Die sexuellen Gefälligkeiten der Lady Julie | Erotischer Roman. Johanna Söllner

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Название Die sexuellen Gefälligkeiten der Lady Julie | Erotischer Roman
Автор произведения Johanna Söllner
Жанр Языкознание
Серия Erotik Romane
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783862775170



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auf. Wir haben die feindlichen Linien passiert. Hoffnung keimt in mir auf. Wir packen wieder die Ballastsäcke, um das weitere Sinken des Ballons zu verhindern. Wir sind schweißgebadet von der Anstrengung, doch es ist umsonst. Wir gewinnen nicht mehr an Höhe. Wir haben nur das sofortige Absacken etwas verzögert. Und dann geht es unwiderruflich nach unten. Immer näher kommen die Baumkronen. Und zu meinem großen Entsetzen sehe ich auch eine Reiterpatrouille, die uns verfolgt. Scheiße, das hat uns gerade noch gefehlt. Nicht nur, dass wir abstürzen, nein, wir haben in Kürze auch noch feindliche Soldaten am Hals. Der Korb streift die ersten Äste. So tief sind wir also bereits. Noch einmal hilft uns eine Windböe. Da vorne erkenne ich eine Lichtung. Aber wir werden es nicht schaffen. Wieder krachen wir in die Baumwipfel. Diesmal schon heftiger. Unser Auftrieb nimmt von Minute zu Minute ab. Und da passiert es auch schon. Irgendwie verhakt sich der Korb mit der Aufhängung im Baumgestrüpp. Ein großer Ast reißt die Hülle endgültig auf. Wir fallen und werden Gott sei Dank doch immer wieder von dem Astwerk der Bäume gebremst. Unsanft schlagen wir auf. Über uns blähen sich die Fetzen der Hülle. Laub und Äste prasseln auf uns herab. Doch wir leben noch.

       VINCENNES, SEPTEMBER 1870

      »James, ist alles okay?«

      »Ja ... Ich hab’ mir nur die Schulter ein wenig geprellt, aber sonst bin ich in Ordnung.«

      »Wir müssen weg, jeden Moment können die Deutschen hier auftauchen.«

      Doch gerade als ich mich aufrappeln will, um aus den Trümmern des Ballons zu krabbeln, da hält mir jemand eine Flinte unter die Nase. Zu spät. Ich wage es nicht, mich zu bewegen, denn wer will schon so jung sterben. Vorsichtig blicke ich hoch. Eine Gruppe deutscher Grenadiere hat das Wrack des Ballons umstellt. Die Musketen im Anschlag. Vorsichtig und ohne hastige Bewegungen hebe ich die Hände. Der Soldat vor mir zeigt mir an, dass ich aufstehen soll. Ich befolge den Befehl und krieche aus unserem zerstörten Fluggefährt. Ein Schlag mit dem Gewehrkolben treibt mich nach vorne. Dann ein Stoß und ich lande auf meinen Knien.

      »Die Hände hinter dem Kopf verschränken!«

      Vor mir sitzt ein Offizier auf seinem Pferd und betrachtet in aller Ruhe das Ganze von oben. Dann wird auch James herangeführt und er muss sich neben mir hinknien.

      »Was machen wir mit den beiden Spionen? Gleich an Ort und Stelle erschießen?«

      Ich habe plötzlich eine Scheißangst um mein Leben. Denn in meinem Nacken spüre ich das kühle Metall der Gewehrmündung. Wird er mir jetzt gleich das Lebenslicht ausblasen? Eine Träne rinnt mir über die Wange. Ich kann mich einfach nicht beherrschen. Kann man es mir denn verdenken, dass ich Furcht empfinde? Dieses Schweigen. Dieser Mann da oben auf dem Pferd. Er hat mein Schicksal in seinen Händen. Und auch das Schicksal von James. Mein Mund ist ganz trocken. Ich bekomme keinen Ton heraus. Selbst wenn ich möchte ... Und die Stimme hinter mir fragt noch einmal:

      »Und, Herr Major? Sollen wir die verdammten Spione abknallen?«

      Angstschweiß steht auf meiner Stirn. Mein Leben huscht in tausend schnellen Bildern einfach an mir vorbei. War es das? Aus und vorbei? Und dann nach einer schier endlosen Ewigkeit wird das Urteil über mein Leben gefällt.

      »Nein, bringt die beiden zum Divisionsstab. Der Oberst wird sie verhören wollen.«

      Mich verlässt die Kraft und ich sacke in mich zusammen. Grob werde ich gepackt und bäuchlings über ein Pferd geworfen. Die Hände hat man mir hinter dem Rücken gefesselt. Und dann geht es los.

      ***

      Endlich erreichen wir unser Ziel. Es ist ein Gutshof mit einem großen Hauptgebäude. Hier wimmelt es von Soldaten. Offenbar hat hier eine Einheit Kavallerie Quartier bezogen. Man zerrt uns von den Pferden und treibt uns mit Gewehrkolbenschlägen zu dem Hauptportal.

      »Hierbleiben«, lautet der barsche Befehl.

