Название | Familie Dr. Norden 729 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Familie Dr. Norden |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740963446 |
»Da bist du ja, Lea. Ich habe dich schon vermißt.« Saskia hatte ständig die Tür im Blick und winkte ihrer besten Freundin aus Kindertagen fröhlich zu, als die sichtlich eilig hereinwehte.
»Meeting beim Chef!« rief Leana zurück und zuckte die Schultern. Saskia deutete auf einen freien Tisch, doch Lea schüttelte nur den Kopf und kämpfte sich vor zur Bar. Heute hatte sie allerhand zu erzählen und schob sich auf einen der gemütlichen Barhocker, die sogar über eine Lehne verfügten.
»Wie geht’s dir denn? Du siehst so aus, als hättest du was auf dem Herzen.« Saskia musterte ihre Freundin mit Kennermiene, während sie mit einem feuchten Lappen über den Platz am Tresen wischte.
»Hey, ich habe tolle Neuigkeiten. Du wirst Augen machen.«
»Warte noch einen Moment. Zuerst deine Bestellung. Laß mich raten, ein Salat mit Hühnerbruststreifen, Joghurt-Dressing und ein Glas stilles Mineralwasser.«
»Der Salat ist okay. Aber heute brauche ich was Stärkeres. Wie wäre es mit einem Glas Prosecco?« Mit sichtlicher Freude sah Leana den überraschten Gesichtsausdruck ihrer Freundin.
»Was ist denn heute los? Das gab es ja noch nie.«
»Erstens habe ich dem Chef eine tolle Präsentation hingelegt und zweitens… aber halt, das ist eine Überraschung. Dafür habe ich mir eine kleine Belohnung verdient.«
»Wie du willst. Ich platze schon vor Neugier.« Sasa schenkte den Prosecco ein und stellte ihn vor Leana. »Der Salat kommt gleich. Ich kassiere nur noch schnell da drüben ab, dann kann meine Kollegin weitermachen. Ich bin gleich wieder da.«
Es dauerte etwas länger als versprochen, und Lea befürchtete schon, ihre Mittagspause überziehen zu müssen. Doch endlich konnte sich Saskia von ihrem Gast loseisen, der sie in ein Gespräch verwickelt hatte. Sie eilte zurück zu ihrer Freundin.
»Tut mir leid, Gäste gehen vor Privatvergnügen«, entschuldigte sie sich.
»Bin ich etwa kein Gast?« Scheinbar verärgert zog Leana eine Augenbraue hoch, doch Sasa kannte sie lange genug.
»Jetzt schieß endlich los. Was für eine Überraschung hast du für mich?« Zur Feier des Tages schenkte sie sich auch einen Prosecco ein und setzte sich mit erwartungsvoller Miene neben Leana.
»Kannst du dich an einen gewissen Christian Thaller erinnern?«
»An Chrissi? Natürlich, wie könnte ich den vergessen?« rief Saskia sofort begeistert aus. »Was hatten wir doch für eine herrliche Zeit zusammen! Wie viele Jahre ist das nur her?«
Leana konnte sich nur wundern.
»Wieso kannst du dich sofort an seinen Namen erinnern?«
»Wir haben uns noch ein paarmal geschrieben, nachdem er weggezogen war. Leider ist die Sache schließlich im Sande verlaufen, wie das in dem Alter halt so ist.«
»Davon hast du mir nie was erzählt.« In Leanas Stimme schwang ein Hauch Eifersucht.
»Natürlich, wahrscheinlich weißt du es nicht mehr. Alles, was nicht mit deinem Beruf zusammenhängt, scheinst du ja verdrängt zu haben.«
»Jetzt redest du schon genauso wie meine Mutter.« Beleidigt leerte Lea ihr Glas.
»Sei nicht bockig. Wie kommst du denn auf Chrissi?« erkundigte sich Sasa versöhnlich.
»Er hat mich heute in der Firma angerufen.«
»Woher hatte er denn deine Nummer?« Saskia konnte sich nur wundern. »Die schirmen dich doch ab wie einen Superstar.«
»Danke für das Kompliment«, lachte Leana. »Im Ernst, er war einfach beharrlich genug, daß die Telefonistin schließlich nicht mehr ein noch aus wußte und ihn zu Mizzi durchstellte. Die hatte endlich Mitleid mit ihm.«
»Woher weiß er, wo du arbeitest?« Jetzt war es an Saskia, ein wenig eifersüchtig zu sein.
