Название | G.F. Barner Classic 6 – Western |
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Автор произведения | G.F. Barner |
Жанр | Языкознание |
Серия | G.F. Barner Classic |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740963491 |
Er sprach so ruhig wie jemand, der keine Furcht kannte und sich seiner Sache sicher war. Er hatte Jim erwischt, und er stand jetzt auf, nahm die Pfanne mit und setzte sich neben Jim hin.
»Du hast meine Stiefel. Hattest du keine mehr?«, fragte Jim, als der Kartenhai den Löffel voll Bohnen auf seinen Mund zuführte. »Sieht aus, als hättest du El Cantara verdammt eilig verlassen müssen – ohne Pferd?«
»Ich habe eins gehabt«, sagte der Kartenhai. Er stopfte Jim den Löffel zwischen die Lippen und zwang ihn zu essen. »Du kannst kauen, Copper, du musst hungrig sein. War El Toro hinter dir her?«
Jim sperrte verwundert die Augen auf. Erst in diesem Moment begriff er, dass der Spieler alles über ihn wusste. Jim hatte Quinton, einen der rauesten Burschen El Toros, des mexikanischen Banditen, unterwegs getroffen. Quinton hatte ihn und Valdez, den Zureiter, mit dem Bullen gesehen, war ihnen ein Stück gefolgt und hatte dann den Weg nach Südosten eingeschlagen. Er musste also nach El Cantara geritten sein.
»Ja«, gab Jim zurück, nachdem er die Bohnen herabgewürgt hatte. »So ist das, Quinton hat El Toro in El Cantara getroffen, wie? Ja, sie sind hinter mir her gewesen, aber ich habe sie abgehängt, nachdem sie mir in die Wüste gefolgt waren. Du bist in El Cantara gewesen?«
»Kann sein«, brummte der Kartenhai mürrisch. »El Toro hat dein Geld haben wollen – den Preis für den Bullen, was? Du hast ihn abgehängt, als der Sandsturm losgebrochen ist, denke ich. Ich dachte mir gleich, dass du den kürzesten Weg zu eurer Ranch nehmen würdest. El Toro ist kein Narr, er ist dir nicht gefolgt. So nahe an der Ranch wagt er nichts mehr. Er hat Angst vor Buster Tom, deinem Vater, was?«
Er lachte leise, schob Jim die nächste Ladung Bohnen in den Mund und sah, wie Jim sich bemühte, seine Jacke herumzuzerren, um an die Brusttasche zu kommen.
»Gib dir keine Mühe, du hast das Geld nicht mehr.«
»Waas?«, keuchte Jim. »Mensch, du hast die siebenhundert Dollar gestohlen? Das kostet dich den Hals, du Lump! Was El Toro nicht gewagt hat, hast du gestohlen. Denkst du, mein Vater schluckt das?«
»Ich habe es mir nur geliehen«, kicherte der Spieler. »Keine Aufregung, Copper! Dein Vater wird dich morgen suchen, wahrscheinlich findet er dich gegen Abend, weil er sich ausrechnen kann, dass du diesen Weg genommen hast. Neben dem Feuer liegt dein Messer. Du wirst so gebunden, dass du es nach einigen Stunden erreichen kannst. Dann schneide dich los.«
Der Spieler lachte spöttisch, als er Jims verstörtes Gesicht sah. Er stand auf, brachte die Pfanne zum Feuer zurück, hob das Messer auf und schleuderte es geschickt in den dicken Stamm einer Organpipe-Kaktee, in den er bis zum Heftsteg eindrang. Der Kartenhai war etwa so groß wie Jim, schlank und sehnig, aber einige Jahre älter. Er wirkte trotz seines Lachens eiskalt und hart, wenngleich er Jim nicht unsympathisch war, aber er war ein Dieb.
»Du verdammter Schurke!«, schrie Jim wütend, als der Spieler sich an seinem Packen zu schaffen machte und sich ein Hemd nahm. »Weißt du, was mit jemandem passiert, der einen anderen hilflos zurücklässt und mit seinen Pferden verschwindet? Du hängst, wenn wir dich erwischen. Und das werden wir, ich schwöre dir, wir finden dich.«
»Glaubst du?«, fragte der Kartenhai spöttisch. »Ich habe dir gesagt, dass du alles zurückbekommen wirst. Ich gehe kein Risiko ein, Copper-Junge, ich habe etwas zu viel von dir und deiner Wildheit gehört, verstehst du? Du würdest mir folgen, was?«
»Darauf kannst du Gift nehmen«, erwiderte Jim bissig. »Du verdammter Hundesohn, niemand schlägt mich nieder und nimmt mir meine Sachen weg! Ich glaube dir kein Wort, du hast das Geld und die Pferde, und du müsstest verrückt sein, wenn du es zurückgeben würdest.«
»Vielleicht bin ich verrückt?« Der Kartenhai lachte. »Junge, vielleicht bist du mir noch dankbar, dass ich dir alles weggenommen habe, wer weiß.«
»Dankbar?«, brüllte Jim voller Wut. »In die Hölle werde ich dich blasen, du Halunke! Ich wette, du hast mich schon am Nachmittag ausgemacht. Du musst auf den Bergen drüben gesessen haben, was?«
»Stimmt«, sagte der Spieler trocken, »genauso ist es gewesen, Copper. Ich kann dir die Sache nicht erklären, es ist besser, wenn du nichts weißt.«
»Ich weiß verdammt genug«, antwortete Jim giftig. »Wetten, dass du höllisch schnell aus El Cantara verschwunden bist? Wahrscheinlich hast du jemand im Spiel betrogen, und dein Aufbruch muss so schnell erfolgt sein, dass du nicht mal deine Stiefel angezogen hast. Burschen wie du kommen garantiert eines Tages an den falschen Mann, ich kenne das! Na, wer ist hinter dir her, he?«
Der Spieler grinste nicht mehr. Er sah Jim finster an, kam dann auf ihn zu und stieß ihn mit dem Stiefel an.
