Название | Dr. Norden (ab 600) Staffel 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden (ab 600) Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740941239 |
»Sie ist zur Zeit in einem schlechten gesundheitlichen Zustand. Diese Geschichte hat sie sehr mitgenommen und belastet sie, aber ich werde mit ihr sprechen. Sie hat schon genug Ängste ausgestanden, als sie durch Zufall auf die gefährliche Fracht aufmerksam wurde.«
»Sie kann von Glück sagen, daß sie nicht bei der Zollkontrolle kontrolliert worden ist, sonst hätte ihr schon in Spanien der Prozeß gemacht werden können. Es gibt Fälle, in denen Schuldlose, denen Drogen untergejubelt wurde, zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden.«
»Ich will gar nicht daran denken, daß es so hätte ausgehen können. Ich werde alles daransetzen, daß sie mit Ihnen spricht.«
Daniel sprach auch noch mit Fee darüber. »Es gibt keinen anderen Weg«, sagte sie. »Kim könnte sonst noch in Teufels Küche kommen. Man weiß doch gar nicht, was die noch vorhatten. Es ist ihr Glück, daß der Fisch zerbrochen ist. Übrigens weiß ich, daß man solche Keramiken auch in München bekommen kann.«
»Weißt du auch wo?«
»Natürlich.«
»Das muß ich Jan gleich sagen.«
Als er ihn anrief, erfuhr er, daß Constantin schon ein Geschäft gefunden hatte.
Daß er das Kokain Kommissar Fechner geben solle, betrachtete er mit Skepsis.
»Erst müssen wir mit Kim darüber sprechen«, meinte er. Daniel sagte, daß er das vorhabe. Er wolle am nächsten Vormittag Kim aufsuchen. »Sie können ja bei dem Gespräch anwesend sein«, schlug er vor.
Das war Jan recht.
Aber er hatte sich noch etwas anderes vorgenommen. Er wußte, daß Hanno Veltin und Gaby Stein am Freitag meistens im Golfclub waren. Es gehörte zu ihrem Image, sich dort zu zeigen. Jan spielte ab und zu zwar gern mal Golf, aber für die Klüngelei war er nicht zu haben, aber man konnte da doch allerhand hören.
*
Constantin hatte das Kunstgewerbegeschäft aufgesucht, das spanische Keramiken führte. Er sah tatsächlich auch ein paar Fische in unterschiedlichen Farbtönen. Ob es nun das gleiche Grün war wie bei dem zerbrochenen Fisch, konnte er nicht beurteilen. Sehr ähnlich war er auf jeden Fall. Allerdings fand er, daß neunzig Euro ein stolzer Preis sei.
»Es ist Handarbeit«, sagte die Verkäuferin pikiert.
»Ich weiß, es ist aber auch zerbrechlich«, erwiderte er. Er wog ihn in der Hand, er war leicht. Ob sie damit Erfolg haben würden?
Constantin war ein phantasievoller junger Mann und konnte sich alle möglichen Geschichten ausdenken. Diese Story aber, in der Kim die Hauptperson war, bereitete ihm viel mehr Kopfzerbrechen, als ihm lieb war. Er hatte nie verstanden, daß sie ausgerechnet mit Ulrike so befreundet war, die er als kalt und berechnend, aber auch als flatterhaft und schamlos bezeichnete. Ein Flitscherl, wie man in seinem Freundeskreis sagte.
An Kims Ruf konnte das nicht rütteln. Sie galt als das Blümchen Rührmichnichtan, das beruhigte Constantin. Daß diese seltsame Freundschaft mit Ulrike allerdings mal solche Entwicklung nehmen würde, hätte er jedoch nicht gedacht.
Während er den Fisch von allen Seiten betrachtete, betrat eine junge Dame das Geschäft, eine wirkliche Dame, so jung sie auch sein mochte. So was mußte angeboren sein, das war Constantins Meinung, dem es nicht entging, daß sie ihn mit einem merkwürdigen, ungläubigen Ausdruck betrachtete, mehr noch den Fisch in seiner Hand.
»Stört Sie irgend etwas?« fragte er.
