Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman. Karin Bucha

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Название Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman
Автор произведения Karin Bucha
Жанр Языкознание
Серия Karin Bucha Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740930271



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mein liebes, liebes Mädel!« flüstert er und küßt sie auf beide Wangen. Die Mädchen verschwinden, als Cornelia am Arm ihres Verlobten eintritt, gefolgt von Magda.

      »Das ist meine Schwester Christiane«, sagt Cornelia stolz, und Stefan Rietberg, tiefbewegt nimmt Christianes kleine fleißige Hand auf und drückt seine Lippen darauf. Und weil er in keine wehmütige Stimmung geraten will, versteckt er sich hinter einem Scherz.

      »Hallo, Christiane, kleine Schwägerin«, trompetet er fröhlich. »Wenn ich Cornelia nicht so liebte, ich glaube, ich würde dich deinem Vater heute entführt haben.«

      Unter Tränen blickt Christiane von einem zum anderen. Sie läßt ihren Blick auf Magda ruhen und hat sofort verstanden. Merkwürdig. Es tut ihr nicht weh, wenn sie an die arme kranke Mama denkt.

      Jeder muß im Leben seine Rechnungen begleichen. Mama muß es auch – denkt sie und dann überläßt sie sich den Glückwünschen ihrer Familie.

      Aber den Vater läßt sie nicht los. »Papa, ich bin so glücklich wie nie zuvor in meinem Leben. Endlich konnte ich einmal beweisen, daß ich etwas zu leisten vermag.«

      Hermann schließt sie innig in seine Arme. Über Christianes Kopf hinweg sucht er Cornelia.

      »Weißt du auch, daß wir alles Cornelia verdanken? Alles, was aus uns geworden ist. Mit ihrem Mut damals und ihrer Aufmunterung. Niemals darf es zu spät sein!«

      Später, als die Modenschau längst zu Ende ist, die hellen Lichter in dem weiten eleganten Saal ausgelöscht sind und Cornelia mit Tränen in den Augen der Familie mitgeteilt hat, daß dieser Abend ein mehr als glänzender Erfolg gewesen sei, daß die Bestellungen den Modesalon auf Monate hinaus beschäftigen werden, da saß die Familie im vorderen Gastzimmer um einen Rundtisch gemütlich zusammen.

      Groß war die Freude, als plötzlich Lothar in der Tür stand.

      Strahlend vor Gesundheit trat er näher. Nichts erinnerte mehr an den blassen, vom Schicksal geschlagenen jungen Mann. Er kann seine Glieder wieder voll gebrauchen. Er hat unter der Leitung seines Vaters arbeiten gelernt, und er liebt seine Arbeit, so wie er früher das Nichtstun geliebt hat. Er hat den Segen der Arbeit gespürt, die den Menschen innerlich frei macht, ihm Selbstbewußtsein und Sicherheit gibt.

      Er nimmt die junge Schwester einfach in die Arme und küßt sie herzhaft ab.

      »Ich komme mir vor wie ein Präsent, das man zum Anstaunen herumreicht«, lacht sie und sie tätschelt dem Bruder die Wangen. »Wie herrlich, Lothar, daß du wieder ganz gesund bist. Nun werden wir uns niemals wieder aus den Augen verlieren, nicht wahr?«

      »Ganz gewiß nicht, Kleines«, stimmt Lothar ihr ernsthaft zu. »Wir sind durch eine harte Schule gegangen, jeder auf seine Art, und wir haben daraus gelernt, mit dem Leben fertig zu werden.«

      Spät in der Nacht trennen sie sich. Lothar bringt zuerst Christiane im Wagen seines Vaters heim. Vor dem hohen, schmiedeeisernen Tor hält er.

      »Du mußt um die Ecke fahren«, erklärt Christiane ihm. Sie ist todmüde und muß aufpassen, daß ihr die Augen nicht zufallen.

      »Wieso das denn?« erkundigt er sich.

      »Wir wohnen jetzt im Gärtnerhaus, Lothar«, berichtet sie ihm schläfrig. »Aber das erzähle ich dir morgen, falls du es doch über dich bringst, Mama einen Besuch zu machen.«

      »Ihr wohnt –?« Ruckartig dreht er ihr den Kopf zu. »Und die Villa?«

      »Vermietet, Lothar«, spricht sie ohne eine Spur von Bitterkeit. »Erstens, wir haben die Miete sehr nötig. Zweitens, was sollen wir mit dem Riesenhaus? Dazu gehört eine Menge Personal, und das können wir uns nicht leisten.«

      Lothar streicht sacht über Christianes Arm. »Sehr vernünftig, Kleines«, lobt er, gibt ihr einen schallenden Kuß auf die Wange und schiebt sie aus dem Wagen. »Nun marsch ins Bett, sonst schläfst du mir hier ein.«

      Er wartet, bis ihr leichter Schritt verhallt ist, dann wendet er und kehrt den Weg zurück. –

      Stefan Rietberg bringt Cornelia heim. »Es war ein großartiger Erfolg«, sagt er. Er lenkt mit der Linken den Wagen langsam ohne Eile. Die Rechte hat er um Cornelia gelegt.

