7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter. Pete Hackett

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Название 7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter
Автор произведения Pete Hackett
Жанр Вестерны
Серия
Издательство Вестерны
Год выпуска 0
isbn 9783745210705



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aufzutreiben ist. Das spielt für mich eine sehr wesentliche Rolle!"

      *

      Sie sind den fünften Tag unterwegs und haben das raue Rudel des Ranchers nicht mehr gesehen. Bill hat keine Ahnung, ob die eingeschlagene Richtung sie nach Cheyenne führen wird. Immer wieder drehen sich die Hohlwege, denen sie folgen. Vielleicht sind sie schon in Wyoming und wissen es nicht.

      In einem Felsenkessel halten sie an. Es geht auf den Abend zu. Bill steigt ab, bindet sein Pferd mit den Zügeln an einen Busch und wendet sich Dale zu. Der Ranchersohn ist schon abgestiegen, kann sich aber nicht von dem Pferd trennen, weil seine Handgelenike am Sattelhorn festgebunden sind.

      Bill tritt auf die andere Seite des Tieres und löst den Sattelgurt.

      Fluchend zieht Dale den Sattel herunter.

      Er ist gezwungen, ihn mit sich herumzuschleppen.

      Bill bricht Äste von den Büschen und schichtet sie übereinander. Er hat noch ein Stück Fleisch, das er braten will. Er hört Dales katzenhaften Schritt plötzlich hinter sich und wirbelt herum. Der Kerl hat den Sattel schon hochgeschwungen und lässt ihn niedersausen.

      Bill wirft sich noch zur Seite, aber der Sattel trifft seine Schulter, und fegt ihn zu Boden. Die Äste, die er übereinander geschichtet hatte, fliegen nach den Seiten. Der Steigbügelschuh hat Bills Gesicht gestreift und einen stechenden Schmerz hinterlassen. Dale wirbelt den Sattel wieder in die Höhe. Bill streckt die Beine aus und kann den Schlag abfangen. Er springt hoch und schlägt mit der linken Hand zu, weil er die rechte kaum bewegen kann.

      Hart getroffen prallt Dale zurück, stolpert und fällt.

      „Ich sollte dich jetzt so prügeln, wie dein Vater dich geprügelt hat", sagt er kratzig. „Dann bist du sicher wieder drei Tage friedlich. Ich habe gleich gewusst, dass es bei dir nicht länger anhalten würde."

      „Verdammter Kopfgeldjäger!", presst Dale durch die Zähne.

      Bill kann sich nur mit Mühe beherrschen.

      „Auf deinen Kopf stand kein Preis, als ich an die Verfolgung ging", sagt er. „Und das Geld, das du hattest, kann ich auch nicht wieder beschaffen. Nimm dich also zusammen, Dale. Ich kann auch sehr ungemütlich sein. Woher hattet ihr eigentlich gewusst, dass Geld mit dem Zug befördert wird?"

      „Es wird immer Geld befördert", knurrt Dale. „Ich wusste es schon lange. Wir hatten gehofft, dass es mehr sein würde. Es hat mir gereicht. Glaubst du nicht, dass ich es nie wieder getan hätte?"

      „Das interessiert mich nicht. Du musst es dem Richter erzählen."

      Bill wendet sich schroff ab. Es widert ihn an, wenn sich ein Verbrecher aufs Bitten verlegt. Er schichtet das Holz wieder übereinander, brennt ein Stück Papier an und schiebt es darunter. Dabei dreht er den Kopf, um Dale nicht aus den Augen lassen zu müssen.

      *

      Es wird gerade hell, als sie die Geröllhalde erreichen. Sie fällt steil in die Tiefe. Ungefähr vierzig Meter unter ihnen ist wieder ein fester Weg.

      Bill hat sein Pferd angehalten und schaut hinunter. Er sieht eine Bewegung und dreht den Kopf. Dale hat die Hände gehoben. Die Stricke, mit denen er gebunden war, hängen zerrissen am Sattelhorn.

      Dale schlägt schnell und hart zu. Er trifft Bill an den Kopf, und der stürzt aus dem Sattel. Das Pferd wird von seinem Spornrad an der Flanke verletzt und rast mit einem schrillen Wiehern vorwärts, gerät auf die Halde, und unter den Hufen rollen die Steine weg.

      Angstvoll schnaubt das Pferd und will rückwärts. Aber es kann sich nicht halten. Es rutscht. Alkalistaub wirbelt auf.

      Bill springt in die Höhe und wirft sich nach den Zügeln.

