Название | Leni Behrendt 6 – Liebesroman |
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Автор произведения | Leni Behrendt |
Жанр | Языкознание |
Серия | Leni Behrendt |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740931841 |
Als Almut neunzehn Jahre alt war, starb ihre Mutter an einer Lungenentzündung, die sie sich auf einem Fest geholt. Sie hinterließ im Hause keine Lücke, da sie sich ja nie um das Hauswesen richtig gekümmert hatte. Nur daß sie so verhältnismäßig jung aus dem Leben gehen mußte; das sie so heiß geliebt, bedauerte man allgemein. Ein halbes Jahr später folgte ihr der Gatte. Da er zwanzig Jahre älter war als seine Frau, hatte er immerhin vierundsiebzig Jahre leben dürfen.
Im Fahrenroth-Hause ging alles den gewohnten Gang weiter. Der Sohn wurde nun offizieller Chef des kaufmännischen Unternehmens, das er schon längst leitete.
Seine Frau wurde die Herrin des Hauses, was sie sich nicht zunutze machte, sie hatte andere Interessen. Mochte Fräulein Aldermann sich nur weiter um das Hauswesen kümmern.
So lagen die Verhältnisse an diesem Januartage, an dem Almut es wieder einmal zu Hause »satt« hatte. Mißmutig lag sie in ihrem Sessel und sah zu, wie Adele Patience legte.
»Sag mal, Möpschen, bekommst du das stumpfsinnige Spiel nicht endlich einmal über?« fragte sie ungnädig.
»Ebensowenig wie du deine Spielereien.«
»Die hängen mir schon längst zum Halse heraus. Mich ekelt mein Leben an.«
»Kann ich mir denken, mein Kind, da es ein unnützes ist. Heirate und schaffe dir eine Stube voll Kinder an, dann wirst du so viel Beschäftigung haben, daß dir für Langeweile keine Zeit bleibt.«
»Gott soll mich bewahren!« hob das Mädchen entsetzt die Hände. »Eine Stube voll Rangen wie Adalberts Junge? Das wäre ein wahres Kreuz!«
»Kannst sie ja besser erziehen«, riet Adele ungerührt. »Dann werden sie zur Freude, nicht zur Plage.«
»Möchtest du mir nicht verraten, wen ich heiraten soll?«
»Einen Mann natürlich. Auswahl hast du ja genug. Da wird sich doch wohl einer finden lassen, der nach deiner hochmütigen Nase ist.«
»Nicht, daß ich wüßte. Jedenfalls sind die ewigen Anträge fürchterlich.«
»Also hast du wieder einen bekommen«, stellte Adele gemütlich fest, indem sie Karten mischte. »Wer ist’s?«
»Gerald Burden.«
»Na und?«
»Glaubst du etwa, daß ich dieses wandelnde Modejournal heirate?«
»Warum nicht? Er ist das, was man einen netten Kerl nennt. Dazu hat er Geld, das du immer so gut unter die Leute zu bringen verstehst. Außerdem ist er aus tadelloser Familie. Töricht, wenn du seinen Antrag abgelehnt hättest.«
»Habe ich, Möpschen.«
»Dann sei also zufrieden. Er hat dir zu deiner Sammlung gerade noch gefehlt. – Bube, Dame, König, As – aufgegangen.« Adele legte befriedigt die Karten zusammen. »Jetzt werde ich nachsehen, ob es mit dem Mittagessen klappen wird. Die neue Köchin muß sich erst einarbeiten.«
»Daraus wird nichts, Möpschen. Wir verreisen.«
»Du hast wohl einen Klaps, mein Kind. Bei dieser Kälte sollte der Mensch froh sein, in einer warmen Stube sitzen zu dürfen.«
»Im Auto ist es auch warm, Möpschen. Ich muß unbedingt fort.«
»Warum? Hast du etwas ausgefressen?«
»Möpschen, du bist und bleibst ein Scheusal!« Almut sprang lachend auf. »Es ist mir ein Rätsel, wie ich so sehr an dir hängen kann. Verdient hast du es nicht. Nun packe rasch deinen Koffer, in einer Stunde geht es los.«
»Mit dem hungrigen Magen? Du wirst doch wohl gestatten, daß ich mich an der Mittagstafel noch einmal gründlich satt esse. Denn wie ich aus Erfahrung weiß, wirst du mich unterwegs hungern lassen. Was plagt dich überhaupt, bei der Kälte hinauskutschieren zu wollen! Geht es dir hier nicht gut? Aber das kommt davon, wenn man ein solches Drohnendasein führt. Das bringt selbst den vernünftigsten Menschen auf verrückte Einfälle.«
Die letzten Worte vernahm Almut schon an der Tür, durch die sie lachend stürmte. Ihr war nicht bange, daß »Möpschen« streiken würde.
