Название | Die Eroberung Mexikos |
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Автор произведения | Hernan Cortes |
Жанр | Путеводители |
Серия | Edition Erdmann |
Издательство | Путеводители |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843802840 |
SECHSTES KAPITEL
Einzug in die Stadt Tlaxcala – Gesandtschaft Moctezumas – Cortés nutzt die Feindschaft zwischen Mexiko und Tlaxcala
Ich blieb noch sechs oder sieben Tage in meiner Festung, denn noch traute ich ihnen nicht, obwohl sie mich inständig baten, in ihre große Stadt zu kommen, wo alle ihre Herren wohnten. Endlich kamen diese Herren selber, um mich in ihre Stadt einzuladen, wo ich weit besser aufgehoben sein würde als in meinem Lager. So gab ich endlich ihrer Bitte nach und begab mich in die Hauptstadt, die sechs Leguas von meiner Burg entfernt lag. Diese Stadt ist aber so groß und bewundernswert, dass schon das Wenige, was ich darüber sagen kann, kaum glaubhaft erscheinen muss. Sie ist viel größer und stärker befestigt als Granada, ist auch viel besser versorgt mit Brot, Vögeln, Wild, Fischen, Gemüse und anderen Waren. Es gibt hier einen Markt, auf dem täglich über dreißigtausend Käufer und Verkäufer zusammenkommen, außerdem viele kleinere Märkte in den einzelnen Stadtteilen. Außer Lebensmitteln und Kleidungsstücken findet man hier Kleinodien von Gold, Silber und edlen Steinen und eine Art Federschmuck, wie man ihn auf keinem Markt der Welt finden kann. Fayencen gibt es von allen Arten und sie gleichen in ihrer Qualität den besten spanischen. Holz und Kohlen werden verkauft, außerdem Kräuter als Medizin. Es gibt Barbierläden, wo man sich den Kopf waschen und scheren lässt, und auch Bäder. Man findet bei ihnen jegliche Ordnung und Sicherheit garantierenden staatlichen Institutionen wie etwa die Polizei. Es ist ein praktisches und verständiges Volk, so dass das beste Volk in Afrika ihm nicht gleichkommt.
Hernán Cortés wird nach harten Kämpfen in Tlaxcala empfangen (Aus einer tlaxcatekischen Bilderhandschrift)
Das Land verfügt über viele Täler, die bis auf den letzten Flecken besät und bebaut sind. Es misst im Umfang neunzig Leguas und mehr und hat eine Regierung in der Art wie Venedig, Genua und Pisa, es gibt also keinen eigentlichen Oberherrn, sondern viele Herren, die alle in der Hauptstadt wohnen. Die Dorfbewohner treiben Ackerbau und sind Vasallen jener großen Herren; jeder besitzt sein Grundstück für sich, einige haben mehr als andere. Über Krieg und Frieden beschließt eine Versammlung aller. Vermutlich haben sie auch eine Art justizähnliche Einrichtung, denn als ein Eingeborener einem Spanier etwas Gold entwendet hatte und ich dies dem Magiscazin sagte, dem größten unter den großen Herren, wurde der Dieb bis in die nahe gelegene Stadt Churultecal verfolgt. Von dort brachte man ihn mir mit dem Gold, damit ich ihn bestrafe. Ich sagte aber, da ich mich in ihrem Land befände, möchten sie ihn in herkömmlicher Weise abstrafen. Sie nahmen den Kerl und führten ihn mit einem Herold, der sein Verbrechen ausrief, zum großen Marktplatz. Dort verkündete der Herold noch einmal mit lauter Stimme seine Missetat, dann schlugen sie ihn angesichts aller mit Knüppeln auf den Kopf, bis sie ihn getötet hatten. Wir haben aber auch andere Übeltäter in Gefängnissen gesehen.
Während ich in der Burg verweilte, die mein Hauptquartier gewesen war, kamen sechs vornehme Gesandte von Moctezuma zu mir, von zweihundert Dienern begleitet. Sie sagten mir, sie kämen im Auftrag von Moctezuma, um mir zu eröffnen, dass er Vasall Eurer Hoheit und mein Freund sein wolle. Ich möchte überlegen, wieviel jährlicher Tribut an Gold, Silber, Edelsteinen, Sklaven, Baumwollstoffen und anderen Dingen, die er besitze, an mich gerichtet werden solle. Er wolle alles geben, allerdings unter der Bedingung, dass ich nicht in sein Land komme. Sein Land sei sehr unfruchtbar und arm an Lebensmitteln und es würde ihm leid tun, wenn ich mit meiner Mannschaft Hunger leiden müsse. Zugleich ließ er mir Gold und Baumwollstoffe im Wert von etwa tausend Pesos überreichen.
Die Gesandten sahen mit unbehaglichen Gefühlen, was die Spanier in diesem Land vermocht hatten und wie die großen Herren sich zum Dienst Eurer Majestät erboten. Sie versuchten, mich auf manchen Wegen mit jenen wieder zu überwerfen. Die Tlaxcalteken aber sagten mir, ich möge Moctezumas Vasallen nicht trauen, denn sie seien Verräter und hätten ihr ganzes Land mit List und Gewalt zu unterjochen versucht. Als ich aber die Zwietracht und Uneinigkeit der beiden Parteien sah, empfand ich kein geringes Vergnügen darüber, weil mir diese Spannungen für meine Zwecke recht förderlich erschienen. So manövrierte ich denn mit der einen und der anderen Partei, dankte insgeheim jeder für ihre Ratschläge und schien stets der jeweils anderen in stärkerer Form mein Vertrauen und meine Freundschaft zu erweisen.
