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Parker ließ sich von diesem Angriff nicht aus der Fassung bringen. Er hatte schon ganz anderen menschlichen Pantherkatzen gegenübergestanden.

      Schlicht und zweckmäßig trat er zur Seite.

      Lommers konnte die Fluchtrichtung nicht mehr ändern und landete auf dem harten Fußboden. Doch er war nicht gewillt, die Segel zu streichen. Er schnellte sich sofort wieder zur Seite, und es gelang ihm, die Beine des Butlers zu ergreifen.

      Josuah Parker verwandelte sich in einen Gummimann. Er ließ sich über Lommers fallen und blieb auf ihm liegen. Was Parker dann im einzelnen tat, kann übergangen werden. Es genügt wohl, darauf hinzuweisen, daß er nach knapp einer Minute wieder aufstand. Er suchte und fand auf der Werkbank Bindfaden und benutzte ihn dazu, Lommers zu verschnüren. Beim Durchsuchen dieser Werkstatt plus Wohnung wollte der Butler nicht weiter gestört werden.

      Im Handumdrehen war Lommers außer Gefecht gesetzt worden. Josuah Parker leistete sich in Anbetracht der günstigen Lage eine seiner berüchtigten schwarzen Zigarren. Genußreich paffend ging er dann an die Arbeit, sich bei Lommers genau umzusehen.

      Er wunderte sich schon gar nicht mehr darüber, auch hier eine komplette Fotoausrüstung anzutreffen. Im Grunde hatte er fest damit gerechnet, auf sie zu stoßen.

      Größeres Interesse fand ein schmaler Stahlschrank, der fest verschlossen war. Um sich unnötige Arbeit zu ersparen, durchsuchte der Butler die Taschen des gefesselten Mannes, fand einen einzelnen Schlüssel in der Hosentasche und versuchte ihn am Stahlschrank. Er paßte. Parker öffnete die Tür und nickte zufrieden.

      Sonderlich überrascht war er nicht, hier im Schrank eingebaut eine komplette Empfangs- und Sendeanlage anzutreffen. Umsonst hatte Lommers sich nicht in der engeren Nachbarschaft als Antennenspezialist ausgegeben. Damit hatte er die Errichtung seiner hohen Antenne für den Funkverkehr kaschiert.

      Josuah Parker ließ die Schranktür geöffnet und suchte weiter in der Dachwohnung nach belastendem Material. Leider kam er aber nicht mehr dazu, seine Suche zu beenden, denn er hörte plötzlich ein quäkendes Schnarren, das sofort seine Aufmerksamkeit erweckte.

      Die Türklingel konnte das nicht gewesen sein.

      Hatte sich die Funkanlage gemeldet? Er ging zum Stahlschrank und sah nach. Nein, sämtliche Zeiger der Instrumente standen auf Nullstellung. Das schnarrende Quäken war übrigens noch zweimal zu hören, dann tat sich nichts mehr. Parker, scheinbar wieder beim Suchen und Forschen, schickte verstohlene und aufmerksame Blicke zu Lommers hinüber, der inzwischen wieder zu sich gekommen war.

      Lommers wußte natürlich, was dieses Quäken und Schnarren zu bedeuten hatte, aber er würde sich hüten, eine Erklärung abzugeben. Josuah Parker konnte sich des Gefühls nicht erwehren, daß Lommers nur deshalb solange aufgeblieben war, weil er Besuch erwartete.

      Hatte das Schnarren und Quäken diesen Besuch angedeutet? Würde dieser Besuch über die Treppe kommen, an der Wohnungstür klingeln? Parker wollte und konnte darauf keine Antwort geben. Er mußte abwarten, was sich tat. Hoffentlich erschien der Besucher, mit dem Parker rechnete. Lommers war auf jeden Fall sehr unruhig geworden und schielte unmißverständlich zur Tür, die hinaus auf den kleinen Dachbalkon führte.

      War das ein Bluff? Wußte Lommers, daß Parker ihn beobachtete? Wollte er die Aufmerksamkeit des Butlers in die falsche Richtung lenken?

      Josuah Parker blieb vor dem Funkgerät stehen und tat so, als würde er es genau studieren. In Wirklichkeit aber waren all seine Sinne gespannt. Er rechnete damit, daß jeden Moment die scheinbare Ruhe durchbrochen würde. Plötzlich glaubte Josuah Parker ein Geräusch gehört zu haben.

      Sein Blick glitt zu Lommers hinüber, der regungslos am Boden lag und wohl auch etwas vernommen haben mochte.

      Im selben Moment wurde Parker sich darüber klar, daß er einen fundamentalen Fehler begangen hatte.

