Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Название Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman
Автор произведения Leni Behrendt
Жанр Языкознание
Серия Leni Behrendt Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740916879



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denn noch gar keine Besserung wahrzunehmen?« erkundigte sich Holger bedrückt. »Sie ist doch nun bereits zehn Wochen bei Ihnen.«

      »Ach, manche Patientinnen weilen schon Jahre hier«, war die gelassene Antwort. »Aber Frau Mechthild braucht ja nicht gerade zu denen zu gehören. Verlieren Sie nur nicht die Geduld – ich darf es auch nicht.«

      *

      Mechthild mußte auf ausdrücklichen Wunsch des Professors jetzt stets die Mahlzeiten in Gesellschaft der anderen Patienten einnehmen, sich auch bestimmte Zeit unter ihnen aufhalten, sich mindestens zwei Stunden im Freien tummeln, der Rest des Tages gehörte dann ihr. Und den brachte sie auf ihrem Lieblingsplatz am Fenster zu.

      Da saß sie nun wieder und schaute in den Sanatoriumspark hinab. Leise rieselte der Schnee auf die Erde nieder. Trotzdem herrschte unten ein reges Treiben; denn dort gaben sich die leichter Erkrankten den Winterfreuden hin, während die anderen von den Pflegerinnen beaufsichtigt wurden. Bösartige Fälle gab es in dem Sanatorium sowieso nicht, weil der Professor solche sofort abschob.

      Langsam hörte es auf zu schneien, und die Wintersonne brach durch die zerrissenen Wolken. Strahlte auch durch das Fenster, an dem die stille Frau saß. Geblendet schloß sie die Augen und lehnte sich im Sessel zurück.

      »Ist Ihnen nicht wohl, gnädige Frau?« fragte die Pflegerin, die bei ihr saß und strickte.

      »Doch«, kam es müde zurück. »Ich kann nur die Sonne nicht vertragen.«

      »Was können Sie nicht?« kam es von der Tür her, durch die der Professor trat. »Das wäre ja noch schöner! Unten steht der Schlitten, der Sie hineinfahren wird in die Winterpracht. Sie Stubenhockerin. Hören Sie nur, wie die da unten lachen. Packt Sie nicht die Sehnsucht mitten drin zu sein?«

      »Nein – ich bin müde.«

      Arles setzte sich ihr gegenüber. Es begann nun seine Kampfstunde, wie er es bei sich nannte. Dann reizte er die Kranke, um ihre Opposition herauszufordern und sie damit ihrer Lethargie zu entreißen. Er hatte schon recht gute Erfolge erzielt.

      »Sie haben gar keinen Grund, müde zu sein«, begann er mit aufreizender Gleichgültigkeit. »Wie nämlich die wöchentlichen Untersuchungen ergeben haben, sind Sie ganz gesund. Eigentlich gehören Sie gar nicht mehr hierher.«

      Er sah wohl, wie sie zusammenzuckte, nahm jedoch keine Rücksicht darauf. Unbarmherzig fuhr er fort: »Sie müssen sich jetzt endlich zusammenreißen, Frau Mechthild. Nicht die Resignation vollständig über sich Herr werden lassen. Dazu sind Sie noch viel zu jung.«

      »Haben Sie eine Ahnung, wie alt ich bin«, entgegnete sie bitter. »Was soll ich überhaupt auf der Welt – so verlassen und allein.«

      Überrascht blitzte es in seinen Augen auf. Dieser Ausspruch war mehr, als er erwartet hatte.

      Also begann sie bereits über ihr Leben nachzudenken. Da war es an der Zeit, ein deutliches Wort mit ihr zu sprechen.

      »Warum sollten ausgerechnet Sie verlassen sein?« forderte er sie heraus und lachte in sich hinein, als sie erregt auffuhr:

      »Weil ich keinen Menschen habe, der sich um mich kümmert.«

      »Daran tragen Sie alle die Schuld. Frau Hadebrandt ist wochenlang jeden Tag zu Ihnen gekommen, hat sogar ihr Enkeltöchterchen mitgebracht. Weil Sie jedoch so abweisend waren, stellte sie ihre Besuche wieder ein. Es läßt sich nämlich kein Mensch gern als Luft ansehen.«

      Jetzt funkelte es böse in ihren Augen auf, und auch böse fuhr es heraus:

      »Die soll mich zu allererst in Ruhe lassen – die und ihr Sohn – die sich mir gegenüber herzlos genug benommen haben – damals – als das – Unglück über mich kam. Während fast fremde Menschen mir – ihr Mitgefühl kundtaten, hüllte gerade diese sich in Schweigen.«

