Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman. Karin Bucha

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Название Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman
Автор произведения Karin Bucha
Жанр Языкознание
Серия Karin Bucha Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740930271



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sie ist gestürzt – bitte, kommen Sie sofort.« Sie kann kaum richtig sprechen.

      Da sind sie schon davongelaufen, der Professor, der Oberarzt, Berthold und Amelie Baxter.

      Monika Stewing wird sofort in den Operationssaal gebracht.

      »Bitte, Amelie, ruf die Eltern an«, bittet Martens, und sie hetzt davon. Ausgerechnet sie muß die Mutter benachrichtigen! Sie bekommt schnell die Telefonnummer und läßt sich verbinden.

      »Können Sie sofort ins Krankenhaus kommen? Ein Unglücksfall.«

      Sie hört einen leisen Schrei und dann eine angenehme Stimme: »Ich komme sofort.«

      »Können Sie auch Ihren Gatten benachrichtigen?« bittet Amelie.

      »Ich werde es versuchen.«

      Amelie rennt zurück in den Operationssaal.

      »Das Kind ist sehr unglücklich gefallen«, flüstert Martens ihr zu. »Schädelbasisbruch. Wie konnte das überhaupt geschehen? War keine Schwester im Zimmer?«

      »Ich weiß es wirklich nicht, Matthias.« Amelie sieht sehr unglücklich aus.

      Martens schüttelt den Kopf. Wäh­rend Monika Stewing fertiggemacht wird zur Operation, waschen sich die Ärzte.

      »Darf ich dabeisein? Bitte, Matthias.«

      Er nickt. Nun stehen sie, wie schon so oft, nebeneinander am Becken und waschen sich die Hände. Keiner spricht ein Wort. Wie ein Verhängnis schwebt es über ihnen.

      Ausgerechnet in der Kinderstation mußte das passieren. Ausgerechnet auf meiner Station, denkt Eleonore verzweifelt.

      Sie sieht selbst aus wie der Tod. Sie erinnert sich der Worte des Kindes.

      Muß ich operiert werden? Und sie glaubt den Grund zu wissen, weshalb Monika davonlaufen wollte.

      Sie flüsterte dem Professor zu: »Das Kind hatte Angst, Herr Professor, als Sie von der Operation sprachen. Es muß es ganz schlau angefangen haben, aus dem Saal zu schlüpfen.«

      »Trotzdem ist es unverantwortlich von der diensthabenden Schwester«, erwidert er ärgerlich. »Was sollen wir den Eltern sagen, die uns ihre Kinder anvertrauen?«

      »Ich habe schon erlebt, daß Erwachsene aus dem Fenster sprangen, weil sie Angst vor der Operation hatten«, meint Dr. Brenner. Sie geht hinter Amelie in den Operationssaal.

      »Alles bereit?«

      »Alles bereit!« kommt die Antwort. Amelie sitzt am Kopfende des Operationstisches.

      »Sind die Eltern benachrichtigt?« fragt Martens noch, und als Amelie nickt, beginnt er zu operieren.

      Lieber Gott, laß das Kind leben, laß es leben, ich bitte dich, lieber Gott! Weiter nichts kann Amelie denken, während sie aufmerksam Puls und Atmung kontrolliert.

      Als endlich das »Fertig« Martens’ ertönt, da ist Amelie ganz wirr im Kopf.

      Sie erhebt sich und stellt sich neben Matthias. »Wird sie leben?«

      Er nickt ihr zu. »Sie wird leben, Amelie. Du siehst fürchterlich aus. Aber ich möchte dich doch noch bitten, mit den Eltern zu sprechen.«

      Als sie später auf den Flor hinaustritt, und man Monika bereits in ein Einzelzimmer gefahren hat, kommt eine große schlanke Frau mit dunklen Locken und blauen Augen auf sie zu.

      »Ich bin Monikas Mutter«, hört sie die angenehme Stimme von vorhin sagen.

      Amelies Blick gleitet weiter. Sie fährt zusammen. Ernst Stewing lehnt an der Wand. Jetzt weiß sie auch, warum er sie hat so gut leiden können. Seine Frau, von der er getrennt lebt, gleicht ihr etwas, wenigstens was Haar und Augenfarbe betrifft.