»Ich habe schon gehört, dass ihr Coppers nicht gerade dumm sein sollt«, sagte er mürrisch. »Nun gut, vielleicht ist jemand hinter mir her. Vielleicht habe ich auch ohne Stiefel und ohne Sattel aus El Cantara verschwinden müssen. Kann schon sein, Copper, aber es ist besser, du rätst nicht weiter herum. Auf den Bauch mit dir!«
Er stieß Jim die Stiefel unter die Rippen, wollte ihn anheben und schrie in der nächsten Sekunde auf. Jim hatte die Hände in den Sand gekrallt gehabt. Als der Spieler ihn herumstoßen wollte, fuhren Jims gebundene Hände jäh in die Höhe. Der Sand prasselte dem Spieler ins Gesicht, und er schrie erschrocken los.
Im selben Moment warf sich Jim nach links herum. Er hatte nach rechts auf den Bauch fallen sollen, stieß sich durch geschicktes Anziehen der Beine ab und warf sich sofort nach links.
Der Kartenhai hatte beide Hände vor das Gesicht gerissen. Er sah nichts mehr, taumelte aber zur Seite, sodass Jim ins Leere kollerte und ihn nicht mehr erreichen konnte. Ehe Jim noch einmal herumkommen konnte, sprang der Spieler mit zwei Sätzen fort, blieb stehen, orientierte sich nach dem Knacken des Feuerholzes und rannte blindlings auf die Flammen zu.
Verzweifelt stemmte sich Jim ab. Er kam seitwärts herum, versuchte dem Spieler zu folgen und sah dann, dass er es mit einem verdammt geschickten Burschen zu tun hatte.
Der Spieler ließ sich neben dem Feuer auf die Knie nieder, er tastete den Boden ab, bis er die Wasserflasche fand, schraubte sie auf und goss sich das Wasser in die Augen.
Jim blieb drei Schritt vor dem Feuer liegen. Der Spieler sah jetzt genug, er fluchte laut, zog Jims Revolver und knirschte: »Noch einmal legst du mich nicht herein, Copper! Das war kein guter Trick, Mister. Die Pest, beinahe hättest du mich überrascht.«
»Nur beinahe, hol’s der Teufel!«, schnaubte Jim wütend. »Na, was willst du jetzt tun, schießen?«
Der Spieler sprang auf ihn zu, kam diesmal von der Kopfseite heran und setzte Jim den Coltlauf an den Hals.
»Auf den Bauch!«, befahl er grimmig. »Und versuche es nicht wieder. Diesmal halte ich dir mein Gesicht nicht so blödsinnig hin, Freundchen.«
Er packte Jims linken Oberarm, riss Jim herum und trat dann zurück.
»Bleib so liegen!«, fauchte er. »Schade um dein Lasso, aber ich brauche es nicht, und dich bindet es fest genug. Jetzt wirst du noch mehr Zeit brauchen, um an das Messer zu kommen.«
Nach wenigen Schritten hatte er das Lasso geholt, kniete sich auf Jims Rücken und band ihm die Beine angewinkelt an die Handgelenke, sodass Jim krumm wie ein Indianerbogen am Feuer liegen blieb.
»Bist du jetzt zufrieden?«, erkundigte er sich danach finster. »Deine Schuld, Copper. Sieh zu, dass du bald frei bist, sonst kommt die Sonne zu früh für dich. Deinen Packen brauche ich nicht, nur etwas Vorrat und Wasser. Du hast mein Versprechen, dass du alles zurückbekommst.«
»Scheißversprechen – von einem Kartenhai, was?«, stieß Jim verbissen hervor. »Wohin du auch reitest, du siehst mich bald wieder. Der Wallach und der Schecke sind noch mal siebenhundert Dollar wert, und du wirst sie in dieser Gegend nirgendwo los, weil hier jeder unser Brandzeichen kennt, also wirst du ziemlich weit reiten müssen, Hundesohn,