Название | Gullivers Reisen |
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Автор произведения | Джонатан Свифт |
Жанр | Языкознание |
Серия | Klassiker bei Null Papier |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954183562 |
Erstens: In der rechten Tasche des großen Bergmenschen (so übersetzte ich die Worte quinbus Flestrin) fanden wir nach der genauesten Untersuchung nur ein großes Stück rauhen Tuches, breit genug, einen Fußteppich für Eurer Majestät erstes Staatszimmer zu bilden. In der linken Tasche sahen wir eine große silberne Kiste mit einem Deckel von demselben Metall, welchen wir, die Visitatoren, nicht herausheben konnten. Wir baten deßhalb, dieselbe zu öffnen; Einer von uns trat hinein und geriet bis an die Mitte des Beins in eine Art Staub, der uns in’s Gesicht flog und uns beide heftig und mehreremale nießen ließ. In seiner rechten Westentasche fanden wir ein ungeheures Bündel weißer und dünner Substanz, die übereinander gerollt ungefähr die Dicke von drei Menschen enthielt. Sie war mit einem starken Tau umwunden und mit schwarzen Figuren bezeichnet. Nach unserer unterthänigsten Meinung bestehen dieselben in Buchstaben, von denen hernach jeder halb so groß ist, wie die Fläche unserer Hand.
In der linken Westentasche befand sich eine Art Maschine, von deren Rücken zwanzig lange Pfähle denjenigen ähnlich sich ausdehnten, welche Pallisaden vor dem Hofe Eurer Majestät bilden. Hiemit kämmt sich der Bergmensch, wie wir vermuten, seine Haare. Wir haben ihn nämlich nicht immer mit Fragen belästigt, weil wir es sehr schwierig fanden, uns einander verständlich zu machen. In der großen Tasche rechts an seiner Mittelkleidung (so übersetze ich das Wort Panfu-to, womit sie meine Beinkleider bezeichneten) sahen wir einen hohlen Pfeiler aus Eisen von einer Mannslänge, mit einem starken Stück Zimmerholz von noch größerem Umfange wie der Pfeiler. Auf einer Seite des Pfeilers ragten große Eisenstücke in sonderbaren Figuren hervor, die wir nicht zu erklären vermögen. In der linken Tasche befand sich eine Maschine derselben Art. In der kleinen Tasche rechts waren mehrere runde und flache Stücke von weißem und rotem Metall; einige weiße, wie es schien aus Silber bestehend, waren so groß, daß ich und mein Kamerad sie kaum in die Höhe heben konnten. In der linken Tasche waren zwei Pfeiler von unregelmäßiger Gestalt. Wir konnten nicht ohne Schwierigkeit bis auf den Gipfel derselben reichen, als wir auf dem Boden der Tasche standen. Einer derselben war bedeckt und schien aus einem Stücke verfertigt zu seien, an dem obern Ende des andern befand sich aber eine weiße runde Substanz, zweimal so dick wie unsere Köpfe. In jedem derselben war eine wundersame Stahlfläche eingestoßen, welche wir durch unseren Befehl ihn zu öffnen zwangen; wir befürchteten nämlich, dieses könnten gefährliche Maschinen seien.
Er nahm die Stahlflächen aus ihrem Gehäuse und sagte uns, in seinem Lande sei es Sitte, sich mit der einen zu rasieren und mit der andern die Fleischspeisen zu zerschneiden. In zwei Taschen konnten wir nicht eindringen; er nannte diese seine kleineren Behälter; sie bestanden in zwei breiten Schlitzen an dem obern Teile seines Mittelkleides, welche aber durch die Spannung seines Leibes eng geschlossen waren. Aus dem rechten Behälter hing eine dicke silberne Kette mit einer wunderbaren Maschine am Ende. Wir befahlen ihm sie herauszuziehen, was auch immer sich dort befinden möge. Sie bestand aus einer Kugel, zur Hälfte von Silber zur Hälfte von einem andern durchsichtigen Metall. An der durchsichtigen Seite sahen wir mehrere sonderbare Figuren in Zirkelform, und glaubten dieselben berühren zu können, bis unsere Finger durch die helle Substanz aufgehalten wurden. Als er die Maschine an unsere Ohren hielt, machte sie ein fortwährendes, dem einer Wassermühle ähnliches Geräusch: wie wir vermuten, ist dasselbe entweder ein unbekanntes Tier, oder der Gott, den er verehrt. Wir sind aber zu der letztern Meinung geneigter, weil er uns versicherte (wenn wir ihn nämlich recht verstanden haben, denn er ist noch immer nicht im Stande, sich richtig auszudrücken), er tue selten etwas, ohne jenes Ding um Rat zu fragen. Er nannte es sein Orakel und sagte, es bezeichne die Zeit jeder Handlung seines Lebens. Aus der linken Tasche zog er ein Netz heraus, groß genug, um einem Fischer bei seinem Geschäfte zu dienen; er verstand es jedoch, dasselbe wie einen Geldbeutel zu öffnen und zu schließen, und es versah ihm wirklich die Dienste eines solchen. Wir fanden darin mehrere massive Stücke gelben Metalls, welche von ungeheurem Wert seien müssen, wenn sie wirklich aus Gold verfertigt sind.
