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nicht alle ins Bett legen oder zum Arzt gehen, sondern Symptome behandeln und weitermachen.

      Zur Risikogruppe für einen schweren Verlauf bei einer Ansteckung mit Influenza-Viren zählen Senioren, Menschen mit einer chronischen Grunderkrankung und Schwangere. (6)

      Die folgenden Zahlen und Fakten sind dem „Bericht zur Epidemiologie der Influenza, Saison 2014/15“ der AGI entnommen. Entsprechend beziehen sie sich auf die Grippewelle 2014/15. (30)

      Tauchen Sie mit mir ein in die faszinierende Welt der Influenza. Sollten Sie jetzt zurückschrecken, weil Ihnen das einfach zu spannend ist … Sie können auch zur Zusammenfassung hüpfen.

      2.1 Grippewelle 2014/15

      Bereits im Oktober 2014 kam es zum erstmaligen Nachweis des Influenza-Subtyps, der nachfolgend die Grippewelle auslösen sollte. Der Anteil der Proben, die positiv auf Influenza getestet wurden, stieg sukzessive an und lag ab der zweiten Kalenderwoche 2015 bei mehr als 20 %. Dies wird zeitlich von der AGI als Beginn der Influenzawelle definiert. Sie endete in der 16. Kalenderwoche.

      Um das Ausmaß der Grippewelle beschreiben zu können, gibt die AGI verschiedene Maße an. Im speziellen sind dies die Anzahl der Arztbesuche, die Krankschreibungen, Krankenhausaufenthalte und Todesfälle, die mit einer Influenzainfektion in Zusammenhang gebracht werden. Die Fälle werden nicht deutschlandweit einzeln akribisch gezählt, sondern mittels statistischer Methoden hochgerechnet.

      Von repräsentativen Stichproben auf die Grundgesamtheit zu schließen, ist eine gängige Methode, um die Verbreitung eines Merkmals in der Bevölkerung zu schätzen, wenn es aus unterschiedlichsten Gründen nicht möglich ist, jeden einzelnen zu erfassen. Auf diese Weise kommen z.B. die Zuschauerquoten zustande. Es läuft ja niemand deutschlandweit von Haus zu Haus und fragt nach dem Fernsehprogramm vom Vortag. Ausgewählte Nutzer melden zurück, welches Programm sie tatsächlich gesehen haben. Da die Gruppe der Nutzer vorher so ausgewählt wurde, dass sie in relevanten Punkten die Bevölkerungsstruktur widerspiegelt, kann man die Werte auf die ganze Bevölkerung hochrechnen.

      Der von der AGI angewandte Weg ist daher plausibel. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die Zahlen stark von der Realität abweichen. Am Ende behauptet auch niemand, die Zahl genau zu kennen, sondern es wird für die meisten Maße ein Konfidenzintervall (KI) angegeben. Dies benennt den Bereich, in dem sich die tatsächliche Zahl mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % befindet.

      Die Vorgehensweise der AGI bei der Schätzung soll hier nur zusammengefasst dargestellt werden. Bei (noch mehr) Interesse sind Details zu den angewandten statistischen Modellen dem Bericht der AGI (30) zu entnehmen.

      Bezüglich des zu berechnenden Maßes wird zuerst ein Basiswert berechnet. Am Beispiel der „Konsultationen“ würde man die Frage stellen:

      „Wieviele Menschen suchen in einem durchschnittlichen Jahr im Zeitraum von Januar bis April normalerweise wegen akuter Atemwegsbeschwerden ihren Hausarzt auf ?“

      Die Antwort auf diese Frage führt zu dem Wert, der auch dann zu erwarten gewesen wäre, hätte es keine Grippewelle gegeben. Hier kann die AGI auf kompliziert berechnete Erfahrungswerte zurückgreifen und weiß so, wie viele Arztbesuche mit dieser Diagnose nichts mit der Grippewelle zu tun haben.

      Die überzufällige Anzahl der darüber hinaus gehenden Konsultationen mit derselben Diagnose werden als im Zusammenhang mit Influenza stehend betrachtet. Der sich hieraus ergebende Wert wird Exzess-Konsultationen genannt.

      Sehr vereinfacht kann man es auch folgendermaßen darstellen: Nehmen wir an, dass in einer durchschnittlichen Hausarztpraxis im Zeitraum von Januar bis März eines beliebigen Jahres erfahrungsgemäß ungefähr 200 Patienten wegen akuter Atemwegsbeschwerden vorsprechen. Sind es während einer Grippewelle plötzlich 400, so erhält man eine Differenz von 200. Davon wird der Teil abgezogen, der auf rein zufälligen Schwankungen beruhen könnte. Und nur das, was danach übrig bleibt, würde man auf die aktuelle Grippewelle zurückführen.