      »Hm. Haben Sie denn noch gar nicht darüber nachgedacht, warum das wohl geschah?«

      »Nein. Ich hielt das nicht der Mühe wert. Die Menschen sind für mich abgetan.«

      »Sie scheinen mit Ihrem Urteil rasch bei der Hand zu sein, kleine Frau. Nun passen Sie mal auf, was ich Ihnen erzählen werde: Als Ihre Tochter damals verunglückt war –«, sprach er unbarmherzig heraus, ohne auf ihr schmerzliches Zusammenzucken Rücksicht zu nehmen – »da befand sich Herr Hadebrandt auf Reisen, und seine Mutter weilte mit ihren Enkelkindern auf einem entlegenen Gut zu Verwandtenbesuch. So konnte es kommen, daß die beiden Menschen erst spät von dem Tode Ihres Kindes erfuhren, Frau Mechthild. Noch zur selben Stunde benachrichtigte die Dame ihren Sohn telegraphisch, der sich ins nächste Flugzeug setzte und nach Hause zurückkehrte. Als er dann zu Ihnen kam, erschüttert bis ins tiefste Herz, wiesen Sie ihn haßerfüllt die Tür. Trotzdem hat er dafür gesorgt, daß ich Sie aufnahm, kleine Frau – denn Sie waren sehr krank.«

      »Das bin ich auch noch!« fuhr sie kampfbereit auf, doch er winkte gemütlich ab.

      »Wo, das bilden Sie sich nur ein.«

      »Sie sind herzlos, Herr Professor!«

      »Das sagen viele meiner Patienten.« Er blieb ungerührt. »Aber bekanntlich kann ja niemand aus seiner Haut heraus. Und nun seien Sie mal nett, ja? Leisten Sie mir auf der Schlittenfahrt Gesellschaft.«

      »Danke«, lehnte sie schroff ab, was er ihr absolut nicht übelnahm.

      »Ja, dann muß ich mir eben eine andere Begleiterin suchen. Auf Wiedersehen bis nachher. Und hoffentlich bei besserer Laune Ihrerseits.«

      Der Professor zündete sich auf dem Flur eine Zigarette an. Er war zufrieden mit seiner Therapie.

      *

      Als der Professor gegangen war, verharrte Mechthild einige Minuten lang in trotzigem Schweigen. Dann fuhr sie die Pflegerin an: »Hören Sie mit Stricken auf! Das macht mich nervös.«

      »Wenn Sie es wünschen, gnädige Frau, sofort. «

      »Für wen stricken Sie überhaupt?« wurde ungnädig weitergefragt. »Sie haben doch weder Mann noch Kinder.«

      »Das schon. Aber es gibt viele andere Menschen, die ich erfreuen möchte.«

      »Sind sie das wert?«

      »O ja. Das sind arme Waisenkinder immer. Sie sind für jede Freude, die man ihnen macht, rührend dankbar.«

      Einige Minuten Stille, dann wieder eine gereizte Frage: »Ist der Professor immer so grob?«

      »Der und grob?« lachte die Schwester gemütlich. »Ich habe selten einen Menschen kennengelernt, der ein so gütiges Herz hat wie er. Das haben Sie doch weiß Gott zu spüren bekommen, gnädige Frau. Denn Sie gehören zu den seltenen Patienten, um die er sich ausschließlich kümmert. Die andern überläßt er recht oft seinen Ärzten, die allerdings viel in ihrem Fach leisten.«

      »Warum tut er das?«

      »Wahrscheinlich, weil seine verehrte Freundin, Frau Hadebrandt, ihn darum gebeten hatte.«

      »Das glaube ich nicht.«

      »Ich aber doch.«

      »Schwester, Sie scheinen mich für recht gesund zu halten, da sie mir andauernd widersprechen.«

      »Gott sei Dank, gnädige Frau. Sie glauben gar nicht, wie froh wir darüber sind, Sie zu den Rekonvaleszenten zählen zu dürfen.«

      »Wer – wir –?«

      »Nun, Frau Hadebrandt nebst Sohn, der Herr Professor und auch ich…«

      Sie wurde durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. – Als sie öffnete, standen Frau Hadebrandt und deren Enkeltöchterchen vor ihr.

      »Oh, gnädige Frau, wie lieb –«, blinzelte die Schwester ihr vergnügt zu. »Sie werden bereits sehnsüchtig erwartet. Und diesmal ist sogar Ann-Magret dabei.«

      »Sßa, weil is darf«, erklärte das Persönchen stolz. »Onkel Holger sagte, die liebe Tante is nu nis mehr so doll krank.«

      An