»Dieser Fisch, er paßt nicht zu Ihnen«, erwiderte sie kühl. Dann wandte sie sich an die Verkäuferin. »Können Sie dem Herrn nicht etwas Aparteres zeigen, Rosi?«
»Aber er wollte doch unbedingt so einen Fisch, Conchita.«
Constantin war momentan irritiert durch diesen Dialog, wie auch durch den selbstbewußten Auftritt dieser jungen Dame, die genauso blond war wie Kim, aber mit dem spanischen Namen Conchita angeredet wurde. Wie es schien, hatte sie in diesem Geschäft das Sagen, denn auch die andere Verkäuferin beeilte sich, sie sehr höflich zu begrüßen. Wenn sie auch mit dem Vornamen angesprochen wurde, sie genoß Respekt. Aber sie überraschte Constantin noch mehr.
»Sie sind doch Constantin Meyring«, sagte sie. »Ich kenne Ihre Bilder, und deshalb begreife ich diese Geschmacksverirrung nicht.«
»Warum wird es dann hier verkauft?« fragte er spöttisch, und da wurde sie verlegen.
»Wir müssen für jeden Geschmack etwas haben«, erwiderte sie. »Conchita Sanchez, mir gehört das Geschäft. Ich würde allerdings auch gern Bilder von Ihnen verkaufen.«
Ihre direkte Art versöhnte ihn wieder, denn daß man ihm schlechten Geschmack unterstellte, ärgerte ihn, wenn er es ihr auch nicht verübeln konnte. Ihm gefiel der Fisch ja auch nicht.
»Es ist ein Geschenk, ein ganz spezieller Wunsch«, erklärte er. »Ich würde so was nicht schenken.«
»Man sollte bei Geschenken keine Konzessionen machen«, sagte sie. »Man sollte immer nur das schenken, was einem selber gefällt.«
»Ich besorge diesen blöden Fisch nur, ich will ihn nicht selber verschenken«, platzte er heraus. Damit entlockte er ihr ein Lächeln, ein so umwerfendes Lächeln, daß seinen Herzschlag beschleunigte.
»Ich hätte nichts gesagt, wenn ich Sie nicht kennen würde«, sagte Conchita. »Ich hoffe, Sie tragen mir nicht nach, daß ich so spontan war.«
»Nein, mir gefällt das, ich meine Ihre Art, nicht den Fisch. Aber ich nehme ihn trotzdem, es ist wichtig.«
»Verpacken Sie ihn gut, Rosi, damit er heil bleibt.« Sie sah Constantin an. »Vielleicht kann ich Sie überreden, mir das Bild ›Illusion‹ zu verkaufen.«
Seine Augenbrauen ruckten leicht empor. »Wieso gerade das?«
»Es fasziniert mich.«
»Würden Sie mir Modell sitzen?« fragte er.
Jetzt weiteten sich ihre Augen.
»Warum?«
»Weil ich Sie faszinierend finde.« Es war so, und so sagte er es. Das war typisch für ihn.
»Was würden Sie sagen, wenn ich ja sage?«
»Danke, es freut mich, wann können wir anfangen?«
Sie blickte auf ihre Uhr. »Ich muß jetzt zur S-Bahn. Mein Wagen ist in der Werkstatt. Ich wollte nur Bescheid sagen, daß ich heute nicht mehr komme. Ich brauche schnell etwas Kleingeld.«
Constantin atmete tief durch. »Kann ich Sie vielleicht irgendwohin bringen?«
»Auch nach Grünwald?« fragte sie amüsiert.
»Auch nach Gründwald«, erwiderte er. »Ich muß sowieso in die Richtung.«
Das war allerdings geschwindelt.
»Das würde sehr helfen«, sagte Conchita. »Berechne dem Herrn fünzig Prozent, Rosi.«
»Ich werde öfter kommen«, sagte Constantin mit einem leisen Lachen.
»Das würde mich freuen«, erwiderte Conchita, und die beiden Verkäuferinnen waren ganz aus der Fassung gebracht. Man konnte es ihnen ansehen. Sie mühten sich beide, den Fisch gut zu verpacken, Constantin legte einen Fünfzigeuroschein hin, und als Rosi ihm fünf Euro herausgeben wollte, sagte er, daß sie es in die Kaffeekasse stecken solle.
»Das mußte nicht sein«, sagte Conchita.
»Ich habe nicht gedacht, daß ich so billig an den Fisch kommen würde, ist ja noch billiger als in Madeira.«