Название | Marthas Liebschaften | Erotischer Roman |
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Автор произведения | Aimée Rossignol |
Жанр | Языкознание |
Серия | Erotik Romane |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862775385 |
Und genau wie ich eben, errötet auch Madame de Blanvaliers, als Stephane zwei Küsse neben ihren runden Wangen in die Luft haucht.
»Martha, Musik aus Giselle, s’il te plaît.«
***
Über Mittag bummele ich durch ein paar Geschäfte und finde tatsächlich ein Kleid, das mir gefällt und das ich bezahlen kann. Sehr zart und leicht umfliegt mich ein perlmuttfarbener Chiffonstoff, der meine blauen Augen leuchten lässt und meinen braunen Locken schmeichelt. Glücklich bummele ich mit der Tüte in der Hand zur Schule zurück, vor der mich ein junger Mann anspricht.
»Madame Pelletier, warten Sie!«
Seine Stimme kommt mir vage bekannt vor, aber er selbst nicht. Er wischt sich einmal verlegen über den Ärmel seiner Jacke und schiebt dann seine runde braune Brille auf der Nase in Richtung Stirn.
»Madame Pelletier, wir haben telefoniert, wegen des Klavierunterrichts.«
Ich runzele die Stirn, dann fällt es mir wieder ein. Audric irgendetwas. Freundlich lächele ich ihm zu. »Ich sagte Ihnen ja, ich nehme keine Erwachsenen.«
»Ach, bitte, Madame Pelletier, Sie wurden mir ganz warm empfohlen. Vielleicht können Sie eine Ausnahme machen?«
Ich mustere sein klares Gesicht, die etwas zu breite Stirn und seine Augen, die sich zwischen blau und grau nur schwer entscheiden können. Sein Gesicht ist nicht schön, aber ganz sicher interessant. Es liegt etwas Unschuldiges darin. Eine fast hündische Zuversicht.
»So, wer hat mich denn empfohlen?«, frage ich neugierig nach.
»Madame Catherine von der Ballettakademie. Sie hat mir erzählt, dass Sie Unterricht geben. Ich verspreche Ihnen, ich werde ein guter Schüler sein. Ich werde ...«
Ich schüttele den Kopf. Das versprechen alle. »Nein, es tut mir leid. Ich habe keine Kapazitäten. Salut.«
Ich gehe weiter und er ruft mir nach: »Ich bleibe hartnäckig, bis Sie mich nehmen, Madame Pelletier!«
Ein leichtes Lächeln entlockt mir dieser Satz doch, als ich leichtfüßig die Stufen zum Saal hinaufspringe. Hartnäckig wie Luc, denke ich und murmele mir selbst zu: »Dann warte mal schön, Bengel, mit hartnäckigen Männern kenne ich mich aus.«
***
Ich spiele an diesem Tag bis halb sieben, kaufe auf dem Weg nach Hause ein halbes Baguette, das ich im Gehen verschlinge, und unterrichte dann noch zwei Schüler.
Der kleine Benjamin wird wie immer von seinem Vater gebracht, der still und nahezu bewegungslos die ganze Stunde in meinem Ohrensessel vor dem Fenster sitzt und angestrengt lauscht. Kein Vergnügen ist das, so viel kann ich sagen.
»Hörst du das nicht, Ben? Das muss ein fis sein.«
Ben schüttelt den Kopf und ich seufze. »Nochmal von vorn. Denk an das Vorzeichen. Was ist das für eine Tonart?«
Schweigend sieht Ben auf das Notenpapier vor ihm. Er tut mir leid. Vielleicht täte ihm ein Sportkurs gut. Ich beuge mich vor und blättere geräuschvoll eine Seite um, dabei flüstere ich leise »g-Dur« in sein kleines Ohr.
Laut wiederholt er, was ich ihm gesagt habe und ein verschwörerisches Lächeln huscht über sein Gesicht.
»Bien. Und jetzt weiter, Ben.«
Nach der Stunde fasse ich mir ein Herz: »Ben, warte doch draußen auf deinen Vater. Wir haben noch etwas zu besprechen. Monsieur Greulle?«
Monsieur Greulle nickt seinem Sohn zu, der leise die Tür hinter sich ins Schloss zieht. Ein seltsamer Mensch ist Bens Vater, denke ich. Ein später Vater. Mittlerweile bestimmt Anfang Fünfzig. Hager und hochaufgeschossen wirkt sein Körper immer wie eine alte Birke, die im Wind verdächtig schwankt.
