G.F. Barner Staffel 2 – Western. G.F. Waco

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Название G.F. Barner Staffel 2 – Western
Автор произведения G.F. Waco
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740912642



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ich weiß nicht…«

      »Für mich ist er es nicht«, sagt Rual trocken. »Du hast nun gehört, daß ich krank bin, sogar sehr krank. Und darauf baue ich meinen Plan. Der Doc hat Turgill gesagt, daß er mir, wenn ich einen Hustenanfall bekomme, Wasser bringen soll. Ich werde einen Anfall bekommen, Turgill kommt herein und…«

      Er öffnet seine Hose und greift in eine der Nähte hinein. Stoff knirscht, als Rual reißt. Und dann zieht er eine dünne, lange und gedrehte Schnur aus dem rechten Hosenbein.

      »Die haben sie nicht gefunden, als sie mich durchsucht haben«, sagt er leise und lächelt. »Ich habe sie in die Naht der Hose eingenäht. Für sie hat es sich nicht wie eine Naht angefühlt. Mit dieser Schnur werde ich Turgill überraschen.«

      Angus fragt heiser: »Mann, was willst du mit dem kleinen Ende Schnur denn anfangen?«

      Rual lächelt. Er nimmt die Schnur in beide Hände. Und dann sieht Angus seine auf einem grell funkelnden und gar nicht mehr sanften Augen. Dieser Mann erscheint nicht mehr so schwächlich, so krank und so matt. Er wirkt jetzt hart wie Federstahl.

      »Dies«, sagt er – und die Schnur pfeift blitzschnell durch die Luft. »Wir werden in einer Stunde frei sein, ich sage es dir, mein Freund. Für den Augenblick habe ich Kraft genug. In einer Stunde bist du draußen.«

      In einer Stunde bist du draußen! In einer Stunde.

      *

      Im ersten Augenblick glaubt Angus, genau wie es jeder andere glauben würde, daß der Mann beinahe stirbt.

      Es ist ein furchtbarer und niederschmetternder Anblick, denn Rual windet sich am Boden. Sein Husten kommt stoßartig, hohl, dann wieder pfeifend, schrill und hoch aus seiner Brust.

      Er ist rot angelaufen, sein Körper zuckt, der Mann windet sich in schwerster Atemnot am Boden.

      Und jetzt sieht Angus das, was er vorher nicht gesehen hat.

      Er sieht Blut und er fragt sich einen Augenblick, ob Rual sich darüber klar ist, daß er dabei sterben kann. Mit einem Schlag erkennt Angus Haley die Krankheit, die Rual hat.

      Der arme Kerl – und in diesem Augenblick beginnt er ihn zu bedauern – hat es an der Lunge. Und dagegen gibt es noch kein Mittel. Ruals Husten schallt durch das Jail, er wird auch im Office zu hören sein.

      Und er ist dort zu hören.

      Während Angus noch denkt, daß Rual mit seinem Leben spielt, um den verzweifelten Versuch der Flucht zu unternehmen, hebt drüben Sheriff Hank Turgill den Kopf.

      Turgill hört das Husten und steht auf. Einen Augenblick steht der Sheriff ganz still. Und dann sagt er heiser:

      »Viereinhalb Jahre hat er schon gesessen. Ich möchte wissen, warum er geflohen ist, denn er und die beiden anderen Männer hatten nur noch ein halbes Jahr vor sich, aber sie sind ausgebrochen und geflohen. Er wird sterben, ob er gewußt hat, daß es zu Ende geht?«

      In dieser Sekunde glaubt Turgill, daß er die Beweggründe des Mannes kennt, den sie den »Lächler« nennen und der bis jetzt fast jeden Mann ausgetrickst hat. Er war nie ein kräftiger Mann, auch als er noch nicht im Jail gesessen hat. Schießen konnte er auch nie. Im Gegenteil, er hat die Gewalt als abscheuliches und brutales Mittel immer abgelehnt. Vielleicht war er immer nur der Kopf der Bande. Und wenn man von einem Kopf in jenem Rudel von Bravados redet, das der »Lächler« einmal befehligt hat, dann müßte man sagen, er ist ›der Kopf« gewesen. Sie haben ihn nie erwischen können. Ganze anderthalb Jahre lang ist er mal hier und mal da aufgetaucht. Und immer hat er völlig ohne Blutvergießen gearbeitet. Das ist bis zu jenem Tag zwischen El Paso und Van Horn gutgegangen. An diesem Tag hat die Transportgesellschaft von Süd-Texas der Kutsche einen Scharfschützen mitgegeben. Und dieser Mann hat einen Mensch getroffen, um dann selbst getroffen zu werden.

