Butler Parker Box 2 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Название Butler Parker Box 2 – Kriminalroman
Автор произведения Günter Dönges
Жанр Языкознание
Серия Butler Parker
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740918705



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Königreihers auf die Hotelhalle zu. Der Portier wich entsetzt zurück. Er war derart fassungslos, daß er nicht in der Lage war, Parker mit einigen Worten zu stoppen, eine Tatsache übrigens, die für sich sprach.

      Josuah Parker erreichte inzwischen die Rezeption. Er nahm höflich die schwarze Melone ab und blies einige unsichtbare Stäubchen ab.

      »Ich komme im Auftrag Mr. Ben Zalakoffs«, begann Parker mit leiser, verhaltener Stimme und fixierte den Mann hinter der Anmeldung. »Die telegrafische Ankündigung muß bereits vorliegen, wenn mich nicht alles täuscht. Haben Sie die Güte, mir die Apartments zu zeigen. Ich möchte sehr hoffen, daß alles nach den Wünschen meines jungen Herrn gerichtet worden ist.«

      Der Name Zalakoff wirkte elektrisierend auf den Empfangschef. Er verbeugte sich mit der Regelmäßigkeit eines Automaten und fischte dabei nach einem Schlüssel.

      »Mein junger Herr wird in etwa einer Stunde eintreffen«, redete Parker würdevoll weiter. »Kein Aufsehen, wenn ich bitten darf. Mr. Zalakoff reist inkognito. Er haßt jede Anspielung auf seine Position im internationalen Ölgeschäft.«

      »Selbstverständlich, selbstverständlich …!«

      »Mr. Zalakoff wird vorerst für drei bis vier Wochen hier wohnen«, erklärte der Butler weiten »Ich möchte an dieser Stelle allerdings meiner Besorgnis darüber Ausdruck verleihen, daß der Urlaubsfriede von Miami-Beach augenscheinlich gestört wird.«

      »Wie meinen Sie?« Der nervöse Empfangschef hatte endlich den Schlüssel erwischt und überreichte ihn dem Butler.

      »Mit anderen Worten, hier in Miami-Beach scheinen Gangster ihr Unwesen zu treiben«, präzisierte Parker seine umständlichen Andeutungen. »Ich will nicht hoffen, daß Mr. Zalakoff ebenfalls gestört werden wird.«

      »Keineswegs, keinesfalls …!« Der Empfangschef dienerte eifrig. »Ich möchte behaupten, daß die Behörden bereits wieder Herr der Lage sind. Die ›Strandhaie‹ haben sich in den vergangenen beiden Tagen nicht mehr gerührt.«

      »Ich wäre sonst auch sehr peinlich berührt«, murmelte Josuah Parker. Er griff nach Melone und Universal-Regenschirm, deutete eine leichte Verbeugung an und schritt zum Lift.

      Die Menschen in der großen Lounge des Hotels starrten Parker nach, als handele es sich um eine gespensterhafte Erscheinung. Der Empfangschef schnappte nach Luft und lockerte sich den Kragen. Einer der Gäste aber, ein Mann von etwa fünfundvierzig Jahren, im grauen Anzug und mit hellen Schuhen, hatte es plötzlich sehr eilig. Er hastete auf den Ausgang zu und setzte sich in einen simplen Ford, der auf der anderen Straßenseite parkte.

      Er fuhr so schnell los, als ginge es um sein Leben …

      *

      Herbert L. Shradon kam etwa um diese Zeit zurück in sein Hotel. Er hatte den Nachmittag am weißen Sandstrand zugebracht und sich von der Sonne rösten lassen. Nach einem Cocktail an der Hotelbar wollte er sich ausgiebig mit den Vorbereitungen für das Abendessen befassen. Herbert L. Shradon, groß, korpulent, ohne dick zu sein, war Junggeselle. Er war Generalvertreter in der sanitären Porzellanbranche und den Freuden des Lebens außerordentlich zugetan. Er hielt sich schon seit fast acht Tagen in Miami-Beach auf und hatte sich bisher herzlich wenig um die Dinge gekümmert, die die Zeitungen in großen Schlagzeilen herausstellten.

      Als er sich in seinem Apartment umkleiden wollte, wurde ihm ein Brief zugestellt, Shradon wunderte sich. Er konnte sich nicht vorstellen, wer ihm schrieb. Der Brief war nämlich hier in Miami-Beach aufgegeben worden.

      Gelassen öffnete er den Umschlag und faltete das Schreiben auseinander. Er stutzte, als er das Fehlen eines Briefkopfes vermißte. Er stutzte noch mehr, als er die wenigen Zeilen, die mit einer Maschine getippt worden waren, überlas.

