Название | Attentäter Null |
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Автор произведения | Джек Марс |
Жанр | Шпионские детективы |
Серия | |
Издательство | Шпионские детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9781094313139 |
Er wollte das Amt nicht. Er hatte angenommen, dass es die Spitze seine Karriere wäre, das Repräsentantenhaus anzuführen, er hatte nicht das Ziel, noch höher zu gelangen. Und er hätte auch einfach die sechs kleinen Worte sagen können, die alles ganz anders gemacht hätten - „Ich lehne es ab, zu dienen” - doch damit hätte er seine ganze Partei enttäuscht. Der amtierende Präsident des Senats war ein Republikaner aus Texas, er stand etwa so weit rechts im politischen Spektrum, wie man es in einem demokratischen System überhaupt konnte.
Und so wurde der Sprecher Rutledge zum Präsidenten Rutledge. Sein nächster Schritt wäre es, einen Vizepräsidenten zu nominieren, den der Kongress wählen müsste, doch vier Wochen waren seit seines Amtsantritts vergangen und er hatte es, trotz des steigenden Drucks und der zunehmenden Kritik, noch nicht getan. Man musste eine sehr gründliche Wahl treffen - und nach dem, was die letzten zwei Verwaltungen angestellt hatten, stand niemand Schlange für den Job. Er dachte an jemanden, die intelligente Senatorin aus Kalifornien, Joanna Barkley, doch seine Zeit im Amt war bisher so turbulent gewesen, dass es schien, als ob Kontroversen und Überprüfungen ihn um jede Ecke erwarteten.
Jeden Tag stand er kurz davor, aufzugeben. Und er war sich nur zu bewusst, dass dies eine Möglichkeit war. Rutledge könnte Barkley als seine Vizepräsidentin nominieren, das Zustimmungsvotum des Kongresses einholen und dann zurücktreten, was Barkley zur ersten weiblichen Präsidentin der Vereinigten Staaten machen würde. Er könnte es mit dem Wirbelwind von Ereignissen rechtfertigen, die geschahen, als er das Amt antrat. Man würde ihn dafür loben, oder zumindest stellte er sich das vor, eine Frau in das Weiße Haus zu bringen.
Es war verlockend. Besonders, wenn man wegen Nachrichten von terroristischen Attentaten am Tag von Thanksgiving aufgeweckt wurde.
Rutledge knöpfte sich das Hemd zu und knotete eine blaue Krawatte, doch entschied sich dazu, kein Jackett anzuziehen und rollte stattdessen die Hemdsärmel hoch. Eine Hilfskraft rollte einen Wagen mit Kaffee, Zucker, Milch und Kaffeestückchen herein, doch er goss sich einfach nur eine Tasse schwarzen Kaffee ein und nahm sie mit auf dem Weg zum Krisenraum, während zwei stoische Geheimagenten still hinter ihm hergingen.
Auch an die ständige Begleitung musste er sich gewöhnen. Er wurde ständig bewacht, war niemals wirklich allein.
Die beiden Agenten in dunklen Anzügen folgten ihm eine Treppe hinunter und den Gang entlang, wo drei weitere Geheimagenten Wache standen, jeder nickte ihm zu und grüßte ihn mit einem gemurmelten: „Mr. Präsident.” Sie hielten vor einer Doppeltür aus Eiche inne. Einer der Agenten ging neben der Tür mit vor sich gekreuzten Händen auf seine Stellung, während der andere Rutledge die Tür öffnete, damit er in den John F. Kennedy Konferenzsaal, gemeinhin als der Krisensaal bekannt, ein fünfhundert Meter großes Zentrum für Kommando und Geheiminformation im Keller des westlichen Flügels des Weißen Hauses, eintreten konnte.
Die vier schon anwesenden Personen erhoben sich, als er um den Tisch ging, um sich an seinem Kopf zu setzen. Links von ihm war Tabby Halpern und neben ihr der Verteidigungssekretär Colin Kressley. Der Staatssekretär und Direktor der nationalen Geheimdienste waren bemerkbar abwesend, da sie nach Genf geschickt wurden, um bei den Vereinigten Nationen über einen fortlaufenden Handelskrieg mit China zu reden, und wie dieser europäische Importe beeinträchtigen könnte. Statt ihnen waren der Direktor der CIA, Edward Shaw, anwesend. Er war ein streng aussehender Mann, den Rutledge noch nie zuvor hatte lächeln sehen. Und neben ihm stand eine blonde Frau, Ende dreißig, professionell, doch kaum atemberaubend. Ein Blick auf ihre schiefergrauen Augen entfachte ein Fünkchen Wiedererkennung. Rutledge hatte sie zuvor kennengelernt, vielleicht bei seinem Amtsantritt, doch er konnte sich nicht an ihren Namen erinnern.
