Название | DSA 128: Der Pfad des Wolfes |
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Автор произведения | Alex Spohr |
Жанр | Языкознание |
Серия | Das Schwarze Auge |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783868896497 |
Unvermittelt sprang das Wesen vor und ergriff Drazoghs Arm. Zwar fraß sich dessen Arbach tief in die Schulter des Nashornkriegers, doch außer dass dieser ihn mit noch größerem Hass ansah und Speichel aus seinem Maul floss, geschah zunächst nichts. Das Monstrum wankte nicht, es fiel nicht, es blieb an Ort und Stelle stehen.
Der Khurkach, Uhsrur kannte ihn als sehr starken Krieger, der auch den Riesenrüssel in den Abgrund gejagt hatte, hatte große Mühe, sich der Kraft des Wesens zu widersetzen. Beide hatten die Waffe umschlossen und versuchten den Säbel zu bewegen. Dem Gharyakschra gelang es schließlich, die Klinge aus seiner Schulter herauszuziehen. Drazogh war sichtlich erstaunt, doch er hatte keine Zeit, sich auf die neue Situation einzustellen, denn das Ungeheuer brach ihm mit einem Kopfstoß die Nase, sodass er zurücktaumelte. Der Gharyakschra setzte nach und rammte ihm das Horn direkt in die Magengegend. Drazogh schrie auf und schlug noch einige Male mit Arm und Ellbogen auf den Rücken des Wesens, doch seine Bemühungen wurden schwächer, er hatte all seine Kraft verloren. Immer tiefer trieb der Gharyakschra das Horn in den Bauch, bis der Ork sich nicht mehr bewegte und seine Arme schlaf herunterhingen.
Jetzt machte sich Häuptling Kurkarwak bereit, den Gharyakschra mit seinem Gruufhai niederzustrecken, denn dieser wandte ihm den Rücken zu. Uhsrur, der immer noch wie gelähmt war, blieb einfach stehen, statt seinem Harordak zu folgen und zu helfen.
Noch bevor Kurkarwak seinen ersten Schlag ausführen konnte, hatte sich der Gharyakschra des sterbenden Orks entledigt. Er drehte sich geschwind um und versuchte, dem herabsausenden Hammer auszuweichen. Allerdings gelang ihm das nicht gänzlich, und so traf der Häuptling zumindest die Schulter des aufrechtstehenden Wollnashornmonstrums und brachte es ins Wanken. Schon setzte Kurkarwak nach, indem der den Gruufhai über seinen Kopf schwang und zu einem weiteren Hieb gegen die Schultern ansetzte. Dem Gharyakschra gelang es jedoch diesmal, vollständig unter dem Hieb wegzutauchen, indem er sich fallen ließ. Er ergriff einen herumliegenden Arbach und stieß, noch auf dem Boden liegend, zu und traf den Häuptling am linken Bein. Kurkarwak zog sich überrascht einen Schritt zurück, um sofort zu einem neuerlichen Angriff auszuholen. Dies nutzte der Nashornmann, um wieder aufzuspringen.
Selten hatte Uhsrur gesehen, dass jemand versuchte, die Schläge eines Gruufhai abzuwehren, doch die Kraft des Gharyakschra erlaubte es ihm, einige der Hiebe abgleiten zu lassen. Und der Gharyakschra war recht schnell und gewandt, trotz seiner Größe und Masse.
Der Kampf tobte einige Angriffe hin und her, keinem der beiden gelang es, einen Treffer zu landen. Uhsrur bewegte sich derweil überhaupt nicht, versagte seinem Häuptling voller Furcht seine Hilfe. Er glaubte jedoch, dass ein Erfolg des Harordaks das Glück in diesem Kampf noch einmal zu ihren Gunsten wenden und dass Brazoragh ihnen beistehen würde. Er wollte Tairach noch nicht in das Totenreich folgen, jetzt noch nicht.
Kurkarwak setze seinem Gegner mittlerweile ordentlich zu und hatte ihm sogar einen Treffer in den Rücken versetzt, doch was einem gewöhnlichen Menschen, einer Blankhaut, das Rückgrat gebrochen hätte, zog nur einem wütenden Schrei nach sich.
Uhsrur sah im Augenwinkel flackerndes Licht und wandte den Blick auf das Kampfgeschehen um ihn herum. Seine Sippe steckte in großen Schwierigkeiten. Die meisten Orks waren entweder schwer verwundet, erschlagen oder versuchten, zu fliehen. Zwar war die Zahl der Ungeheuer nicht groß, aber ihr Überraschungsangriff hatte die Horvasch völlig unerwartet getroffen. Die Einzigen, die sich zu freuen schienen, waren die Menschenfrauen. Aber selbst unter ihnen waren einige, die vor Furcht schrien.
Uhsrur hatte nur von wenigen Malen gehört, dass es jemandem gelang, sich an Orks heranzuschleichen, vor allem bei schlechten Sichtverhältnissen, wie in der Morgendämmerung.
Zwischen all den Gharyakschra sah er auch einige, die wie normale Glatthäute aussahen und keine Tierattribute zeigten. Sie wirkten weitaus weniger gefährlich, obwohl sie sich in Fellumhänge kleideten und sich Kriegsbemalung ins Gesicht geschmiert hatten.