      Zu spät! Das Pferd ist schon drei Meter weiter. Die ganze Geröllhalde scheint auf einmal in Bewegung geraten zu sein. Das schrille, ängstliche Wiehern schallt zu ihm herauf. Dales Gelächter vermischt sich damit. Das Pferd stürzt, wird von Steinen überrollt und ist im aufstrebenden Staub nicht mehr zu sehen.

      Bill dreht sich in dem Moment, in dem Dale seinem Pferd die Sporen gibt. Bill weiß, dass er ihn nie mehr einholen kann. Es gibt nur noch einen einzigen Weg. Einen, den er immer verabscheut hat. Noch während er das denkt, hat er den Colt in die Hand genommen und schießt.

      Das Pferd strauchelt, taumelt gegen die Felswand auf der rechten Seite und bricht zusammen.

      Dale rettet sich durch einen Sprung. Er liegt noch, als Bill aufgestanden ist und auf ihn zugeht.

      „Bewege dich nicht, Dale!", schnauft Jackson.

      Das Pferd schlägt mit den Hufen gegen die Felswand. Funken sprühen auf.

      Bill schießt noch einmal. Laut donnert das Echo durch die Schlucht. Das Pferd streckt sich.

      Dale lacht verzweifelt. Sein Plan ist misslungen. Und weiß der Teufel, wie lange er schon frei war. Er hatte auf seinen Augenblick gewartet. Und nun hat es nicht geklappt. Nichts hat sich verändert. Nur die Pferde sind verloren.

      „Nun werden wir nie mehr in Cheyenne ankommen!", schreit er auf einmal.

      „Steh auf! Wir werden ankommen. Dreh dich um, ich binde dir die Hände auf den Rücken!"

      Dale kommt langsam hoch. Er dreht sich halb, federt zurück und will Bill den Colt niederschlagen. Aber der ist schon zurückgetreten.

      „Warum schießt du denn nicht?", schreit Dale. „Los, drück ab!"

      Bill sieht wieder die Angst in den Augen des jungen, wilden Killers.

      „Dreh dich um, Dale. Ich schlage dich sonst nieder."

      „Ja, schlagen, das kannst du!", keift Hassel. „Aber sonst nichts!"

      „Dreh dich um!"

      Dale springt vorwärts, hebt die Faust und schreit: „Schießen wirst du nicht, weil ich vor den Henker gebracht werden soll."

      Bill weicht dem Schlag aus, wechselt den Colt blitzschnell in die linke Hand und hämmert Dale die Faust gegen die Schläfe. Der junge Bursche wird über das tote Pferd geworfen. Ehe er sich wieder aufrichten kann, ist Bill bei ihm und zieht ihm die Hände auf den Rücken.

      *

      Dale Hassel taumelt gegen die Felswand und schrammt mit der Schulter dagegen.

      „Ich kann nicht mehr weiter!", ächzt er. „Mach mit mir, was du willst! Ich kann nicht mehr!"

      Bill stößt ihm den Lauf des Frontiercolts in den Rücken.

      „Du hast rauben und morden können!", zischt er. „Nun wirst du auch laufen können. Es war deine Schuld, dass wir jetzt ohne Pferde sind. Weiter!"

      Dale stolpert den Hohlweg hinunter. Gras wächst rechts und links. Sie kommen zu einem Plateau und sehen unten im Tal den glitzernden Schienenstrang, der von Osten nach Westen durch das lange Tal läuft. Ein Stück rechts von ihnen gruppieren sich ein paar Häuser und Schuppen um das Gleis.

      Dale stößt ein schrilles Lachen aus.

      „Das ist Yellowtown", sagt er. „Eine Stadt ohne Sheriff und ohne Gesetz. Eigentlich ist es gar keine Stadt. Die Häuser dort gibt es nur, weil hier manchmal ein paar Siedler Waren abholen, weil Pelztierjäger aus den Bergen kommen und in die Städte des Ostens fahren. Bis Cheyenne sind es mindestens noch einhundert Meilen."

      „Der Zug wird uns hinbringen, wenn wir keine Pferde bekommen. Weiter!"

      Als sie die Häuser erreichen, steht die Sonne direkt über ihnen. Ein paar Männer stehen bei den Bahnschuppen und schauen ihnen entgegen.

      „Der junge Hassel“, sagt einer und wird bleich um die Nase.

      Bill weiß in diesem Moment, dass Big John mit seinen Reitern hier gewesen ist. Wachsam und suchend gleitet sein Blick umher. Nirgends sieht er ein Pferd stehen. Ob sie fortgeritten sind? Sicher.

      „Wann geht der nächste Zug?", fragt er.