G.F. Barner 170 – Western. G.F. Barner

Читать онлайн.
Название G.F. Barner 170 – Western
Автор произведения G.F. Barner
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740963484



Скачать книгу

hin – und sei es, um zu schlafen – dann wird der Revolver auf einem Stuhl neben dem Bett liegen.

      Chris Evans geht durch die schmale Straße, sieht die beiden Laternen vorn am Kirchplatz und pfeift leise vor sich hin. Er kommt auf die Laternen zu, und er denkt immer noch an Elly. Von der Main Street her hört er den Hall von Hufschlägen, das Rollen von Rädern.

      Irgendwer ruft: »He, Buddy!« Eine andere Stimme antwortet. Der Wagen hält nun, das Hufgetrappel ist verstummt. Die Straße steigt leicht an. führt dann über den Kirchplatz und endet nach 20 Yards an der Main ­Street.

      Kaum kommt Evans auf den Platz und in das Licht der ersten Laterne, als sich jemand in die Nische neben der Bäckerei zurückzieht. Der Mann ist verschwunden und wartet.

      Chris Evans ist nun sieben Schritt links von ihm. Der Revolvermann will den freien Platz überqueren, er muß auf der Höhe der rechts von ihm liegenden Bank in den Lichtkreis der zweiten Laterne kommen. Und dann wird er knapp 20 Yards von jenem Mann in der dunklen Nische an der Bäckerei entfernt sein.

      Hinter Evans hat Elly die Tür geschlossen. Sie steht noch einen Augenblick da und seufzt leise.

      In den wenigen Sekunden, die sie an der Tür stehenbleibt, fällt auf dem freien Platz die Entscheidung.

      Ein Mann hat seine Rechnung gemacht und alles kaltblütig einkalkuliert, was er über Evans weiß.

      Chris Evans ist ein tödlich sicherer und schneller Schütze, schneller als jeder Mann in diesem Land. Aber nur solange er seinem Gegner näher als zwölf Yards gegenüberstehen kann. Jeder Schnellschießer trifft nur auf eine bestimmte Distanz genau. Wird die Entfernung zu groß, dann muß er zielen. Er kann sich nicht mehr darauf verlassen, mit einem einzigen Schuß von der Hüfte aus zu treffen.

      In dem Augenblick, als Evans im Lichtkreis der Banklaterne auftaucht, gibt sich der Mann einen Ruck. Er hat seinen Revolver gelockert, tritt mit zwei langen Schritten aus der Nische und sagt in der nächsten Sekunde knapp und hart:

      »Hallo, Evans, mein Freund!«

      Für Chris Evans, der plötzlich die Stimme in seinem Rücken hört, ist es ein Schock.

      Hinter ihm steht Daniel Corp. Er erkennt ihn sofort an der Stimme. Jäh bleibt er stehen, hält die rechte Hand steif vom Körper fort und sieht sich ganz langsam um.

      Die Erinnerung an Joel Marstons warnende Worte ist nun da, er erinnert sich genau an sie und beißt sich auf die Lippen. Geht nicht allein am Abend oder am Tag durch die Stadt. Er wird kommen. Bildet euch nicht ein, daß Corp jemals etwas vergißt. Er kommt und wird dann auftauchen, wenn ihr nicht mit ihm rechnet. Seht euch vor, bleibt zusammen!

      Evans ist allein gegangen, er hat einen Fehler gemacht. Kaum erblickt er Corp, weiß er, daß er zu weit von Daniel Corp entfernt ist.

      Obwohl Corp genau wie er im Schein einer Laterne an der Bäckerei steht, die Entfernung ist es, die Evans nervös werden läßt. Dann jedoch glaubt er sich unnötige Gedanken zu machen.

      Corp mag ein guter Rindermann sein, aber ein schneller Mann mit dem Revolver ist er sicher nicht.

      »Sieh an, das Großmaul Corp!« stellt er kalt fest, als er sich vorsichtig umzuwenden beginnt und sich hütet, die rechte Hand näher an den Kolben seines Revolvers zu bringen. »Hast du noch immer nicht genug, Corp? Was willst du Narr von mir, doch nicht eine Schießerei erleben?«

      »Das wollte ich nie«, erwidert Dan Corp genauso kühl wie Evans. »Du hast mich zu einer eingeladen – oder solltest du deine eigenen Worte vergessen haben, du Feigling? Du bist wie alle aus diesem Rudel, das sich Joel Marston geholt hat: Feige, wenn du allein jemandem gegenüberstehen mußt. Hier ist keiner, hinter dem du dich verkriechen kannst, Revolverschwinger!«

      Es ist Evans’ Fehler, daß er das Wort Feigling nicht hören kann. Der erste Mann, den er erschoß, nannte ihn einen feigen Skunk, ein Stinktier. Sobald jemand Evans’ Mut anzweifelt, sieht Chris Evans rot wie ein gereizter Bulle.

