Die beliebtesten Jungmädelgeschichten von Else Ury. Else Ury

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Название Die beliebtesten Jungmädelgeschichten von Else Ury
Автор произведения Else Ury
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788027238576



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sich Annemarie, das Naturkind, die Nase zu. »Puh, wie riechst du denn? Wie eine gesengte Gans!«

      »Haach – du hast dir ja ein großes Loch in deine Haare gesengt, bist du dem Herdfeuer zu nahe gekommen?« Ilse hatte scharfe Augen.

      Bis zu dem Loch in dem glatten Braunhaar wurde die Marianne rot vor all den neugierigen Augen, deren Zielscheibe sie plötzlich war.

      »Na, dann will ich’s nur lieber sagen.« Ein schneller Blick ins Nebenzimmer, wohin die Damen sich inzwischen zurückgezogen hatten. Die waren im eifrigen Gespräch über das Streuseltortenrezept und hörten nichts. »Also ich wollte heute zum Geburtstagskaffee gern auch so krauses Haar haben wie Annemie. Und – und da habe ich es mir heimlich mit der Tollschere, die zum Plätten benutzt wird, gebrannt.«

      Lautes Lachen verhinderte Marianne am Weitersprechen.

      »Ach Gott, ist das komisch« – »den ganzen Schopf hast du dir herausgebrannt« – »Annemarie hat doch von Natur krauses Haar« – so ging es über die arme Marianne her. »Du sehen aus wie eine gescherrte Pudel.« Vera lachte am meisten.

      »Ja, und Muttchen war schrecklich böse darüber, ich sollte zur Strafe nicht gehen. Nur weil Vater für mich gebeten hat, bin ich schließlich doch noch gekommen.«

      Der letzte Bissen Schokoladentorte verschwand zwischen den frischen Lippen. Marianne hatte jetzt wirklich ihr Möglichstes getan und alles nachgeholt.

      »Ich sollte erst auch nicht kommen,« berichtete Marlene. »Mein Vater meinte, es wäre möglich, daß es wieder zum Streik kommt. Diesmal sollen es die Elektrizitätswerke sein. Aber weil Ilse ging, durfte ich auch.«

      »Meine Onkel hat gesprrechen auch von es, aberr err sagen, das werrden gemacht vorrherr viel mehrr schlimmer, als es werrden nachher,« schloß sich Vera an.

      »Ach, Kinder, laßt doch die dummen Streikgeschichten, was gehen die uns denn an,« rief Ilse. Die blonde Ilse ahnte nicht, wie bald sie diese »dummen Geschichten« etwas angehen sollten.

      »Ja, wir wollen lieber Gesellschaftsspiele zum Raten spielen,« schlug Marlene vor.

      »Au ja – fein – Muttchen, Großmama und Tante Albertine müssen auch mitspielen.« Die ganze Gesellschaft stürmte ins Nebenzimmer. Auch Klaus, der es eigentlich unter seiner Würde hielt, außer bei den Fütterungen sich an Mädchengesellschaften zu beteiligen, erschien auf der Bildfläche. Das ausgelassene Lachen zog ihn herbei.

      Man spielte »Teekessel«. Zwei der Gesellschaft hatten sich draußen ein Wort, das verschiedene Bedeutungen hatte, überlegt. Nun mußten sie sich in die Mitte des Kreises auf den Teppich setzen und über das Wort sprechen, indem sie immer »mein Teekessel« statt des betreffenden Wortes sagten. Wer das Wort erraten hatte, durfte es nicht sagen, sondern mußte sich dazu setzen und auch von seinem Teekessel mitsprechen. Bis die ganze Gesellschaft unten auf der Erde saß. Das gab natürlich viel Stoff zum Lachen.

      Margot und Annemarie hatten das Wort Atlas genommen.

      »Mein Teekessel knistert« – »mein Teekessel ist hoch bis an den Himmel« – »meins gebraucht man in der Schule.« – Bums, da saß Marlene bereits bei den beiden und redete mit: »Mein Teekessel ist jetzt sehr teuer geworden – meiner ist mit Schnee bedeckt – – –«

      »Ich hab’s,« meldete sich Tante Albertinchen und vor stolzer Freude begannen die Pudellocken wie Glöckchen hin und her zu schwingen. »Ich hab’s, es ist – – –«

      »Nicht sagen – nicht sagen – du mußt dich auf die Erde setzen und mitreden, Tante Albertinchen,« unterbrach sie Annemarie aufgeregt.

      »Auf die Erde setzen – nein, mein Kind, dazu bin ich schon zu steif,« wehrte sich die alte Tante. »Und dann, ich halte ja deine Mutter für eine sehr saubere Hausfrau, aber mit meinem guten Schwarzseidenen möchte ich mich doch nicht auf den Teppich setzen.« Die Pudellocken schüttelten sich energisch.

