Die Gedichte. Auswahl. Else Lasker-Schüler

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Название Die Gedichte. Auswahl
Автор произведения Else Lasker-Schüler
Жанр Языкознание
Серия Reclams Universal-Bibliothek
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783159617107



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Lippen leuchten schon

      Und sprechen Fernes, 10

      Und bin ein buntes Bilderbuch

      Auf deinem Schoß;

      Aber dein Antlitz spinnt

      Einen Schleier aus Weinen –

      Meinen schillernden Vögeln 15

      Sind die Korallen ausgestochen,

      An den Hecken der Gärten

      Versteinern sich ihre weichen Nester.

      Wer salbt meine toten Paläste –

      Sie trugen die Kronen meiner Väter, 20

      Ihre Gebete versanken im heiligen Fluss.

      [34]Mein LiebesliedMein Liebeslied (Auf deinen Wangen liegen) [41.]

      Auf deinen Wangen liegenAuf deinen Wangen liegen

      Goldene Tauben.

      Aber dein Herz ist ein Wirbelwind,

      Dein Blut rauscht, wie mein Blut –

      Süß 5

      An Himbeersträuchern vorbei.

      O, ich denke an dich – –

      Die Nacht frage nur.

      Niemand kann so schön

      Mit deinen Händen spielen, 10

      Schlösser bauen, wie ich

      Aus Goldfinger;

      Burgen mit hohen Türmen!

      Strandräuber sind wir dann.

      Wenn du da bist, 15

      Bin ich immer reich.

      Du nimmst mich so zu dir,

      Ich sehe dein Herz sternen.

      Schillernde Eidechsen

      Sind deine Geweide. 20

      Du bist ganz aus Gold –

      Alle Lippen halten den Atem an.

      [35]Pharao und JosephPharao und Joseph [42.]

      Pharao verstößt seine blühenden WeiberPharao verstößt seine blühenden Weiber,

      Sie duften nach den Gärten Amons.

      Sein Königskopf ruht auf meiner Schulter,

      Die strömt Korngeruch aus.

      Pharao ist von Gold. 5

      Seine Augen gehen und kommen

      Wie schillernde Nilwellen.

      Sein Herz aber liegt in meinem Blut.

      Zehn Wölfe gingen an meine Tränke.

      Immer denkt Pharao 10

      An meine Brüder,

      Die mich in die Grube warfen.

      Säulen werden im Schlaf seine Arme

      Und drohen.

      Aber sein träumerisch Herz 15

      Rauscht auf meinem Grund.

      Darum dichten meine Lippen

      Große Süßigkeiten,

      Im Weizen unseres Morgens.

      [36]Die LiebeDie Liebe (Verstecke mich in deinem Süßblut) [43.]

      Verstecke mich in deinem SüßblutVerstecke mich in deinem Süßblut

      Nähe mich in den Saum deiner Haut ein.

      Immer tragen wir Herz vom Herzen uns zu.

      Pochende Naht

      Hält unsere Schwellen vereint. 5

      Wo mag der Tod mein Herz lassen?

      In einem Brunnen, der fremd rauscht –

      In einem Garten, der steinern steht –

      Er wird es in einen reißenden Fluss werfen.

      Mir bangt vor der Nacht 10

      Daran kein Stern hängt.

      Denn unzählige Sterne meines Herzens

      Vergolden deinen Blutspiegel.

      Liebe ist aus unserer Liebe vielfältig erblüht.

      Wo mag der Tod mein Herz lassen? 15

      Leise sagen –Leise sagen – [44.]

      Du nahmst dir alle SterneDu nahmst dir alle Sterne

      Über meinem Herzen.

      Meine Gedanken kräuseln sich

      Ich muss tanzen.

      [37]Immer tust du das, was mich aufschauen lässt, 5

      Mein Leben zu müden.

      Ich kann den Abend nicht mehr

      Über die Hecken tragen.

      Im Spiegel der Bäche

      Finde ich mein Bild nicht mehr. 10

      Dem Erzengel hast du

      Die schwebenden Augen gestohlen.

      Aber ich nasche vom Seim

      Ihrer Bläue.

      Mein Herz geht langsam unter 15

      Ich weiß nicht wo –

      Vielleicht in deiner Hand.

      Überall greift sie an mein Gewebe.

      VersöhnungVersöhnung [45.]

      Es wird ein großer Stern in meinen Schoß fallen …Es wird ein großer Stern in meinen Schoß fallen ...

      Wir wollen wachen die Nacht,

      In den Sprachen beten

      Die wie Harfen eingeschnitten sind.

      Wir wollen uns versöhnen die Nacht – 5

      So viel Gott strömt über.

      [38]Kinder sind unsere Herzen,

      Die möchten ruhen müdesüß.

      Und unsere Lippen wollen sich küssen,

      Was zagst du? 10

      Grenzt nicht mein Herz an deins –

      Immer färbt dein Blut meine Wangen rot.

      Wir wollen uns versöhnen die Nacht,

      Wenn wir uns herzen, sterben wir nicht.

      Es wird ein großer Stern in meinen Schoß fallen. 15

      Meine MutterMeine Mutter [46.]

      War sie der große EngelWar sie der große Engel,

      Der neben mir ging?

      Oder liegt meine Mutter begraben