      Man forderte von ihm die Zahlung von einhundert Dollar, versprach ihm dafür ruhige Urlaubstage in Miami-Beach. Die Verfasser dieses obskuren Briefes versicherten ihm darüber hinaus, seinem Cadillac würde ganz gewiß nichts geschehen. Man sei sicher, daß die einhundert Dollar sein Urlaubsbudget nicht gefährlich einschrumpfen ließen. Die einhundert Dollar solle er aus praktischen Gründen in bar entrichten und sie in einem Umschlag auf den Vordersitz seines Cadillac legen. Unterschrieben waren diese Zeilen mit dem gefährlich klingenden Namen: Die Strandhaie.

      Shradon hatte diese Unterschrift noch nicht ganz verdaut, als er das durchaus höfliche Schreiben wütend zusammendrückte und in den Papierkorb warf. Zum Teufel mit solchen Bettelbriefen, dachte er, eine neue Masche, Erpressungen in die Wege zu leiten. Da es sich nur um einhundert Dollar handelte, nahm er den Brief nicht weiter ernst. Irgendein Verrückter mußte ihn geschrieben haben.

      Als Shradon sich ein neues Hemd überstreifte, klingelte das Telefon. Shradon knurrte, griff nach dem Hörer und meldete sich.

      »Haben Sie unseren Brief erhalten?« fragte eine freundlich klingende Stimme.

      »Welchen Brief? Moment mal, haben Sie mir diesen Wisch geschrieben? Sind Sie das, der die einhundert Dollar will?«

      »Sehr richtig, Mr. Shradon. Sie werden doch zahlen, nicht wahr?«

      »Ich denke nicht daran. Ich werde mich an die Polizei wenden, wenn Sie mich noch mal belästigen. Wo leben wir denn, he?«

      »Sie sollten die Banknoten möglichst innerhalb von zehn Minuten in Ihren Cadillac legen, Mr. Shradon. Dieser Brief ist kein Witz gewesen.«

      »Und wenn ich es nicht tue? Ich lasse mich nicht unter Druck setzen!«

      »Nun, dann wäre es doch sehr schade um Ihren neuen Wagen«, antwortete der Anrufer. »Stellen Sie sich vor, er ginge in Flammen auf. Nur so zum Beispiel!«

      »Mich jagen Sie nicht ins Bockshorn«, schnaufte Shradon gereizt. »Sie bekommen keinen Cent von mir.«

      Er warf den Hörer in die Telefongabel und setzte sich. Er hatte sich derart erregt, daß er einen Moment verschnaufen mußte. Er griff nach den Importzigarren und zündete sich eine an. Als sie brannte, schaute er unwillkürlich auf seine Armbanduhr. Innerhalb von zehn Minuten sollte er die hundert Dollar in seinen Wagen legen. Ausgeschlossen! Darauf ließ er sich nicht ein.

      Dann aber dachte er an seinen Cadillac.

      Der Wagen hatte ihn sehr viel Geld gekostet. Er hing an ihm. Und wenn dieser Wagen nun doch angezündet würde? Das alles wegen lumpiger hundert Dollar?

      Herbert L. Shradon, der sich angeblich nicht unter Druck setzen ließ, hatte es plötzlich sehr eilig, sich anzukleiden. Er schaffte es innerhalb weniger Minuten. Er verließ sein Zimmer, rannte zum Lift und fuhr hinunter in die Hotelhalle.

      Ohne nach links oder rechts zu sehen, eilte er auf den Vorplatz, wo sein Cadillac stand. Alles sah unverdächtig aus. Shradon schlängelte sich durch die dicht zusammenstehenden Wagen und öffnete erleichtert seinen Wagen.

      Da ihm ein Umschlag fehlte, legte er fünf Zwanzigdollarscheine auf den Vordersitz. Nachdenklich klinkte er den Wagen zu und ging zögernd zurück zum Hotel. Am Eingang blieb er stehen. Er wollte doch sehen, wie zu seinem Wagen ging, wer die Banknoten abholte.

      »Entschuldigen Sie, Sir, haben wir uns nicht schon mal gesehen?« fragte eine Stimme neben ihm. Es handelte sich um eine Frauenstimme. Sie klang rauchig und aufregend. Shradon, immerhin Junggeselle und recht ansehnlich, wandte sich unwillkürlich zu der jungen Dame um.

      Sie war seiner Schätzung nach etwa fünfundzwanzig Jahre alt, mittelgroß und schlank. Sie trug ein einfaches, aber raffiniert geschnittenes Leinenkostüm. Ihr Haar war tizianrot, Die moderne Sonnenbrille verlieh ihr ein rätselhaftes Aussehen.

      »Oh, entschuldigen Sie«, sagte die junge Dame bestürzt. »Ich habe Sie verwechselt. Jetzt habe ich den Irrtum bemerkt.« Sie grüßte und verschwand in der Hotelhalle.

      Shradon wollte ihr interessiert nachsehen, doch dann erinnerte er sich der fünf Zwanzigdollarscheine in seinem Wagen.

      Hastig wandte er sich um. Am Wagen war kein Mensch zu sehen. Das heißt, der Parkplatzwächter, ein bereits betagter Mann von gut und gern sechzig Jahren, winkte gerade einen abfahrenden Wagen hinaus auf die Straße.