Название | Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman |
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Автор произведения | Leni Behrendt |
Жанр | Языкознание |
Серия | Leni Behrendt |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783959790246 |
»Wer wird denn noch da sein?«
»Nur Frökes. Gylts mußten leider absagen.«
»Ja, ich weiß. Jonathan steckt mitten in einem großen Abschluß und macht alles um sich her mobil. Selbst mich spannt er mit kniffligen juristischen Fragen ein und somit auch meine Privatsekretärin.«
»Hast du eine, Onkel Frederik?«
»Und was für eine.«
»Hübsch?«
Als Lutz die lachenden Blicke bemerkte, die Großvater und Enkelin sich zuwarfen, war er im Bilde.
»Ach so«, meinte er. »Die Sekretärin scheint goldrichtig zu sein.«
»Eine Anerkennung, mit der du sonst sehr geizig bist«, bemerkte Graf Folko trocken. »Hauptsächlich dann, wenn es um die besseren Hälften der Schöpfung geht.«
»Von wegen bessere Hälften«, tat der Junge so verächtlich ab, als hätte er mit ihnen schon die bösesten Erfahrungen gemacht. »Laß mich bloß mit denen in Ruhe. Tante Erdmuthe und meine Schwägerin sind allerdings Ausnahmen, und wenn der Schein nicht trügt, na, warten wir ab.«
»Das nennt man vorsichtig«, lachte der alte Herr. »Keine Angst, sie wird dich nicht enttäuschen. Willst du etwa schon gehen, Folko?«
»Nicht wollen, sondern müssen. Hab in zehn Minuten eine Besprechung. Darf ich meiner Mutter eine Zusage bringen?«
»Ja, wir kommen gern. Grüß deine Mutter herzlich.«
Der übernächste Tag war ein Sonnabend, den man gern zu den Feiern wählt, da man am Sonntag ausschlafen kann. So hatte man es früher auch auf Schloß Dünen gehalten, als er die rauschenden Feste dort gab.
Doch die hatten mit dem Tod des Grafen Götz aufgehört. Nicht wegen der Trauer, sondern aus Sparsamkeitsgründen. Denn der Verschwender hatte den einst so reichen Besitz derart ruiniert, daß es zum Konkurs gekommen wäre, hätte der alte Graf die Hinterlassenschaft seinen beiden Söhnen nicht zu gleichen Teilen vermacht. So war der herrliche Besitz noch zu halten gewesen, und nun er dem Grafen Folko allein gehörte, ging es langsam wieder bergauf. Aber nicht ohne die nötigen Sparmaßnahmen, wenigstens in den nächsten Jahren noch nicht.
Außerdem hatte man unter denen, die es sich auf den glänzenden Festen des Grafen gut sein ließen, gehörig gesiebt, so daß nur wenige übrigblieben. Mit denen wollte man später wieder zusammenkommen, aber vorläufig hielt man sich noch zurück, verkehrte nur im festen Freundeskreis.
Das hatte der Großvater seiner Enkelin auf ihre Frage erklärt, warum die Gräfin ihren Geburtstag so sang- und klanglos begehen wollte.
Nun saß sie zwischen Frau Fröke und ihrem Großvater im Fond des breiten Wagens, der am Ende der Zufahrtstraße durch ein großes Tor fuhr und vor dem Portal des Schlosses hielt. Staunend sah Armgard an dem prächtigen Bau hoch.Das war ja ein ganz feudaler Kasten. Und nirgends etwas von Verfall zu merken, alles sauber und gepflegt. Es muß doch unheimlich viel Geld kosten, so einen Prachtbau instandzuhalten, also schienen die Finanzen des Grafen doch besser zu stehen als ihr Großvater annahm.
Ein Diener in schlichter Livree erschien, um die Gäste in Empfang zu nehmen. Auch er trug die Merkmale des herrschaftlichen Dieners.
Und durch die Anlagen rasten zur stürmischen Begrüßung die Hüter des Hauses herbei, von denen am respektabelsten die Dogge war, bei deren Anblick es Armgard schreckhaft durchzuckte. Stocksteif stand sie da, als sie von dem schwarzen Gesellen beschnuppert wurde, gleichfalls von Spaniel, Dackel und einem kleinen Kläffer, dessen Mischmasch von Rassen den Seitensprung seiner Mama nicht verleugnen konnte. Sie alle beschnupperten dann mißtrauisch den Fremdling unter den ihnen vertrauten Herrchen und Frauchen und akzeptierten den Zuwachs mit Schwanzwedeln.
Das noch stürmischer wurde, als der ihnen wohlbekannte Strubbel seelenruhig aus dem Auto kletterte und Herrchen auffordernd ansah, als wolle er als blinder Passagier noch gelobt werden.
