La San Felice Band 2. Александр Дюма

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Название La San Felice Band 2
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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Alexandre

      La San Felice B2

      Zweiter Theil

       Erstes Capitel.

      Der Chevalier San Felice

      Wir glauben in einem unserer früheren Capitel, vielleicht in dem ersten, gesagt zu haben, daß der Chevalier San Felice ein Gelehrter war.

      Obschon aber die Gelehrten, eben so wie nach Sterne die Reisenden, in eine Menge Kategorien und Unterkategorien getheilt werden können, so zerfallen sie doch in zwei große Hauptgattungen.

      Die erste sind die langweiligen Gelehrten.

      Die zweite sind die kurzweiligen Gelehrten.

      Die erste Gattung ist die zahlreichste und gilt für die gelehrteste.

      Wir haben im Laufe unseres Lebens einige kurzweilige Gelehrte kennen gelernt. Dieselben wurden aber in der Regel von ihren Collegen verleugnet, welche behaupteten, sie verdürben das Handwerk, weil sie den Witz und die Phantasie mit der Wissenschaft vermengten.

      Wie sehr es ihm auch in den Augen unserer Leser Eintrag thun möge, so müssen wir doch gestehen, daß der Chevalier San Felice der zweiten Gattung, nämlich der Gattung der kurzweiligen Gelehrten, angehörte.

      Wir haben auch schon gesagt – obschon es so lange her ist, daß der Leser es vergessen haben kann – daß der Chevalier San Felice ein Mann von fünfzig- bis fünfundfünfzig Jahren war, daß er sich in seiner äußern Erscheinung einfach, aber elegant trug und daß er, weil er in seinen Studien, die sein ganzes Leben lang dauerten, sich keinem besonderen Fach gewidmet hatte, mehr ein Wissender als ein eigentlicher Gelehrter war.

      Selbst der Aristokratie angehörend und da er stets am Hofe oder im Umgange mit vornehmen Personen gelebt, da er übrigens in seiner Jugend große Reisen, besonders in Frankreich, gemacht, so besaß er die liebenswürdigen, unbefangenen Manieren eines Buffon, eines Helvetius und eines Holbach, deren sociale Principien er übrigens theilte. Ja er war beinahe nicht ganz frei von der philosophischen Irreligiosität dieser Herren.

      Wie Galilei und Swammerdam hatte er das unendlich Große und das unendlich Kleine studiert. Er war von den im Aether kreisenden Welten herabgestiegen bis zu den in einem Wassertropfen schwimmenden Infusorien. Er hatte gesehen, daß die Gestirne in dem Geiste Gottes denselben Platz einnehmen und an der unermeßlichen Liebe, womit der Schöpfer alle seine Creaturen umfaßt, denselben Antheil haben.

      Sein Geist, dieser dem göttlichen Herde entsprungene Funke, hatte sich daher daran gewöhnt, Alles in der Natur zu lieben.

      Nur hatten die bescheideneren Gegenstände der Schöpfung bei ihm Anspruch auf zärtlichere Wißbegier als die erhabenen, und wir möchten beinahe behaupten, daß die Umgestaltung der Larve in die Nymphe und der Nymphe in den Käfer ihm wenigstens ebenso interessant erschien, als die langsame Bewegung des Kolosses Saturn, welcher neunhundertmal größer ist als die Erde, und mit seinem monstruösen Zubehör von sieben Monden und dem leuchtenden Ringe beinahe dreißig Jahre braucht, um seinen Kreislauf um die Sonne zu vollenden.

      Diese Studien hatten ihn ein wenig über das wirkliche Leben hinausgehoben, um ihn dem contemplativen zuzuwenden.

      Wenn er daher aus dem Fenster seines Hauses – des Hauses, welches auch das seines Vaters und seines Großvaters gewesen – in einer jener warmen Sommernächte von Neapel unter dem Ruder des Fischers oder im Kielwasser der Barke desselben sich jenes bläuliche Feuer entzünden sah, welches man für den Wiederschein des Vemustermes halten könnte, oder wenn er eine Stunde lang, oft auch die ganze Nacht hindurch, unbeweglich an dieses Fenster gelehnt, den Golf von Lichtern funkeln sah und wenn der Südwind die Wellen aufwühlte und mit feurigen Guirlanden an einander fesselte, welche sich für sein Auge hinter Capri verloren, ganz gewiß aber bis an die Gestade Afrikas reichten, sagte man:

      »Was macht dieser Träumer von San Felice da?«

      Dieser Träumer von San Felice versetzte sich ganz einfach aus der materiellen Welt in die unsichtbare, aus dem geräuschvollen Leben in das schweigsame.

