Название | Die Eroberung Mexikos |
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Автор произведения | Hernan Cortes |
Жанр | Путеводители |
Серия | Edition Erdmann |
Издательство | Путеводители |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843802840 |
Zwölf- bis fünfzehntausend Einwohner mag die Stadt Iztapalapa haben, die am Ufer einer großen Lagune von Salzwasser liegt, die eine Hälfte im Wasser, die andere auf dem Festland. Der Herr dieser Stadt besitzt neue Häuser, so gut wie die besten in Spanien, sowohl im Mauer- und Zimmerwerk wie in Fußböden und Bequemlichkeiten aller Art, aber ohne Stückarbeiten wie man sie in spanischen Häusern sieht, und anderen Luxus. In vielen Gemächern, sowohl zu ebener Erde als auch darüber, findet man frische Ziergärten mit vielen Bäumen und duftenden Blumen, auch Bassins mit süßem Wasser. Neben dem Haus liegt ein großer Wirtschaftsgarten und auf dem Haus ein Obergeschoss mit schönen Sälen und weiter Aussicht. Im Garten befindet sich ein sehr großes Bassin, vierhundert Schritte im Quadrat, mit einem gepflasterten Weg rundherum. Der Garten ist mit Mais bestellt und mit Gebüschen, aber auch mit wohlriechenden Kräutern und Stauden bepflanzt. In dem Bassin tummeln sich viele Fische und Wasservögel in solcher Menge, dass sie zuweilen das ganze Wasser bedecken.
Am nächsten Tag brach ich wieder auf, und nach halbstündigem Marsch betraten wir einen Damm, der sich zwei Stunden weit durch die Lagune bis zur Hauptstadt Tenochtitlán [so nannten die Azteken ihre Hauptstadt] erstreckt, die mitten in der Lagune gegründet ist. Der Damm ist fest gebaut und zwei Lanzen breit, so dass acht Reiter in Front darauf marschieren können. Auf dieser Strecke von zwei Leguas liegen auf beiden Seiten des Dammes drei Städte, die eine, Mexicalcingo genannt, ist größtenteils in den See hineingebaut, die beiden anderen aber liegen am Ufer, obwohl auch von ihren Häusern noch viele im Wasser stehen. In allen dreien gibt es sehr gute Gebäude, Häuser wie Türme, besonders die Wohnhäuser der Vornehmen, sowie die Tempel und Bethäuser, in denen sie ihre Götzen halten. In diesen Städten wird starker Handel mit Salz getrieben, das sie aus dem Wasser der Lagune und aus der Kruste des von ihr bespülten Erdreichs gewinnen. Sie kochen es auf eine bestimmte Weise und verkaufen es in Stücken an Eingeborene als auch über die Grenze.
So zog ich denn auf diesem Damm weiter. Etwa eine halbe Legua vor der Stadt Tenochtitlán befand sich an der Einmündung eines anderen Dammes, der vom Festland her sich mit unserem Damm verband, ein sehr festes Bollwerk, von einer zweistöckigen Mauer mit zwei Türmen und die Mauer ringsum von einer Brustwehr umgeben. Es beherrscht beide Dämme und hat nur zwei Tore zum Eingang und zum Ausgang. Hier kamen mir etwa tausend Standesherren entgegen, um mich zu sehen und zu sprechen, Einwohner der Hauptstadt, alle in der gleichen und nach Landessitte sehr reichen Tracht. Bevor sie mich aber anredeten, vollbrachte jeder von ihnen, sobald er in meine Nähe gelangte, eine bei ihnen gebräuchliche Zeremonie, indem er mit der Hand die Erde berührte und sie küsste. Ich musste mich eine Stunde damit aufhalten, bis mich alle begrüßt und geehrt hatten. Dicht vor der Stadt befindet sich nun eine hölzerne Brücke von zehn Schritten Breite, unter der das Wasser durchfließt, wenn es steigt und fällt, die aber auch zum Schutz der Stadt geöffnet werden kann, denn die sehr langen und breiten Balken, aus denen die Brücke besteht, können fortgenommen und wieder hingelegt werden. Brücken solcher Art gibt es viele in der Stadt, worüber ich noch berichten werde.
ZEHNTES KAPITEL
Moctezuma empfängt Hernán Cortés – Einzug in die Quartiere – Moctezumas Willkommensrede und Antwort
Als wir die Brücke überschritten hatten, kam uns der große Moctezuma mit etwa zweihundert Gefolgsleuten entgegen, alle barfuß und in der gleichen Tracht, aber noch reicher als die vorigen gekleidet. Sie kamen zu beiden Seiten der Straße heran, Moctezuma ging in ihrer Mitte mit zwei Herren zur Rechten und zur Linken. Der eine war jener große Herr [Cacama], der in der Sänfte zu mir gekommen war und über den ich bereits berichtet habe, der andere der Kazike von Iztapalapa, ein Bruder des Herrschers. Alle drei waren in gleicher Weise gekleidet, nur dass Moctezuma eine Fußbekleidung trug, die beiden anderen aber barfuß gingen. Beide unterstützten ihn mit dem Arm. Als wir zusammentrafen, stieg ich vom Pferd und ging allein auf ihn zu, um ihn zu umarmen, aber seine Begleiter hielten mir die Hände vor, so dass ich ihn nicht berühren konnte, und sie sowohl als er vollführten die beschriebene Zeremonie, indem sie die Erde küssten.
