Название | Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740914288 |
»Ja, schon«, räumte Anneka zögernd ein. Doch das war nur die halbe Wahrheit. Natürlich freute sie sich irgendwie für ihn. Andererseits hatte sie gehofft, ihm ein ganz neues Leben zeigen zu können, nachdem seine ganze Kindheit und Jugend dem Tennissport zum Opfer gefallen war. »Aber wir hatten doch so viele Pläne … wollten einen Tanzkurs machen und zusammen den Klettergarten unsicher machen. Mit Freunden ausgehen und ins Kino … Sachen eben, die man macht, wenn man jung und unbeschwert ist«, erinnerte sie ihn vorsichtig an die Pläne, die sie in der Klinik und während seines Reha-Aufenthalts am Telefon geschmiedet hatten. Das sollte jetzt alles hinfällig sein?
Sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als Leon genervt die Hände zurückzog und sich zurücklehnte.
»Du tust ja gerade so, als wäre ich aus der Welt!«, beschwerte er sich unwillig und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. »Mensch, Anneka, es geht um ein paar Wochen, dann bin ich wieder da.«
»Bis das nächste Turnier kommt«, bemerkte sie bitter.
Leon betrachtete sie und sagte nichts mehr. Schließlich sah er auf die Uhr und seufzte.
»Ich muss leider schon wieder los. Der neue Trainer will mit mir noch ein paar Einzelheiten durchsprechen«, erklärte er schuldbewusst.
»Schon gut.« Anneka winkte ab und drehte sich zu ihrer Jacke um, die hinter ihr über der Stuhllehne hing. Leon hatte ihr hübsches Oberteil noch nicht einmal bemerkt und Tatjana sich getäuscht. »Ich wollte eh heimgehen. Meine Eltern planen eine Reise nach Thailand, bei der ich unbedingt dabei sein will. Heute sehen wir mal die Unterlagen durch«, erfand sie schnell eine Ausrede, die auf den zweiten Blick gar nicht so schlecht war.
Mit Genugtuung bemerkte Anneka, wie Leon das Gesicht verzog.
»Du willst nach Thailand?«, fragte er unwillig und hielt ihr die Tür auf. »Und was, wenn ich in dieser Zeit in Deutschland bin?«
Obwohl Anneka gar nicht zum Lachen zumute war, verspürte sie in diesem Augenblick den Drang, laut aufzulachen.
»Dann hast du wohl einfach Pech gehabt«, erwiderte sie, ehe sie mit hoch erhobenem Kopf aus der Tür hinaus stolzierte und Leon einfach stehen ließ.
Ungläubig starrte er ihr nach und haderte mit sich. Am liebsten wäre er ihr nachgelaufen und hätte sie zurückgehalten. Doch die Uhrzeit saß ihm im Nacken, und der neue Trainer wartete. So drehte sich Leon schließlich schweren Herzens um, steckte die Hände tief in die Jackentaschen und ging davon, während Anneka außer Sichtweite in heiße Tränen ausbrach.
*
Obwohl Wochenende war, fuhr Dr. Daniel Norden auch an diesem Samstagvormittag in die Klinik. Der Gesundheitszustand von Bernhard Beer besorgte das Ehepaar Norden, und Daniel versprach seiner Frau, sich zu melden, sobald er Neuigkeiten erfahren hatte. Doch bevor er Bernhards Zimmer erreichte, traf er auf Schwester Johanna. Sie gehörte quasi zum Inventar der Behnisch-Klinik und freute sich immer, den beliebten Arzt zu treffen.
»Sieh mal einer an, der gute Doktor Norden«, begrüßte sie ihn erfreut, als sie ihm auf dem Flur begegnete. »Wohin des Wegs?«
»Wie immer zu einem Patienten, liebe Schwester Johanna«, erwiderte Daniel leutselig und hielt ihr galant die Tür auf.
»Dann sehen Sie sich mal vor«, warnte Johanna ihn. »Ich hatte heute schon eine bemerkenswerte Begegnung mit einem störrischen Patienten.« Während sie sprach, blitzten und funkelten ihre kleinen Äuglein munter.
»Tatsächlich? Was ist passiert?« Obwohl Daniel es ein bisschen eilig hatte, wollte er die mitteilungsbedürftige Schwester nicht vor den Kopf stoßen.
»Stellen Sie sich vor, trotz der winterlichen Temperaturen wollte der Mann einen Ventilator anmachen, den er von zu Hause mitgebracht hat. Er meinte, er könnte sonst nicht einschlafen. Und schwupps, hatte er ihn eingeschaltet.«
Obwohl Daniel der Witz an dieser Geschichte verborgen blieb, lächelte er pflichtschuldig.
