Jagd Auf Null. Джек Марс

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Название Jagd Auf Null
Автор произведения Джек Марс
Жанр Шпионские детективы
Серия
Издательство Шпионские детективы
Год выпуска 0
isbn 9781094310800



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verschüttet und ... äh...” Sie wurde abgelenkt, als sie in den Spiegel blickte.

      Dort konnte die Frau die offene Tür des Abteils erkennen und wie Maya da auf der geschlossenen Toilette saß. Maya hatte keine Ahnung, wie sie auf einen Fremden wirken würde - verheddertes Haar, die Wangen aufgedunsen vom Weinen, gerötete Augen - doch sie konnte sich vorstellen, dass ihr Anblick Grund zur Sorge auslöste.

      Der Blick der Frau huschte zu Rais und dann wieder zurück zum Spiegel. „Äh... Ich konnte einfach keine weiteren anderthalb Stunden mit klebrigen Händen fahren...” Sie blickte über ihre Schulter, während das Wasser noch floss und sagte lautlos drei sehr klare Worte zu Maya.

      Alles in Ordnung?

      Mayas Unterlippe zitterte. Bitte sprich nicht mit mir. Bitte schau mich nicht mal an. Sie schüttelte langsam den Kopf. Nein.

      Rais musste sich wieder in Richtung Tür umgedreht haben, denn die Frau nickte langsam.

      Nein! Dachte Maya verzweifelt. Sie versuchte, nicht um Hilfe zu bitten.

      Sie wollte die Frau davor schützen, dasselbe Schicksal wie Thompson zu erleiden.

      Maya winkte die Frau mit der Hand weg und sagte stumm ein Wort zurück zu ihr. Geh. Geh.

      Die Frau runzelte tief die Stirn, ihre Hände waren immer noch tropfnass. Sie blickte zurück in Richtung Rais. „Papiertücher sind wohl zu viel erwartet, was?”

      Sie sagte es mit ein wenig zu viel Druck.

      Dann machte sie, mit ihrem Daumen und kleinen Finger, eine Geste zu Maya, das Zeichen für ein Telefon.

      Sie wollte wohl andeuten, dass sie jemanden anrufen würde.

      Bitte geh einfach.

      Als die Frau sich wieder in Richtung Tür umdrehte, bewegte sich alles plötzlich ganz schnell und verschwommen. Es geschah so schnell, dass Maya sich zuerst gar nicht sicher war, dass es überhaupt passiert war. Die Frau erstarrte, ihre Augen weiteten sich vom Schock.

      Ein dünner Blutstrahl spritzte aus ihrem offenen Rachen und sprühte gegen den Spiegel und das Waschbecken.

      Maya hielt sich mit beiden Händen den Mund zu, um den Schrei, der aus ihren Lungen stieß, zu ersticken. Gleichzeitig riss die Frau beide Hände zu ihrem Hals, doch den Schaden, der hier angerichtet wurde, konnte man nicht wieder gutmachen. Blut lief in Rinnsalen über und zwischen ihren Fingern, während sie auf die Knie sank und ein sanftes Gurgeln ihren Lippen entsprang.

      Maya kniff ihre Augen zu, beide Hände immer noch über ihrem Mund. Sie wollte es nicht mit ansehen. Sie wollte nicht dabei zusehen, wie diese Frau wegen ihr starb. Ihr Atem entwich ihr in wogenden, erstickten Schluchzern. Aus der nächsten Kabine hörte sie, wie Sara leise wimmerte.

      Als sie es wagte, ihre Augen erneut zu öffnen, starrte die Frau sie zurück an. Eine Wange ruhte auf dem dreckigen, nassen Boden.

      Die Blutlache, die ihrem Hals entsprungen war, reichte fast bis zu Mayas Füßen.

      Rais beugte sich hinunter und säuberte sein Messer an der Bluse der Frau. Als er Maya wieder ansah, blickte keine Wut oder Verzweiflung aus seinen zu grünen Augen. Es war Enttäuschung.

      „Ich hatte dir gesagt, was geschehen würde”, erklärte er sanft. „Du hast versucht, ihr ein Zeichen zu geben.”

      Tränen ließen Mayas Blick verschwimmen. „Nein”, gelang es ihr, herauszuwürgen. Sie konnte ihre bebenden Lippen und zitternden Hände nicht kontrollieren. „Ich - ich habe nicht...”

      „Doch”, unterbrach er sie ruhig. „Hast du wohl. Ihr Blut klebt an deinen Händen.”

      Maya begann, zu hyperventilieren, sie schluckte ihre Atemzüge keuchend hinunter. Sie lehnte sich vornüber, steckte ihren Kopf zwischen ihre Knie, die Augen dabei fest zugekniffen und ihre Finger in ihrem Haar.