      Der Major verschwindet in dem Gebäude. Es dauert nicht lange und wir werden in die Kommandantur der Kavalleriedivision geführt. In dem ehemaligen Wohnzimmer des Gutshofes werden wir von dem Kommandeur der deutschen Einheit in Empfang genommen.

      »Na, Major Korek, welche Vöglein sind Ihnen denn diesmal ins Nest gefallen?«

      »Jawohl, Herr Oberst, Vöglein ist der richtige Begriff. Unsere Truppen haben einen der Ballone abgeschossen und wir konnten diese beiden Spione ergreifen, ehe sie verschwinden konnten.«

      »Und jetzt?«

      »Sollen wir sie erschießen, Herr Oberst?«

      »Natürlich. Spione werden sofort erschossen.«

      Mir sackt das Herz in die Hose. Ein Menschenleben scheint nicht viel wert zu sein. Der Major wendet sich an uns:

      »Na los, dann wollen wir mal. Hoch mit euch. Wollt ihr noch mal mit einem Priester sprechen, bevor es zu Ende geht?«

      Wir schütteln nur den Kopf. Man zerrt uns nach draußen. Laute Befehle werden gebrüllt. Trommelwirbel setzt ein. Uns werden die Augen verbunden. Und so werden wir hinausgeführt in den Innenhof. Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Meine Knie sind ganz weich. Dann führt man uns zu zwei Pfosten. Wir werden daran angebunden. Noch mal Gebrüll. Jede Faser meines Körpers schreit, lehnt sich gegen dieses Schicksal auf.

      »Nein, bitte nein ... Ihr macht einen Fehler ...«

      Habe ich das jetzt laut gerufen? Ich weiß es nicht. Der Trommelwirbel wird lauter. Es dröhnt in meinen Ohren. Das Blut pulsiert wie wild. Meine letzten Sekunden auf dieser Erde. Jemand schreit: »Achtung«, und dann bricht der Trommelwirbel ab. »Legt an«, und ich weiß, der nächste Befehl wird lauten: »Gebt Feuer.« Dann werde ich nur noch ein Haufen totes Fleisch sein. Und ich wollte doch leben ... Wie bin ich nur in diese Sache hineingeraten? Ich habe bereits mit allem abgeschlossen, als ich plötzlich ein lautes »Halt« höre. Ich vernehme Schritte und jemand löst die Binde vor meinen Augen. Um mich herum sehe ich im Karree die ganze Truppe stehen. Und vor mir sieben Soldaten mit ihrem Gewehr im Anschlag. Vor mir dieser Oberst von vorhin.

      »So, Madame, jetzt haben Sie gesehen, dass wir mit Spionen kurzen Prozess machen. Jetzt sollten wir uns einmal unterhalten. Sie werden mir alles erzählen, was ich wissen will. Sonst stehen Sie in Kürze wieder hier. Und dann werde ich die Exekution durchführen lassen.«

      Und er ordnet an, mich wieder zurück in das Gebäude zu schaffen. Meine Gedanken rasen, ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Ich bin völlig durch den Wind. Habe ich noch eine Chance? Haben wir noch eine Chance? In diesen nächsten zehn Minuten wird sich entscheiden, ob ich leben darf oder sterben muss. Und allein diese Erkenntnis lässt mich jede Kraft verlieren. Sie setzen mich auf einen Stuhl, denn ich bin zu schwach, um stehen zu können.

      »Also, was ist deine Aufgabe?«

      Der Oberst umkreist mich wie ein Raubvogel seine Beute. Ich versuche zu sprechen, doch mir versagt die Stimme. Man reicht mir ein Glas Wasser. Gierig schlucke ich das kühle Nass. Und dann erzähle ich ihm mit stockender Stimme meine Geschichte. Dieselbe, die ich auch den französischen Generälen aufgetischt habe. Nur die Sache mit dem französischen Entsatz-Heer lasse ich weg. Dann bin ich fertig. Er sagt kein Wort. Streicht sich mit seinen Fingern den sorgsam gepflegten Bart glatt. So als ob ihm dies beim Nachdenken helfen würde.

      »Wissen Sie, Lady Julie. Ich glaub’ Ihnen kein Wort. So einen blühenden Unsinn habe ich selten gehört. Sie sind dumm. Sehr dumm sogar. Ich möchte die Wahrheit wissen. Und nicht irgendeinen Blödsinn von wegen Verwandte des englischen Königs. Also ... Haben Sie mir etwas zu sagen? Und überlegen Sie gut. Ich lasse mich nicht noch einmal anlügen.«

      Und so sprudelt alles aus mir heraus. Meine verrückte Idee mit der Reise um die Welt, um das Leben und die Liebe kennenzulernen. Ich lasse nichts aus. Nichts. Nicht das Erlebnis in Montmartre, nicht unsere verzweifelten Versuche, aus dem belagerten Paris herauszukommen, nicht meine wilde Räuberpistole, die ich den Franzosen aufgebunden habe. Und ich verschweige ebenso nicht meinen sogenannten Auftrag, zur Ost-Armee der Franzosen zu gehen. Doch auf Knien bettle ich ihn an, mir zu glauben, dass ich einzig und allein nach Süden will. Nach Süden, nach Marseille. Um dieses verdammte Land so schnell wie möglich