SIEBTES KAPITEL
Marsch nach Cholollan – Pomphafter Empfang und Hinterlist – Niederwerfung und Versöhnung – Beschreibung der Stadt
Drei Wochen später sagten mir die immer noch anwesenden Gesandten Moctezumas, ich möge in die Stadt Cholollan gehen, die sechs Leguas von Tlaxcala entfernt liegt. Die Einwohner seien Freunde ihres Herrn Moctezuma und dort werde ich auch den Willen ihres Herrn erfahren, ob ich in sein Reich einmarschieren solle oder nicht. Einige von ihnen würden unterdessen zu Moctezuma gehen, um ihm Bericht zu erstatten und seine Antwort nach Cholollan zu bringen. Als nun die Tlaxcalteken erfuhren, dass ich den Gesandten zugesagt hatte, nach Cholollan zu ziehen, kamen die Oberhäupter sehr bekümmert zu mir und sagten, man habe Verrat geplant und wolle mich in jener Stadt mit allen meinen Leuten ermorden. Zu diesem Zweck habe Moctezuma fünfzigtausend Mann ausgesandt, die in der Nähe der Stadt auf der Lauer lägen. Die große Landstraße sei gesperrt und stattdessen eine neue eröffnet mit vielen Einschnitten und verdeckten spitzen Pfählen, damit die Pferde stürzen und sich verletzen sollten. Außerdem hätten sie viele Straßen mit Lehm überschüttet und unpassierbar gemacht, ferner Steine auf die Dächer gebracht, um uns, wenn wir in die Stadt eingerückt sein würden, zu überwältigen und dann mit uns nach Willkür zu verfahren. Wenn ich mich überzeugen wolle, dass dies die Wahrheit sei, dann möchte ich bedenken, dass die Gebieter jener Stadt noch nicht gekommen seien, mich zu sehen und zu sprechen, obgleich sie mir so nahe wären. Ich möchte sie nur einmal rufen lassen, dann würde ich sehen, dass sie nicht die geringste Lust hätten, zu mir zu kommen.
Ich dankte ihnen für den Rat und bat sie, mir einige Personen zu nennen, die in meinem Auftrag dorthin gehen könnten. Das taten sie, und ich sandte sie an die Häuptlinge jener Stadt mit der Einladung, mich zu besuchen. Meine Botschafter entledigten sich meines Auftrags, und bei der Rückkehr wurden sie von zwei oder drei Personen geringeren Standes begleitet, die mir sagten, sie kämen im Auftrag der Oberhäupter, die selber nicht kommen könnten, da sie krank seien. Ich möchte ihnen sagen, was ich zu sagen hätte. Die Tlaxcalteken aber sagten mir, die Abgesandten seien Leute von geringem Stand und ich möchte keinesfalls dorthin gehen, wenn nicht die Oberhäupter zuvor hierhergekommen seien.
Ich sagte nun den Abgesandten, Aufträge eines so erhabenen Fürsten wie des unsrigen könnten nicht an Personen ihrer Art übergeben werden, sogar ihre Oberhäupter seien noch zu gering, sie zu vernehmen. Doch hätten sie binnen drei Tagen vor mir zu erscheinen, Eurer Hoheit Gehorsam zu leisten und sich zu Ihrem Vasallen zu erklären. Sollten sie aber nach Ablauf der gesetzten Frist nicht gekommen sein, dann würde ich eine Hetzjagd gegen sie starten und mit ihnen als Rebellen verfahren. Zur Beurkundung übergab ich ihnen ein Schreiben, von mir und einem Notarius unterzeichnet, in dem ich ihnen eröffnete, dass alle diese Länder Eurer Hoheit gehörten und dass diejenigen, die Eure Vasallen sein wollten, sich geehrt und begünstigt fänden, Rebellen aber nach den Geboten der Gerechtigkeit gezüchtigt würden.
Am folgenden Tag kamen nun einige Häuptlinge jener Stadt und sagten mir, sie seien deshalb nicht schon früher gekommen, weil die Bewohner dieser Provinz ihre Feinde seien, und sie wüssten wohl, dass mir einiges gesagt und ich vor ihnen gewarnt worden sei. Dies seien jedoch üble Verleumdungen, und die Wahrheit sei, dass sie Vasallen Eurer Hoheit sein und tun wollten, was ihnen befohlen werde. So schrieb es ein Notarius nun mit Hilfe der Dolmetscher nieder, und ich beschloss, mit ihnen zu gehen, einmal um keine Furcht zu zeigen, dann aber auch, um von dort aus meine Verhandlungen mit Moctezuma besser führen zu können.
Als aber die Tlaxcalteken meinen Entschluss vernahmen, waren sie sehr bekümmert, doch da sie nun einmal meine Freunde seien, wollten sie mit mir gehen und mir in allem beistehen, was auch kommen möge. Und obwohl ich