»Na so was«, sagte Spierke kopfschüttelnd. »Da ist es dem Schlingel doch wieder mal gelungen, sich in den Wagen zu schleichen. Komm her, damit ich dich verhauen kann!«
Wau wau, machte Strubbel lustig, wirbelte ab und die andern Hunde hinterdrein.
»Nun aber hopp ins Warme«, sagte Lottchen energisch. »Ich hab’ schon Eisbeine.«
In der großen Halle, die durch zwei Stockwerke ging, wurden sie von den Gastgebern begrüßt. Man gratulierte dem Geburtstagskind, überreichte Blumen nebst kleinen Geschenken und begab sich dann ins Wohngemach, einem hohen weiten Raum, wohlig durchwärmt von Zentralheizung und Kamin, in dem Stubben ihre Hitze verströmten. Im Halbrund standen Sessel mit weichen Polstern, die Teppiche nebst Brücken waren dick und flauschig, die Gardinen duftig, die Bilder durchweg kostbar, gleichfalls die Mahagonimöbel mit den herrlichen Intarsien und den blitzenden Beschlägen.
Ein ganz besonderes Glanzstück aber war der große Flügel, in Holz und Farbe den Möbeln angepaßt. Auf seiner blanken Fläche war das Wappen der Björn kunstvoll eingelegt. Ein aufrechter Bär, was ja auf nordisch Björn bedeutet, trug Zepter und Krone, ein Zeichen, daß es in dem Geschlecht auch gekrönte Häupter gegeben hatte.
Dieses uralte Wikingergeschlecht, das Kriege, Not und Tod überdauerte, wie auch das Stammschloß, das Humbert der Bär, wie er genannt wurde, errichten ließ. Da er über unermeßlichen Reichtum verfügte, brauchte er nicht zu sparen, und so entstand eine Feste, wie für die Ewigkeit erbaut.
Und da dieser Humbert auch ein kluger, weitsichtiger Mann war, der seinen Nachfahren den Stammsitz erhalten wollte, schuf er einen krisenfesten Fonds; nicht nur zur Erhaltung, sondern auch zur Verbesserung des Schlosses.
Nun, diese Bestimmung machte den Nachfahren keine Kopfschmerzen, da das Geld dafür überreichlich vorhanden war. Auch der Beitrag, den sie dem Fonds entrichten mußten, verlangte kein Opfer von ihnen, weil sie durchweg gutgestellt waren.
Bis auf den vorletzten Björn. Der war ein morsches Reis an dem ehrwürdigen Stamm, das gerade noch rechtzeitig abfiel. Zu Nutz und Frommen des gesunden Reis, das nun nicht mehr von einem Schmarotzer bedroht wurde, sondern sich frei entfalten konnte.
Den Kaffee trank man in einem lauschigen Stübchen, das hauptsächlich aus Teppichen und Sesseln bestand. Zwischen ihnen ein niederer Tisch, ein antiker Schrank mit kostbarem Porzellan, eine Bar und über dem Kamin ein großes Bild mit einer strahlenden Frühlingslandschaft, das die Hausherrin besonders liebte.
»Direkt ein Sorgenbrecher«, pflegte sie zu sagen. »Man wird froh, wenn man dieses blühende Land auch nur sieht.«
Wer in dem lauschigen Gemach mit den Gastgebern weilen durfte, gehörte gewissermaßen zur Familie. Daher war man nicht wenig erstaunt, als eine Dame so mir nichts dir nichts in diese traute Gemeinschaft hineinplatzte. Wie widerwillig erhoben sich die Herren, während die Damen den Eindringling mit einem Blick musterten, unter dem es selbst dieser gewiß nicht zart besaiteten Mondänen unbehaglich wurde.
»Verzeihung, Frau Gräfin, daß ich hier so formlos erscheine«, sagte sie zögernd, »aber es war niemand da, der mich melden konnte. Ich bin gekommen, um mich nach dem Ergehen meines Bruders zu erkundigen. Oh, da ist ja auch eine mir unbekannte junge Dame.«
»Es ist die Enkelin des Herrn Dr. von der Gylt, Fräulein von Hollgan, und das ist Frau Kaunz, die Schwester von Lutz«, stellte die Gräfin vor und wies der Besucherin mit kühler Höflichkeit einen Platz an, damit auch die Herren sich setzen konnten. Und dann trat erst die Peinlichkeitsminute ein.
Denn schließlich war es hier nicht üblich, unangemeldet zu erscheinen, das kam nur vertrauten Gästen zu. Und dieser Gast war wohl vor Jahren einige Male hiergewesen, aber immer nur zu offiziellen Anlässen. Also vorbeibenommen hatte diese Besucherin sich bereits, und nun wartete man ab, wie sie sich weiter benehmen würde, zumal Lutz sie barsch fragte:
»Was willst du hier?«
»Lutz, was hast du denn für ein Benehmen«, entgegnete sie, den Jungen