Ein Gardeleutnant. Karl May

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Название Ein Gardeleutnant
Автор произведения Karl May
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783849609573



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zwingen Napoleon, seine Truppen zurückzuziehen. Max wird auf sich selbst und Österreich angewiesen sein, und dieses letztere ist durch den deutschen Krieg so geschwächt, daß es ihm unmöglich helfen kann. Das wird Mexiko benutzen, um den Kaiserthron umzustürzen. Dadurch werden und müssen in den gesamten politischen Kreisen Verwirrungen entstehen, welche jeder Staat für sich ausnutzen will. Sie finden darum am Hof des Siegers hier in Berlin zahlreiche geheime Emissäre, die das Terrain zu rekognoszieren haben, um ihre Regierungen in den Stand zu setzen, den geeigneten Augenblick zu benutzen.« – »Und ein solcher Emissär ...«, fiel Kurt ein. – »Nun?« – »Sind auch Sie?« – »Allerdings«, nickte der Kapitän. – »Welche Regierung vertreten Sie?« – »Das bleibt Ihnen zunächst noch Geheimnis. Ich machte Ihnen diese Mitteilung nur, um Ihnen zu zeigen, daß ich imstande bin, Ihnen eine Zukunft zu geben, wenn ich Sie geschickt und treu finde. Ihre nächste Aufgabe ist, alles auszuforschen, was mit dem Namen Olsunna in Verbindung steht.« – »Und wenn ich dies getan habe, wie und wo kann ich Ihnen das Resultat mitteilen?« – »Ich sehe, daß ich Ihnen aus meinem Namen kein Geheimnis machen darf, wie Sie mir aus dem Ihrigen. Übrigens werden Sie finden, daß ich Ihnen nur so viel mitgeteilt habe, als ich ohne Gefahr konnte. Mein Name ist Kapitän Parkert, und ich logiere im Magdeburger Hof. In dieses Gasthaus kommen Sie, sobald Sie mir irgend etwas mitzuteilen haben.« – »Möglich, daß dies sehr bald geschieht«, sagte Kurt zweideutig. – »Ich hoffe es«, meinte Parkert, sein Glas austrinkend. »Ich denke, daß es zu unserem beiderseitigen Vorteil sein wird, daß wir uns kennengelernt haben. Für den Fall, daß Sie recht bald etwas erfahren, muß ich Ihnen sagen, daß ich vor zwei Stunden nicht in meinem Gasthof zu finden bin. Adieu!« – »Adieu!«

      Der Kapitän reichte Kurt die Hand hin; dieser jedoch tat, als bemerke er dieses nicht, und verbeugte sich bloß, vorsichtshalber aber wie ein Mensch, der nicht geübt ist, eine elegante Verneigung zustande zu bringen. Parkert ging, und Kurt blieb allein zurück.

      Wie kam es, daß dieser verschlagene Seeräuber so aufrichtig gewesen war? Hatte das ehrliche Gesicht Kurts ihn zu dieser unvorsichtigen Vertrauensseligkeit hingerissen? Oder war es auch hier, wie so oft der Fall, daß der Bösewicht gerade dann, wenn er meint, seinen ganzen Scharfsinn angewandt zu haben, den größten Fehler macht?

      Diese Frage legte Kurt sich vor, doch ohne sie sich beantworten zu können.

      Eins aber sah er ein: Er mußte schleunigst die zwei Stunden benutzen, um im Magdeburger Hof das Terrain zu rekognoszieren. Hier handelte es sich nicht bloß um private, sondern auch politische Machinationen.

      5. Kapitel.

      Kurt erkundigte sich beim Wirt, wie das Gasthaus zu finden sei, bezahlte sein Bier und ging. Da er gesehen hatte, daß der Kapitän sich nach der entgegengesetzten Richtung entfernte, so konnte er ziemlich sicher sein, von ihm nicht überrascht zu werden.

      Er erreichte das Haus, trat in die Gaststube und verlangte zu trinken. Ein Kellnermädchen brachte ihm das Verlangte. Es fiel ihm auf, daß sie ihm mit einer erfreuten Miene zulächelte. Er sah ihr fragend in das hübsche Gesicht; sie mochte es als Aufforderung nehmen und sagte:

      »Kennen Sie mich nicht mehr, Herr Leutnant?«

      Er besann sich, und da kam ihm plötzlich eine heimatliche Erinnerung.

      »Sapperlot!« sagte er. »Ist's wahr? Sind Sie nicht Uhlmanns Bertha aus Bodenheim?« – »Ja, die bin ich«, lachte sie fröhlich.

