Deine Liebe ist ein Juwel. Barbara Cartland

Читать онлайн.
Название Deine Liebe ist ein Juwel
Автор произведения Barbara Cartland
Жанр Языкознание
Серия Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9781788670579



Скачать книгу

als ihre Mutter erkrankt war und dringend ärztlicher Hilfe bedurfte, war dem Künstler endgültig klar geworden, daß seine eigenen Bilder sich nicht verkaufen ließen, und er hatte voller Bitterkeit und Haß zu Cyrilla gesagt: »Wenn sie meine Bilder nicht haben wollen, dann werde ich ihnen eine Lektion erteilen, die sie in ihrem ganzen Leben nicht mehr vergessen werden!«

      »Was meinst du damit, Papa?« hatte Cyrilla ihn gefragt.

      »Damit meine ich«, erwiderte Frans Wyntack, »eine gewisse Technik des Fälschens, die ich während meiner Lehrzeit vor vielen Jahren in Köln erlernt habe.«

      Cyrilla blickte ihn erschrocken an, und er fuhr fort: »Ich kannte da einen Mann, der wohl ein bißchen verrückt, aber auf seine Art genial war. Er pflegte den ganzen Tag in der Gemäldegalerie zu verbringen und zu malen. Da ich ihm sehr oft begegnet bin, begann ich mich für seine Bilder zu interessieren.«

      »Er kopierte die Gemälde, die in der Galerie ausgestellt waren?« fragte Cyrilla.

      »Richtig«, bestätigte Frans Wyntack, »aber er tat das so meisterhaft, und raffiniert, daß er manchmal lachend eines seiner Bilder hochhielt und mich fragte: ,Wenn das gerahmt an der Wand hinge, würdest du dann noch erkennen, welches das Original ist?‘«

      »So gut waren seine Fälschungen?«

      Cyrilla glaubte nicht recht an das, was Frans Wyntack ihr da erzählte, zumal sie von ihm wußte, daß er Fälschungen ebenso verabscheuungswürdig fand wie die Händler, die ein Bild ,aufbereiteten‘, um einen besseren Preis dafür zu erzielen.

      »Was ist aus ihm geworden, Papa?« fragte sie, als er schwieg und mit den Gedanken weit weg zu sein schien.

      »Dem Maler?« fragte er dann. »Nun, hin und wieder verkaufte er eines seiner Bilder an Leute, die auf eine gute Kopie scharf waren, doch vermutlich ist er letztendlich elend verhungert wie so viele in unserem Gewerbe.«

      »Ich verstehe nicht. . . warum erzählst du mir gerade jetzt von ihm?« wollte Cyrilla wissen.

      »Das will ich dir erklären. Kurz vor meiner Abreise aus Köln hat er mich in die Kunst des Fälschens eingeweiht; er hat mich gelehrt, wie man den Stil eines berühmten Künstlers nachahmt, wie man die Leinwand präpariert, bestimmte Farbmischungen benutzt und das Bild nach Fertigstellung mit einer Politur versieht und patiniert, so daß kein Käufer mehr erkennen kann, daß es nicht bereits vor einigen Jahrhunderten gemalt worden ist.«

      Cyrilla blickte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, als er fortfuhr: »Diese Fertigkeit werde ich mir jetzt zunutze machen. Die Kunstwelt hat mich so niederträchtig behandelt, daß ich keine Gewissensbisse habe, mir meine Taschen auf diese Weise zu füllen.«

      »Aber . . . Papa, das wäre doch Betrug! Außerdem ist es strafbar!«

      »Nur, wenn du dich erwischen läßt!« entgegnete Frans Wyntack.

      Obwohl sie mit allen Mitteln versuchte, ihm sein Vorhaben auszureden, suchte er Sir George Beaumont auf, einen bekannten Kunstmäzen, der Künstlern erlaubte, seine private Gemäldesammlung zu besichtigen und berühmte Bilder ausländischer Maler zu kopieren. Frans Wyntack gehörte zu den Malern, die dieses Privileg genossen, und er machte oft Skizzen von Bildern, die ihm gefielen, um zu Hause dann den Stil zu kopieren. Er verkaufte das Bild gewöhnlich an einen Händler und begab sich wieder in Sir Georges Galerie, um sich ein anderes Motiv auszusuchen.

      Die fertigen Werke riefen bei Cyrilla helle Begeisterung hervor.

      »Sie sind grandios, Papa! Einfach grandios! Aber trotzdem ist es unrecht!«

      Sie freute sich jedoch, als Frans Wyntack ihr eine Woche später genügend Geld gab, um nicht nur ihre Schulden zu bezahlen, sondern auch für die kranke Mutter alles Nötige einkaufen zu können.

      »Ich muß mir einen anderen Kunsthändler suchen, und das wird ziemlich schwierig werden«, vertraute Frans Wyntack ihr an.

      »Was hast du gegen den Mann, der bisher deine Bilder verkauft hat?« fragte Cyrilla verständnislos.