Nachdem wir so auf Befehl Eurer Majestät mit Sorgfalt seine Taschen durchsucht hatten, bemerkten wir einen Gürtel um seinen Leib aus der Haut eines wunderbaren Tieres verfertigt, an welchem links ein Degen von fünffacher Mannslänge herabhing; rechts einen in zwei Zellen abgeteilten Sack oder Beutel; jede Zelle aber kann ungefähr zwei Unterthanen Eurer Majestät enthalten. In einer dieser Zellen befanden sich Kugeln oder Bälle von sehr schwerem Metall, von der Dicke unserer Köpfe, welche eine sehr starke Hand zum Aufheben erforderten; die andere Hälfte enthielt einen Haufen schwarzer Körner von keinem großen Umfang oder Gewicht, denn wir konnten ungefähr fünfzig auf unserer Handfläche halten.
Dieß ist ein genaues Verzeichnis aller Dinge, die wir an dem Leibe des Bergmenschen gefunden haben, der uns mit vieler Höflichkeit behandelte, und der geziemende Achtung vor dem Auftrage Eurer Majestät bewies. Unterschrieben und besiegelt am vierten Tage des neunundachtzigsten Monats der glücklichen Regierung Eurer Majestät.
Als dieß Verzeichnis dem Kaiser vorgelesen war, befahl er mir, jedoch in sehr höflichen Ausdrücken, alle angeführten Artikel auszuliefern. Zuerst verlangte er meinen Degen, den ich mit Scheide und allem Zugehör herbeibrachte. Mittlerweile ließ er 3000 Mann auserwählte Truppen, die ihn begleiteten, manövrieren, um mich zu umringen. Bogen und Pfeile wurden in der Art bereit gehalten, daß eine Salve nach Befehl sogleich gegeben werden konnte. Dieß jedoch bemerkte ich nicht, denn meine Augen waren allein auf Seine Majestät gerichtet. Alsdann bat er mich den Degen zu ziehen, welcher fast überall noch sehr glänzte, obgleich er durch Seewasser etwas eingerostet war; ich tat es und sogleich erscholl von den Truppen ein lauter Ruf, der teils von Schrecken, teils von Überraschung zeugte. Die Sonne schien hell und der Lichtreflex blendete ihre Augen, als ich den Degen in meiner Hand hin und her schwang. Seine Majestät ist ein sehr mutiger Fürst und erschrack weniger wie ich erwarten konnte. Er befahl mir, den Degen wieder in die Scheide zu stecken und dann so sanft wie möglich auf den Boden zu legen in der Entfernung von ungefähr sechs Fuß, soweit es meine Kette erlaubte. Zunächst ward dann einer der hohlen eisernen Pfeiler verlangt, worunter sie meine Taschenpistolen verstanden.
Ich zog eine derselben heraus und machte ihnen so gut wie möglich den Gebrauch verständlich; alsdann lud ich sie allein mit Pulver aus dem engen Schlusse meiner Pulvertasche, in welches kein Tropfen Seewasser hatte dringen können (kluge Seeleute pflegen sich stets mit einer solchen zu versehen). Zuvor ermahnte ich den Kaiser, nicht zu sehr zu erschrecken, und schoß dann in die Luft. Hier war das Erstaunen noch größer, als bei dem Anblick des Degens.
Hunderte fielen wie tot zu Boden, und sogar der Kaiser, obgleich er stehen blieb, konnte sich nicht so bald vom Schreck erholen. Ich lieferte meine Pistolen in derselben Weise wie meinen Degen aus, hierauf auch meine Pulvertasche mit den Kugeln, indem ich bat, die erstere vom Feuer entfernt zu halten, denn der kleinste Funken würde den Inhalt sogleich entzünden, und sein kaiserlicher Palast könnte alsdann in die Luft fliegen; ich überlieferte ferner meine Uhr, auf die der Kaiser sehr neugierig war, er befahl deßhalb zwei seiner größten Gardisten sie auf den Schultern herbei zu bringen, indem sie an einem Pfahle in der Art hing, wie Kärrner in England ein Bierfaß tragen. Er wunderte sich über ihr Geräusch und über die Bewegung des Zeigers, den er sehr gut erkennen konnte, denn das Gesicht jener Leute ist bei weitem schärfer wie das unsrige. Alsdann fragte er seine Gelehrten nach ihren Meinungen hierüber, welche, wie sich, der Leser leicht denken kann, auf sehr verschiedene Weise ausfielen; ich brauche sie wohl nicht zu wiederholen und konnte sie auch wirklich nicht ganz verstehen. Hierauf lieferte ich mein Silber- und Kupfergeld, meine Börse mit neun großen Goldstücken und einigen kleineren aus, mein Taschen- und Rasiermesser, meine silberne Schnupftabacksdose, meinen Kamm, mein Schnupftuch und Tagebuch. Die Pistolen und Pulvertasche wurden auf Wagen in die Vorratshäuser Seiner Majestät gebracht; mein übriges Eigentum wurde mir jedoch zurückgegeben.
Wie ich schon bemerkte, hatte ich noch eine besondere Tasche, die sie bei ihren Nachsuchungen nicht bemerkten. Hierin befand sich eine Brille (die ich wegen meines schwachen Gesichts bisweilen gebrauchen muß), ein Taschenperspektiv und einige andere Geräte, die dem Kaiser von keinem Nutzen seien konnten, weshalb ich mich denn auch durch meine Ehre nicht für verpflichtet hielt, sie herauszugeben. Ich befürchtete nämlich, sie möchten verloren gehen oder