      »Ich bin oft in Rheinswalden gewesen und habe Sie da gesehen.« – »Aber ich Sie nicht seit mehreren Jahren, und dies ist der Grund, daß ich Sie nicht sogleich erkannt habe. Wie aber kommen Sie nach Berlin?« – »Bei uns sind der Geschwister zu viele, und da meinte der Vater, ich solle es einmal mit einer Kondition versuchen. Ich ging in meine jetzige Stellung, weil der Wirt hier ein entfernter Verwandter von mir ist.« – »Das ist mir außerordentlich lieb. Ich freue mich sehr, gerade Sie hier zu finden.« – »Warum?« – »Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.« – »Tun Sie es, Herr Leutnant! Wenn ich Ihnen einen Wunsch erfüllen kann, so tue ich es herzlich gern.« – »Vor allen Dingen ersuche ich Sie, es hier nicht hören zu lassen, daß ich Offizier bin. Wohnt ein Kapitän Parkert bei Ihnen?« – »Ja, seit kurzer Zeit. Er hat die Nummer zwölf.« – »Mit wem verkehrt er?« – »Mit niemand. Er geht sehr viel aus. Nur ein einziger Herr war hier, der mit ihm sprechen wollte.« – »Wer war es?« – »Er nannte keinen Namen, aber er wollte in einiger Zeit wiederkommen.« – »Konnten Sie aus seinem Äußeren nicht darauf schließen, was er sei?« – »Er kam mir vor wie ein Offizier in Zivil. Sein Gesicht war sehr von der Sonne verbrannt, und er sprach das Deutsch fast wie ein Franzose.« – »Hm! Sie sagten, daß der Kapitän Nummer zwölf habe?« – »Ja.« – »Ist Nummer elf besetzt?« – »Ja, aber sie liegt in einem andern Korridor. Nummer zwölf ist ein Eckzimmer.« – »Und Nummer dreizehn?« – »Steht leer.« – »Ist eine starke Wand zwischen den beiden Zimmern?« – »Nein. Sie sind sogar durch eine Tür verbunden, die jedoch verschlossen ist.« – »So könnte man vielleicht in Nummer dreizehn verstehen, was in Nummer zwölf gesprochen wird?« – »Ja, wenn man nicht zu leise redet.« Und mit einem schlauen Lächeln fuhr sie fort. »Sie haben wohl ein Interesse an diesem Parkert?« – »Allerdings; aber es darf niemand wissen!« – »Oh, ich bin verschwiegen. Übrigens, dieser Mensch gefällt mir nicht, und einem so lieben Landsmann, wie Sie sind, kann man wohl gern einen Gefallen tun!« – »Darf ich Nummer dreizehn einmal ansehen?« – »Das versteht sich!« – »Aber möglichst ohne daß es jemand bemerkt.« – »Keine Sorge! Es befindet sich niemand von der Bedienung oben. Ich hole Ihnen den Schlüssel, und Sie gehen einfach die Treppe hinauf. Rechts ist die besetzte Tür, die letzte führt nach Nummer zwölf.«

      Sie entfernte sich und brachte sehr bald den Schlüssel, den sie ihm heimlich zusteckte. Er verließ bald darauf das Zimmer, stieg die Treppe empor und fand den Korridor leer.

      Der Schlüssel öffnete ihm die betreffende Tür, und er fand eine Schlafstube, in der sich ein Bett, ein Kleiderschrank, ein Waschtisch, ein Tisch nebst Sofa und zwei Stühle befanden.

      Die Tür war verschlossen, und zwar von beiden Seiten, wie er bemerkte. Er öffnete den Schrank und fand ihn leer. Die Tür desselben ging auf, ohne das mindeste Geräusch zu verursachen.

      Vollständig zufriedengestellt, kehrte er nach unten zurück, ohne von irgend jemand bemerkt worden zu sein. Als die Kellnerin wieder zu ihm trat, um den Schlüssel in Empfang zu nehmen, fragte sie:

      »Gefunden?« – »Ja«, nickte er. – »Wie es scheint, möchten Sie den Kapitän einmal belauschen?« – »Das ist allerdings mein Wunsch. Gibt er seinen Schlüssel ab, wenn er ausgeht?« – »Nein. Er tut sehr geheimnisvoll mit seinen Effekten. Er bleibt sogar im Zimmer, wenn dasselbe aufgeräumt und gesäubert wird, und wenn er fortgeht, so steckt er seinen Schlüssel ein, ohne daran zu denken, daß doch jeder Wirt einen Hauptschlüssel hat.« – »Hm! Wollen Sie mich einmal in Nummer dreizehn lassen, wenn er in seinem Zimmer Besuch hat?« – »Gern.« – »Ich werde Ihnen sehr erkenntlich sein!« – »Darauf reflektiere ich nicht. Ich tue es Ihnen zuliebe und weil ich ihn nicht leiden kann. Aber ich hatte vergessen, Ihnen zu sagen, daß er sich ausbedungen hat, daß Nummer dreizehn leer bleibe. Er bezahlt dieses Zimmer mit.« – »Das dient mir zum Beweis, daß er sich mit Heimlichkeiten befaßt, die mir von Wert sein dürften. Ah, wer ist das?«

      Es trat nämlich in diesem Augenblick ein Mann ein, bei dessen Anblick der Leutnant eine große Überraschung nicht zu verbergen imstande war.

      »Das ist der Herr, der bereits einmal nach dem Kapitän gefragt hat. Ich sagte Ihnen bereits, daß er in einiger Zeit wiederkommen wolle.« – »Und er hat also seinen Namen nicht genannt?« – »Nein. Es scheint, Sie kennen ihn?« – »Menschen sehen sich zuweilen ähnlich«, antwortete Kurt ausweichend. »Er nimmt die Weinkarte. Bedienen Sie ihn!«

      Das Mädchen trat zu dem neu angekommenen Gast, der es fragte, ob der Kapitän bereits zurückgekommen sei. Als er hörte, daß dies noch nicht der Fall sei, bat er um eine Flasche Bordeaux, die er auch erhielt und mit der Miene eines Kenners kostete.

      »Er