John Davys Abenteuer eines Midshipman. Александр Дюма

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Название John Davys Abenteuer eines Midshipman
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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entblößtem Haupte vernommen hatten, begann die Execution. Die an körperliche Züchtigung gewöhnten Matrosen ertrugen die Hiebe mit mehr oder minder Gleichmuth. Bob war der vorletzte. Als die Reihe an ihn kam, öffnete er den Mund, als ob er noch etwas zu sagen hätte; aber nach kurzem Besinnen trat er vor. Er schien es auf ein andermal zu verschieben.

      Bob wurde von seinen Cameraden nicht mit Unrecht der »Püster« genannt: sobald die Hiebe auf seinen Rücken fielen, fing er so laut an zu schnauben, daß man hätte glauben können, ein Pottfisch schwimme neben der Fregatte. Dies war übrigens die einzige Schmerzensäußerung, die er hören ließ. – Nach dem zwanzigsten Hieb richtete sich Bob auf; seine von der Sonne gebräunte und vom Salzwasser gehärtete Haut war ganz geschwollen, aber kein Tropfen Blut kam hervor. Man sah, daß er sprechen wollte, und tiefe Stille herrschte auf dem Verdeck.

      »Ich habe eine Bitte an den Herrn Capitän,« sagte Bob, indem er seinen Kautabak von der einen Backe zur andern schob; »ich bin einmal da und bitte um die Gnade, mir die zwölf Hiebe Davids aufzählen zu lassen.«

      »Was sagst Du da, Bob?« rief der Haarkünstler.

      »Laß mich doch,« sagte Bob mit einem tiefen schnarrenden Athemzuge. – »Herr Capitän, ich habe nicht zu entscheiden, ob er strafbar ist oder nicht; aber ich weiß, daß er’s nicht aushält. Ja, er wird sterben und Weib und Kinder im Elende zurücklassen. Ich hingegen habe einmal meine sechsunddreißig ausgehalten – und es war bald überwunden.«

      »Tritt zurück, Bob,« sagte der Capitän, dessen Augen sich mit Thränen füllten.

      Bob gehorchte, ohne ein Wort zu antworten, David trat vor. – Als man ihm Jacke und Hemd auszog und sein weißer schmächtiger Körper zum Vorschein kam, fanden alle Anwesenden, daß Bob Recht hatte.

      Ich machte eine Bewegung gegen den Capitän. Dieser bemerkte es; er mochte wohl errathen, was ich ihm zu sagen hatte, denn er gab mir durch eine Handbewegung zu verstehen, daß er eine Störung nicht wünsche. Dann wandte er sich zu dem Profoßen und dessen Gehilfen und sagte: »Thut eure Pflicht.«

      Tiefes Stillschweigen folgte diesen Worten. Die neunschwänzige Katze wurde aufgehoben und schlug blaue Striemen auf den Rücken des Unglücklichen; die Striemen, welche durch den zweiten Hieb entstanden, kreuzten die ersten ; bei dem dritten Hiebe kam das Blut tropfenweise hervor; bei dem vierten spritzte es weit weg und besudelte die zunächst Stehenden.

      »Genug!« sagte der Capitän.

      Alle Anwesenden atmeten tief auf; lauter als alle Anderen schnob Bob. Die Hände David’s wurden losgebunden. Er hatte keinen Laut von sich gegeben, aber er war leichenblaß. Trotzdem trat er festen Schrittes auf den Capitän zu.

      »Ich danke Ihnen, Herr Capitän,« sagte er; »ich werde des Mitleids wie der Rache gedenken.«

      »Sie haben nur an Ihre Pflichten zu denken,« erwiederte der Capitän.

      »Ich bin kein Matrose,« setzte David hinzu; »ich bin Familienvater, und Gott wird mir verzeihen, daß ich jetzt meine Pflichten als Gatte und Vater nicht erfülle, denn es ist nicht meine Schuld.«

      »Führt die Sträflinge hinunter. Der Arzt soll sie besuchen.«

      Bob bot David seinen Arm.

      »Ich danke, mein braver Freund,« sagte David ; »ich denke, ich kann allein hinuntergehen.«

      David ging wirklich festen Schrittes die Treppe der ersten Batterie hinunter.

      »Es wird ein schlechtes Ende nehmen,« sagte ich leise zu dem Capitän.

      »Ich fürchte es,« antwortete er. – »Gehen Sie zu dem armen Teufel, Mister Davys, und suchen Sie ihn zu beruhigen.«

      X

      Zwei Stunden nachher ging ich hinunter. David lag im heftigen Fieber auf seiner Hängematte. Ich trat näher.

      »Nun, Freund David,« sagte ich, »wir geht’s?«

      »Gut,« antwortete er kalt, ohne sich zu mir zu wenden.

      »Ihr antwortet, ohne zu wissen, wer mit Euch spricht. Ich bin Mr. Davys.«

      David wandte sich rasch um.

