Fürstenkrone Staffel 8 – Adelsroman. Maria Czigler Bianca

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Название Fürstenkrone Staffel 8 – Adelsroman
Автор произведения Maria Czigler Bianca
Жанр Языкознание
Серия Fürstenkrone
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740960261



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Ausritt morgens um sieben oder einen abends ab sechs anbieten.«

      »Morgen früh ist prima. Da ist die Luft noch frisch. Treffen wir uns an dem kleinen See, wie heute Morgen?«

      »Ich werde dort sein.« Philipp nickte den Frauen noch einmal grüßend zu und ritt davon.

      Katharina sah ihm bedauernd nach und unterdrückte ein Seufzen.

      Irene hakte sich bei ihr unter und drückte ihren Arm fest. »Gehe ich Recht in der Annahme, dass dir der Fürst nicht völlig gleichgültig ist?«

      »Ich kenne ihn doch kaum«, wehrte Katharina ab. Das leichte Ziehen in ihrem Herzen sprach jedoch eine ganz andere Sprache. Es sprach von Sehnsucht, die sich nicht darum scherte, wie lange Katharina den Fürsten kannte.

      Irene lachte leise und wissend. »Das ist auch nicht immer nötig, um sich zu verlieben.«

      *

      Fürst Philipp trennte sich nur ungern von der Komtess. Während er durch den Wald und über den Hügel ritt, dachte er weiter an sie. Katharina war unkompliziert und fröhlich. In ihrer Gegenwart fühlte er sich entspannt und ruhig, obwohl sie beide erst heute Morgen nähere Bekanntschaft geschlossen hatten.

      Sie war so ganz anders als Fiona Daldorf. Fiona achtete vom Aufstehen bis zum Zubettgehen auf Äußerlichkeiten, und sie war sich ihrer Wirkung sehr bewusst – speziell ihrer Wirkung auf Männer. Philipp gestand sich bitter ein, dass auch er Fionas Reizen erlegen war. Ihre Beziehung hatte ein gutes Jahr gedauert. Am Ende hatte es Philipp nicht mehr ertragen, wie besitzergreifend und eifersüchtig Fiona gewesen war. Er hatte kaum einen Schritt ohne sie tun können.

      Ein bitteres Lächeln spielte bei der Erinnerung um die Lippen des Fürsten. Sein Vater hatte damals doch Recht gehabt. Er hatte gleich gesagt, dass Fiona keine Frau für Philipp wäre. Er selbst hatte die Warnung in den Wind geschlagen. Er hatte angenommen, sein Vater störe sich an Fionas bürgerlicher Herkunft. Justus von Hohenstein hatte sehr traditionelle Vorstellungen, die diese Stellung mit sich brachte. Eine Bürgerliche zu heiraten kam ihm ebenso abwegig vor, wie die Güter und die Angestellten im Stich zu lassen.

      Die Trennung von Fiona war für Philipp schmerzhaft gewesen. Sie wollte ihn nicht ziehen lassen. Genaugenommen wollte sie das noch immer nicht. Doch inzwischen hatte Philipp sein Herz gegen sie abgeschirmt und begegnete ihr mit kühler Distanz.

      In den zwei Jahren seit ihrer Trennung hatte Philipp keine andere Frau getroffen, die ihn interessiert hätte. – Bis gestern, als ihn eine Frau mit einem roten Auto nach dem Weg gefragt hatte. Philipp lächelte. Der Ausritt mit Katharina heute Morgen war der schönste seines ganzen Lebens gewesen. Er hatte das Gefühl gehabt, ganz er selbst sein zu können, keine Rolle spielen zu müssen. Das war wunderbar.

      In Philipp tauchte die Frage auf, wie es wäre, sein Leben mit Katharina zu teilen. Mit ihr zusammen morgens aufzuwachen, über die Aufgaben zu sprechen, die auf den fürstlichen Gütern anstanden. Er stellte sich vor, wie es wäre, mit ihr zusammen im Winter vor dem Kamin zu sitzen. Ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus.

      Er schalt sich einen Narren. Für solche Phantasien war es viel zu früh. Erst einmal sollte er sich auf den nächsten Morgen freuen. Katharina blieb nur ein paar Monate. Dann würde sie wieder nach Eckernförde gehen, um dort ihr Referendariat fortzusetzen. Ob sie einen Freund dort hatte? Der Gedanke schoss wie ein Pfeil durch Philipps Gedanken. Er spürte eine Woge der Eifersucht in sich aufwallen und rief sich zur Ordnung. Katharina hatte nichts von einem Freund auch nur angedeutet. Andererseits war sie eine attraktive Frau. Wieso sollte sie keinen Freund haben? Weil sie sich dann nicht so verhalten hätte, sagte Philipp sich. Katharina war viel zu ehrlich, um eine Beziehung geheim zu halten.

      Philipp ritt aus dem Wald und erreichte das Schloss.