»Manche Patienten sind einfach unverbesserlich«, bemerkte er, als Schwester Johanna die Hände hob.
»Gemach, gemach, lieber Doktor. Die Pointe kommt er erst noch«, machte sie ihn freundlich aufmerksam. »Der gute Mann hat nämlich vor ein paar Tagen einen riesigen Blumenstrauß geschenkt bekommen, der nicht mehr ganz frisch war. Als er den Ventilator angeschaltet hat, war’s um die schöne Pracht natürlich geschehen. Sie hätten das Gesicht des guten Mannes sehen sollen, als er sich in einem Bett aus Blütenblättern wiedergefunden hat.«
Diese Vorstellung war so komisch, dass Daniel tatsächlich lachen musste. »Das muss wirklich ein lustiger Anblick gewesen sein!«
»Ein Bild für die Götter«, versicherte Johanna und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. »Er lag im Bett und sah aus wie ein Blumenmädchen!«
Wieder lachten beide los, als eine scharfe Stimme dem heiteren Treiben ein Ende bereitete.
»Du lachst, während mein Mann mit dem Tod ringt?«, fauchte Charlotte, die vor der Intensivstation auf Daniel gewartet hatte.
Vertieft, wie der Arzt in das Gespräch gewesen war, hatte er die Freundin der Familie gar nicht bemerkt.
Auch Tochter Teresa war diesmal wieder bei ihrer Mutter und legte ihr beschwichtigend die Hand auf den Arm.
»Mama, bitte!«, mahnte sie leise.
Unwillig und ohne ihre Tochter eines Blickes zu würdigen, schüttelte Charlotte die Hand ab. Unverwandt starrte sie Daniel an, der sichtlich erschrocken war.
»Bernhard ringt mit dem Tod? Davon weiß ich ja gar nichts«, gab er zurück und wollte an Mutter und Tochter vorbei in die Intensivstation stürzen, um sich Gewissheit über Bernhards Zustand zu verschaffen.
Teresa hinderte ihn daran.
»Halt. Meine Mutter übertreibt mal wieder schamlos«, hielt sie ihn ab. »Sie macht sich Sorgen, weil er immer noch nicht reagiert.«
Erleichtert atmete Daniel auf.
»Aber ich hab dir doch gestern schon gesagt, dass es uns gelungen ist, die Blutung auszuräumen. Danach haben wir Bernhard in ein künstliches Koma versetzt, damit sich der Körper erholen kann.« Er winkte die beiden Frauen mit sich. Dieses Thema wollte er nicht unbedingt auf dem Klinikflur diskutieren und zog die geschützte Atmosphäre des Schwesternzimmers vor.
»Und wie lange dauert das?«, fragte Charlotte und sah hinüber zur Oberschwester, die über den Dienstplan gebeugt am Tisch saß.
»Mama!«, ermahnte Teresa ihre Mutter erneut und diesmal deutlich ungeduldiger, bevor sie sich wieder an Daniel wandte. »Es ist egal, wie lange es dauert. Hauptsache, mein Vater wird wieder ganz gesund«, versicherte sie mit Nachdruck.
So gern Daniel ihr dieses Versprechen gegeben hätte, so wenig konnte er es.
»Ehrlich gesagt ist eine Prognose schwierig.« Sein Blick wanderte durch die Scheibe, die die Intensivstation vom Schwesternzimmer trennte. Er blickte direkt auf Bernhard Beer, der schlafend im Bett lag. Die Kabel und Schläuche, mit denen sein Körper verbunden war, wirkten beängstigend. »Wir müssen auf jeden Fall mit einem langwierigen Heilungsprozess und einem längeren Aufenthalt in einer Reha-Klinik rechnen.«
Teresas Augen wurden schmal.
»Sie glauben also, dass etwas zurückbleibt?«, fragte sie und bemühte sich, ihre tiefe Sorge so gut es ging zu unterdrücken.
Daniel zögerte. Nachdenklich wiegte er den Kopf.
»Zunächst einmal sollten wir nicht mit dem Schlimmsten rechnen«, versuchte er dann, wenigstens ein bisschen Optimismus zu verbreiten.
Diese Worte erreichten auch Charlotte Beer, die stumm neben den beiden stand. Sie blickte auf, und in ihren Augen lag ein Hauch von Hoffnung.
»Können wir zu Bernhard? Ich möchte ihn so gerne