Название | Butler Parker 100 – Kriminalroman |
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Автор произведения | Günter Dönges |
Жанр | Языкознание |
Серия | Butler Parker |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740908355 |
Es gab kein Fettnäpfchen, das sie übersehen hätte und in das sie mit Wonne nicht hineingetreten wäre. Sie konnte ganz Dame sein, aber sie vermochte sich auch in Sekundenschnelle in eine derbe Marktfrau zu verwandeln. Ihr Wortschatz war dann dementsprechend. Sie pfiff auf alle Konventionen und genoß ihr Alter von rund 60 Jahren. Genaues darüber war von ihr nicht zu erfahren.
Was diesen von Mylady beobachteten Fall von Fahrerflucht nun anbetraf, so hielt Josuah Parker seinen Einsatz für sinnlos. Der Polizei standen wesentlich bessere Mittel zur Verfügung, den offensichtlich angetrunkenen Mann ausfindig zu machen. Er konnte zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, wie gründlich er sich täuschte.
»Sind Mylady schon von der Polizei verhört worden?« erkundigte sich Parker, nachdem Agatha Simpson sich für diesen neuen Fall starkgemacht hatte.
»Nur vage«, gab sie zurück, »man traute mir nach diesem Doppelmord wohl nicht soviel Nervenkraft zu. Der zuständige Inspektor will noch im Lauf des Nachmittags hier vorbeikommen.«
»Falls der Fahrer sich inzwischen nicht schon gemeldet hat«, warf Kathy Porter ein.
»Ausgeschlossen, Kindchen«, sagte die Lady. »Dieses Subjekt wird sich nie melden. Ich sehe das Gesicht noch genau vor mir. Ich besitze einige Menschenkenntnis. Dieser junge Laffe …«
»Sie bezeichnen den Fahrer als einen jungen Laffen, Mylady?« Parker war hellhörig geworden.
»Und damit untertreibe ich nur noch«, redete Agatha weiter. »Ich kenne diese Art von Gesichtern. Arrogant, aufgeblasen. Normalerweise würde ich den Besitzer eines solchen Gesichtes einen dummen Flegel nennen.«
Parker hatte nur noch halb hingehört, denn auf dem kiesbestreuten Weg quer durch den Park kam ein junger, elastisch aussehender Mann, etwa 30 Jahre alt. Er trug eine dunkelgraue Kombination, die von der Stange stammte.
»Die Polizei scheint Mylady einen Besuch machen zu wollen«, stellte Parker fest.
»Was auch Zeit wird«, gab Agatha Simpson gereizt zurück. »Die Herren von der Polizei scheinen es nicht gerade eilig zu haben. Führen Sie den Mann hierher auf die Terrasse, Mister Parker!«
Parker ging dem Besucher entgegen und meldete Mylady kurz darauf einen gewissen Detektiv-Sergeant Fielding.
»Setzen Sie sich, junger Mann«, herrschte die Dame des Hauses den Sergeant an, der einen etwas unsicheren Eindruck machte. »Haben Sie diesen Mörder inzwischen festgenommen?«
»Mörder, Mylady?« Der Sergeant war irritiert.
»Wer zwei Menschen niederfährt, sich im Vollrausch befindet und dann auch noch Fahrerflucht begeht, der ist in meinen Augen ein Mörder«, stellte Agatha Simpson grimmig fest. »Sie wollen mir doch hoffentlich nicht widersprechen, oder?«
»Natürlich nicht, Mylady. Ah, Sie haben den Fahrer erkannt? Sie würden ihn wiedererkennen?«
»Dieses Gesicht vergißt man nicht! Ich würde ihn unter Tausenden erkennen.«
»Auch den Beifahrer, Mylady?« Er sah Agatha Simpson in gespannter Erwartung an.
»Diesen Mann nicht. Ich sah nur das Gesicht des Fahrers. Sie haben ihn bereits festnehmen können?«
»Der Wagen ist wie vom Erdboden verschwunden«, erklärte der Detektiv-Sergeant achselzuckend. »Es handelte sich um einen …«
»… Triumph«, fiel Kathy Porter Mylady in die Rede. »Neuestes Modell.«
Lady Simpsons Gesellschafterin wußte aus Erfahrung, daß ihre Herrin sich in Wagentypen nicht auskannte.
»Sagte ich doch«, behauptete die Lady und sah Kathy Porter strafend an. »Unterbrechen Sie mich nicht immer, Kindchen, das macht mich ganz nervös!«
»Und wer waren die Opfer?« schaltete Josuah Parker sich in das Gespräch ein.