      Für die Influenza-Welle 2014/15 kommt die AGI für Deutschland zu dem unglaublichen Wert von 6,2 Millionen Arztbesuchen, die über das normale Maß hinausgehen und mit Influenza assoziiert sind. Genauer gesagt liegt der tatsächliche Wert mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % zwischen 5,5 und 6,7 Millionen Arztbesuchen.

      Die auf die Grippewelle zurückzuführenden zusätzlichen Krankschreibungen und die von den Hausärzten ausgestellten Überweisungen in ein Krankenhaus wurden auf gleiche Weise berechnet.

      Hinsichtlich der Krankschreibungen (einschließlich der Verordnung von Bettruhe bei Menschen, die keine Krankschreibung benötigen) liegt der Schätzwert bei 3,7 Millionen (KI: 3,4 – 4,1 Millionen), allein wegen Influenza.

      31.000 Menschen wurden aufgrund der Schwere ihrer Symptome in ein Krankenhaus überwiesen (KI: 26.000 – 35000).

      In diesen Zahlen sind all diejenigen noch nicht berücksichtigt, bei denen die Infektion symptomfrei oder so mild verläuft, dass kein Arzt aufgesucht wird.

      Auch zu den mit Influenza assoziierten Todesfällen legt die AGI Schätzungen vor. Ähnlich wie bei den o.g. Parametern wird zuerst ein Basiswert berechnet. Wie viele Todesfälle sind erfahrungsgemäß in dem definierten Zeitraum zu erwarten? Geht die Anzahl der Todesopfer während einer Grippewelle deutlich über den zu erwartenden Wert hinaus, wird der überzufällige Anstieg den Auswirkungen der Influenza zugerechnet.

      Auf diese Weise berechnet die AGI für die Grippesaison 2014/15 21.300 Todesfälle in Deutschland.

      Dabei sollte erst drei Jahre später die schlimmste Grippewelle seit 30 Jahren auftreten…

      2.2 Zusammenfassung

      Ungefähr 6 Millionen Arztbesuche, mehr als 3,5 Millionen Krankschreibungen und ca. 30.000 Patienten, die aufgrund der Schwere ihrer Symptome ins Krankenhaus mussten. Nicht insgesamt, sondern nur im Zusammenhang mit der Grippe. Plus Dunkelziffer. Über 20.000 Menschen sind direkt oder indirekt an Influenza gestorben. Das alles geschah in Deutschland im Zeitraum von Januar bis April 2015.

      Die Fragezeichen in meinem Kopf sind größer geworden. Meine drei zusammengereimten Hauptargumente dafür, dass Corona gefährlicher sein muss, haben sich in Luft aufgelöst:

       Grippeviren sind dem Körper bekannt, Corona ist neu.

      Erstens sind Corona-Viren an sich nicht neu. Das aktuell grassierende Corona-Virus ist ein Vertreter von Viren einer Gruppe, die wir bereits kennen.

      Zweitens verändern sich auch Influenza-Erreger jedes Jahr. Auch hier trat in der Vergangenheit von Zeit zu Zeit ein Subtyp auf, der sich in wesentlichen Eigenschaften von den bisher bekannten unterschieden hat. Geschieht dies, steht kurzfristig kein Impfstoff zur Verfügung, das Immunsystem weiß mit diesem neuen Erreger nicht umzugehen und es kommt zu einer Pandemie. Ein derart veränderter Influenza-Subtyp ist für den Körper genauso neu wie das aktuell grassierende Coronavirus.

       Corona ist bedrohlicher, weil viele Infektionen ohne Symptome verlaufen und sich so die Krankheit viel schneller ausbreitet.

      Angaben des RKI zufolge verläuft ein Drittel der Influenza- Infektionen schwer, ein Drittel leicht und das letzte Drittel asymptomatisch, also ohne erkennbare Symptome. In einer Studie (10) wurde gezeigt, dass sogar nur jeder vierte Infizierte Symptome aufweist. Wie bei Corona ist man jedoch auch bei Symptomfreiheit möglicher Überträger der Krankheit.

       An der Grippe sterben doch nicht so viele Menschen.

      2014/15 waren es in Deutschland über 21.000, in der Saison 2017/18 über 25.000 Menschen. Da sind wir bei Corona noch weit von entfernt.

      Der Vergleich zwischen Grippe- und Coronatoten wird an manchen Stellen als falsch dargestellt, da die Anzahl der Grippetoten auf Schätzungen beruht, während es sich bei Corona um labordiagnostisch bestätigte Fälle handelt (3).

      Diese Aussage lässt sich auf verschiedene Weise interpretieren. Wenn damit jedoch gemeint ist, dass es sich bei den Corona-Toten um bestätigte Fälle, also Tatsachen, handelt und bei den