Fiona - Wiederkehrer. Zsolt Majsai

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Название Fiona - Wiederkehrer
Автор произведения Zsolt Majsai
Жанр Языкознание
Серия Die Kristallwelten-Saga
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783956672651



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seit zwei Jahren tot sind. Es ist nicht vorgesehen, dass Tote wiederkehren.“

      „Das kommt aber immer wieder vor, dass Menschen, die für tot erklärt wurden, plötzlich wieder da sind“, sagt Ben.

      „Ja, aber in solchen Fällen gibt es entweder keine Leiche oder zumindest eine, die nicht ganz eindeutig identifiziert werden kann.“

      „Das stimmt“, gibt Ben zu.

      „Das ist doch Wahnsinn!“, schreit plötzlich Victoria Burton. „Ich werde doch nicht mit einem Geist zusammenleben! Ihr seid alle wahnsinnig!“

      „Ich bin kein Geist!“, protestiert Victor. „Ich bin genauso aus Fleisch und Blut wie du. Ich habe meinen Körper vollständig regeneriert. Ich werde weiterleben und altern und irgendwann wieder sterben.“

      „Nein!“

      „Doch! Und ich darf dich daran erinnern, dass ich das Haus gekauft habe. Du hast es geerbt, aber wenn ich wieder am Leben bin, dann gehört es wieder mir und ...“

      „Jetzt mal langsam“, unterbreche ich ihn. „Auch wenn es nicht den großen göttlichen Plan gibt, waren Sie trotzdem tot und damit Ihr irdisches Leben beendet ...“

      „Wir sind alle unsterblich!“

      „Nicht als menschliche Manifestierung. Victor Burton hat aufgehört zu existieren. Ihre Engagement für diese Rolle ist abgelaufen. Sie müssten sich eigentlich eine neue Rolle suchen, wenn Sie wieder leben wollen. Und dann die vorgesehene Prozedur durchmachen: Zeugung, Geburt, Aufwachsen, und so weiter.“

      „Wollen Sie mich töten? Um das Gleichgewicht zu wahren?“

      „Blödsinn. Ich kann nicht erkennen, wie Sie das Gleichgewicht stören. Trotzdem werde ich nicht einfach zur Tür rausspazieren, ohne eine Lösung für … für das Problem zu haben.“

      „Es muss doch möglich sein, irgendwie zu erklären, dass nicht ich beerdigt wurde!“

      „Hallo? Die gesamte Verwandtschaft hat Sie aufgebahrt gesehen!“

      „Ich wurde beim Unfall übel zugerichtet.“

      Ich blicke Ben an. „Der Wärter will ihn doch erkannt haben und hat ihn vorher nur bei der Aufbahrung gesehen.“

      „Sagt er. Die Leichen werden normalerweise für die Aufbahrung wieder hergerichtet, so gut es geht.“

      „Ich weiß“, murmele ich und denke an Norman.

      „Aber so weit ich mich erinnere, war Victor Burton in seinem Auto von der Ladung des LKWs vor ihm zerquetscht worden.“

      „Aber in seinem Auto?“, frage ich nach.

      „Das habe ich verliehen“, sagt Victor.

      „Und wo waren Sie zwei Jahre lang?“

      „Hm.“

      Ich betrachte seine Frau, die aussieht, als stünde sie kurz vor der Ohnmacht. Was mich nicht wirklich verwundert. Nicht nur, dass ihr totgeglaubter Ehemann quietschfidel plötzlich auftaucht, sondern er will sie auch noch aus dem Haus schmeißen, das sie sich zusammen mit ihrem Liebhaber so schön eingerichtet hat.

      Geht ja gar nicht.

      Dürfte sie jedenfalls denken.

      Ob sie auch darüber nachdenkt, dass Victor gesagt hat, dass er sie liebt?