      Von den Stallungen kam ihm Laura entgegen. »Philipp! Da bist du ja. Was erzählt Johannsen da? Du hast eine Komtess mit aufs Schloss gebracht? Wer ist sie? Woher kennst du sie? Und warum hast du nichts von ihr erzählt?«

      Philipp ließ sich aus dem Sattel gleiten. »Ich habe dir noch nichts von ihr erzählt, weil ich sie im Grunde erst heute Morgen näher kennen gelernt habe.«

      »Heute Morgen? Da hast du dir ja nicht viel Zeit gelassen, um sie hierher einzuladen. Also: wer ist sie?«

      Philipp erzählte seiner Schwester wie er Katharina am Vortag begegnet war und wie sie sich am Morgen zufällig getroffen hatten.

      Laura sah ihn wissend an. »Klingt für mich, als seist du schwer verschossen in diese Katharina. Schade, dass wir nicht da waren. Ich hätte sie zu gerne kennen gelernt. Na ja, vielleicht beim nächsten Mal.«

      Das hoffe ich, dachte Philipp im Stillen.

      *

      Am nächsten Morgen ritt der junge Fürst wieder mit Katharina aus, und wie am Vortag verstanden sie sich blendend. Er führte sie über Wege, die sie noch nicht kannte, und sie schwärmte von der Schönheit der Gegend. Philipp liebte das Land seiner Vorfahren und freute sich daher besonders über das Lob.

      Später am Vormittag saß er im fürstlichen Arbeitszimmer hinter dem wuchtigen Schreibtisch aus Mahagoni. Er versuchte, sich auf die laufenden Geschäfte des Gutes zu konzentrieren, doch schweiften seine Gedanken immer wieder zu Katharina. Sie hatte eine natürliche Anmut zu Pferde, und die eng anliegende Reitkleidung brachte ihre schlanke, sportliche Figur gut zur Geltung. Philipp hatte noch ihr Lachen im Ohr, und sah das Blitzen ihrer blauen Augen vor sich. Die Komtess von Erlenburg berührte ihn auf eine besondere Weise. Ein flüchtiges Lächeln zuckte um seine Lippen. Laura hatte Recht. Er war in Katharina verliebt.

      Seine Gedanken wurden unterbrochen, als es klopfte. Der Butler, Johannsen, trat ein. »Herr Rehmann möchte Sie sprechen, Durchlaucht.«

      Der Fürst runzelte die Stirn. Was führte den Eigentümer der Rehmann Pharma zu ihm? Normalerweise besprachen Sie Geschäftsangelegenheiten am Telefon. Er stand auf, um den Gast zu begrüßen, und rückte seine Krawatte zurecht.

      »Entschuldigen Sie, dass ich so unangemeldet vorbeikomme, Fürst Hohenstein«, sagte Herr Rehmann. Er war klein und stark übergewichtig. Seine Glatze glänzte vor Schweiß. Er nestelte ein Taschentuch aus der Jacke seines eleganten Anzugs und wischte sich über den Kopf.

      »Setzen Sie sich doch. Was kann ich für Sie tun?« Philipp wies zu einer Sitzgruppe aus englischen Stilmöbeln, die vor dem Kamin des Arbeitszimmers stand.

      »Danke.« Herr Rehmann ließ sich schwer in einen Sessel fallen.«

      Philipp nahm neugierig ihm gegenüber Platz.

      »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, erklärte Herr Rehmann, als er hinter dem Taschentuch auftauchte. »Die Sache ist mir äußerst unangenehm. Zumal ich sie mir gar nicht erklären kann.«

      »Fangen Sie am besten von vorne an«, schlug Philipp vor. Er kannte Herrn Rehmann schon seit seiner Kindheit. Seit sein Vater vor fast zwanzig Jahren als stiller Teilhaber in die Firma eingestiegen war. Herr Rehmann war normalerweise die Ruhe selbst. Doch heute wirkte er ausgesprochen fahrig.

      »Nun ja. Es geht um das neue Medikament, das wir entwickelt haben. Und um die Kredite, die wir deswegen aufnehmen mussten. Das Medikament ist sehr gut. So gut wie keine Nebenwirkungen. Daher haben wir viele Bestellungen dafür.«

      »Das ist doch wunderbar«, sagte Philipp.

      »Selbstverständlich.« Herr Rehmann nickte. »Aber seit etwa zwei Monaten haben wir Probleme. Die Qualitätskontrolle weist immer wieder große Chargen des Medikaments als schadhaft aus. Wir können diese Medikamente nicht verkaufen. Und wir finden den Fehler einfach nicht. Es ist wie verhext. Inzwischen haben wir Lieferschwierigkeiten.« Herr Rehmann zögerte. Das, was er jetzt zu sagen hatte, war ihm sichtlich peinlich: »Ohne Lieferungen bleiben die Einnahmen aus.«

      Philipp war alarmiert. »Aber das Problem lässt sich doch sicherlich lösen?«

      »Das auf jeden Fall. Die Frage ist nur, wie lange wir brauchen werden.« Herr Rehmann fuhr sich erneut mit dem Taschentuch über die Glatze. »Im Moment sind wir nicht in der Lage, die