      Aber alles Schütteln hals ihnen nichts Annemaries Überredungskunst gegenüber. »Wer mitspielt, muß auf der Erde sitzen, Tante Albertinchen – wir legen dir ein Kissen für dein Schwarzseidenes unter – es ist so gemütlich hier unten, komm’ nur,« erklang es bittend.

      Unter Lachen wurde ein Kissen herbeigeholt und das alte Tantchen nebst dem Schwarzseidenen, allen Schwierigkeiten ungeachtet, von Klaus in die Unterwelt verladen.

      »Na, bequem sitzt man hier gerade nicht,« sagte sie, einen wehmütigen Blick zu ihrem leeren Stuhl hinaufsendend.

      »Du mußt mitreden – wie ist dein Teekessel, Tante Albertinchen?«

      »Mein Teekessel ist mit Musik und Tanz – – –«

      »Musik und Tanz, das stimmt nicht – – –«

      »Doch – doch – Tante meint den Atlas als Ballkleid,« flüsterte Annemarie Marlene ins Ohr. »Wie ist dein Teekessel noch, Tantchen?«

      »Er springt, ist rund und ein beliebtes Kinderspielzeug – – –«

      »Nee, das ist nicht richtig, rund und Kinderspielzeug – –« Die drei Freundinnen auf der Erde sahen sich verblüfft an. »Sag’ mir’s mal leise, Tante Albertinchen, welches Wort du denkst,« verlangte Annemarie.

      Tante Albertinchen neigte sich zu ihrem Liebling, daß die Pudellöckchen Annemarie an ihrer rosigen Ohrmuschel krabbelten und flüsterte so leise, daß die Umsitzenden es rings verstanden: »Ball«.

      »Falsch – ganz falsch – – –«

      »Tante Albertinchen muß wieder zurück!« Lebhafter Tumult erhob sich.

      »Ach, laßt mich nur hier unten bleiben, Kinderchen,« beschwichtigte sie die alte Dame, die das Beharrungsgesetz liebte und sich inzwischen auf ihrem Kissen drunten ganz gemütlich eingerichtet hatte. »Ich werde es ja doch bald raten und dann muß ich die Reise noch mal antreten.«

      »Das geht nicht« – »ausgeschlossen« – »nur wer es erraten hat, darf unten sitzen!« Voll Spieleifer erklang von allen Seiten Widerspruch.

      Arme Tante Albertinchen! Das war noch ein schwereres Stück, sie wieder auf ihren Platz zurückzubefördern, als vorhin die Reise zum Fußboden hinab. Zwei mußten an jeder Hand ziehen, zwei von hinten nachhelfen, so gelang es allmählich, das steifknochige Tantchen wieder auf ihre Füße zu stellen. Gab das ein Lachen und Juchhei.

      Der Fußboden bevölkerte sich allmählich. Einer nach dem andern wanderte hinunter. Selbst Großmama hatte zu Annemaries Freude dort unten Platz nehmen müssen. Großmama war niemals Spielverderberin und verstand es, mit der Jugend jung zu sein. Nur Tante Albertinchen und Vera thronten noch auf einsamer Höhe. Letztere beherrschte die deutsche Sprache nicht genügend, um die verschiedenen Bedeutungen desselben Wortes zu erraten.

      »Mein Teekessel wird viel zum Brautkleid verarbeitet,« sagte Mutter, die es den beiden erleichtern wollte.

      »Ach, nun haben sie’s bestimmt – das gilt nicht, daß man es so leicht macht,« regte sich das Töchterchen auf.

      Wirklich, nun hatte es Tante Albertinchen. »Aber noch mal gehe ich nicht in die Versenkung,« erklärte sie.

      »Doch – du mußt die Spielregeln innehalten, nur wer zuletzt übrig ist, kann oben bleiben – komm nur, dein Kissen ist noch frei.«

      Tante Albertinchen hätte nicht das gute alte Tantchen sein müssen, wenn sie ihrem Liebling etwas hätte jemals abschlagen können. Die zweite Auflage erfolgte. Von vielen hilfsbereiten Händen wurde Tante Albertinchen zum zweitenmal dort unten verstaut.

      »Halb zog sie ihn, halb sank er hin,« zitierte Großmama, die sich ebenso belustigte wie die jungen Mädel.

      »So, Vera, nun nimm mal all deinen Grips zusammen. Was ist das?« Annemarie tat die Busenfreundin leid. »Meinen Teekessel braucht man in der Geographiestunde.«

      »Derr Seidlitz.«

      »Quatsch, das Geographiebuch meine ich nicht. Was braucht man denn noch in der Erdkunde?«

      »Das