!

      Besorgt lief Elina los und fand Charlie auf der Bank der Haltestelle. Ihre braunen, gelockten Haare hingen ihr wirr ins Gesicht, dunkle Schatten lagen unter ihren Augen, und sie hatte gar nicht wie