      Zuerst Mr. Thompson und jetzt diese unschuldige Frau. Beide waren nur deshalb gestorben, weil sie ihr zu nah waren, zu nah an dem, was dieser Verrückte wollte - und er hatte nun schon zwei Mal bewiesen, dass er bereit war zu töten, sogar ganz unwillkürlich, um das zu bekommen, was er wollte.

      Als sie schließlich wieder ihren Atem unter Kontrolle bekam und den Mut gefasst hatte, erneut aufzublicken, hatte Rais die schwarze Handtasche der Frau ergriffen und war dabei, sie zu durchwühlen. Sie sah dabei zu, wie er ihr Telefon herausnahm und sowohl den Akku als auch die SIM-Karte herausriss.

      „Steh auf”, befahl er Maya, als er in die Toilettenkabine trat. Sie stand schnell auf, wich an die Metall-Trennwand zurück und hielt den Atem an.

      Rais spülte den Akku und die SIM-Karte das Klo hinunter. Dann drehte er sich zu ihr um, sein Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt in dem begrenzten Raum. Sie konnte seinen Blick nicht erwidern. Stattdessen starrte sie nur auf sein Kinn.

      Er baumelte etwas vor ihrem Gesicht - einen Bund mit Autoschlüsseln.

      „Los geht’s”, sagte er leise. Er ging aus der Kabine und hatte anscheinend kein Problem damit, durch die große Blutlache auf dem Boden zu schreiten.

      Maya blinzelte. Bei der Raststätte ging es gar nicht darum, sie die Toilette benutzen zu lassen. Dieser Attentäter hatte nicht ein Gramm Menschlichkeit bewiesen. Es war einfach nur eine Möglichkeit für ihn gewesen, Thompsons Wagen loszuwerden.

      Weil die Polizei ihn suchen könnte.

      Zumindest hoffte sie das. Falls ihr Vater noch nicht zurückgekehrt war, wäre es eher unwahrscheinlich, dass jemand das Verschwinden der Lawson Mädchen bemerkt hatte.

      Maya trat so behutsam wie möglich auf, um die Blutpfütze zu vermeiden - und um nicht die Leiche auf dem Boden ansehen zu müssen. Jedes ihrer Gliedmaße fühlte sich weich wie Gelatine an. Sie fühlte sich schwach, machtlos gegen diesen Mann. All die Entschiedenheit, die sie vor nur einigen Minuten im Kleintransporter ihr Eigen nannte, hatte sich wie Zucker in kochendem Wasser aufgelöst.

      Sie nahm Sara an der Hand. „Schau nicht hin”, flüsterte sie und lenkte ihre jüngere Schwester um den Körper der Frau. Sara starrte zur Decke hinauf und atmete tief durch ihren offenen Mund. Ihre Wangen waren erneut von Tränen überströmt. Ihr Gesicht war weiß wie ein Laken und ihre Hand fühlte sich feuchtkalt an.

      Rais öffnete die Toilettentür nur ein paar Zentimeter und spähte nach draußen. Dann hielt er eine Hand hoch. „Wartet.”

      Maya lugte um ihn herum und sah, wie ein beleibter Mann mit einer Fernfahrermütze von den Herrentoiletten wegging, während er sich die Hände an seinen Jeans abtrocknete. Sie drückte Saras Hand und glättete mit der anderen instinktiv ihr eigenes, ungekämmtes Haar.

      Sie konnte diesen Mörder nicht bekämpfen, zumindest nicht, ohne eine eigene Waffe zu haben. Sie konnte auch nicht versuchen, die Hilfe eines Fremden zu beanspruchen, denn sonst könnte ihm das gleiche wie der toten Frau hinter ihnen widerfahren. Es gab jetzt nur noch eine Chance: sie mussten warten und hoffen, dass ihr Vater sie rettete... was er nur tun könnte, wenn er wüsste, wo sie waren. Doch es gab nichts, was ihm dabei helfen würde, sie zu finden. Maya hatte jedoch keine Möglichkeit, Hinweise oder Spuren zu hinterlassen.

      Ihre Finger verworren sich in ihrem Haar und befreiten sich, indem sie ein paar lose Strähnen mit sich nahmen. Sie schüttelte sie aus der Hand und sie fielen langsam zu Boden.

      Haar.

      Sie hatte Haare. Und Haare konnte man testen - das war einfache Kriminalistik. Blut, Speichel, Haare. All diese Dinge konnten beweisen, dass sie an einem Ort war, und dass sie immer noch am Leben war, als sie sich dort aufhielt. Wenn die Behörden Thompsons Wagen fänden, würden sie auch auf die tote Frau stoßen, und dann würden sie Proben sammeln. Sie würden ihr Haar finden. Ihr Vater würde wissen, dass sie dort waren.

      „Geht”, befahl Rais ihnen. „Raus.” Er hielt die Tür auf, während die beiden Mädchen, die sich an der Hand hielten, die Toilette verließen. Er folgte ihnen und blickte