      Sie geht zu Stewing und reicht ihm die Hand. »Ich habe es mir gedacht, daß es Ihre Tochter ist. Wir konnten Sie vorher nicht befragen, es mußte sehr schnell gehen. Schädelbasisbruch –«

      Amelie steht vor den beiden Menschen und weiß nicht viel zu sagen.

      »Soll ich Ihnen den Professor schicken?«

      »Bitte«, haucht die Frau. Plötzlich umklammert sie Amelies Hand. »Wird mein Kind leben? Es ist alles, was ich noch auf der Welt habe.«

      Sie sieht, wie Ernst Stewing schluckt. Rasch wendet sie sich zum Gehen. Stewing rückt ein wenig näher an die zitternde Frau.

      »Irene«, sagt er leise, »ich bin doch da. Kannst du nicht um des Kindes willen einmal vergessen?«

      Sie sieht ihn aus tieftraurigen Augen an und wendet sich wieder ab. Sie hält die Hände im Schoß zusammengepreßt. Ernst Stewing legt seine warme, kräftige Hand darauf.

      »Es ist doch auch mein Kind, Irene.«

      Wieder trifft ihn dieser traurige, verlorene Blick.

      Sie warten. Ihre Herzen klopfen vor Angst. Als Martens erscheint, stutzt er.

      »Sie sind Monikas Vater?« fragt er, und dann wendet er sich an die Frau. »Sie brauchen sich nicht zu sorgen, gnädige Frau. Monika wird den Sturz überleben. Wir haben auch den Blinddarm entfernen müssen. Es war höchste Zeit.«

      »Darf ich meine Tochter sehen?«

      »Sie dürfen zu ihr, aber nur einen Augenblick. Das Kind liegt noch in Narkose.«

      Stewing sieht, wie seine Frau wankt. Er nimmt einfach ihren Arm und führt sie davon, geht mit ihr hinter dem Professor her.

      Nur einen Blick werfen sie auf Monika. Bleich und spitz sieht das Gesicht in dem Kissen und unter dem Verband aus.

      Draußen lehnte sich die Frau schwer atmend an die Wand.

      »Er hat gesagt, es wird leben. Mein Gott – ich danke dir.«

      »Darf ich dich heimbringen, Irene?«

      »Heim?« Ihre Augen sind riesengroß in dem bleichen Gesicht.

      »Ja, heim, in unser Haus, wohin du gehörst.«

      Und abermals fügt sie sich, läßt sich beim Einsteigen helfen und lehnt den Kopf erschöpft an das Polster.

      Seine Fürsorge, seine Wärme tun ihr so gut. Er bringt sie in das Haus, das einmal ihr gemeinsames Heim gewesen ist.

      In der Halle drückt er sie in einen der Sessel. Irene sieht sich aus großen Augen um.

      Alles ist noch unverändert, als sei sie erst gestern weggegangen, dabei ist es Jahre her.

      »Mich friert«, murmelte sie.

      Er kniet nieder, zieht ihr die Schuhe aus und reibt ihre Füße, bis sie warm geworden sind. Er holt ihr ein Kissen herbei und schiebt es ihr unter die Füße, ein zweites legt er hinter ihren Kopf.

      Dann geht er zur Hausbar und schenkt ihr ein wärmendes Getränk ein.

      »Bitte, Irene, trink das. Es ist scharf, aber es wärmt dich.«

      Ich friere von innen heraus, möchte sie am liebsten sagen, unterläßt es aber. Sie trinkt und reicht ihm das Glas zurück.

      Und dann beginnt sie zu weinen. Sie weint und weint, und er steht ratlos vor ihr und wagt sie nicht zu trösten.

      »Du bist so gut zu mir, Ernst«, schluchzt sie. »Und ich habe dir so weh getan – oder –«

      »Irene, noch ist es nicht zu spät. Wollen wir neu beginnen?«

      Unter Tränen sieht sie ihn an. Sie sieht seine weißen Schläfen und die traurigen Augen.

      Er nimmt ihre Hand und drückt einen Kuß darauf.

      »Wenn man neu beginnt, muß man einen Schlußstrich unter das Alte ziehen. Ich bin dazu bereit.«

      »Monika hat immer nach dir gefragt«, flüstert sie.

      »Morgen werden wir sie besuchen können, vielleicht, und dann werden wir jeden Tag zu ihr gehen. Meinst du nicht, daß