»Zwei junge Londoner. Ein Mann und eine Frau. Beide knapp 20 Jahre alt«, antwortete Fielding hastig. »Sie kamen von einem Campingplatz hier in der Nähe der Küste.«
»Schrecklich!« Agatha Simpson stand auf und marschierte wieder zur Brüstung der Terrasse. »Ich begreife einfach nicht, wieso der Wagen so plötzlich verschwinden konnte. Hat man denn nicht alle Straßen abgesperrt?«
»Natürlich, Mylady«, verteidigte sich der Sergeant. »Straßensperren überall. Vielleicht steht der Triumph inzwischen in einer Garage.«
»Hat das Ehepaar weitere Anhaltspunkte liefern können?« wollte die Detektivin dann wissen.
»Die beiden alten Herrschaften sind noch nicht vernehmungsfähig«, erwiderte der Sergeant, der sich während der Unterhaltung ein paar Notizen gemacht hatte. »Vielen Dank für die Auskünfte, Mylady! Sie werden noch von uns hören.«
»War das alles?« entrüstete sich die Gastgeberin.
»Haben Sie sonst noch etwas Konkretes zu berichten?« wollte der Sergeant wissen. »Das Kennzeichen haben Sie doch nicht registriert, oder?«
»Natürlich nicht. Und darüber ärgere ich mich am meisten. So etwas hätte mir nicht passieren dürfen. Nun gut, junger Mann, tun Sie Ihre Pflicht!«
Sie entließ Fielding mit einem gnädigen Kopfnicken. Der Sergeant verbeugte sich und ließ sich von Parker zurück in den Garten bringen.
»Lassen Sie nur, den Rest schaffe ich schon allein«, sagte er, als am Eingang zum Park ein zweiter Mann erschien. »Jetzt kommt wahrscheinlich die Presse.«
»Mylady gibt keine Interviews«, stellte Parker fest und deutete eine knappe Verbeugung an, als der Mann ihm zuwinkte und dann ging. Parker blieb höflich abwartend stehen, bis der zweite Mann ihn erreicht hatte. Er sah ihn kühl und distanziert an.
»Detektiv-Inspektor Mervins«, stellte der Neuankömmling sich knapp vor. »Ich möchte Lady Simpson sprechen.«
»Sind Sie sicher, Detektiv-Inspektor zu sein?« erkundigte sich Parker höflich.
»Vollkommen«, gab der Mann zurück, der etwa 40 Jahre alt war und einen sehr zivilen Eindruck machte, »aber ich weise mich auch gern aus.«
Parker schluckte und wußte im gleichen Moment, daß man Mylady und ihn genasführt hatte. Er beeilte sich, den bereits verschwundenen Detektiv-Sergeant Fielding noch einzuholen, blieb aber schon nach wenigen Schritten stehen. Das Aufheulen eines Motors sagte ihm, daß er es niemals schaffen würde.
*
»Das hätte Ihnen einfach nicht passieren dürfen, Mister Parker.«
Agatha Simpson sah den Butler mit einem strafenden Blick an.
»Sehr wohl, Mylady«, gab Parker zurück, während sein Gesicht unbewegt blieb.
»Aber vielleicht werden Sie auch nur alt«, stichelte die Lady und gab sich milde.
»Wie Mylady meinen«, lautete Parkers Antwort.
»Nun, reden wir nicht mehr davon«, fuhr Agatha Simpson fort. »Vergessen wir, daß Sie sich von einem Journalisten haben hereinlegen lassen.«
Inspektor Mervins war nach seiner kurzen Unterhaltung mit der Hausherrin und Kathy Porter wieder gegangen. Er hatte sich ordnungsgemäß ausgewiesen und war ebenfalls der Ansicht, ein Reporter habe sich mit diesem Sergeant-Trick Zugang zu Informationen verschafft.
»Hat es Ihnen die Sprache verschlagen, Mister Parker?« erkundigte sich Lady Agatha, als Parker auf jeden Kommentar verzichtete.
»Ich fürchte, daß wir es nicht mit einem Reporter zu tun gehabt haben«, erwiderte der Butler würdevoll.
»Würden Sie das noch mal wiederholen, Mister Parker?« Agatha Simpson sah ihren Butler freudig, gespannt und erwartungsvoll an.
»Ein Reporter hätte sich mit größter Wahrscheinlichkeit eine sehr genaue Personenbeschreibung geben lassen«, schlußfolgerte Josuah Parker. »Dies aber war, wie Mylady sich erinnern