      »Sag das noch mal, Corp, dann mache ich ein Sieb aus dir!« faucht er ihn wild an. »Verschwinde, sonst werde ich dir erst die Ohren abschießen. Ich werde…«

      Und schon geht er los. Kaum aber hat er den ersten Schritt getan, als Corp die linke Hand jäh hebt, sie über dem Revolver schweben läßt und fauchend hervorstößt:

      »Nicht weiter, sonst muß ich ziehen, Mister! Du hast mich eingeladen, zu kommen und meinen Revolver mitzubringen, jetzt bin ich da. Und nun kämpfe oder lauf weg, du Feigling, der nur Ohnmächtige an ein Lasso binden kann!«

      Das ist zuviel für Chris Evans.

      »Dafür, du Lump, bringe ich dich um!« sagt Evans fluchend. »Geh zum Teufel, zieh, Mensch!«

      Seine rechte Hand reißt die Waffe hoch, während die linke blitzschnell von vorn nach hinten schlägt. Es ist Evans’ übliche Art zu feuern. Er schlägt immer über den Hammer hinweg und hat bis heute jeden Gegner auf diese Weise erwischt.

      In dem Moment jedoch, als Evans seine Waffe herausreißt, macht Corp einen blitzschnellen Schritt nach rechts. So gering diese Bewegung auch ist, Corp verwirrt Evans für den Bruchteil einer Sekunde.

      Während dieser winzigen Zeitspanne zieht Corp mit eher völlig gleichmäßigen, ruhigen Bewegung seinen Revolver. Er steht nach dem kurzen Schritt etwas seitlich zu Evans und stemmt die Füße fest ein.

      Als er den Arm gerade halbhoch hat, zuckt aus Evans’ Revolver der Feuerstrahl.

      Es ist genau das, was sich Corp vorher ausgerechnet hat. Evans feuert überhastet, die Entfernung ist für ihn zu weit.

      Fauchend streicht die Kugel um mehr als eine Armlänge an Corps linker Seite vorbei. Sie knallt mit einem häßlichen Geräusch hinter ihm in das Tor.

      Corp sieht mitten in den Feuerball hinein. Dann ist sein Revolver hoch genug, er zielt, hat seinen Mann vor dem Lauf und drückt ab.

      Der Revolvermann scheint sich ducken zu wollen. Seine Hand, die den Revolver auf Corp angeschlagen hat, senkt sich jedoch plötzlich. Und dann, während er sich zu drehen beginnt, drückt er automatisch ab. Das belfernde Krachen seines 36ers peitscht über den freien Platz. Die Kugeln, und auch das sieht Allen genau, schlagen in einem Halbkreis um den sich drehenden Chris Evans ein. Evans wird immer kleiner, bis er schließlich seinen Revolver verliert und in den Staub des Platzes fällt.

      Totenstille danach für zwei, drei Sekunden.

      Dann sagt Daniel Corp grimmig:

      »Du hast mich jetzt gesehen, Revolverschwinger. Und ich denke, du weißt nun, wie schnell ich bin. Du bist der erste!«

      Es knirscht, etwas poltert, dann entfernen sich Corps schnelle Schritte.

      An der Bank fliegt gleich darauf ein Fenster auf, in den Nebenhäusern wird es lebendig. Überall geht Licht an.

      Die Schüsse, die die Stille der Nacht jäh zerrissen, haben alle aus dem Schlaf geschreckt.

      Eine Frau reißt die Haustür auf, stürzt hinaus und sieht Chris Evans bereits aus mehr als 30 Yards Entfernung reglos am Boden liegen. Ihr heller, entsetzter Schrei dringt über den freien Platz hinweg, schallt durch die Straße und wird selbst weit hinten auf der Main Street noch gehört.

      »Corp – Corp! Du hast ihn umgebracht, Corp, du Mörder! Hilfe – so helft doch! Hilfe, Corp hat Chris erschossen!«

      Der Schrei wird überall gehört. Viele Leute sind jäh aus dem Schlaf gerissen worden, als die Schüsse krachten.

      Corp ist also da, genau das ist geschehen, was jeder angenommen hat, der Daniel Corp genau zu kennen glaubte: Dan Corp ist zu seiner Stunde in die Stadt gekommen, um abzurechnen.

      Und den ersten Mann hat er er­wischt.

      Chris Evans ist zu langsam für ihn gewesen.

      Nun wird er sich die anderen holen.

      *

      Der nächste Mann, der einen Fehler begeht, ist Marshal