Seufzend klingelte Adele nach dem Stubenmädchen, ließ sich die Koffer bringen und begann zu packen.
Unterdessen schritt Almut nach dem Teil des Hauses hinüber, in dem die Büroräume untergebracht waren. Betrat das Zimmer des Bruders, der am Schreibtisch saß und nur flüchtig von der Arbeit aufsah.
Adalbert Fahrenroth war ein anständiger Mensch und tadelloser Kaufmann, der das von den Vätern Ererbte in vorbildlicher Weise verwaltete. Seine Schwester nahm er als etwas hin, was man sich aus seinem Leben nicht wegdenken konnte. In gewissem Sinne war er sogar stolz auf das rassige Geschöpf. Ließ ihr jeden Willen, da er einsah, daß er gegen sie nicht aufkommen konnte. Er war bei ihr an Überraschungen aller Art gewöhnt. So überraschte es ihn auch jetzt gar nicht, als sie erklärte, in einer Stunde im Auto zu verreisen. Er fragte nur gleichmütig: »Wohin?«
»Wo die Nase hinführt.«
»Hm, schade! Gerald Burden hat mir nämlich zu verstehen gegeben, daß er dich gern zur Frau haben möchte. Wenn du nun verreist, wird er keine Gelegenheit haben, seinen Antrag anzubringen.«
»Ist bereits geschehen, mein lieber Adalbert.«
»Und?«
»Liebenswürdig abgeblitzt!« erklärte sie und setzte sich auf die Kante des Schreibtisches. Er lehnte sich in den Stuhl zurück und betrachtete die Schwester kopfschüttelnd.
»Aus dir werde klug, wer kann. Der wievielte Korb ist es, den du ausgeteilt hast?«
»Einige immerhin. Nicht meine Schuld, denn ich habe keinem der Herren Hoffnung gemacht.«
»Nein, nur gespielt hast du mit ihnen wie die Katze mit der Maus«, entgegnete er trocken. »Schade, ich hätte Gerald gern zum Schwager gehabt. Er ist ein lieber Kerl und hat viel Geld.«
»Ist das denn so wichtig?«
»Geld ist immer wichtig. Hauptsächlich für dich, die du es mit vollen Händen ausgibst. Wohl hast du auch einen netten Batzen, doch auch der tiefste Brunnen schöpft sich einmal aus, mein liebes Kind. Daher wäre es zu begrüßen, wenn dein zukünftiger Mann für frische Zufuhr sorgen könnte, und dazu ist Burden wohl in der Lage. Ich würde also raten, dir die Sache gründlich zu überlegen. So eine Partie bietet sich dir so bald nicht wieder.«
»Möglich –«, gab sie gleichmütig zu. »Aber vorläufig bin ich auf eine gute Partie noch nicht angewiesen. Wie ich aus meinem Vermögensstand, der mir am Tage meiner Volljährigkeit bekanntgegeben wurde, ersehen konnte, reicht der Mammon noch auf unabsehbare Zeit. Wenn er verjuxt ist, habe ich immer noch Zeit, nach einer guten Partie zu greifen.«
»Kind, deine Sorglosigkeit möchte ich haben – und deinen Starrsinn dazu. Worauf wartest du eigentlich?«
»Vielleicht auf einen Märchenprinzen. Die sollen ja auch heute noch vorhanden sein. – Und nun Schluß mit deinen Vorschlägen, Adalbertbruder. Jedenfalls werde ich jetzt für einige Zeit die Tapeten wechseln. Wenn ich wiederkomme, bin ich vielleicht vernünftig geworden.«
»Das walte Gott –«, erwiderte er skeptisch. »Wann willst du fahren?«
»Sobald ich meine Koffer gepackt habe.«
»Kommt Möpschen mit?«
In Almuts Stirn grub sich eine Unmutsfalte. Es klang ärgerlich, als sie sagte: »Möpschen? Das möchte ich mir doch ernstlich verbitten, Adalbert. Die gute Seele so zu nennen, steht nur mir allein zu.«
»Na schön –«, lächelte er nachsichtig. »Ich wollte Fräulein Aldermann mit der Bezeichnung