Verzweiflung stieg in Uhsrur auf. Überall lagen tote Orks, und die Lage wurde immer aussichtsloser, da wandte er seinen Blick wieder dem Häuptling zu. Auch wenn nur wenige Sekunden vergangen waren, so hatte der Harordak doch einen weiteren Treffer gegen die Beine einstecken müssen. Damit hatte er einen großen Teil seiner Beweglichkeit eingebüßt. Der Tiermensch nutzte seine Chancen, führte einige Scheinangriffe gegen seinen Kontrahenten aus und schlug dann unnachgiebig mehrmals zu. Zahlreiche Wunden schwächten den Häuptling, doch er kämpfte todesmutig weiter, bis der Tiermensch seine rechte Hand traf und sie abtrennte. Uhsrur sah nur, dass der Streithammer zu Boden fiel und der Häuptling jegliche Deckung aufgab. Mit einer fließenden Bewegung schlug der Gharyakschra abermals zu und traf seinen Hals so kraftvoll, dass er Kurkarwak köpfte. Wenige Augenblicke später kippte der Rest des Körpers vornüber.
Jeglicher Hoffnungsfunken, den Uhsrur verspürt hatte, erlosch. Er sah, wie das Ungeheuer den Kopf des Toten in die Linke nahm und ihn gen Himmel reckte, ebenso wie sein Schwert mit der Rechten. Mit einem grauenvollen Ruf verkündete es den Sieg über die Orks, und die übrigen Scheusale stimmten mit ein.
Uhsrur drehte sich um und versuchte noch einmal, wegzulaufen. Er rannte vorbei an den dahingemetzelten Leibern seiner Brüder, rannte in Richtung der Palisade, um es vielleicht doch noch zu schaffen, daran hochzuklettern und zu entkommen. Sein Leben war ihm wichtiger als Mut und Ehre. Er wollte noch nicht in das Totenreich von Tairach!
Ein am Boden liegender, verletzter Gharyakschra mit dem Kopf eines Wolfes griff nach ihm, doch es gelang dem gewandten Ork, auszuweichen. Er hatte die Palisade erreicht und sprang daran empor, um sich möglichst weit oben irgendwie festzuhalten. Er sah nicht, dass der Gharyakschra, der seinen Häuptling getötet hatte, einen Wurfspeer aufgehoben hatte und ihm diesen nun hinterherwarf. Erst als sich der Speer einen halben Schritt von ihm entfernt in das Holz der Palisade bohrte, bemerkte er die Gefahr, die ihm drohte. Einen kurzen Augenblick lang starrte er den vibrierenden Wurfspeer an.
Ein zweiter Speer verfehlte ihn ebenfalls, und Uhsrur kletterte weiter, hatte die Spitze der Palisade fast erreicht. Doch dann spürte er einen beißenden Schmerz in seinem rechten Arm und sah entsetzt, dass ihn das dritte Wurfgeschoss getroffen und an das Holz des Palisadenzauns genagelt hatte. Er hielt sich mit der Linken immer noch an der Palisade fest, aber seine Finger rutschten langsam ab. Voller Panik blickte er sich um und sah, dass ein hässliches, an einen Molch erinnerndes Wesen, bedeckt mit zahlreichen rötlichen Schuppen und völlig haarlos, neben dem Wollnashornwesen stand und einen weiteren Wurfspeer aus einem Köcher zog. Uhsrur nahm all seinen Mut zusammen. Er zog sich weit genug hinauf, um in den Schaft des Speers beißen zu können und zu versuchen, ihn aus dem Holz zu ziehen. Er konnte nicht schreien, nur ein schmerzverzerrtes Geräusch entfuhr ihm, doch es gelang ihm tatsächlich, den Wurfspeer zu bewegen. Gerade als er ihn gelockert hatte, hörte er erneut das Sausen eines Speers. Schmerz breitete sich vom Rücken bis in seinen Kopf aus, und doch versuchte er noch einmal, den Speer durch eine Kopfbewegung aus seinem Arm zu ziehen. Er schmeckte Blut.
Wieder ein Sausen. Diesmal kaum Schmerz, dafür fühlte er sich nun taub und steif. Er versuchte, hinter sich zu schauen und sah die beiden Speerschäfte aus seinem Rücken ragen. Angst und Verzweiflung überkamen ihn erneut, doch diesmal konnte er nicht wegrennen. Seine Bewegungen wurden langsamer und immer langsamer, seine Kraft verließ ihn. Dennoch gab er nicht auf, versuchte sich zu befreien und zu entkommen. Ihm war die Ausweglosigkeit seiner Situation noch immer nicht bewusst, er wollte sie nicht wahrhaben.
Ein weiterer Wurfspeer traf ihn, er versank in Dunkelheit und wachte erst in der Totenwelt Tairachs wieder auf.
***
Als endlich der neue Tag das Lager der Horvasch vollends in Licht hüllte, lebte kein einziger Orkkrieger mehr. Die Gharyakschra hatten alle getötet, alle, die sich ihnen widersetzt hatten. Die Geflohenen waren verfolgt und ebenfalls erschlagen worden.
Die wenigen Orkfrauen, die im Lager waren, wurden verschont, ebenso die Säuglinge und Kinder, sofern sie keinen Widerstand leisteten, allerdings schickten die Gharyakschra sie nach Süden zurück, einem unbekannten Schicksal entgegen.
Die menschlichen Sklaven, allesamt Frauen aus dem Svellttal, wurden befreit, bekamen