Название | Dracula |
---|---|
Автор произведения | Брэм Стокер |
Жанр | Языкознание |
Серия | Horror bei Null Papier |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954180080 |
»Geweiht dem Andenken des Georgie Canon, der in der Hoffnung auf eine fröhliche Auferstehung am 29. Juli 1873 durch Sturz vom Felsen von Kettleness den Tod fand. Dieses Denkmal wurde dem heiß geliebten Sohne von der betrübten Mutter errichtet. Er war der einzige Sohn seiner Mutter und sie war Witwe.«
»In der Tat, Herr Swales, ich kann hierin nicht das geringste Spaßhafte finden!« Sie machte diese Bemerkung in vollem Ernst, sogar mit dem Tone eines leisen Vorwurfes.
»Sie finden nichts Komisches daran! Ha, ha! Das kommt daher, Sie wissen nicht, dass die Mutter eine Teufelin war, die ihn hasste, weil er lahm war und an Krücken ging, und er hasste sie so, dass er Selbstmord beging, damit sie die Lebensversicherungssumme, auf die sie für ihn eingezahlt, nicht erhalte. Er schoss sich mit einer alten Muskete, die sie sonst zur Krähenjagd benützen, den Kopf ab. Das also ist die Erklärung seines Absturzes von dem Felsen. Und was die Hoffnung auf eine fröhliche Auferstehung betrifft, so habe ich ihn oft sagen hören, meiner Seele, er hoffte zur Hölle zu fahren, damit er nicht mit seiner Mutter, die sich sicherlich durch ihre Frömmigkeit den Himmel verdient, zusammen sein müsste. Also, enthält dieser Stein hier«, er klopfte mit seinem Stock darauf, »nicht einen ganzen Pack Lügen? Und würde nicht der Erzengel Gabriel ein sonderbares Gesicht machen, wenn Georgie, den Leichenstein auf seinem Buckel schleppend, die Stufen heraufgehumpelt käme, um sich damit zu legitimieren.«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber Lucy gab dem Gespräch eine andere Wendung und sagte, indem sie aufstand:
»O, warum haben sie uns dies erzählt? Es ist mein Lieblingsplätzchen und ich kann es nicht aufgeben. Nun erfahre ich, dass ich fernerhin auf dem Grabe eines Selbstmörders werde sitzen müssen.«
»Das darf Sie doch aber nicht stören, Herzchen, und es würde dem armen Georgie gewiss eine große Freude bereiten, wenn er wüsste, dass ein so süßes Ding auf seinem Grabstein sitzt. Das darf Sie also nicht genieren. Sehen Sie, ich sitze hier schon Jahre lang, und es ist mir noch nie ein Leid geschehen. Bilden Sie sich eben ein, er läge nicht da unten oder Sie säßen wo anders. Meine Zeit ist aber nun um, und ich muss gehen. Ich empfehle mich Ihnen, meine Damen.« Damit humpelte er davon.
Lucy und ich blieben noch eine Zeit lang sitzen und es breitete sich so viel Schönheit zu unseren Füßen, dass wir andächtig unsere Hände verschlangen; sie erzählte mir nur von Arthur und ihrer kommenden Hochzeit. Das tat mir innerlich ein bischen weh, denn ich habe einen ganzen Monat von Jonathan nichts gehört.
Am gleichen Tage. – Ich kam allein da herauf, denn ich bin sehr betrübt. Kein Brief für mich da. Ich hoffe, dass Jonathan nichts zugestoßen sein wird. Eben hat es neun geschlagen. Ich sehe da und dort Lichter in der Stadt aufflammen, da wo die Straßen laufen, in Reihen, und dann wieder vereinzelt an verschiedenen Stellen; sie laufen den Esk entlang und verlieren sich in der Biegung des Tales. Links von mir ist die Aussicht durch die scharfe, dunkle Firstlinie des Daches der alten Abtei abgeschnitten. Lämmer und Schafe blöken auf der Weide hinter mir, und man vernimmt das Klappern von Eselshufen auf der gepflasterten Straße tief unten. Die Musikkapelle auf dem Pier spielt einen kreischenden Walzer zur Belustigung, während weiter vom Hafen weg irgendwo in einem Nebengässchen die Heilsarmee musiziert. Keine der Kapellen bemerkte etwas von der anderen, aber von hier oben kann ich sie beide sehen und hören. Ich möchte wissen, wo Jonathan ist und ob er meiner gedenkt! Ich wollte, er wäre hier.
1 Crescent ist ein Begriff für eine halbmondförmige städtebauliche Anordnung. Die Bezeichnung Crescent lässt sich aus dem Englischen ableiten und bedeutet Halbmond oder Mondsichel. <<<
2 River Esk (Cumbria) im Eskdale im Lake District, England. <<<
3 Sir Walter Scott: »Marmion. A Tale of Flodden Field«. Edinburgh 1808. Dt. »Marmion. Eine Erzählung vom Schlachtfelde von Flodden. Dichtung in sechs Gesängen.« <<<
4 Als Bram Stoker 1890 in Whitby residierte, diente die kleine Stadt als Inspiration und Kulisse für sein Werk. Die Stadt hat daher ein Dracula-Museum. <<<
Dr. Sewards Tagebuch
5. Juni. – Der Fall Renfield wird immer interessanter, je mehr ich den Mann verstehen lerne. Er hat einige sehr stark hervortretende Eigenschaften: Selbstgefühl, Verschlossenheit und Zielbewusstsein. Ich möchte wissen, auf was sich letzteres bezieht. Ich glaube, er hat eine besonders festgestellte Tabelle, aber was er damit will, weiß ich nicht. Seine beste Eigenschaft ist die Liebe zu Tieren, obgleich er manchmal mit ihnen umgeht, dass man sie eher für eine besondere, perverse Grausamkeit halten möchte. Seine Launen sind von seltsamer Art. Gegenwärtig ist seine Spezialität der Fliegenfang. Er hat eine solche Menge beisammen, dass ich es ihm verbieten musste. Zu meinem Erstaunen zeigte sich daraufhin kein Wutausbruch, sondern er nahm es mit gesetztem, ruhigen Ernst einfach hin. Er dachte einen Augenblick nach, dann sagte er: »Können Sie mir drei Tage Frist geben? Da werde ich sie alle wegschaffen.« Ich sagte es ihm zu, werde ihn aber scharf beobachten.
18. Juni. – Er hat sich nun auf die Spinnen verlegt, von denen er schon mehrere große Exemplare in einer Schachtel gefangen hält. Er füttert sie mit seinen Fliegen, deren Zahl auch schon beträchtlich abgenommen hat, obgleich er die Hälfte seiner Mahlzeiten dazu verwendet, um neue Opfer zu ködern.
1. Juli. – Seine Spinnen werden nun eine ebenso große Plage wie die Fliegen, und heute erklärte ich ihm, dass er sich von ihnen werde trennen müssen. Er wurde bei dieser Ankündigung so traurig, dass ich ihm sagte, er müsse wenigstens einige davon freilassen. Er beruhigte sich dabei und wurde wieder fröhlich, da ich ihm denselben Termin setzte wie zur Vernichtung der Fliegen. Einmal empfand ich heftigen Ekel vor ihm, denn als eine große Schmeißfliege, aufgebläht von irgend einer aasigen Nahrung, in das Zimmer schwirrte, fing er sie, hielt sie, wie anbetend, ein paar Augenblicke zwischen Daumen und Zeigefinger, und ehe ich noch seine Absicht erraten konnte, steckte er sie in den Mund und aß sie auf. Ich schalt ihn deswegen, er aber erwiderte, es sei sehr