Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise

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Название Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740948535



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sehr freundlich.« Sie lächelte. »Wissen Sie, zu Ihnen habe ich Vertrauen… Sie mag ich.«

      *

      Dr. Robert Daniel saß im Wohnzimmer vor dem Fernseher, als es klingelte.

      »Bleib nur!« rief seine Schwester Irene durch die angelehnte Tür. »Ich mache schon auf.«

      Mit einem Ohr lauschte Dr. Daniel nach draußen, doch die Geräuschkulisse des Fernsehapparats verhinderte, daß er etwas verstand. Nicht einmal die Stimme des Besuchers konnte er zuordnen.

      Dr. Daniel kämpfte mit sich. Normalerweise gehörte es sich für ihn als Hausherrn, daß er hinausging und den späten Gast empfing. Andererseits hatte er einen sehr anstrengenden Tag hinter sich und war froh, daß er hier endlich so gemütlich sitzen und die Beine hochlegen konnte.

      Es gelang Dr. Daniel nicht mehr, zu einem Entschluß zu kommen, denn jetzt wurde die Wohnzimmertür geöffnet, und Irene trat ein.

      »Schaul mal, Robert, wer heute noch zu Besuch kommt«, erklärte sie lächelnd.

      Dr. Daniel schaltete den Fernsehapparat ab, dann stand er auf und wandte sich dem eintretenden Gast zu.

      »Hochwürden, das ist aber eine Überraschung«, meinte er und begrüßte den Pfarrer sehr herzlich. »Was führt Sie um diese Zeit noch zu mir?«

      »Es geht um ein junges Mädchen, das seit gestern in meinem Haus lebt«, antwortete Klaus Wenninger ohne Umschweife.

      Mit einer einladenden Geste bot Dr. Daniel dem Pfarrer Platz an, dann setzte auch er sich wieder.

      Hochwürden Wenninger seufzte. »Gestern früh fand ich die Kleine in meiner Kirche – völlig verzweifelt und einsam. Sie ist arbeitslos und weiß offensichtlich nicht, wohin sie sich wenden soll. Sie spricht nur von einer Tante, die sie anscheinend nicht aufnehmen kann oder will. Das Schlimme an der Geschichte ist, daß sie ein Baby erwartet. Über die genaueren Umstände hüllt sie sich in Schweigen.«

      »Eine tragische Geschichte«, stimmte Dr. Daniel zu. »Und ich nehme an, Sie kommen zu mir, weil ich das Mädchen untersuchen soll.«

      Klaus Wenninger nickte. »Genauso ist es.« Er schmunzelte. »Wegen des Zölibats war es mir zwar nicht erlaubt, selbst Frau und Kinder zu haben, aber ich weiß trotzdem, daß eine Schwangere gewisse Vorsorgeuntersuchungen vornehmen lassen sollte.«

      Auch Dr. Daniel mußte lächeln. »Das liegt wohl daran, daß Sie es mit der Seelsorge sehr genau nehmen, Hochwürden, und natürlich kann das junge Fräulein jederzeit zu mir kommen.« Er überlegte kurz. »Vielleicht am besten gleich morgen früh. Soweit ich den Terminkalender im Kopf habe, sind morgen nicht allzu viele Patientinnen angemeldet.«

      »Das dürfte auch nur selten vorkommen«, meinte der Pfarrer. »Immerhin sind Sie bei der Damenwelt sehr beliebt.«

      Dr. Daniel errötete. »Ich bitte Sie, Hochwürden. Ich bin fünfzig und habe zwei erwachsene Kinder.«

      »Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun«, belehrte Klaus Wenninger ihn lächelnd, dann warf er einen Blick auf seine Taschenuhr. »So, Herr Dr. Daniel, jetzt werde ich Sie nicht mehr länger aufhalten.« Er stand auf und reichte dem Arzt zum Abschied die Hand. »Ich werde Claudia persönlich herbringen. Sie ist ein wenig scheu, und zu mir hat sie Vertrauen.«

      Dr. Daniel lächelte. »Wer hätte das wohl nicht, Hochwürden?«

      *

      Trotz der Anwesenheit des gütigen Pfarrers war Claudia sehr nervös, als sie am nächsten Morgen die Praxis von Dr. Daniel betrat.

      Die Empfangsdame, vor deren Schreibtisch Klaus Wenninger und Claudia jetzt standen, musterte den Pfarrer mit deutlichem Erstaunen.

      »Guten Morgen, Hochwürden«, grüßte sie, dann richtete sich ihre offensichtliche Neugier auf das junge Mädchen, das in Begleitung des Pfarrers gekommen war.

