Название | Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Laurin |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783959796644 |
»Michael kann ja morgen ausschlafen«, sagte Laura.
»Wenn es gewiß ist«, meinte Michael Thal.
»Du könntest einfach mal unerreichbar sein, wenn du nicht so mit deiner Arbeit verheiratet wärest«, sagte Günter neckend. »Aber er wartet ja buchstäblich in seinen vier Wänden, daß man ihn holt, und das nützen unsere Kollegen weidlich aus.«
»Also, morgen schlafe ich wirklich aus«, erklärte Michael.
»Und jetzt fahren wir nach Haus«, schloß Hanna sich an. »Das reimt sich sogar. Es war sehr nett, sehr nett bei euch, Laura.«
*
Der Wagen glitt durch die nachtdunklen Straßen. Jeder schien zu warten, daß der andere das erste Wort sagte.
»Sie sind mir also doch böse«, begann schließlich Michael.
»Wieso denn und weswegen?«
»Weil Sie schweigen und weil ich mich hinter Laura gesteckt habe. Es ergab sich ganz zufällig. Ich habe sie nur gefragt, ob Sie sich noch treffen.«
Hanna lachte leise. »Worauf Laura dann prompt bei mir auch aufkreuzte und mich einlud. Sie besucht uns öfter, und ich sollte sie schon lange mal besuchen.«
»Ich mag die beiden sehr gern«, fuhr er fort, froh, nun einen Faden gefunden zu haben. »Früher, als Günter noch Junggeselle war, haben wir oft zusammen gesessen und uns gegenseitig aufgemuntert, und jetzt spiele ich halt ein bißchen Opa bei der Kleinen.«
»Schöner Opa«, meinte Hanna neckend. »Machen Sie sich doch nicht älter, als Sie sind, Michel.«
»Wie nett, daß Sie mich Michel nennen.« In seiner Stimme schwang Freude. »Ich fühle mich gleich jünger.«
»Sie nennen mich ja auch Hanna«, gab sie zurück. »In der Klinik nennen mich alle beim Vornamen.«
»Und dort sind Sie wohl unentbehrlich?«
»So vermessen bin ich nun wieder nicht. Kein Mensch ist unersetzlich, aber ich bin froh, daß ich mich doch nützlich machen kann. Damals, nachdem mein Mann gestorben war, mußte ich mir eine Beschäftigung suchen, aus finanziellen Gründen. Dr. Laurin erschien als rettender Engel, und in der Klinik wurde mir dann bewußt, wieviel Leid es gibt, aber auch wieviel Freude. Mein Leben ist ausgefüllt.«
Sein Lächeln erlosch. »Sie wollen mir zu verstehen geben, daß Sie keine Zeit haben werden, einem einsamen Junggesellen ab und zu mal ein paar Stunden zu widmen«, sagte er leise.
»Der einsame Junggeselle hat diesbezüglich noch keine Anfrage an mich gerichtet«, meinte sie nachsichtig.
»Er möchte es aber gern tun. Ich weiß nicht mehr, wie man das am besten anfängt, Hanna. Dort drüben wohne ich übrigens.« Er fuhr langsamer und deutete auf ein hübsches, ziemlich großes Haus.
»Allein?« fragte sie verblüfft.
»Männer in Ihrem Alter genießen meistens eine zweite Jugend«, bemerkte Hanna hintergründig.
»Das ist doch albern. Ich bin fünfzig und fühle mich auch so.«
»Ich bin fünfundvierzig und denke nicht an die Jahre. Wenn Sie wirklich nichts Besonderes vorhaben, dann können wir ja mal ins Theater gehen oder ins Konzert oder auch einen Ausflug machen, wenn Sie nicht wieder von Bankräubern und ähnlichen Individuen in Atem gehalten werden. Und da wohne ich.«
»Ich weiß.«
»Der vorsichtige Herr Kommissar hat sich wohl erst eingehend über mich erkundigt«, meinte sie belustigt. »Ich glaube gar, er hat mich ernsthaft in Verdacht gehabt, an dem Bankraub beteiligt zu sein.«
»Wissen Sie, Hanna, das ist eben das verflixte an meinem Beruf. Man darf nie nach dem Gefühl gehen, aber wenn Sie es schon genau wissen wollen, ich alter Esel habe mich in Sie verliebt.«
»Na, da hätten Sie sich auch was Jüngeres und Hübscheres aussuchen können«, sagte sie verlegen.
