Название | Fiona - Leben |
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Автор произведения | Zsolt Majsai |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Kristallwelten-Saga |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783956672712 |
„Hi Fiona“, meldet sie sich.
„Wir haben jemanden verärgert.“
„Hä?“
Ich gebe ihr ein paar Stichworte. Sie hört schweigend zu. Als ich fertig bin, atmet sie hörbar durch.
„Wir sollten uns diese Werwolfgruppe doch mal ansehen“, sagt sie schließlich.
„Yap! Ich bin schon unterwegs. Wo soll ich dich abholen?“
„Im Büro. Weißt du, wo?“
Was für eine Frage. Natürlich weiß ich es. Stand schließlich oft genug vor dem Wolkenkratzer, in dem auch ihre Konzernverwaltung untergebracht ist.
„Central Place 3?“
„Genau. Ich warte unten.“
„Weißt du eigentlich, wo wir hinmüssen?“
„Ich frage Elaine.“
„Bis gleich.“
Ich brauche keine 10 Minuten bis zum Central Place, dennoch steht Katharina schon unten. Sie ist genauso wenig passend angezogen wie ich, aber meine Ungeduld verbietet es, dass wir uns umziehen. Zumindest tragen wir beide keine High Heels. Obwohl, hohe Absätze könnten gut als Waffen benutzt werden. Hat Katharina schließlich schon mal vorgeführt.
Sie lächelt mich an. „Wald.“
Ich mache vermutlich kein besonders intelligentes Gesicht, denn sie lacht kurz auf. „Die Werwölfe sind im Wald.“
„Ja, klar. Geht es etwas genauer?“
„Irgendwo in Small Hills. Elaine hat mir den Weg beschrieben. Sie haben logischerweise keine offizielle Adresse.“
„Logischerweise.“ Wie witzig. Ich fahre also erst einmal nach Osten. Eine halbe Stunde später verlassen wir New Village und kurven eine enge Serpentinenstrecke hinauf. Als eine Gabelung kommt, fahren wir rechts, was dem Fahrwerk nicht so guttut. Und unseren Hintern auch nicht. Katharina verzieht das Gesicht. „Du solltest dir einen Geländewagen anschaffen“, stellt sie fest.
„Hey, ich habe noch nie einen gebraucht bisher. Ich heiße nicht Katharina, um zu jeder Gelegenheit den passenden Wagen in der Garage zu haben.“
Sie grinst mich an. „Kann es sein, dass du sauer bist?“
„Ich? Nö.“
Für einen kurzen Moment habe ich Hoffnung, doch dann ist auch dieser Moment einfach vorbei. Vielleicht ist das auch ganz gut so, denn der enge Waldweg, auf dem wir uns mittlerweile befinden, erfordert meine ganze Aufmerksamkeit. Nicht zuletzt deshalb, weil wir uns wohl dem Lager der Werwölfe nähern und uns nicht zu früh bemerkbar machen sollten.
Zu früh?
Katharina kann Gedanken lesen. „Wir sollten zu Fuß weitergehen.“
Ich nicke und fahre den Wagen in die Büsche. Katharina trägt ein schwarzes Hosenkostüm und Stiefel, ich Jeans, Stiefeletten und ein Hemd, lässig über die Hose fallend. Nur bedingt die richtige Kleidung für eine Wanderung.
„Woher weiß eigentlich Elaine so genau, wo dieses Lager ist?“, erkundige ich mich, während wir durch das Wechselspiel zwischen Schatten und Sonnenlicht, das zwischen den Baumkronen auf den moosbedeckten Waldboden fällt, eilen.
Katharina zuckt die Achseln. „Keine Ahnung. Vielleicht hat sie mal mit einem der Typen gevögelt.“ Und auf meinen erstaunten Blick hin fügt sie hinzu: „Sie ist keine Asketin.“
„Und warum sollte sie mit einem der Typen vögeln?“
„Weil er vielleicht in die Bar gekommen ist, ein paar Bier getrunken und sie angebaggert hat, ohne dass sie wusste, wer er ist?“
Ja, das könnte so gewesen sein. Ich spare mir eine Antwort.