Darauf näherte ich mich Moctezuma, nahm mein Halsband aus Perlen und Glasdiamanten ab und legte es ihm um den Hals. Darauf kam einer seiner Diener mit zwei in einem Korb verpackten aus roten Muscheln hergestellten Hummerhalsbändern, die sie sehr schätzen. An jedem Halsband hingen acht goldene Hummer von vortrefflicher Arbeit, etwa einen halben Fuß hoch. Er wandte sich zu mir und legte sie mir um den Hals. Dann verfolgte er wieder seinen Weg die Straße entlang, bis wir an ein sehr großes und schönes Haus kamen, das er zu unserem Quartier bestimmt hatte.
Erste Begegnung zwischen Hernán Cortés und Moctezuma (Nach einem Gemälde von L. Kowalsky)
Empfang im Palast Moctezumas
(Nach einem Gemälde im Nationalmuseum Mexiko)
Moctezuma nahm mich bei der Hand und führte mich in einen großen Saal dem Hof gegenüber, durch den wir eingetreten waren. Hier bot er mir Platz auf einer Estrade, die er für sich hatte machen lassen, und bat mich, ihn hier zu erwarten, worauf er sich entfernte. Kurze Zeit nachher, als meine Leute schon einquartiert waren, kehrte er zurück mit vielen Kleinodien aus Gold und Silber, mit Federbüschen und sechstausend Stück Baumwollzeug, sehr reich und verschieden gearbeitet. Nachdem er mir die Geschenke überreicht hatte, setzte er sich auf eine andere Erhöhung, die schnell für ihn hergerichtet worden war, und begann folgende Rede:
»Seit langer Zeit schon besitzen wir durch unsere Vorfahren Kenntnis davon, dass weder ich noch alle jetzigen Bewohner des Landes Eingeborene sind, sondern vielmehr Fremde, die aus sehr entfernten Gegenden stammen. Wir wissen auch, dass unser Volk durch einen Herrscher hierhergeführt worden ist, dessen Untertanen sie alle waren. Er kehrte in sein Geburtsland zurück und kam erst nach so langer Zeit wieder, dass die Zurückgebliebenen sich unterdessen mit eingeborenen Frauen verheiratet, viele Kinder gezeugt und neue Ortschaften gegründet hatten, in denen sie lebten. Als er sie nun wieder hinwegzuführen gedachte, wollten sie ihm nicht folgen und ihn nicht einmal als ihren Herrn anerkennen, und so entfernte er sich wieder.
Wir haben stets geglaubt, dass seine Nachkommen dereinst erscheinen würden, um dieses Land zu unterjochen und uns wieder zu ihren Untertanen zu machen. Der Gegend, aus der Ihr gekommen seid, das heißt vom Sonnenaufgang her, und Euren Berichten zufolge von jenem großen König, der Euch entsendet hat, glauben wir und halten es für gewiss, dass er unser angestammter Herrscher sei, besonders da Ihr sagt, dass er schon seit langer Zeit Kunde von uns erhalten hat. Seid deshalb überzeugt, wir werden Euch gehorchen und Euch als Statthalter jenes großen Herrn anerkennen. Ihr mögt daher in meinem ganzen Land nach Willkür befehlen, denn es wird befolgt werden, und über alles, was wir besitzen, mag Euch zu verfügen gefällig sein.
Da Ihr Euch nun in Eurer Heimat befindet und im eigenen Haus, so ruhet aus von der Mühseligkeit des Weges und von den Kriegen, die Ihr geführt habt, denn ich kenne sehr wohl alles, was Euch solcherart bis hierher begegnet ist. Ich weiß auch wohl, dass die Einwohner von Cempoala und Tlaxcala viel Übles über mich gesagt haben, glaubt aber nicht mehr davon, als Ihr mit eigenen Augen sehen werdet, besonders denen nicht, die meine Feinde sind und bei Eurer Ankunft gegen mich rebelliert haben.
Ich weiß auch, dass sie Euch gesagt haben, ich besäße Häuser mit Wänden aus Gold und der Belag meiner Fußböden und andere Gegenstände des häuslichen Bedarfs seien gleichfalls aus Gold, und ich sei ein Gott oder erhöbe mich zum Gott und dergleichen mehr.« Darauf lüftete er seine Gewänder, zeigte mir seinen bloßen Leib und fuhr fort: »Hier seht Ihr auch, dass ich aus Fleisch und Blut bin wie Ihr und jeder andere und dass ich sterblich und antastbar bin« – wobei er sich an den Leib und an die Arme griff –, »seht also, dass sie Euch belogen haben. Wahr ist freilich,