Название | Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Marie Francoise |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Daniel Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740948535 |
Ein wenig nervös spielte Saskia mit ihrer Kaffeetasse. Sie wußte gar nicht so recht, wo sie beginnen sollte. So viel war in den vergangenen Jahren geschehen.
»Pascal und ich gingen nach Stuttgart«, begann sie schließlich. »Wir fanden Arbeit und wollten so bald wie möglich heiraten. Dann starb Pascals Mutter. Die geplante Hochzeit fiel ins Wasser, und, als hätte sich alles gegen uns verschworen, dann wurde Pascal auch noch arbeitslos. Wir zogen nach Hannover, weil dort ein Onkel von ihm lebte und ihm die Teilhaberschaft in seiner Firma anbot. Alles sah gut aus, bis wir erkannten, daß die Firma tief in den roten Zahlen steckte. Die Teilhaberschaft, die Pascals Onkel ihm angeboten hatte, war nur noch mal ein letztes Aufbäumen. Er wollte seine Firma unter allen Umständen retten, doch das war von vornherein aussichtslos gewesen. Nun sah es bei uns natürlich erst recht düster aus. Pascal hatte seine ganzen Ersparnisse in die Firma gesteckt, und so mußten wir praktisch bei Null wieder anfangen. Nach unzähligen Bewerbungen wurde Pascal schließlich eingestellt und kurz darauf nach Hamburg versetzt. Hier fand auch ich wieder Arbeit, und eine Weile sah alles ganz rosig aus. Wir schmiedeten wieder Heiratspläne, da wurde in Pascals Firma rationalisiert, und er stand erneut auf der Straße. Fast zwei Jahre lang hielt ich uns beide mit meinem Verdienst über Wasser, doch das Nichtstun frustrierte Pascal zunehmend. Wir zogen also wieder einmal um, und irgendwann landeten wir schließlich in Köln. Hier ging es plötzlich aufwärts. Wir hatten beide eine gute Stellung, und als ich dann auch noch schwanger wurde, schien unser Glück vollkommen. Wir hatten ja ohnehin vor zu heiraten, und auch ein Baby hatten wir uns immer schon gewünscht.« Saskia stockte. Es fiel ihr sichtlich schwer weiterzusprechen. »Wir hatten uns ein kleines Auto zugelegt, und ich wollte Pascal überraschen… wollte ihn vom Büro abholen…«
Vor ihrem geistigen Auge sah sie den Lastwagen, der von der Spur abgekommen war und direkt auf sie zuschlingerte. Sie hatte versucht auszuweichen, doch es war schon zu spät gewesen. Das schrille Quietschen der blockierenden Reifen hatte sich mit ihrem eigenen gellenden Schrei vermischt, dann war es dunkel um sie geworden.
»Als ich im Krankenhaus wieder zu mir kam, waren vier Tage vergangen. Vier Tage, in denen ich dem Tod näher gewesen war als dem Leben«, flüsterte sie. »Pascal saß an meinem Bett. Er sagte nichts, aber… ich spürte, daß er mir die Schuld an dem Unfall gab.«
Stefan schüttelte den Kopf. »Das ist doch Unsinn.«
»Ich weiß, aber… immerhin hätte ich ihn ja nicht abholen müssen. Wäre ich zu Hause geblieben, dann hätte es diesen Unfall nicht gegeben.« Mit einer fahrigen Handbewegung wischte sich Saskia über die Stirn. Obwohl das alles ein Jahr zurücklag, tat ihr die Erinnerung an diese schrecklichen Tage noch immer weh. »Vielleicht wäre alles auch nur halb so schlimm gewesen, wenn… wenn das Baby…« Sie schluchzte auf. »Durch diesen Unfall habe ich mein Baby verloren, und die Ärzte sagten, daß ich… nie wieder…« Sie schaffte es nicht, den Satz zu beenden.
Stefan war zutiefst erschüttert. Nie und nimmer hatte er mit einer Tragödie solchen Ausmaßes gerechnet, und impulsiv nahm er Saskia in die Arme, obwohl er wußte, daß es für sie keinen wirklichen Trost geben konnte.
»Zwei Tage nachdem ich aus der Klinik entlassen worden war, hat Pascal mich verlassen«, brachte sie nach einer Weile mühsam hervor.
»Er hat… was?« Stefan konnte kaum glauben, was er gerade gehört hatte.
Saskia nickte an seiner Schulter. »Ich habe ihn angefleht, mir beizustehen. Ich hatte den Unfall doch nicht verschuldet, und… ich liebte ihn so sehr, aber er… er hat gesagt, daß er Zeit brauchen würde, um darüber hinwegzukommen. Zeit und Abstand – von mir.«
*
Die folgenden Woche über war Stefan sehr in sich gekehrt. Saskias unverhofftes Auftauchen und die tragische Geschichte, die sie ihm erzählt hatte, hatten sein Leben völlig durcheinandergebracht. Sein Studium litt darunter, denn seine Gedanken waren nicht bei der Medizin, sondern bei Saskia, und mit erschreckender Klarheit erkannte er, daß sich in den vergangenen sieben Jahren an seinen Gefühlen für sie nichts geändert hatte. Er liebte Saskia. Und er konnte es kaum erwarten, sie wiederzusehen.