      »Es ist viel zu gefährlich, weiter zu ihm zu gehen. Er kennt mich zu gut und war schon in unserem Haus. Er weiß genau, daß ich keine wertvollen Gemälde besitze.«

      »Warum hat er dir dann bisher die Bilder abgekauft?«

      Ihr Vater lachte bitter.

      »Er glaubt, ich hätte sie gestohlen, und hat es deshalb unterlassen, Fragen nach ihrer Herkunft zu stellen.«

      »Aber . . . Papa, wie . . . kannst du es zulassen, daß dich jemand für einen gemeinen Dieb hält?«

      »Meinetwegen kann er mich für sonst was halten, Hauptsache, er bezahlt gut«, entgegnete Frans Wyntack ungerührt. »Bedauerlicherweise hat sich in diesem Falle das Verbrechen nicht bezahlt gemacht. Er hat mich auf einen viel niedrigeren Preis heruntergehandelt, als ich zu akzeptieren bereit war.«

      Er schien verärgert, und Cyrilla versuchte, ihn zu beruhigen: »Immerhin konnten wir alles Nötige für Mama besorgen und die Arztrechnung davon bezahlen.«

      »Was hat der Arzt heute gesagt?« erkundigte sich Frans Wyntack.

      »Daß sie Ruhe braucht und nahrhafte Speisen. Er hat ihr wieder eine Menge Medikamente verschrieben, aber bisher hat keines davon geholfen.«

      Frans Wyntack preßte die Lippen zusammen, und wenig später hörte Cyrilla ihn nach oben zur Schlafkammer ihrer Mutter eilen.

      Cyrilla lauschte seinen Schritten nach, und in dem Augenblick, als die Schlafzimmertür hinter ihm ins Schloß fiel, schwor sie sich: »Mama darf niemals erfahren, was Papa tut. Sie wäre entsetzt, wenn sie wüßte, daß er Bilder fälscht und die Käufer bewußt damit betrügt. Es ist unrecht. . . aber ich weiß nicht, wie er uns sonst helfen sollte.«

      Doch alle Mühe um die Kranke war vergebens. Der Zustand ihrer Mutter verschlechterte sich von Tag zu Tag. Sie schien ihnen immer mehr zu entgleiten und wurde immer schwächer, und als Frans Wyntack eines Morgens neben ihr aufwachte, war sie tot.

      Cyrilla hatte das Gefühl, eine Welt stürze ein. Ihre Mutter war der Mittelpunkt ihres Lebens, ihres Glücks und ihres Zuhauses gewesen. Ohne sie fühlte sie sich verloren.

      Während sie vor Schmerz wie betäubt war, litt Frans Wyntack Höllenqualen. Tagelang saß er in seinem Atelier und starrte auf eine Leinwand, die er immer wieder mit kleinen Portraits ihrer Mutter bemalte, die Bilder jedoch sofort wieder wegwischte, als würden sie der Frau, die er abgöttisch geliebt hatte, nicht gerecht.

      »Sie müssen ihn dazu bringen, daß er wieder malt«, sagte Hannah eines Tages energisch. »Es ist kein Geld mehr da, und wenn Sie auch keinen Hunger verspüren, Miss Cyrilla, ich habe welchen!«

      Cyrilla mußte zugeben, daß Hannah recht hatte. Ruhig, aber bestimmt teilte sie Frans Wyntack mit, daß er wieder malen müsse, da sie nichts mehr hätten, was sie verkaufen könnten.

      Zunächst weigerte er sich, weitere Fälschungen zu produzieren, die er nur ihrer Mutter zuliebe angefertigt hatte, und begann wieder eigene Bilder zu malen. Doch dafür bekamen sie jeweils nur wenige Schillinge, und die reichten gerade, um die Leinwand zu bezahlen.

      Schweren Herzens trennte Cyrilla sich von den wenigen Wertsachen, die ihre Mutter besessen hatte, einem Seidenschal, einem Spitzenkragen und einem Pelzmuff, und als nichts mehr da war, ging sie entschlossen ins Atelier und sagte: »Einer von uns muß etwas Geld verdienen. Vielleicht kann ich irgendwo Böden schrubben, denn für eine andere Tätigkeit tauge ich nicht.«

      Frans Wyntack betrachtete sie, als sähe er sie zum ersten Mal. Sie war ihrer Mutter sehr ähnlich, die ihm bei ihrer ersten Begegnung als das schönste Geschöpf erschienen war, das er je gesehen hatte.

      Cyrillas Gesicht war vom Kummer und der mangelnden Ernährung schmal und das Kinn spitz geworden, und ihre Augen wirkten übergroß. Sie hatte ihn vor dem Frühstück in seinem Atelier aufgesucht und deshalb ihr Haar noch nicht aufgesteckt. Es fiel offen über ihre Schultern und glich im Morgenlicht einer schimmernden Woge. Das Außergewöhnliche daran war der Silberschein, der