»Es ist doch neulich dieser große Bericht über unsere Firma in der Zeitung erschienen. Da war auch ein Foto von mir drin mit einer Bildunterschrift. Habe ich dir das nie gezeigt?« fragte Lea erstaunt.
»Natürlich nicht. Du hast es mal wieder vergessen.«
»Tut mir leid, ich werde es so bald wie möglich nachholen.«
»Nicht nötig, ich glaube es auch so. Aber was ist jetzt mit Chrissi?« Saskia wurde zunehmend neugierig.
»Stell dir vor, er kommt für ein paar Monate nach München und möchte uns treffen«, berichtete Leana stolz. Sie hatte außerhalb ihrer Arbeit nicht oft Interessantes zu berichten und rechnete es Sasa hoch an, trotzdem noch ihre Freundin zu sein.
»Das ist ja toll! Wie geht es ihm?«
»Unser kleiner Chrissi ist inzwischen Arzt und wird für eine Weile an der Behnisch-Klinik arbeiten.«
»Behnisch-Klinik? Nie gehört.« Sasa zuckte mit den Schultern.
»Typisch meine beste Freundin. Die Behnisch-Klinik ist eine sehr renommierte Privatklinik in der Stadt. Mutti war schon hin und wieder dort, zuletzt nach ihrem schweren Sturz vor einem Jahr. Ein tolles Haus mit hervorragenden Ärzten und sehr netten Schwestern.«
»Nichts für mich Normalsterbliche. Mit meinen paar Euro kann ich mir keine Privatklinik leisten«, meinte Saskia und räumte Leas Teller und das Glas ab. »Wann kommt Chrissi denn?«
»Er will uns nächstes Wochenende treffen. Paßt dir das?«
»Hm, laß mich mal nachdenken. Wenn ich es recht im Kopf habe, schiebe ich am Samstag den Frühdienst. Ab Mittag bin ich also zu allen Schandtaten bereit.«
»Chris und ich könnten natürlich auch ein schönes Frühstück hier einnehmen und dir bei der Arbeit zuschauen. Was hältst du davon?« sagte Leana süffisant.
»Untersteht euch! Sonst besorge ich mir für Samstag einen Türsteher, der euch nicht reinläßt«, warnte Saskia lachend.
»Also gut, überzeugt. Ich kann ihm also Bescheid sagen, daß wir uns Samstagmittag um eins am Fischbrunnen treffen?«
»Das krieg ich hin«, freute sich Saskia. »Endlich mal wieder was los!«
Kurze Zeit später verabschiedete sich Lea von ihrer Freundin und machte sich wieder auf den Weg ins Büro. Kaum war sie aus der Tür getreten, als sie ihr Handy auch schon wieder anschaltete und die eingegangenen Nachrichten abhörte. Mit der einen Hand telefonierend, mit der anderen heftig gestikulierend, schritt sie weit aus, um nicht noch mehr Arbeitszeit zu verlieren. Saskia sah ihre Freundin davoneilen und lächelte in sich hinein. Leana war einfach unverbesserlich in ihrer Arbeitswut. Daran würde auch die Rückkehr von Christian Thaller gewiß nichts ändern.
*
Waltraud Wollrab saß auf der Terrasse im Schatten. Obwohl es ihr Hausarzt verboten hatte, steckte sie sich trotzig ein großes Stück Schokoladenkuchen in den Mund. Seit ihre einzige Tochter Leana vor drei Jahren endgültig ausgezogen war, um ihr Glück in der Stadt zu suchen, machte ihr die Einsamkeit mehr und mehr zu schaffen. Obschon das Haus für drei Personen gerade recht gewesen, also nicht groß war, erschien es ihr jetzt riesig und die Stille beinahe erdrückend. Insgeheim hatte sie gehofft, Lea würde sich nach kurzer Zeit besinnen und aufs Land zurückkehren, um eine Familie zu gründen. Doch es sah nicht mehr danach aus, als ob sich ihre Hoffnung je erfüllen würde.
Traudi seufzte und erhob sich schwerfällig. Die überschüssigen Pfunde machten das Leben nicht gerade leichter. Mühsam ging sie in die Küche, um sich ein Glas Milch einzuschenken. Drohend klangen ihr die Worte ihres Hausarztes Dr. Wallner in den Ohren: Zu hoher Blutdruck, die Cholesterinwerte bedenklich gestiegen. Er hatte ihr dringend ans Herz gelegt, auf tierische Fette zu verzichten, aber Traudi liebte nun einmal alles, was gut und nahrhaft war. Und auch die Seelenschmerzen ließen nach, wenn der Magen zufrieden war.
Sie blickte