Die großen Western Staffel 4. Diverse Autoren

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Название Die großen Western Staffel 4
Автор произведения Diverse Autoren
Жанр Языкознание
Серия Die großen Western
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740912383



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betrachteten Fairbanks nur sekundenlang. Dann ritten sie langsam zum Saloon und saßen davor ab. Wortlos schlangen sie die Zügel um die kurze Haltestange. Die Pferde standen ziemlich dicht nebeneinander. Einer nach dem anderen ging in den Saloon. Keiner drehte sich um.

      Die Burschen machten alle einen gepflegten Eindruck. Keiner war verwahrlost. Nur der Ältere legte keinen Wert auf sein Äußeres.

      Fairbanks wartete, horchte und schien die Stille des Mittags zu genießen. Im Saloon blieb es ruhig. Die Fremden machten keinen Lärm, Ed Corb, der Saloonbesitzer, hatte angenehme Gäste…

      Der Ältere winkte Ed Corb zu, an ihren Tisch zu kommen.

      »Ich bin Nolan Fury«, sagte der schmutzig aussehende Mann und zupfte am verfilzten Bart. »Sehen Sie doch mal zum Hotel hin, Mister.«

      Corb ging an die Tür, blickte kurz hinaus und kam zurück.

      »Ja, und?«

      »Das ist doch Donovan Fairbanks, der Revolverkönig, der dort steht?«

      »Ja, stimmt. Das weiß ich vom Marshal.«

      Nolan Fury grinste, während die fünf jungen Männer reglos am Tisch saßen und artig auf das Essen warteten.

      »Wir kommen von weither. Aus einem kleinen Nest im Süden. Da ist dieser Fairbanks auch gewesen –?und Maverick Rooster. Die beiden haben sich dort getroffen. Das geschieht nicht alle Tage. Wenn sich zwei Revolverkönige treffen, dann hat das schon was zu bedeuten. Jetzt fragen wir uns, wo dieser Lobo Rooster ist! Der muß hier sein. Wenn

      Fairbanks sich in dieser kleinen Stadt aufhält, dann kann Rooster nicht weit entfernt sein.«

      Der Saloonbesitzer dachte an die drei Fremden, die vor kurzem begraben worden waren. Auch sie hatten sich nach Rooster erkundigt.

      »Hier gibt es einen Rooster, aber der hat seit Jahren nicht mehr die Farm verlassen. Meinen Sie den, Mr. Fury?«

      »Nein.« Der Bärtige lehnte sich zurück. »Noch nie was von Lobo Rooster gehört? Der Mann ist ebenso berühmt wie dieser Fairbanks.«

      »Im Saloon hört man vieles. Das meiste vergißt man. Natürlich hab’ ich von Rooster gehört, aber das ist’ nicht der, den wir hier im County haben.«

      »Dann vergessen Sie, was ich gefragt habe«, meinte Fury. »Wie sieht es mit dem Essen aus?«

      »In einer halben Stunde.«

      »Dann bring’ ich die Pferde nach hinten«, sagte ein schwarzhaariger Bursche, erhob sich und ging hinaus. Er trat zwischen die Pferde und blickte zum Hotel hinüber. Dabei schob er den Stetson in den Nacken und ließ sein sonnengebräuntes Gesicht sehen.

      Fairbanks versteifte sich plötzlich und atmete gepreßt.

      Lächelnd wandte sich der Bursche ab, löste die Zügel und zog die Pferde durch die Einfahrt auf den Hinterhof.

      Donovan Fairbanks drückte sich vom Pfosten ab und betrat die Straße. Auf einem Umweg näherte er sich dem Stall hinter dem Saloon.

      Der gutaussehende Jüngling stand im halbdunklen Stall. Die blauen Augen glänzten im hereinfallenden Sonnenschein.

      Dann erschien Fairbanks draußen vor dem Stall, blieb einen Atemzug lang stehen, kam dann zögernd herein.

      »Kid?« raunte er, zweifelte noch immer. »Bist du es, Kid?«

      Der Bursche lächelte und nickte.

      »Tag, Vater«, sagte er. »Schön, dich mal zu sehen.«

      *

      Es war schon spät, als Lee Rooster endlich die Zeit fand, sich in die kleine Vorratskammer zurückzuziehen Hier im kühlen Keller stand fast vergessen der alte Koffer, mit dem sie einst in dieses Land gekommen waren. Einer Kiste ähnlich, aus dickem Korbgeflecht, die auch mal als Wäschetruhe benutzt worden war.

      Er mußte allerlei Gerümpel wegräumen, bevor er den Koffer öffnen konnte. Darin lag ein alter schwerer Waffengurt mit zwei Halftern. In der einen Halfter steckte ein Whitneyville Walker Colt.