»Ich bin froh, dass Sie das Gespräch mit mir suchen, Madame Pelletier.«
Mit weitaufgerissenen Augen fixiert mich sein Blick, als wollte er mich damit hier und jetzt auf diese Stelle des Bodens nageln. Seine Antwort irritiert und erfreut mich gleichermaßen. Zum einen interpretiere ich sie als Einsicht in Bens mangelnde Musikalität, zum anderen finde ich es jedoch seltsam, dass er seinen Sohn nicht einfach von meinem Unterricht abmeldet.
»Madame Pelletier, Sie haben sicherlich gemerkt, dass Ben nicht gerade begabt ist.«
»Ja, das ist mir aufgefallen«, sage ich langsam, »genau darüber wollte ich ja mit Ihnen sprechen.« Ich atme tief ein und will gerade fortfahren, als Monsieur Greulle seinen Arm nach mir ausstreckt und mit kalten Fingerspitzen meine Hand berührt, sein Körper lehnt sich leicht nach vorn, sodass sein Gesicht über meinem schwebt.
»Madame Pelletier, sicher haben Sie bemerkt, dass ich jede von Bens Stunden hier verbringe und das weniger, weil ich hören will, was mein Sohn für Fortschritte macht.«
Fortschritte? Wir treten seit einem halben Jahr nur auf der Stelle und konnten im Notenbuch mit den fröhlichen Kinderliedern kaum zehn Seiten umblättern.
»Ach«, sage ich zerstreut. »Monsieur Greulle, es gibt eine einfache ...«
Eine einfache Lösung, will ich sagen, aber dazu komme ich nicht mehr, weil er sich noch weiter vorlehnt und ich seinen muffigen Atem auf meiner Stirn fühle. Hastig trete ich einen Schritt zurück.
»Madame Pelletier, ich komme doch nur Ihretwegen.«
»Ach was!«, entfährt mir verblüfft.
»Sie sind die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Ich liebe Ihre dunklen großen Locken im Schein der Stehlampe. Sie fallen auf Ihre Schultern wie flüssiges Holz und Ihre blauen Augen leuchten in Ihrem zartgebräunten Gesicht wie ein stiller See auf einer grünen Wiese.«
Ich weiß nicht genau, wie man ein gebräuntes Gesicht und eine grüne Wiese zusammenbekommt, aber ich glaube, das will ich auch gar nicht so genau wissen.
»Monsieur Greulle, ich ...«
»Sie und auch ich, also ich meine, wir beide. Verstehen Sie? Magnete, die im Weltall trudeln. Unabwendbare Vereinigung.«
Unabwendbar? Na, da habe ich noch ein Wörtchen mitzureden. Wohl kaum!
»Magnete, zwei Pole. Das schwarze All, die Kälte und all die Verlorenheit. Und Magnetismus. Das ist ja auch Wärme.«
Ich hole tief Luft. Irgendwie tut er mir jetzt leid und ich schüttele den Kopf.
»Monsieur Greulle, wie dem auch sei. Magnete im Weltall. Fest steht, was sich nicht vereinigen lässt, das sind Ben und das Klavier. Ihr Sohn hat keinen Spaß an seinem Unterricht und ich ehrlich gesagt auch nicht. Vielleicht sollten Sie ihm noch ein paar andere Freizeitbeschäftigungen näherbringen und ausprobieren lassen? Nicht jeder Mensch muss ja ein Instrument spielen. Für manche reicht es auch, einfach Musik zu hören und zu genießen.«
Zufrieden verschränke ich die Arme vor der Brust und finde mich sehr diplomatisch.
Ein Schatten legt sich auf das Gesicht von Monsieur Greulle. »Aber das würde bedeuten, dass wir uns nicht wiedersehen?«
Ich strecke die Hände aus, fasse vorsichtig an seinen Oberarm und dirigiere ihn in Richtung Tür. »Für die Kinder ist kein Opfer zu schade. Die Magnete müssen weitertreiben ohne Vereinigung, Monsieur Greulle.«
»Aber ich ...«
Rasch öffne ich die Tür und schiebe ihn in den Hausflur zu seinem Sohn.
»Ben, du musst nicht mehr Klavier spielen. Ich habe das mit deinem Vater gesprochen. Es sieht es ebenso. Vielleicht würde dir eine Sportart Spaß machen? Sprich nur mit deinem Vater darüber. Er hat ein offenes Ohr. Alles Gute für Sie, Monsieur Greulle, und für dich auch, Ben.« Ich zwinkere kurz in sein rundes, verblüfftes Gesicht, das dem seines Vaters glücklicherweise sehr unähnlich ist, und lasse die Tür zufallen.
Erwachsene Schüler? Nein, danke. Die Eltern