»Nein«, erwiderte er sehr bestimmt. »Man könnte meinen, zwischen der Prof.-Kayser-Klinik und der Kripo bestünde eine magische Anziehungskraft.«
»Wir wären allesamt froh, wenn das das letzte Mal der Fall gewesen wäre«, versuchte sie zu scherzen.
»Aber nicht, daß wir uns das letzte Mal gesehen haben. Morgen ist Sonntag. Haben Sie etwas vor?« Er fragte es überstürzt, bevor ihn wieder der Mut verließ.
»Nein, ich habe nichts vor«, erwiderte sie nach kurzem Überlegen.
»Dann darf ich Sie abholen? Wir könnten irgendwo gemütlich essen und ein bißchen spazierengehen.«
»Gern, Michel«, sagte sie und reichte ihm die Hand, die er ganz behutsam an seine Lippen zog.
»Ich freue mich sehr, Hanna. Gute Nacht und tausend Dank.«
»Gute Nacht, Michel«, erwiderte sie mit einem verhaltenen Lächeln.
*
Nun kam ein Wochenanfang, wie es verheißungsvoller nicht sein konnte. Ein klarer, kalter Wintermorgen, der einen schönen Tag ahnen ließ.
Die Familie Laurin war wieder daheim vereint. Karin wirtschaftete in ihrer Küche.
Die Kinder schliefen nach den turbulenten Tagen wie die Murmeltiere, und auch Leon fand sich nicht leicht aus den Federn.
Antonia legte ihre weichen Lippen an sein Ohr.
»Leon, Liebster, Schatzilein«, flüsterte sie zärtlich. »Zeit zum Aufstehen ist!«
So hatte er es gern. Wie sehr hatte er es vermißt während dieser Woche! Er genoß es noch, sie in den Armen zu halten, ihre glatte, seidige Haut unter seinen Fingern zu spüren.
»Jetzt müßte noch mal Sonntag sein«, meinte er seufzend. »Ich weiß nicht, warum die Zeit so schnell vergeht, wenn wir zusammen sind.«
Er ließ sich heute auch mit dem Frühstück Zeit, aber dann kam ihm doch plötzlich ein Gedanke.
»Irgend etwas wollte ich doch nicht vergessen«, überlegte er. »Himmel, was war das bloß?«
»Vielleicht den Buchhalter?« fragte sie.
»Richtig! Du bist ein Schatz, Antonia. Wenn ich dich nicht hätte.«
»An wen denkst du denn dabei?«
»Es war nur so eine Idee. Ich weiß nicht mal, ob er das kann«, erwiderte er ausweichend, aber Antonia ließ jetzt nicht mehr locker.
»Ob wer was kann?« fragte sie.
»Geßner.«
»Du hast mir noch gar nichts erzählt«, meinte sie vorwurfsvoll.
»Es war ja keine Gelegenheit dazu. Wir hatten schließlich Wichtigeres zu tun«, meinte er augenzwinkernd. »Aber das kann dir Karin erzählen, Liebes. Ich muß mich auf die Beine machen.«
Er kam mit einer viertelstündigen Verspätung in der Klinik an, was man von ihm gar nicht gewöhnt war. Hanna saß längst auf ihrem Platz.
Leon sah sie irritiert an. »Sie kommen mir so anders vor«, stellte er fest.
»Das kommt nur, weil Sie mich zwei Tage nicht gesehen haben. Ihnen ist das Wochenende auch gut bekommen, Chef.«
»Ich habe es genossen.«
»Was hat der Professor zu dem Schachspiel gesagt?« Auch in ihrem Leben spielte dies nun eine gewichtige Rolle, hatte sie dadurch doch Michael Thal kennengelernt.
»Er war begeistert. Natürlich hat er keine Ahnung, was wir uns damit eingehandelt hatten. Ist Geßner nun eigentlich frei?«
»Aber freilich. Es hat sich alles aufgeklärt.«
Er warf ihr einen schrägen Blick zu. »Na, dann wird der Kommissar Ihnen ja nicht mehr auf den Wecker fallen«, bemerkte er.