Er konnte es nicht fassen, wie sie sich alle so schnell versammelt hatten und dabei einwandfrei gekleidet und anscheinend so wachsam waren. Quietschfidel, wie seine Mutter zu sagen pflegte. Rutledge fühlte sich plötzlich lotterig mit seinen hochgekrempelten Hemdsärmeln und der lose gebundenen Krawatte.
„Bitte, nehmen Sie Platz”, sagte Rutledge, während er sich auf einen schwarzen Lederstuhl setzte. „Wir wollen dieser Angelegenheit die Aufmerksamkeit geben, die sie verdient, doch wir wären heute alle lieber an anderen Orten. Lasst uns also gleich beginnen.”
Tabby nickte Shaw zu, der seine Hände auf dem Tisch faltete. „Mr. Präsident”, begann der Direktor der CIA, „letzte Nacht, um ein Uhr morgens, geschah ein Ereignis in Havanna, in Kuba, in der Nähe der nördlichen Hafenküste in einer Gegend, die sich Malecón nennt. Das ist ein beliebter Touristenort. In einem Zeitraum von etwa drei Minuten verspürten mehr als hundert Menschen verschiedene Symptome, die von Schwindel und Übelkeit bis hin zu permanentem Gehörverlust, Blindheit und, in einem unglückseligen Fall, Tod reichten.”
Rutledge starrte unverständig. Als Tabby von einem vermutlichen Terrorattentat sprach, hatte er angenommen, dass eine Bombe explodiert wäre oder jemand an einem öffentlichen Ort geschossen hatte. Was bedeutete all das mit den Symptomen und dem Gehörverlust? „Entschuldigen Sie bitte, Direktor, aber ich bin mir nicht sicher, dass ich Sie verstehe.”
„Sir”, sagte die blonde Frau neben ihm. „Deputy Direktorin Maria Johansson, CIA, Spezialeinsatzgruppe.”
Johansson, stimmt. Rutledge erinnerte sich plötzlich daran, wie er sie am Tag seines Amtsantritts kennenlernte.
„Was Direktor Shaw beschreibt”, fuhr sie fort, „weist auf eine Ultraschallwaffe hin. Diese Art von Konzentration auf eine begrenzte Örtlichkeit in einer solch kurzen Zeit schafft Parameter, die eng genug sind, damit wir annehmen, dass es sich um ein gezieltes Attentat handelt.”
Doch das erklärte Routledge gar nichts. „Entschuldigung”, wiederholte er und fühlte sich wie der Dummkopf im Raum. „Haben Sie Ultraschallwaffe gesagt?”
Johansson nickte. „Ja, Sir. Ultraschallwaffen werden für gewöhnlich als nicht-tödliche Abwehr verwendet. Die meisten unserer Marineschiffe haben sie. Kreuzschiffe verwenden sie als Verteidigung gegen Piraten. Doch aufgrund dessen, was wir über den Vorfall in Kuba wissen, stellte es sich heraus, dass diese hier viel stärker und größer als die Waffen ist, welche unser Militär verwendet.”
Tabby räusperte sich. „Die Polizei in Havanna sammelte Aussagen von mindestens drei Augenzeugen, die angeben, dass sie eine Gruppe von maskierten Männern dabei beobachtete, wie sie einen ,seltsamen Gegenstand’ nach dem Attentat auf ein Boot luden.”
Rutledge rieb sich die Schläfen. Eine Ultraschallwaffe? Es klang wie etwas aus einem Science Fiction-Film. Die kreativen Arten, die Menschen sich erträumten, um sich gegenseitig zu verletzen und zu töten, hörten nie auf, ihn zu faszinieren und gleichzeitig zu besorgen.
„Ich nehme an, dass Sie nicht glauben, dass es sich hier um einen isolierten Vorfall handelt”, sagte Rutledge.
„Das würden wir sehr gerne annehmen, Sir”, erwiderte Shaw, „doch das können wir einfach nicht. Die Waffe und die Leute, die hinter ihr stecken, sind irgendwo da draußen auf freiem Fuß.”
„Und die Art des Attentats”, fuhr Johansson fort, „scheint willkürlich. Wir können kein Motiv erkennen, Havanna oder ein touristisches Ziel anzugreifen, abgesehen davon, dass man einen einfachen Zugang und Fluchtweg hat. Bei einem Fall wie diesem, bedeutet das normalerweise, dass es sich um Proben hält.”
„Proben”, wiederholte Rutledge. Er hatte nie Militärdienst geleistet und war auch nie bei Geheimdiensteinsätzen gewesen, doch er war sich komplett bewusst, worauf die Deputy Direktorin anspielte. Dies war das erste Attentat und es gäbe noch weitere. „Und vermutlich sollte ich auch annehmen, dass einige der Opfer Amerikaner waren.”
Tabby nickte. „Das stimmt, Sir. Zwei erlitten permanente Erblindung. Und der einzige Todesfall war eine junge, amerikanische Frau...” Sie schaute in ihre Aufzeichnungen. „Ihr Name war Megan Taylor. Aus Massachusetts."
Rutledge