      Gary Lommers befand sich in einer Schußlinie, falls der Besucher über den Balkon einsteigen wollte.

      Josuah Parker nahm seinen Regenschirm, schob die Krücke nach vorn und hakte damit in die Bindfäden ein, die die Beine des Funkers zusammenhielten. Dann zerrte und zog der Butler den stämmigen und recht schweren Mann zu sich in die Deckung.

      Im selben Moment war zweimal ein dumpfes »Plopp« zu hören.

      Revolver mit Schalldämpfer, sagte sich Parker sofort. Er sah, daß Lommers wie unter einem Peitschenhieb zusammenzuckte. Parker verdoppelte seine Anstrengung, und es gelang ihm, vor dem dritten »Plopp« Lommers in Deckung zu bringen.

      Erst jetzt konnte Josuah Parker sich mit dem nächtlichen Besucher befassen. Das heißt, er ließ sich selbstverständlich nicht sehen. Er hoffte nur, daß die Neugier den Mann in die Wohnung treiben würde. Dann war für Parker der richtige Zeitpunkt gekommen, etwas gegen ihn zu unternehmen.

      Josuah Parker dachte nicht daran, sich zu rühren.

      In der Zwangslage befand sich der Besucher. Er wußte, daß Lommers überrumpelt und die Funkanlage entdeckt worden war. Er konnte sich an den fünf Fingern ausrechnen, was nun folgen würde. Die Organisation würde platzen.

      Das mußte dieser Mann doch schließlich verhindern. Er mußte wenigstens den Versuch machen.

      Parker hatte sich inzwischen zu Lommers hinuntergebeugt, der tatsächlich böse getroffen war. Aus einer Brustwunde floß Blut. Der Butler holte aus den unergründlichen Manteltaschen Verbandszeug und legte dem angeschossenen Mann einen Notverband an.

      Wieder klang jenes feine, scharrende Geräusch draußen auf dem Balkon, dann war es wieder still.

      Josuah Parker verließ die Deckung und huschte schnell zum Balkon. Es war nichts mehr zu sehen. Der Schütze war auf einem Flachdach, auf dem ganze Bündel von Schornsteinen zu sehen waren, verschwunden.

      Josuah Parker ging an das Telefon, hob den Hörer dann aus der Gabel und wollte sich anschicken, die Nummer des örtlichen FBI-Büros anzurufen. Doch nach kurzer Überlegung legte er den Hörer wieder auf, ohne überhaupt eine Verbindung hergestellt zu haben.

      Ihm war ein besserer Gedanke gekommen.

      Parker schaltete sicherheitshalber erst einmal das Licht in der Wohnung aus und ging zur Tür. Wer ihn auch heimlich beobachtete, der Eindruck mußte erweckt werden, er habe es jetzt auf einmal sehr eilig, sich abzusetzen.

      Parker stiefelte über die Treppen nach unten.

      Alles in ihm war gespannte Aufmerksamkeit.

      Er konnte sich nämlich sehr gut vorstellen, daß der Schütze ihn entweder bereits im Treppenhaus erwartete oder aber draußen auf der Straße. Wie ernst der Butler diesen Gang nahm, war eigentlich schon daran zu erkennen, daß er seinen Revolver gezogen hatte und ihn entsichert in der Hand hielt.

      »Parker...?«

      Josuah Parker blieb sofort stehen und duckte sich.

      »Stormers hier...!« hauchte eine Stimme aus der Dunkelheit weiter. »Was ist los?«

      »Laufen Sie rauf in Lommers’ Wohnung. Ich muß weiter meine Rolle spielen«, gab er Butler zurück. »Schnell, bevor man uns hereinlegt!«

      Sicherheitshalber ließ der Butler seine Taschenlampe, die er weit von sich hielt, aufflammen. Er war beruhigt. Im Lichtkegel war tatsächlich der FBI-Beamte Stormers zu erkennen. Er huschte an dem Butler vorbei nach oben.

      Josuah Parker hingegen schlich weiter vorsichtig nach unten. Ein Prickeln auf seiner Haut ließ sich nicht ganz unterdrücken. Schließlich mußte er damit rechnen, aus der Dunkelheit angeschossen zu werden.

      Als er den Eingang erreicht hatte und vorsichtig die Straße betreten wollte, da hämmerte plötzlich eine Maschinenpistole los.

      Butler Parker ging daraufhin zu Boden, während ein Motor aufheulte und ein Wagen in schneller Fahrt auf der dunklen Straße verschwand.

      *

      Die Gangster zappelten im Netz, aber sie wußten noch nichts davon.

      Hanson