      »Ich bin so glücklich«, sagt sie leise und lehnt sich fester an seine Seite.

      »Wirklich?« Er steuert den Wagen an den Straßenrand. »Restlos glücklich?«

      Er sieht ihre hellen Augen leuchten. Ernsthaft taucht ihr Blick in den seinen. »Eine ganz kleine Bitte habe ich, Liebster. Aber – ich weiß nicht –«

      Sie zögert und ein flehender Blick, wie eine stumme Bitte ihr zu Hilfe zu kommen, trifft ihn.

      »Ich weiß, mein Herz.« Er lächelt gütig, wie nur er lächeln kann, und womit er auf den ersten Blick ihr Herz eroberte. »Morgen komme ich zu deiner Mutter, nicht wahr, das bedrückt dich?«

      Statt einer Antwort schlingt sie die Arme leidenschaftlich um seinen Nacken. »Ach, Stefan, wie gut du mich verstehst. Ja, das war es, was ich nicht aussprechen konnte, ehe du nicht selbst darauf gekommen bist.« Sie stockt und überlegt. »Morgen willst du kommen? Für morgen hat sich unser neuer Mieter angesagt.«

      »Das macht nichts, Liebes, wir werden das schon irgendwie in die Reihe bringen«, tröstet er sorglos.

      Er nimmt sie ganz fest in seine Arme, und Cornelia weiß, an diesem Herzen ist sie geborgen für alle Zeiten. – –

      Am nächsten Morgen herrscht in dem netten kleinen Gärtnerhaus, das wirklich zu einem reizenden Nest geworden ist, Hochstimmung. Cornelia ist aufgeregt wie noch nie. Sie hat Mama immer noch nicht auf den bevorstehenden Besuch Stefan Rietbergs vorbereiten können. Sie weiß noch nicht einmal, daß sie heimlich verlobt ist.

      Christiane hat den Finger an die Nase gelegt und mit Überlegenheit gesagt: »Sei nicht albern, Cornelia. Mama muß man überrumpeln.« Dann seufzt sie ein wenig. »Ich weiß nicht, Mama hat sich eine eigene Welt aufgebaut, eine Traumwelt. Manchmal kommt es mir vor, als sei sie sehr weit von uns entfernt.«

      Pünktlich um elf Uhr, mit Blumen, erscheint Stefan Rietberg. In der Diele des Hauses küßt er Cornelia herzlich. Sie wirft einen Blick auf die Uhr. Gleich wird der neue Mieter erscheinen. Sie tritt vor Erregung von einem Bein aufs andere.

      »Was hast du denn, Liebes? Angst?«

      »Ein bißchen«, gibt sie zu.

      Arm in Arm treten sie in das Erdgeschoßzimmer, mit dem wunderschönen Ausblick auf den Park. Stefanie sitzt im Lehnstuhl und sieht aus verschleierten Augen auf das näherkommende Paar.

      »Das ist Stefan Rietberg, Mama«, stellt sie den hochgewachsenen Mann vor, der sich tief über ihre weiße Hand neigt. »Wir lieben uns und wollen bald heiraten.«

      »Cornelia!« flüstert die Kranke kaum hörbar. Es klingt erschreckt. Aber dann huscht ein schattenhaftes Lächeln über ihre blassen Lippen. Grübelnd sieht sie zu dem Mann auf. »Wir kennen uns doch – oder –«

      »Doch, gnädige Frau«, spricht Rietberg, und er hat sich meisterhaft in der Gewalt. Aus der einst strahlenden Frau ist ein schattenhaftes Wesen geworden. »Hoffentlich bin ich Ihnen als Schwiegersohn willkommen.«

      »Doch, doch«, erwidert sie erregt. Sie lächelt plötzlich von einem zum anderen. »Mir scheint, wir kommen von den Bauunternehmern nicht los. Machen Sie sie glücklich, Stefan Rietberg.«

      Mit einem Schluchzen dreht sie den Kopf zur Seite, und Rietberg nimmt Cornelia zur Seite. Er ahnt, was in der Frau vorgeht. Bald hat Stefanie sich wiedergefunden, und sie ruft das junge Paar zu sich.

      »Ja, Mama?«

      »Mach es besser als ich«, flüstert Stefanie. »Dein Vater war der beste, den man sich denken kann. Für mich ist es wirklich zu spät, gutzumachen. Aber ihr sollt alles anders machen, versprich es mir.«

      »Ich verspreche es«, sagt Cornelia feierlich.

      »Als Schwiegersohn hätte