      »Guten Morgen, Gabi«, entgegnete Klaus Wenninger. Nachdem er die Fünfundzwanzigjährige einst getauft hatte, hielt er auch jetzt nicht viel von einer förmlichen Anrede. Immerhin war er sozusagen seit Menschengedenken hier in Steinhausen Pfarrer und kannte die meisten Einwohner schon von frühester Kindheit an.

      Jetzt wies er auf Claudia. »Fräulein Sandner ist beim Doktor angemeldet.«

      Die Empfangsdame warf einen kurzen Blick in ihren Terminkalender, dann schüttelte sie den Kopf. »Tut mir leid, Hochwürden, aber ich habe niemanden mit diesem Namen drinstehen.«

      Der Pfarrer lächelte. »Meine liebe Gabi, wenn ich sage, daß Fräulein Sandner vom Doktor erwartet wird, dann darfst du mir das ruhig glauben. Immerhin bin ich schon von Berufs wegen zur Wahrheit verpflichtet.«

      Gabi Meindl errötete. »Natürlich, Hochwürden. Bitte, nehmen Sie noch im Wartezimmer Platz. Frau Kaufmann wird Sie holen, sobald der Herr Doktor frei ist.«

      Klaus Wenningers Lächeln verwandelte sich in ein spitzbübisches Grinsen. »An mir hätte der gute Dr. Daniel wohl nicht viel Freude.«

      Wieder errötete die junge Empfangsdame.

      »So habe ich das ja auch nicht gemeint, Hochwürden«, beeilte sie sich zu versichern.

      Der Pfarrer nickte. »Ich weiß schon, wie du’s gemeint hast.« Dann wandte er sich um. »Komm, Claudia, gehen wir einstweilen mal ins Wartezimmer.«

      Kaum hatte sich die Tür hinter den beiden geschlossen, da kam Leben in Gabi Meindl. Sie sprang von ihrem Drehstuhl auf und eilte ins Labor, wo sie die Sprechstundenhilfe wußte.

      »Frau Kaufmann, stellen Sie sich vor, der Pfarrer ist gerade gekommen!« platzte sie heraus.

      Lena Kaufmann warf nur einen kurzen Blick zurück, dann konzentrierte sie sich wieder auf ihre Arbeit.

      »Na und?« entgegnete sie. »Wahrscheinlich hat er mit dem Chef etwas zu besprechen.«

      Gabi schüttelte so heftig den Kopf, daß ihre dunkelblonden Locken flogen. »Er war in Begleitung eines Mädchens!«

      Lena Kaufmann seufzte. »Warum kümmern Sie sich eigentlich immer um Dinge, die Sie nichts angehen?«

      Gabi schnappte hörbar nach Luft.

      »Also, wissen Sie…«, begann sie empört, doch Lena ließ ihr keine Zeit, den Satz zu beenden. »Soviel ich gehört habe, hat es draußen geklingelt. Gehen Sie also bitte wieder an Ihre Arbeit.«

      Gabi gehorchtete ohne ein weiteres Wort, aber kaum war sie außer Hörweite der Sprechstundenhilfe, da knurrte sie auch schon: »Alter Besen.« Mißmutig schüttelte sie den Kopf. »Wenn die nur was zu meckern hat, dann ist sie erst richtig glücklich.«

      Gabi hätte ihr Selbstgespräch vielleicht noch weitergeführt, wenn in diesem Augenblick nicht Lena Kaufmann aus dem Labor gekommen wäre. So verbiß sie sich weitere Kommentare, bedachte die Sprechstundenhilfe aber in Gedanken noch mit ein paar nicht gerade freundlichen Namen, obwohl sie die Fünfzigjährige normalerweise ganz gut leiden konnte. Es paßte ihr eben nur nicht, von Lena zurechtgewiesen zu werden.

      Inzwischen war die Sprechstundenhilfe ins Wartezimmer getreten.

      »Guten Morgen, Hochwürden«, grüßte sie freundlich, dann wandte sie sich dem jungen Mädchen an seiner Seite zu. »Der Herr Doktor hat jetzt Zeit für Sie.«

      Claudia stand auf, dann warf sie dem Pfarrer einen hilfesuchenden Blick zu, woraufhin dieser sich ebenfalls erhob.

      »Dr. Daniel wird ja wohl nichts dagegen haben, wenn ich noch auf einen Sprung mit ins Sprechzimmer komme«, meinte er.

      »Ganz bestimmt nicht, Hochwürden«, versicherte Lena, dann ging sie voraus und öffnete gleich die nächste Tür auf der rechten Seite. Im selben Moment erhob sich Dr. Daniel hinter seinem Schreibtisch und kam auf seine beiden Besucher zu.

      »Guten Morgen, Hochwürden«, grüßte er, dann wandte er sich Claudia zu. »Und Sie müssen das junge Fräulein sein, das unserem Herrn Pfarrer zugelaufen ist.«

      Unwillkürlich