Gleich das folgende Wochenende verbrachte er wieder in Steinhausen, was von seinem Vater mit Erstaunen vermerkt wurde.
»Mir scheint, es gibt plötzlich einen Magneten, der dich hierherzieht«, vermutete er.
Stefan nickte. »Du hast recht, Papa, und ich nehme an, du weißt auch, wie dieser Magnet heißt.«
»Saskia Felber.« Dr. Daniel seufzte leise. »Stefan, ich will mich nicht in deine Anglegenheiten mischen…«
»Dann tu’s auch nicht«, fiel Stefan ihm ins Wort. »Ich liebe Saskia, und ich gedenke nicht, sie ein zweites Mal gehen zu lassen.«
»Erwidert sie deine Gefühle auch?« fragte Dr. Daniel und spürte, daß er damit genau Stefans wunden Punkt getroffen hatte.
Der junge Mann senkte den Kopf. »Ich weiß es nicht.« Er zögerte, dann gestand er seinem Vater die Wahrheit. »Wenn wir zusammen sind, spricht sie nur von Pascal.« Wütend donnerte er seine rechte Faust auf den Tisch. »Dabei hat er sie im Stich gelassen, als sie ihn am dringendsten gebraucht hätte. Sie hatte ihr Baby verloren und erfahren, daß sie nie wieder…« Stefan biß sich auf die Lippen. So viel hatte er gar nicht sagen wollen.
Erstaunt zog Dr. Daniel die Augenbrauen hoch. »Ach, so ist das. Saskia erwartete von Pascal ein Baby.«
Stefan seufzte. »Ja. Dann hatte sie einen Unfall und…« Er winkte heftig ab. »Ach, das ist jetzt sowieso egal. Und mich stört es nicht, daß sie keine Kinder mehr bekommen kann.«
Dr. Daniel überlegte, dann sah er seinen Sohn an. »Glaubst du, sie würde sich von mir untersuchen lassen? Weißt du, ich bin immer ein bißchen skeptisch, wenn behauptet wird, eine junge Frau könnte nie wieder schwanger werden. Derartige Prognosen haben sich nur allzuoft als falsch erwiesen.«
»Du meinst…«, begann Stefan, doch sein Vater unterbrach ihn. »Ich meine gar nichts, mein Sohn. Ich würde mir nur gern selbst ein Urteil bilden.«
Stefan zuckte die Schultern. »Na schön. Ich kann sie ja mal fragen.«
Doch Saskia lehnte ab. »Sei mir nicht böse, Stefan, aber das möchte ich nicht. Nichts gegen deinen Vater. Er ist bestimmt ein guter Frauenarzt, aber… nein, ich möchte nicht.«
»Aber Saskia, vielleicht…«
»Nein!« fiel sie ihm energisch ins Wort, dann griff sie mit beiden Händen an ihren Kopf. Schon seit zwei Wochen litt sie immer wieder unter Kopfschmerzen und Schwindelanfällen.
»Saskia, was ist denn los?« fragte Stefan besorgt.
»Nichts… nichts, es geht schon wieder«, behauptete Saskia, dann stand sie auf, um das leidige Gespräch zu beenden. Im selben Moment wurde ihr schwarz vor Augen, sie taumelte und versuchte Halt zu finden, doch es gelang ihr nicht. Mit einem leisen Aufstöhnen fiel sie zu Boden.
Stefan hatte zwar noch reagiert, doch es war ihm unmöglich gewesen, Saskia rechtzeitig zu erreichen und festzuhalten. Jetzt beugte er sich besorgt über sie.
»Saskia, was ist denn los?«
Sie war ohnmächtig. Rasch holte Stefan ein paar Kissen, um Saskias Beine hochlagern zu können, dann kontrollierte er Puls und Atmung. In diesem Moment schlug Saskia die Augen auf und wollte sich aufrichten, doch Stefan hielt sie fest.
»Bleib liegen, Saskia, und ruh noch ein bißchen aus«, meinte er. »Du bist ohnmächtig geworden.« Er schwieg kurz, dann setzte er mit fester Stimme hinzu: »Und sobald du dich wieder besser fühlst, werden wir zu meinem Vater hinuntergehen. Ich bestehe darauf, daß du dich untersuchen läßt.«
Starrköpfig schüttelte Saskia den Kopf. »Das ist doch Unsinn! Mir wurde schwindlig, weil ich zu schnell aufgestanden war. Das hatte ich in letzter Zeit schon öfter.«
»Ein Grund mehr, dich untersuchen zu lassen«, beharrte Stefan, dann griff er stützend unter Saskias Arme. »Jetzt versuch mal aufzustehen.«
Saskia