Название | Western Action Großband Februar 2019 - 1000 Seiten Spannung |
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Автор произведения | Pete Hackett |
Жанр | Вестерны |
Серия | |
Издательство | Вестерны |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745208139 |
»Allerdings«, sagte er knurrend. »Aber es ist überhaupt nicht sicher, dass Forsyth bei euch nach mir sucht.«
Sie lachte gallig auf. »Wo sonst, wenn nicht bei uns. Der Fluss führt genau an unserem Haus vorbei. Und im Fluss bist du ihnen entwischt. Du darfst Big Jim nicht unterschätzen.«
»Warum bleibst du nicht bei mir?« Lane versuchte, durch die Finsternis in ihrem Gesicht zu lesen. Es gelang ihm nicht. Aber er glaubte die Unrast zu spüren, die sie ausstrahlte. Sie sprang wie ein Funke auf ihn über.
»Soll ich meinen Vater im Stich lassen?«, entfuhr es ihr schroff.
Betreten biss Lane die Zähne zusammen. Seine Schultern strafften sich. »Oh, verdammt, in was habe ich euch bloß hineingezogen?« Seine Stimme war nur noch ein kratzendes Geflüster, die Stimme eines Mannes, der den Tod bereits die Knochenfaust nach sich ausstrecken sah.
Lisa schwieg. Und dieses Schweigen traf Lane mehr als alle Worte es vermocht hätten. Ihn beschlich ein kaltes Gefühl — ein Gefühl, das ihm körperliches Unbehagen bereitete. »All right, Lisa. Wenn ich mich stark genug fühle, verschwinde ich für einige Zeit. Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll für alles, was du für mich getan hast. Jedenfalls wirst du von mir hören. Und irgendwann kehre ich zurück, um Jim Forsyth zur Rechenschaft zu ziehen.«
Er fühlte durch die Dunkelheit ihren Blick voll Schwermut und Sorge auf sich gerichtet. Plötzlich zog sie ihr Pferd herum und trieb es neben das seine. Steigbügel an Steigbügel verharrten sie. Er fühlte ihre erregende Nähe. Schlicht und einfach sagte sie: »Ich habe es für dich getan, weil ich dich liebe, Lane. Das weißt du auch. Aber jetzt habe ich Angst um meinen Vater, und ihn liebe ich ebenfalls. Das ist so, und du wirst es verstehen.«
»Wie willst du ihm beistehen, wenn sich deine Befürchtungen bewahrheiten sollten?«, schnappte er. In sein Denken begannen sich erneut die bittersten Vorwürfe einzunisten, weil er Clay Reed und Lisa einer Gefahr ausgesetzt hatte, die überhaupt nicht einzuschätzen war.
»Nicht einmal Big Jim kann es wagen, Hand an eine Frau zu legen«, erwiderte sie herb.
»Darauf vertraust du?«, entrang es sich ihm ungläubig und zweifelnd.
Sie beugte sich zu ihm hinüber und küsste ihn. »Mach dir keine Sorgen«, raunte sie dann mit Wärme im Tonfall. »Auch ein Mann wie Jim Forsyth kann sich über die ungeschriebenen Gesetze unseres Landes nicht hinwegsetzen. Wenn er erfährt, dass wir dir geholfen haben, wird er uns hassen, und mein Vater verliert seinen Job als Raubtierjäger. Nun, vielleicht versucht er sogar, uns zu vertreiben. Ich hänge nicht an der Farm. Und so alt ist mein Vater auch wieder nicht, dass er nicht noch einmal von vorne anfangen könnte.« Sie gab sich Mühe, zuversichtlich zu klingen, aber ihrer Stimme fehlte die echte Hoffnung. Nach diesen Worten schwieg sie, weil sie erkannte, dass sie sich selbst etwas einredete, dass sie sich völlig falschen Illusionen hingab.
Deutlich fühlte Lane die Resignation, die in ihrem Tonfall gelegen hatte. Es durchlief ihn heiß und kalt. Wenn ihm die Konsequenzen seiner Flucht auf Reeds Farm in ihrer ganzen Tragweite noch immer nicht so recht ins Bewusstsein gerückt waren, so traf ihn die Wucht der Erkenntnis nun mit aller Schärfe. Um sein Leben zu retten hatte er womöglich Clay Reeds Leben zerstört — und damit auch das Leben Lisas. Es wurde ihm mit erschreckender Klarheit bewusst, senkte sich wie schleichendes Gift in sein fieberndes Hirn und ließ ihn nicht mehr los.