      Ob diese Tat, die Verwundung eines Scharfschützen, der für den »Lächler«, das Ende seiner Laufbahn war, niemand weiß es. Man weiß nur, daß man ihn erwischt hat. Und es sah so aus, als wenn er sich hätte fangen lassen. Ihn und zwei Mann hat man erwischt und ins Jail gesteckt.

      Und dann sind sie ausgebrochen, ein halbes Jahr vor der Freilassung.

      Warum, denkt Hank Turgill, warum nur?

      Er glaubt die Antwort zu wissen. Vielleicht hat der »Lächler« davon erfahren, daß sein Lebenslicht in einem halben Jahr erlöschen wird. Und darum ist er ausgebrochen, darum?

      Einmal noch die Freiheit in vollen Zügen atmen, wie?

      Ich muß etwas tun, denkt Turgill, der arme Mann hört nicht auf zu husten. Wieder so ein Anfall. Immer gegen Mitternacht. Vorgestern, gestern… heute… immer gegen Mitternacht.

      Er geht zur Tür, schließt auf und sieht hinein. Er ist ein vorsichtiger und umsichtiger Mann, denn immerhin ist Angus Haley im Jail. Und Angus hat gedroht, daß er ausbrechen will.

      Turgill sieht zuerst auf die Zelle von Angus, aber Angus kauert nur auf der Pritsche und starrt zu dem »Lächler« hin.

      Die Tür, denkt Turgill! Geschlossen!

      Die Tür ist zu, aber der Lächler zuckt im Krampf am Boden. Vielleicht will Turgill gar nicht so rauh sein, vielleicht sagt er es nur, weil ihm die Qual dieses Mannes, dessen Lebensflamme schon klein geworden ist, irgendwie erschüttert.

      »Mensch, Rual«, sagt er leise. »Du kannst einen wirklich den allerletzten Nerv kosten, Mann. Daß sie dich ausgerechnet bei mir eingeliefert haben. Was ich wohl mit dir anfangen soll, was? Na gut, warte, ich hole Wasser.«

      Er dreht sich um, er verdammt die Tatsache, daß der »Lächler« von der Pritsche gefallen ist und nicht mehr die Kraft hat, bis an das Gitter zu kriechen. Der Krampf hat den Lungenschwindsüchtigen wieder auf der Pritsche überrascht. Und im Krampf ist er herabgefallen.

      Turgill dreht sich um, holt einen Becher mit Wasser, den er extra für diesen Mann angeschafft hat und den er dann wegwerfen wird, sobald der Mann aus dem Jail ist.

      Dann schließt er die Zellentür auf und sieht den zuckenden Körper des Mannes.

      »Na gut, ich helfe dir ja schon«, sagt er mürrisch. »Da, komm her, komm hoch.«

      Er stellt den Becher hin, hebt den Mann unter den Armen hoch und versucht, ihn auf die Pritsche zu legen.

      Der Körper Ruals krampft sich zusammen, die Beine und die Hände zucken und dann stößt der eine Fuß gegen den Becher.

      Drüben sitzt Angus Haley und starrt auf den Fuß, der den Becher trifft und umstürzen läßt.

      Am Boden eine Lache – und in Angus Haleys Kopf jäh der Gedanke: Das ist es, so will er es machen. Mein Gott, ist er schlau, ist der schlau. Er hat es mir nicht sagen wollen, er hat gesagt, daß es seine Sache ist und ich etwas lernen kann, wenn ich will.

      Der »Lächler« hustet und ist fast blau angelaufen, als Turgill ihn auf die Pritsche legt.

      »Der Becher, Himmel, was bist du für ein Narr?« sagt Turgill schimpfend. »Jetzt muß ich wahrhaft noch einmal Wasser holen.«

      Turgill starrt auch auf die Lache am Boden. Nun muß er noch mal Wasser holen. Er bückt sich, der »Lächler« aber hustet.

      Und dann fahren die Hände des »Lächlers« so blitzartig unter die Decke auf der Pritsche, daß es wie ein Zucken erscheint. Im nächsten Augenblick kommen die Hände hervor und mit ihnen die Schnur.

      Er hustet immer noch, aber er macht plötzlich einen Sprung und hat beide Arme hochgerissen.

      Die Schnur, denkt Angus Haley entsetzt – die Schnur, mein Gott.

      Die Schnur pfeift einmal, und Turgill hebt erschrocken den Kopf.

      Dann keucht er und greift mit den Händen hoch.

      Der Revolver, denkt Turgill. Ich muß den Revolver zu fassen kriegen. Er wirft sich nach vorn, er fällt zu Boden, und will an seine Hüfte greifen, den Dienstrevolver nehmen, aber er kriegt keine Luft!

      Diesen