Название | Gesammelte Werke von Rudyard Kipling |
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Автор произведения | Редьярд Киплинг |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788027209255 |
»Allah Kerim! Wie gut, daß der Babu zur Stelle war! Bist Du sehr naß geworden?«
»Ich beachtete es nicht. Ich entsinne mich, der Hakim trug Sorge für den Körper von Teshoo Lama; er zog ihn aus dem heiligen Wasser mit seinen Händen und dann kam Dein Roßhändler vom Norden mit Männern und einem Tragbett, und sie hoben den Körper auf das Bett und trugen ihn zu dem Haus der Sahiba.«
»Was sagte die Sahiba?«
»Ich meditierte in jenem Körper und hörte es nicht. So ist die Suche denn beendet. Für das Verdienst, das ich erwarb, ist der Strom des Pfeiles hier. Zu unsern Füßen brach er hervor, wie ich es fügte. Ich habe ihn gefunden. Sohn meiner Seele, ich habe meine Seele zurückgezogen von der Schwelle der Freiheit, um Dich frei zu machen von aller Sünde, wie ich frei und ohne Sünde bin. Gerecht ist das Rad! Gewiß ist unsere Erlösung. Komm!«
Er kreuzte die Hände auf seinem Schoß und lächelte, wie ein Mensch lächeln mag, der Erlösung gewonnen hat für sich und die, die er liebt.
Naulahka, das Staatsglück
Erster Band
Erstes Kapitel.
Nikolas Tarvin saß im Mondschein auf der geländerlosen Brücke, die oberhalb von Topaz über den Bewässerungsgraben führt, und ließ seine Füße über dem dunklen Wasser baumeln. Neben ihm saß ein schmächtiges braunes Mädchen mit traurigen Augen, das schweigend in den Mond starrte. Ihrer dunklen Haut sah man an, daß dieses Mädchen weder Sonne noch Regen noch Wind scheute, und ihre Augen waren jener eingewurzelten Schwermut voll, die sich gerne ansiedelt in Augen, die hohe Berge und endlose Ebenen, Sorge und Leben geschaut haben. Solche Augen beschatten die Frauen des Westens mit der Hand, wenn sie um Sonnenuntergang unter der Thüre ihrer Hütte über die gras-und baumlose Heide oder welliges Hügelland hinausspähen nach dem heimkommenden Mann. Wo das Leben hart ist, ist’s immer am härtesten für die Frau.
Käte Sheriff war aufgewachsen, das Gesicht nach Westen gekehrt: seit sie auf den Füßen stehen konnte, hatten ihre heißen Augen auf der Wildnis gehaftet. Mit der Eisenbahn war sie in diese Wildnis eingedrungen und vorwärts geschritten, aber bis zur Zeit, wo sie in die Schule geschickt wurde, hatte sie nie an einem Ort gelebt, an dem die Eisenbahn vorübergefahren wäre. Sie hatte mit den Ihrigen oft lang genug am Ende einer Teilstrecke gewohnt, um das erste nebelige Frührot der Civilisation aufdämmern zu sehen, in der Regel durch elektrisches Licht verkörpert, aber in den neuen und immer neueren Gegenden, wohin der Vater von Jahr zu Jahr als Eisenbahningenieur vorrückte, gab es nicht einmal Bogenlampen. Es gab nur ein Wirtschaftszelt und eine Bauhütte, in der sie wohnten und worin die Mutter manchmal allen Arbeitern, die unter ihres Mannes Befehl standen, Kost und Wohnung geben mußte. Diese Verhältnisse und Einflüsse waren aber nicht die alleinigen Urheber der Eigenart des dreiundzwanzigjährigen Mädchens, das neben Tarvin saß und ihm eben sanft und milde auseinandergesetzt hatte, daß sie ihm wohl von Herzen gut sei, aber anderwärts eine Pflicht habe.
Diese Pflicht war, ihrer Auffassung nach, ihr Leben daran zu setzen, um die Lage der Frauen in Indien zu verbessern. Gegen Ende ihres zweiten in Saint Louis verbrachten Schuljahrs, wo sie die losen Fäden der Bildung, die ihr die Einsamkeit und die sie sich selbst in der Einsamkeit gegeben hatte, zusammenknüpfen wollte, war diese Aufgabe wie eine Eingebung, ein höheres Geheiß an sie herangetreten.
An einem Aprilnachmittag, der durchsonnt und durchglüht war vom ersten Frühlingshauch, hatte Käte ihre »Sendung« erhalten. Das sprossende Grün, die ersten