»Mein Gott, Lisa, ich …«
»Schweig!« Ihre Stimme duldete keinen Widerspruch. »Mein Vater kennt die Höhle nicht. Ich habe ihm zwar davon erzählt, aber mehr, als dass sie sich in der Alderschlucht befindet, weiß er nicht. Du hast also nichts zu befürchten. Wenn du die Höhle verlässt, folge der Schlucht nach Osten. Du wirst nach Crestone gelangen, einem kleinen Nest in den Bergen. Von dort aus kannst du mich benachrichtigen.«
»Würdest du mir noch einen Gefallen tun, Lisa?«
»Wenn es in meiner Macht steht - sicher.«
»Sag Tex Dudley, wo er mich finden kann.«
»Auf ihn wird Big Jim ein besonders scharfes Auge werfen«, streute Lisa ihre Zweifel aus.
»Tex ist kein Anfänger.«
»In Ordnung. So long, Lane, und - good luck. Pass auf dich auf!« Sie trieb ihr Pferd an. Lane wollte nach ihr greifen, sie impulsiv festhalten, aber sie war schon außer Reichweite.
»Ich komme zurück, Lisa!«, rief er. Es klang wie ein Schwur. »Ich komme wieder …« Seine Stimme verhallte in der Nacht. Tackender Hufschlag entfernte sich. Mit gemischten Gefühlen lauschte er ihm nach. Er spürte das Unheil, das Verhängnis, dem Lisa entgegen ritt, tief in seiner Seele. Nur selten zuvor hatte Lane sich in einer ähnlich fürchterlichen Stimmung befunden wie in diesen Sekunden. Es war das nagende Empfinden, dass die Schlingen eines tückischen, grausamen Schicksals nicht nur ihm, sondern auch Lisa und ihrem Vater den Todesstoß versetzen wollten. Ein grenzenloses Gefühl der Angst um sie, aber auch des Alleinseins, der absoluten Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit kam in ihm auf, das so stark wurde, dass er in einen regelrechten Taumel verfiel.
*
Der Taumel ging vorüber, die Ernüchterung kam. Der Hufschlag war nur noch fern und verschwommen zu vernehmen. Lane starrte den Pfad hinauf, der von fast senkrechten Felswänden gesäumt wurde. Es war finster hier wie im Schlund der Hölle, und nur ganz weit oben war ein Streifen des samtenen Nachthimmels zu sehen.
Nur ein Zugang!, sinnierte er düster. Falls Clay Reed nicht stark genug war, sich Big Jims Fragen nach mir zu widersetzen, dann sitzt du dort oben fest, wenn sie kommen. Wenn Reed auch die genaue Position der Höhle nicht kennt - es reicht, wenn er ihnen sagt, dass sie sich in der Alderschlucht befindet.
Schwer trug er an seiner Unentschlossenheit. Das Hufgeklapper war verklungen. Irgendwo in den Felsen schrie ein Käuzchen. Schrill und unheimlich. Seine Zukunft lag ebenso dunkel und undurchsichtig vor Lane wie der Felsenpfad. Sein Pferd schnaubte. Das Packtier stimmte prustend ein.
Er spann seine Überlegungen fort: Eine Woche kannst du dich dort oben halten. Vor allen Dingen kannst du mit einem Gewehr und der Munition, die du hast, die Höhle gegen eine ganze Armee verteidigen. Aber was ist dann? Dein Proviant wird zu Ende gehen, du wirst kein Wasser mehr haben, und dann musst du aufgeben oder sie kommen dich holen oder du knallst dir selber eine Kugel ins Hirn. Hell and damnation, es ist zum Verzweifeln!
»Hüh!« Er zog sein Pferd herum und verließ die Felsspalte. Es war mehr das Unterbewusstsein, das ihn dirigierte, nicht aber der bewusste Wille. Alles in ihm sträubte sich dagegen, die Höhle aufzusuchen, die für ihn zur tödlichen Falle werden konnte. Er ritt tiefer in die Schlucht hinein. An einem kleinen See, der von dem Bach gespeist wurde, hielt er an. Eine Gruppe von Zedern reichte bis zur nördlichen Felswand. Ihr Zweigwerk filterte das Mondlicht, das nur schwach auf den Grund der Schlucht drang, und ließ die ruhige, glatte Oberfläche des Teiches glitzern wie flüssiges Silber.
Lane schlug sein Lager zwischen den Bäumen auf. Bald lag er auf seiner Decke. Die Kälte der Nacht griff nach ihm, schien aus dem Boden und durch seine Kleidung zu kriechen. Sein letzter Gedanke galt Lisa. Die Sorge um sie elektrisierte ihn noch einmal und ließ ihn hochschrecken, zog ihm förmlich die bleischwere Müdigkeit aus dem Gehirn und ließ ihn schneller atmen. Aber dann versank die Welt um ihn herum. Er verfiel in tiefen Schlaf.
*
Der Morgen graute, als Lisa die Farm erreichte. Farblos und verwittert schälten sich die Hütten aus dem Dunst. Nichts deutete darauf hin, dass etwas anders sein könnte als vor wenigen Stunden, ehe sie mit Lane fortgeritten war. Und dennoch glaubte sie den Pulsschlag der Gefahr zu fühlen, der sie streifte wie ein böser Atem und der sie unwillkürlich