Название | Spiritueller Rausch der Lust | Erotischer Roman |
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Автор произведения | Henriette Jade |
Жанр | Языкознание |
Серия | Erotik Romane |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783964772626 |
Impressum:
Spiritueller Rausch der Lust | Erotischer Roman
von Henriette Jade
Henriette Jade (geb. 1978) ist eine deutsche Autorin. Sie hat Kultur- und Kunstwissenschaften studiert, lebt in Berlin und arbeitet in der Erwachsenenbildung. Sie veröffentlicht zu den Themen Geschichte, Kultur und Erotik. Ihr Motto hierbei lautet: „Im neuen Blick auf Gewohntes liegt ein ungemein großer Reiz!“Henriette entspannt bei längeren Wanderungen in den Bergen, isst gern Rhabarberkuchen und experimentiert nicht nur in der Liebeskunst, sondern auch mit ausgefallenen, selbst gemachten Marmeladensorten wie Holunder-Quitten-Gelee. In ihren Romanen kombiniert sie die intensiven Momente erotischer Geschichten mit historischen und kulturphilosophischen Sujets. So entsteht eine prickelnde und gleichzeitig tiefgründige Mischung.
Lektorat: Nicola Heubach
Originalausgabe
© 2020 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © AlexAnnaButs @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783964772626
www.blue-panther-books.de
Prolog
Dieses Strömen, dieses Fließen, so tief und stark in mir ... Für mich, für ihn und auch für alle Menschen. Ich wollte alle an diesem mächtigen Gefühl teilhaben lassen, es offenbaren und zeigen. Das war meine Mission.
Wie es sich in mir anfühlte, während ich mit ihm Liebe machte, wie es dann plötzlich kam und sich einen Weg durch mich hindurch bahnte. Es war ein Abenteuer, eine Expedition, eine Reise zu mir selbst. Ich genoss die Liebkosungen meines mystischen Liebhabers, der mich fand, mich umschloss und mich überraschte. Das Zusammenziehen und das anschließende Lösen waren wie ein Ausatmen ... So befreiend trieb er es mit mir. Es war nie gleich, ähnlich ja, aber im konkreten Geschehen stets individuell.
Ich sah mich selbst ... von außen, wie ich so dalag, die Arme über dem Kopf ausgestreckt, die Finger in einer Mudras-Haltung, die Augen geschlossen, den Mund weit aufgerissen. Aus meiner Kehle entlud sich ein vibrierender Ton lange und kraftvoll im Strom des Ausatmens. Ich war ganz im Klang, in einer sanften Schwingung, durch die ich präsent war und ganz bewusst wahrnahm.
Endlich war ich angekommen. Schon nach dem berühmten ersten Mal wusste ich, da musste noch mehr sein, da geht noch viel mehr, und ich wollte es. Das war der ausschlaggebende Punkt, mich nicht mit einem kleinen netten Gefühl oder einer schönen Lust zufriedenzugeben, sondern ich wollte mehr verlangen, tiefer verlangen, nach Höherem streben, extremer sein.
Was war ich? Ein Körper, in dem sich eine orgastische Energie zeigte, der Höhepunkt der Lust, der Glückseligkeit. Ein Medium des Allerhöchsten. Eine indische Gottheit, ganz in sich ruhend. Eine mediatrix, wie im Mittelalter die Gottesmutter Maria genannt wurde, die Liebe gibt und den Geist einhüllt in ihr Fleisch. Das Resultat sexueller Ausschweifungen, eine Gekreuzigte und Genagelte. Was ich wurde und war, war ich, genauso wie ich bin.
Alles fing damit an, dass ich Henri kennenlernte und dass ich diesen seltsamen Auftrag angenommen hatte, was mich beides zur Erkenntnis brachte, dass die christliche Religionsausübung gar nicht so sexfeindlich war, wie ich es bis dahin immer geglaubt hatte.
1. Sankt Maria
Ich trat in die Pedale und lehnte meinen Oberkörper weit nach vorn. Eilig überwand ich die Straßenerhöhungen aus Pflastersteinen. Jetzt nur nicht mit dem Vorderreifen in den Fugen hängen bleiben. Ich wollte pünktlich zur Arbeit kommen, auch wenn niemand überprüfte, wann ich genau anfing.
Ich hatte seit zwei Wochen einen neuen, sehr inspirierenden Job. Es ging um die Instandsetzung einiger Kunstobjekte, die zwar nicht aus dem Mittelalter stammten, aber Nachbildungen aus dieser Zeit waren. Und das war ein hartes Stück Arbeit, denn die Schäden waren beträchtlich. Dennoch hatte ich mich über das Angebot gefreut. Der Auftrag lautete, zwei Skulpturen, zwei alte Blätter in Rahmungen und ein Gemälde zu restaurieren. Mein Kunde Oliver, ein agiler Geschäftsmann Mitte fünfzig, mittelgroß, mit Lederboots und immer einem lockeren Spruch auf den Lippen, hatte anscheinend ein Faible für religiöse Kunst – außergewöhnlich für solch einen Typ. Oder es war sein sicheres Gespür für einen neuen Party-Trend: Die Kunstobjekte sollten in seinem Nachtclub ein neues Zuhause finden. Kann man sich so etwas vorstellen!