      Er sagte sich, daß diese unermeßliche Feuerschlange, deren Ringe den Erdball umschließen, nichts weiter sei als eine Anhäufung von unsichtbaren Thierchen, und seine Phantasie bebte entsetzt vor diesem unermeßlichen Reichthume der Natur zurück, welche auf unsere Welt, um unsere Welt herum Welten setzt, von welchen wir keine Ahnung haben, und durch welche die erhabene Unendlichkeit, welche sich unsern Augen in Lichtströmen entzieht, sich ohne Unterbrechung an die tiefe Unendlichkeit knüpft, welche, in den tiefsten der Abgründe hinabtauchend, sich in Nacht verliert.

      Dieser Träumer von San Felice sah jenseits dieser doppelten Unendlichkeit Gott nicht wie Ezechiel ihn sah, in Stürmen vorüberbrausend; nicht wie Moses ihn sah, im feurigen Busch, sondern strahlend in der majestätisch heiteren Ruhe der ewigen Liebe, als riesige Jacobsleiter, welche durch die ganze Schöpfung hinauf- und hinabsteigt.

      Vielleicht könnte man glauben, diese in gleichen Theilen der ganzen Natur zugewendete Liebe müsse jene andern Gefühle, welche den lateinischen Dichter sagen lassen: »Ich bin ein Mensch und ich erachte nichts, was menschlich ist, mir fremd,« eines Theils ihrer Kraft berauben.

      Dies war aber bei dem Chevalier San Felice durchaus nicht der Fall, denn gerade bei ihm konnte man jenen Unterschied zwischen Seele und Herz machen, welche dem Vicekönig der Schöpfung gestattet, bald ruhig zu sein wie Gott, wenn er mit seiner Seele betrachtet, bald freudig oder verzweifelt wie der Mensch, wenn er mit seinem Herzen empfindet.

      Von allen Gefühlen aber, welche die Bewohner unseres Planeten über die Thiere erheben, die um ihn herum leben, war die Freundschaft dasjenige, welchem der Chevalier den aufrichtigsten und eifrigsten Cultus widmete, und wir legen hierauf ganz besonders Gewicht, weil es einen gewaltigen und ganz speziellen Einfluß auf sein Leben äußerte.

      Der Chevalier San Felice, Zögling des von Carl dem Dritten für junge Edelleute gegründeten Collegs, hatte auf demselben zu seinem Mitschüler einen jungen Mann, dessen Abenteuer, Eleganz und Reichthum gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts in der neapolitanischen Welt großes Aufsehen machten. Dieser junge Mann war der Fürst Giuseppe Caramanico.

      Wäre der junge Fürst weiter nichts gewesen als eben Fürst, so hätte der junge San Felice für ihn wahrscheinlich weiter nichts empfunden, als jenes Gefühl von neidischer Eifersucht, welches die Kinder gegen diejenigen ihrer Genossen empfinden, die wegen ihres hohen Ranges von den Lehrern mit mehr Rücksicht behandelt werden als ihre Mitschüler. Giuseppe Caramanico war aber, abgesehen von seinem Fürstentitel, auch ein liebenswürdiger, gemüthlicher und zutraulicher Knabe, ebenso wie er später ein liebenswürdiger, ehrenhafter, rechtschaffener Mann ward.

      Dennoch geschah zwischen dem Fürsten Caramanico und dem Chevalier San Felice das, was unvermeidlich bei allen Freundschaften geschieht – es gab einen Orestes und einen Pylades. Der Chevalier San Felice spielte die Rolle, welche in den Augen der Welt die am wenigsten glänzende, vor dem Auge Gottes aber vielleicht die verdienstlichste war – er ward Pylades.

      Man kann sich denken, mit welcher Leichtigkeit der künftige Gelehrte mit einem scharfen Verstand und seiner Wißbegierde seine Mitschüler überflügelte und wie sehr im Gegentheile der künftige Minister in Neapel, der künftige Gesandte in London, der künftige Vicekönig in Palermo mit seiner hochadeligen Sorglosigkeit eine Studien vernachlässigte.

      Dennoch hielt mit Hilfe des fleißigen Pylades, welcher für Zwei arbeitete, der träge Orestes sich immer in der ersten Reihe. Er erntete ebenso viel Prämien, ebenso viele ehrenvolle Auszeichnungen und ebenso viele Belohnungen als San Felice, und besaß in den Augen seiner Lehrer sogar noch mehr Verdienst als dieser, denn sie kannten das Geheimniß seiner Ueberlegenheit nicht, oder wollten es nicht kennen.

      Diese Ueberlegenheit hielt er ebenso aufrecht, wie die seiner geselligen Stellung und ohne daß es schien, als gäbe er sich deswegen auch nur die geringste Mühe.

      Orestes selbst aber kannte dieses Geheimniß und wir müssen ihm die Gerechtigkeit widerfahren lassen zu sagen, daß er es so schätzte, wie es geschätzt zu werden verdiente, wie dies auch aus dem weiteren Verlaufe unserer Erzählung hervorgehen wird.

      Die jungen Männer verließen das Collegium und jeder folgte der Laufbahn, zu welcher er sich durch die innere Stimme oder durch einen Rang hingezogen