Zumal wir das Lager erreichen. Was man so Lager nennt. Auf einer Lichtung parken zwei Geländewagen, unter den Bäumen stehen Zelte in Tarnfarben. Zwischen ihnen brennt ein Lagerfeuer, darüber hängt ein Kessel. Mich würde es nicht einmal wundern, wenn darin ein Mensch kochen würde – oder zumindest Teile von ihm.
Fiona?
Wir robben im Schutz des Gestrüpps heran. Das war’s für unsere Geschäftskleidung. In einem der Zelte ist Bewegung zu erahnen. Viel scheint nicht los zu sein. Vielleicht Mittagspause?
„Hast du dich eigentlich mal gefragt, wieso du in der Firma angemailt wurdest?“, erkundigt sich Katharina.
„Klar. Was glaubst du, warum ich so hektisch reagiert habe? Wer auch immer dahinter steckt, weiß eine Menge.“
„Allerdings. Ben vertraust du?“
„Ja!“ Ich starre sie empört an. Sie grinst. „Schon gut, ich wollte ihm nicht nahetreten. Aber jemand muss gute Kontakte zur Polizei haben.“
„Frost.“
„Kann sein. Mich interessiert eher, wer hinter Frost steckt.“
„Lass es uns herausfinden!“ Ich springe auf und marschiere auf das Lager zu.
„Fiona!“, ruft Katharina unterdrückt. Da ich nicht reagiere, rennt sie hinter mir her. Sie sieht wütend aus. „Bist du durchgeknallt?“
„Immer.“
Die Wut macht auf ihrem Gesicht einem Grinsen Platz. „Echt, du bist völlig bescheuert.“
„Gibs zu, das liebst du an mir.“
„Das stimmt.“
Wir erreichen das Lagerfeuer und bleiben stehen. Aus einem der Zelte treten zwei junge Männer und mustern uns neugierig.
„Hi“, sage ich fröhlich. „Seid ihr Pfadfinder?“
Das bringt sie zum Lachen. Kann ich gut, Leute zum Lachen bringen. Zumindest für kurze Zeit. Meistens weinen sie am Ende.
„Okay, war nur ein Scherz. Frost schickt uns.“
Schlagartig werden sie ernst. „Wer?“
„Frost. Wisst ihr doch.“
„Schon mal was von subtilen Fragen gehört?“ Katharina beugt sich zu mir herüber und flüstert es in mein Ohr.
„Keine Ahnung, wer das ist“, sagt einer der jungen Männer. Er trägt einen tarnfarbenen Kampfanzug. „Was genau wollt ihr überhaupt?“
„Kannst du dir das nicht denken?“, erwidere ich keck und gehe forsch auf ihn zu. Er zieht plötzlich eine Pistole und richtet sie auf mich. Sein Kumpel macht dasselbe mit Katharina. Dabei rufen sie nach den anderen. Wir stehen auf einmal sechs jungen Männern gegenüber, die alle einen tarnfarbenen Kampfanzug tragen. Sie sind uniformiert.
„Ich liebe deine subtile Art“, bemerkt Katharina.
„Meine was?“ Und an den ersten jungen Mann gewandt: „Ist das alles? Nur sechs Leute? Da fühle ich mich direkt unterfordert!“
Er grinst. „Wir sind nur die Wache. Also, wer seid ihr und was genau wollt ihr?“
„Mein Name ist Fiona Flame.“ Ich registriere, wie sie sich plötzlich alle anspannen. „Wir wollten mit eurem Chef sprechen.“
„Der ist nicht da“, erwidert mein Gesprächspartner, sichtlich nervös. „Und er wird nicht mit euch sprechen wollen. Ihr solltet jetzt besser gehen.“
„Warum denn? Ich bin schrecklich neugierig. Was treibt ihr hier eigentlich so?“
Er hebt die Pistole höher, bis die Mündung auf meinen Kopf zeigt. „Ich weiß, wer und was du bist. Wenn ich dir das Gehirn wegpuste, bist du zumindest lange genug außer Gefecht gesetzt, dass wir dich unschädlich machen können.“
„Ihr könnt mich nicht unschädlich machen.“
„Oh doch.“