      »Mr. Davys!« sagte er sich aufrichtend und mich anstarrend. »Wenn Sie wirklich Mr. Davys sind, so habe ich Ihnen zu danken. Bob sagte mir, Sie hätten den Capitän gebeten, mich aus der Löwengrube zu holen. Ohne i Ihre Fürbitte wäre ich erst mit den Andern herausgekommen und ich hätte England nicht noch einmal gesehen. Ich danke Ihnen, Mr. Davys.«

      »Seid gutes Muthes, lieber David, Ihr sollt eure Heimat wieder sehen und dort bleiben. Der Capitän ist ein vortrefflicher Mann und er hat mir versprochen, daß es Euch bei seiner Rückkehr frei stehen sollte, das Schiff zu verlassen.«

      »Ja, der Capitän ist ein vortrefflicher Mann!« erwiederte David mit bitterem Unmuth; »aber er hat zugegeben, daß der schändliche Lieutenant mich peitschen ließ, wie einen Hund – und er wußte doch, daß ich gar nichts verbrochen hatte.«

      »Er konnte Euch aber nicht völlig begnadigen, David; der erste Grundsatz der Disciplin ist, daß ein Vorgesetzter nie Unrecht haben darf. Aber Ihr habt ja gesehen, daß er bei dem vierten Hiebe Halt gebot.«

      »Ja, ja,« sagte David, »und wenn es dem Lieutenant gefallen hätte, mich hängen zu lassen, würde mir der Capitän ein Drittheil der Strickeslänge erlassen haben.«

      »David,« erwiederte ich, man hängt nur Diebe und Mörder, und Ihr werdet nie einen Diebstahl oder Mord begehen.«

      »Wer weiß?« antwortete David.

      Ich sah wohl, daß ihn meine Worte nur noch mehr reizten. Ich winkte daher Bob, der aus einem Haufen aufgerollter Taue saß und den Branntwein trank, den er erhalten hatte, um Compressen daraus zu machen, und stieg wieder auf das Verdeck. Es war hier Alles so ruhig, als ob gar nichts Ungewöhnliches vorgefallen wäre. Niemand schien an die eben beschriebene Scene mehr zu denken. Das Wetter war schön; wir machten mit günstigem Winde unsere acht Knoten in der Stunde. Der Capitän ging auf dem Hinterdeck sinnend auf und ab. Ich blieb in ehrerbietiger Entfernung von ihn stehen. Zwei- oder dreimal ging er vorbei; endlich bemerkte er mich.

      »Nun, wie stehts mit ihm?« fragte er.

      »Er phantasiert,« antwortete ich, um David als unzurechnungsfähig darzustellen, falls er drohen würde.

      Der Capitän schüttelte den Kopf, legte eine Hand aus meine Schulter und erwiederte:

      »Mister Davys, für jeden Mann, in dessen Hände Gott eine Gewalt gegeben hat, ist es sehr schwer gerecht zu sein, und aufrichtig gesagt, ich fürchte, daß ich gegen den Unglücklichen nicht gerecht war.«

      »Sie waren mehr als gerecht, Herr Capitän,« erwiederte ich; »Sie haben sich gewiß keine Vorwürfe zu machen.«

      »Glauben Sie denn, daß Mr. Burke von Davids Schuld nicht überzeugt gewesen sei?«

      »Das will ich nicht sagen; aber seine Strenge soll an Barbarei grenzen. Ich gestehe, daß seine Art zu befehlen mir im ersten Augenblicke Lust gemacht hat ihm ungehorsam zu sein.«

      »Thun Sie das nicht, Sir,« sagte der Capitän, der seinem Gesichte einen strengen Ausdruck zu geben suchte; »denn ich würde gezwungen sein, Sie zu bestrafen – Lieber Davys,« setzte er mit fast bittendem Tone hinzu, »thun Sie das nicht, ich beschwöre Sie im Namen Ihres Vaters, meines alten Freundes; es würde mir zu schmerzlich sein.«

      Wir gingen eine Weile neben einander auf und ab, ohne uns anzusehen; dann sagte der Capitän, absichtlich das Gespräch auf einen andern Gegenstand lenkend:

      »Was meinen Sie, Mister Davys, in welcher Höhe wir jetzt sind?«

      »Ich glaube in gleichem Breitengrade mit dein Cap Mondego.«

      »Sie irren sich nicht,« erwiederte er; »es ist sehr viel für einen Neuling. Morgen umsegeln wir das Cap Sainte-Vincent, und wenn uns die schwarze Wolke dort, die wie ein liegender Löwe aussieht, keinen arglistigen Streich spielt, sind wir übermorgen Abend in Gibraltar.«

      Ich sah nach der vom Capitän angedeuteten Richtung hin. Die Wolke bildete einen schwärzlich-m Fleck am