      Lee zog unterm Hemd den anderen Colt hervor und schob ihn in die freie Halfter. Nachdenklich stand er gebeugt vor dem offenen Koffer.

      Er hatte seine Frau nicht kommen gehört. Sie stand auf einmal an seiner Seite und sah, daß der andere Colt nun auch im Koffer lag.

      »Du hast Maverick getroffen, Lee?« flüsterte sie.

      »Ja, Arlene. Bei den drei Eichen. Er hat mich gebeten, die Colts Willobie zu geben –?für seine Sammlung.«

      »Warum kommt Maverick nicht?« Ihre Stimme zitterte. Sie machte sich Sorgen. So war es immer schon gewesen, wenn sie den Namen gehört hatte. Und alles, was fast schon Vergangenheit war und beinahe vergessen, war nun wieder allgegenwärtig. »Ist er –?«

      »Nein, Arlene –?es geht ihm gut. Er ist nach Sundance Corral geritten. Er will noch einige Tage allein sein.«

      »Wann wirst du nach Cottonfield aufbrechen?«

      »Wenn die gröbste Arbeit getan ist.« Versonnen lächelnd legte er die rauhgewordenen Hände auf ihre Schultern. »Ich möchte die Schießeisen loswerden, Liebling. Das ist es.«

      *

      Gelächter tönte als dem Saloon. Weit fiel die Lichtbahn über den Gehsteig hinweg. Tabakrauch zog ins Freie.

      Donovan Fairbanks stand am Fenster seines Hotelzimmers und blickte auf die erhellten Fenster des Saloons.

      Der bärtige Nolan Fury und die jungen Burschen waren die einzigen Gäste.

      Dabei benahmen sich die fremden Gäste recht gesittet. Keiner wurde ausfallend. Doch die Leute von Cottonfield waren es nicht mehr gewohnt, schwerbewaffnete Männer in ihrer kleinen Stadt zu haben. Und diese Fremden waren sogar noch jung! Keiner war älter als achtzehn. Nur der Bärtige war so an die fünfzig Jahre alt.

      Fairbanks wußte von seinem Sohn, daß es eine Bande war. Sie nannte sich »Wild Angels«. Und diese wilden Engel vertrauten sich ganz Nolan Pury an.

      Kid hatte auf die warnenden Worte seines Vaters nur kalt gelächelt.

      »Du willst mir sagen, was ich zu tun habe? Sag’ dir das erst einmal selber.«

      Das war seine Antwort im Stall hinterm Saloon gewesen.

      Zum ersten Mal nach langer Zeit war Donovan Fairbanks gereizt. Den Sohn hatte er bei der Mutter geglaubt. Nun mußte er begreifen, daß auch der Sohn Revolverblut hatte.

      »Nein«, sagte Fairbanks plötzlich, griff zum Stetson und verließ das Zimmer. Kurz darauf näherte er sich schon dem Saloon.

      Als er eintrat, wurde es schlagartig still. Kalte Blicke tasteten ihn ab. Augen glänzten im Lampenschein. Rauch wölkte sich um die Lampen, nebelte die erhitzten und schweiß-glänzenden Gesichter der »Wild Angels« ein. Nolan Fury brach das Schweigen: »Trinken wir auf einen berühmten Mann. Vielleicht sogar auf den berühmtesten! Auf Mr. Donovan Fairbanks!«

      Er langte zum Glas, und die jungen Burschen taten es ihm nach. Der junge Kid Fairbanks lächelte dabei triumphierend.

      Fairbanks lehnte sich an die Theke, ließ sich einen Whisky geben und trank. Dann bat er Ed Corb, sie für kurze Zeit allein zu lassen.

      Als sich die Küchentür hinter dem Saloonbesitzer geschlossen hatte, verlor sich das Lächeln auf dem Gesicht des Revolverkönigs.

      Sein Blick wurde eisig.

      »Nolan Fury«, sagte er leise, »glaubt nur nicht, daß ich euch helfe oder den Rücken freihalte, wenn ihr Maverick Rooster umlegen wollt. Wenn mein Sohn Kid bei euch mitmacht, dann ist das seine Sache, nicht meine. Ich halte mich aus allem raus. Aber wenn einer von euch mir zu nahe kommt, dann leg’ ich ihn um.«

      »Ist ja schon gut, Mr. Fairbanks«, winkte Fury ab. »Regen Sie sich doch nicht auf. Wir machen das auch ohne Sie. Und ganz sauber! Wir sind doch keine Unmenschen. Sehen Sie sich die Jungs an!