Название | Mami Staffel 6 – Familienroman |
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Автор произведения | Claudia Torwegge |
Жанр | Языкознание |
Серия | Mami Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740926427 |
Nathalie war hart geblieben.
»Auch wenn du es nicht gerne hörst«, hatte sie argumentiert. »Du bist selbst gerade mal den Windeln entwachsen. Und deshalb bist du um zehn zu Hause. Ende der Diskussion.«
Sandra wußte, daß sich ihre Mutter nicht mehr umstimmen lassen würde. Aber da war diese Party, zu der Sandra unbedingt wollte. Nicht wegen des Technos, darauf fuhr sie gar nicht so ab, sondern wegen des tollen Typen, den Maggy aufgetan hatte.
Der Kerl war zwar schon uralt, fünfundzwanzig! Aber er besaß eine eigene Castingagentur und ein Fotostudio, in dem er so bekannte Models wie Claudia Schiffer und Verona Feldbusch abgelichtet hatte.
Maggy wollte ihn heute abend in der Disco mit Sandra bekannt machen. Sandy träumte, wie viele Mädchen ihres Alters, von einer Karriere als Schauspielerin und Fotomodell. Sängerin in einer berühmten Band wäre auch nicht schlecht gewesen, aber leider war sie vollkommen unmusikalisch.
Aber sie sah gut aus, das sagten alle ihre Freundinnen, und sie konnte sich bewegen.
Einnmal ganz oben zu sein, ihr Bild in allen Zeitungen, Reisen in die entferntesten Winkel der Welt, Geld, Glamour, all das könnte schon bald ihr gehören, wenn ihre Mutter nicht so verdammt stur wäre.
Maggy hatte es da besser. Sie durfte schon bis ein Uhr in den einschlägigen Discotheken verkehren. Und ihre Eltern machten auch keinen Streß, weil sie bereits mit vierzehn einen festen Freund hatte.
Diesen Castingfritzen hatte sie bei einem Konzert der Backstreet-Boys in Hamburg kennengelernt. Er war mächtig reich, fuhr ein dickes Auto, besaß ein schickes Haus und kaufte Maggy tolle Klamotten. Er hatte sie auch schon ein paarmal fotografiert. Demnächst würde sie für irgend ein Modemagazin Modell stehen. Dafür wurden noch weitere Mädchen gesucht. Eines davon sollte Sandy sein, vorausgesetzt, sie schaffte es, diesen Castingmenschen kennenzulernen.
»He, kannst du dich vielleicht mal endlich entscheiden!« brachte Maggy sich ungeduldig in Erinnerung. »Wenn nicht, dann frage ich Martina. Die ist auch ganz wild drauf, in die Zeitung zu kommen.«
Martina war Sandras schärfte Konkurrentin. Eine aufgeblasene Gans, die sich für die Schönste hielt. Die würde vielleicht die Show machen, wenn sie den Vertrag bekam! Nein, das konnte Sandra nicht zulassen.
»Okay«, stimmte sie zu, rasch, bevor sie es sich anders überlegen konnte. »Ich bin dabei. Wir treffen uns um zehn Uhr vor dem ›Planet‹.«
Maggy atmete erleichtert auf.
»Na, Mensch, das war ja ’ne schwere Geburt.« Sie schulterte ihren Rucksack und wandte sich zum Gehen. »Zieh dir was Schickes an«, warf sie Sandra noch, halb im Gehen begriffen, zu, dann marschierte sie davon.
Sandra sah ihr mit gemischten Gefühlen hinterher.
*
Dennis betrachtete seine Mutter mit nachdenklichen Blicken, während Nathalie zwischen Schrank und Schminkspiegel hin und her winselte.
»Sind eigentlich alle Frauen so aufgeregt, wenn sie ’ne Verabredung mit einem Typen haben?« erkundigte er sich, als Nathalie erneut an den Schrank trat, um ein anderes Kleid herauszunehmen.
»Nein«, seufzte sie und betrachtete das Modell. »Nur deine Mutter. Weil sie nämlich schon lange keine Verabredung mehr hatte.«
Dennis schob die Unterlippe vor.
»Nimm das Schwarzgelbe«, murmelte er undeutlich, erhob sich und verließ das Schlafzimmer.
Nathalie sah ihm unter zusammengezogenen Brauen hinterher. In der letzten Zeit zog sich der Junge immer mehr in sich selbst zurück. Sie hätte ihn gerne gefragt, was ihn bedrückte, aber Dennis war noch nie der Typ gewesen, der sein Herz auf der Zunge trug. Sie wußte, daß sie warten mußte, bis er von selbst kam, um sich auszusprechen.