Ich bog in die Pistoriusstraße ein, wechselte auf den Bürgersteig und fuhr mit Schwung in die Einfahrt zur Marienkirche.
Nachdem das Fahrradschloss eingerastet war, schaute ich mich auf dem Vorplatz der Kirche um. Das Gebäude lag von der Straße aus etwas nach hinten versetzt und wurde von den angrenzenden Wohnhäusern eingefasst. In der Mitte des Platzes, gleich am Sockel mit der Marienstatue, sah ich Bodo und Adrian, zwei Typen, die bei der Einrichtung des neuen Clubs halfen. Bodo war groß und kräftig und trug meist einen schwarzen Kapuzenpulli. Seine schulterlangen Haare waren zum Zopf gebunden. Adrian war schlanker und kleiner. Seine Jeans hing ihm auf halb acht und entblößte ein Tattoo oberhalb seines Gesäßes. Sie hoben Kartons aus einem weißen Lieferwagen auf eine Sackkarre und schoben sie langsam zum rechten Nebeneingang der Kirche.
Der in der Mitte liegende Haupteingang war verschlossen. Meine Augen blieben wieder an den aufwendig in Stein gearbeiteten Verzierungen des Portals hängen: Links und rechts wurde es von zwei Frauengestalten bewacht – die eine verkörperte die Ekklesia, die andere die Synagoge. Die Frauengestalt der Synagoge hatte die Augen verbunden und den Kopf seltsam nach hinten gedreht, als hätte man sie gefesselt. Während ich noch in die Betrachtung versunken war, warf ich mir meine Fahrradtasche über die Schulter, schob mir noch ein Pfefferminzbonbon in den Mund und ging hinter Bodo und Adrian her in Richtung Nebeneingang.
Als ich an ihnen vorbeikam, rief Adrian: »Guten Morgen, Madame da Vinci.«
Sehr witzig, dachte ich, viel mehr fällt dem auch nicht zum Thema Kunst ein. Ich ging weiter und bemerkte, wie er meinen Hintern förmlich taxierte. Ich hatte eine weibliche Figur mit einem runden, vollen Po und einer schlanken Taille. Ich war siebenunddreißig Jahre alt und ein femininer Typ, trug gern Röcke und Kleider. Adrians Blick schickte einen Stich durch meinen Unterleib und erinnerte mich daran, dass mein letzter Sex schon länger her war. Ich sehnte mich nach Berührungen. Ich wollte wieder Leidenschaft spüren, jemanden begehren und begehrt werden.
Das mächtige Eichenportal der Kirche war so schwer, dass ich es mit meinem gesamten Gewicht aufziehen musste, um hineinzukommen. Wie die Schleuse in eine andere Welt, dachte ich. Ein trockener Luftzug strömte mir aus dem Inneren entgegen, der staubige Geruch von Weihrauch und Kerzen. Ich schlüpfte ganz hinein und war abermals angenehm überrascht, wie taghell und offen die Atmosphäre war. Die Glasscheiben der Fenster waren nicht bemalt, sodass die Gegenstände im Kirchenraum den Anschein erweckten, als stünden sie unter freiem Himmel. Die Holzbänke waren mittlerweile weggeschafft worden, sodass eine große Freifläche entstanden war, die durch die schlichten, beigen Bodenfliesen mit Schwertlilien eine besonders eindrückliche Grundierung erhielt. Im Mittelschiff thronte nach wie vor der goldverzierte Altar, über dem das auffällige Kruzifix zu schweben schien. Das Gefühl der Erhabenheit durchströmte mich. Rechts davon hatte Oliver die vier Beichtstühle mit ihren dunkelroten Vorhängen stehen lassen.
Mit hallenden Schritten durchquerte ich das Mittelschiff der Kirche und lief in die Seitenkapelle. Hier stand in der Mitte des zirka dreißig Quadratmeter großen Raumes das Taufbecken. Von draußen fiel ausreichend Licht herein – optimale Bedingungen für meine Restaurierungsarbeiten. Ich stellte meine Fahrradtasche ab, um die mitgebrachten Sachen auszupacken. Dann wandte ich mich den Kunstobjekten zu, um sie erneut auf mich wirken zu lassen. So hatte ich es bisher jeden Morgen gehalten – ich näherte mich meiner Aufgabe erst einmal meditativ an. Danach entschied ich mich, an welchem Detail ich heute weiterarbeiten wollte.
Auf meinem Arbeitstisch stand eine kleine Skulptur aus bemaltem Nussbaumholz. Es war eine Kopie der »Christus-Johannes-Gruppe« des Meisters Heinrich von Konstanz, die ich schon zu Studienzeiten sehr bewundert hatte. Johannes der Täufer hatte seinen Kopf