      „Mal angenommen, diese Fragen lassen sich alle so klären, dass Sie wieder Ihr altes Leben aufnehmen könnten. Aber auch dann bliebe es Fakt, dass Sie die Illusion durchschauen, dass Sie von der Verborgenen Welt wissen.“

      „Das würde ich schön für mich behalten, sonst würde ich für verrückt erklärt.“

      „Und? Sie würden also einfach alles für sich behalten und niemandem davon erzählen? Das kann ich mir nicht vorstellen. Immerhin wurde doch Ihr gesamtes Weltbild umgeworfen.“

      „Ihres doch auch.“

      „Das stimmt, und ich hatte auch lange daran zu knabbern.“

      „Trotzdem sind Sie hier. Und eine Kriegerin.“

      Ich seufze. „Ihre Frau weiß jetzt auch davon.“

      Er mustert sie. Sie starrt den Boden an. „Hören Sie, Fiona, warum geben Sie mir nicht einfach mal einen Tag Zeit, über meine Situation nachzudenken? Muss ich das wirklich jetzt sofort entscheiden? Das ist grausam.“

      Ich sehe Ben fragend an. Er nickt.

      „In Ordnung, denken Sie bis morgen Abend darüber nach. Und bis dahin bleiben Sie im Haus, gehen nicht einmal in den Garten. Niemand darf Sie sehen. Am besten geht auch Ihre Frau nicht aus dem Haus.“

      Victoria starrt mich entsetzt an. „Sie wollen mich wirklich mit … mit dem hier allein lassen?“

      „Es ist Ihr Mann, Victoria. Der Mann, den Sie geheiratet haben. So, als wäre er niemals gestorben.“

      Sie sinkt in sich zusammen.

      „Fiona, überlassen Sie das mir. Ich kümmere mich darum. Niemand wird mitbekommen, dass ich hier bin. Und bis morgen habe ich eine Entscheidung getroffen.“

      Ich nicke. „In Ordnung. Ich komme morgen Abend wieder vorbei und wir setzen diese Unterhaltung fort.“

      „Ich danke Ihnen. Ich bin mir sicher, dass wir eine Lösung finden werden.“

      Ganz sicher.

      Victor begleitet uns zur demolierten Haustür. Ich reiche ihm die Hand. Die Berührung ist unspektakulär, wie der Händedruck eines jeden Menschen.

      Draußen atmet Ben tief durch. „Irgendwie ist das ganz schön gruselig“, sagt er dann.

      „Ja“, erwidere ich nachdenklich. Wir gehen langsam los. „Und du meldest, dass wir ihn nicht gefunden haben und er nicht aufgetaucht ist?“

      Er nickt. „Hoffentlich ist es richtig, was wir hier tun.“

      Das hoffe ich auch.

      Wir verabschieden uns neben meinem Wagen, dann steige ich ein und fahre nach Hause.

      Nodus Sinuatrialis.

      Das kann sich doch kein Mensch merken! Zumindest keiner, der nicht zehn Jahre Medizin studiert hat. Andererseits, der Name ist genial. Finde das mal im Internet. Und selbst wenn du was findest, kommst du niemals darauf, dass du nicht auf einer Seite für angehende Herzchirurgen gelandet bist.

      Ich mustere den Ausdruck der Mail. Die haben eine Geschäftstelle in Newvil, was ich ganz praktisch finde, weil der Weg vom Zuhause der Burtons dahin nicht sehr weit ist. Unter den gegebenen Umständen vielleicht ein großer Vorteil.

      Ich greife nach dem Telefon und rufe James an.

      „Mein Schatz, du bist der Größte!“, erkläre ich ihm.

      „Du hast Glück, dass Geheimdienst mehr ist als nur geheimer Dienst“, erwidert er in seiner üblichen Bescheidenheit.

      „Das hast du aber schön gesagt. Und ich wusste das doch schon, schließlich habe ich James Bond gesehen. Und Craig als Bond ist sowieso ...“

      „Sag nichts Falsches, meine Liebe“, unterbricht er mich.

      „So, so. Hast du einen bestimmten Verdacht, was ich sagen wollte?“

      „Wahrscheinlich, was alle in spätpubertären Zustand zurückversetzte Frauen sagen wollen, nachdem sie Craig als Bond gesehen haben.“

      „Jetzt machst du mich ja mal neugierig. Was sagen denn Frauen, die in spätpubdingsbums Zustand zurückversetzt wurden?“

      „Das müsstest du doch besser wissen als ich“, brummt er. „Wann kommst du eigentlich nach Hause?“

      „Lenk nicht ab!“

      „Ich lenke nicht ab.“

      Ich seufze.