Das Schwarzgelbe, hatte er gesagt. Nun, alles was recht war, der Knabe hatte Geschmack. Das Ensemble kleidete sie wirklich hervorragend, stellte Nathalie fest, als sie sich in dem Kostüm vor dem Spiegel drehte. Wieso hatte sie ihn nicht eher gefragt, dann hätte sie sich eine Menge Arbeit ersparen können.
Aber jetzt war keine Zeit mehr zum Aufräumen. Rasch in die hochhackigen Pumps geschlüpft, noch einmal das Make-up und die Frisur überprüft, die Handtasche geschnappt und dann nichts wie runter ins Wohnzimmer, wo der Rest der Familie und Regina auf ihr Erscheinen wartete.
»Wow!« machte Sandra, als sie ihre Mutter sah. »Du siehst super aus!«
Nathalie lächelte erleichtert. Wenn sie in diesem Outfit sogar in den Augen ihrer Tochter Gnade fand, dann mußte sie tatsächlich perfekt aussehen.
»He«, mischte Regina sich ein. »Das habe ich noch gar nicht an dir gesehen. Ist ja ein heißes Teil.«
»Ein Frustkauf«, informierte Nathalie sie. »Ich hatte meinen Depritag und bin losgegangen, um mir irgend etwas zu kaufen, was mich aufheitert.« Sie drehte sich anmutig einmal um sich selbst. »Es hat etwas Frisches an sich, findest du nicht?«
»Frisch, elegant, was weiß ich«, lachte Regina. »Auf jeden Fall sieht es schick aus. Der Typ wird dir auf der Stelle einen Antrag machen.«
»Was für einen Antlag?« wollte Steffi sofort wissen.
»Einen Heiratsantrag«, grinste Sandra. »Dann bekommst du einen neuen Papa.«
Steffis Miene wurde ablehnend.
»Ich mag aba keinen neuen Papa!« protestierte sie besorgt. »Mama!«
Hastig nahm Nathalie sie in die Arme.
»Scht, scht, Süße, Sandra hat nur einen Witz gemacht.«
Steffi lehnte sich in Nattys Armen zurück. Mit großen, ernsthaft blickenden Augen musterte sie ihre Mutter.
»Walum?«
Nathalie seufzte.
»Weil Sandy eben mal lustig sein wollte«, versuchte sie, der Vierjährigen zu erklären. »Sie dachte, du würdest darüber lachen.«
»Ich mag aba nich’ dalüber lachen«, verkündete Steffi entschlossen und löste sich aus der Umarmung. »Kino ist gut, aba du kommst ohne neuen Papa nach Hause.«
»Versprochen.« Nathalie richtete sich auf und strich ihren Rock glatt. In diesem Moment schlug die Hausglocke an.
»Ich gehe!« trompetete Steffi. Bevor irgend jemand sie zurückhalten konnte, war sie aus dem Zimmer gesaust und hatte die Haustür aufgerissen.
Erstaunt sah sie auf den hochgewachsenen Herrn im dunklen Anzug, der aus beachtlicher Höhe auf sie herabblickte.
»Hallo.« Sein Lächeln wirkte freundlich. Steffi beschloß, ihn erst einmal zu mögen. »Ich bin Clemens, und wer bist du?«
»Herr Hochdahl!« Nathalie fing mit der einen Hand Steffi ein und schob sie in die Diele zurück, während sie mit der anderen Clemens ausgestreckte Rechte ergriff. »Schön, Sie zu sehen. Wenn Sie möchten, können wir sofort losgehen.«
»Sandy will ihn bestimmt auch sehen!« krähte Steffi dazwischen, bevor Renate ihr den Mund zuhalten konnte.
»Nein, das will der nette Onkel nicht«, versuchte Nathalie das Unheil abzuwenden, aber Clemens nickte begeistert.
»Nun, wie haben noch ein bißchen Zeit«, verkündete er gutgelaunt. »Ich würde Ihre Rasselbande gerne kennenlernen.«
»Siehste!« Steffis rundes Gesichtchen leuchtete vor Stolz.
»Dann – äh – kommen Sie herein.« Nathalie hatte das Gefühl, der Boden unter ihren Füßen sei aus Pudding. Himmel, sie war vollkommen von der Rolle. In ihrem Kopf drehte sich alles, ihre Hände und Knie zitterten – dieser Abend begann fürchterlich, er konnte nur katastrophal weitergehen.
»Ich mache euch ein paar Drinks«, kam ihr Regine, die Nathalies Nervosität erkannte, zu Hilfe. »Hallo, ich bin Regine Klee,