Die beiden Dianen. Александр Дюма

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Название Die beiden Dianen
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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Der gewaltige Lärm der Kriege in Italien, Spanien und Flandern gegen Kaiser Karl V. trug, Gott sei Dank! nicht wenig zu Eurer Beschützung bei, und Ihr habt endlich gesund und wohlbehalten das Alter erlangt, wo mir Perrot mich Eurer Vernunft und Eurer Weisheit anzuvertrauen gestattete. Doch Ihr, der Ihr gewöhnlich so ernst und so klug, Ihr sprecht nun mit dem ersten Worte für die Verwegenheit und das Geräusch, für die Rache und den Lärmen.«

      »Für die Rache, ja; für den Lärmen, nein, Aloyse! Du glaubst also, daß die Feinde meines armen Vaters noch leben?«

      »Ich weiß es nicht, gnädigster Herr; nur wäre es sicherer, dies anzunehmen, und gesetzt, Ihr kämet an den Hof, noch unbekannt, doch mit Eurem glänzenden Namen, der die Blicke auf Euch ziehen wird, brav, aber unerfahren, stark durch Euer gutes Verlangen und die Gerechtigkeit Eurer Sache, doch ohne Freunde, ohne Verbündete, sogar ohne persönlichen Ruf, was wird dann geschehen? Diejenigen, welche Euch hassen, werden Euch kommen sehen und Ihr werdet sie nicht sehen; sie werden Euch schlagen und Ihr werdet nicht wissen, von wo der Schlag ausgeht; und Euer Vater wird nicht nur nicht gerächt sein, sondern Ihr habt Euch ins Verderben gestürzt.«

      »Gerade deshalb, Aloyse, bedaure ich es, daß ich nicht Zeit hatte, mir Freunde und ein wenig Ruhm zu verschaffen. Ah! wenn ich zum Beispiel vor zwei Jahren Mittheilung erhalten hätte! . . . Gleichviel! das ist nur eine Verzögerung und ich werde die verlorenen Tage wieder einbringen. Auch aus anderen Gründen wünsche ich mir Glück, daß ich die letzten zwei Jahre in Montgommery geblieben bin. Ich gleiche es dadurch aus, daß ich nun den Schritt verdopple. Ich gehe nach Paris, Aloyse, und zwar ohne zu verbergen, daß ich ein Montgommery bin. Ich kann wohl nicht sagen, daß ich der Sohn des Grafen Jacques bin; die Lehen und Titel fehlen eben so wenig in unserem Hause, als im Hause Frankreich, und unsere Verwandtschaft in Frankreich und England ist zahlreich genug, daß ein Gleichgültiger sich nicht auszukennen vermag. Ich kann den Namen eines Vicomte d’Ermès annehmen, Aloyse, und dadurch verberge ich mich weder, noch zeige ich mich. Dann suche ich . . . wen suche ich am Hofe auf? Wende ich mich an den Connetable von Montmorency, an diesen grausamen Paternostersprecher? nein, ich, bin derselben Meinung wie Deine Grimasse, Aloyse . . . An den Marschall von Saint-André? er ist nicht jung und unternehmend genug . . . Eher an Franz von Guise? Ja, das ist es. Montmorency, Saint-Dizir, Bologna haben schon bewiesen, daß er etwas zu thun vermag. Zu ihm werde ich gehen, unter seinen Befehlen werde ich meine Sporen verdienen. Im Schatten seines Namens werde ich den meinigen erobern.«

      »Der gnädige Herr wird mir die Bemerkung erlauben, daß der ehrliche und rechtschaffene Elyot Zeit gehabt hat, beträchtliche Summen für den Erben seiner Gebieter zurückzulegen. Ihr könnt ein königliches Feldgeräth führen, und die jungen Männer, Eure Grundholden, sind verpflichtet und werden sich eine Freude daraus machen, Euch in den Krieg zu folgen. Es ist Euer Recht, sie in Eure Nähe zu berufen, wie Ihr wißt, gnädigster Herr.«

      »Und wir werden von diesem Rechte Gebrauch machen, Aloyse.«

      »Will der gnädigste Herr alle Diener, Knechte und Leute seiner Lehen und Baronien, welche vor Verlangen, ihn zu begrüßen, glühen, nunmehr empfangen?«

      »Noch nicht, meine gute Aloyse; doch sage Martin-Guerre, er möge ein Pferd satteln, um mich zu begleiten, habe vor Allem einen Ritt in der Gegend zu machen.«

      »Vielleicht gegen Vimoutiers,« sagte die gute Aloyse, mit einer gewissen Bosheit lächelnd.

      »Ja vielleicht. Bin ich nicht meinem alten Enguerrand einen Besuch und meinen Dank schuldig?«

      »Und der gnädigste Herr wird sehr erfreut sein, mit den Glückwünschen von Enguerrand die eines hübschen kleinen Mädchens Namens Diana zu empfangen; nicht wahr?«

      »Dieses hübsche kleine Mädchens« erwiderte Gabriel lachend, »ist meine Frau, und ich bin ihr Mann seit drei Jahren, das heißt seit meinem fünfzehnten und ihrem neunten Jahr.«

      Aloyse wurde träumerisch.

      »Gnädiger Herr,« sprach sie, »wenn ich nicht wüßte, wie gesetzt und aufrichtig Ihr trotz Eurer Jugend seid, wie ernst und tief jedes Gefühl bei Euch ist, so würde ich mich wohl vor den Worten hüten, die ich Euch zu sagen habe. Doch was für Andere ein Spiel ist, wird für Euch oft eine ernste Sache. Bedenkt wohl, gnädigster Herr, daß man nicht weiß, wessen Tochter Diana ist. Die Frau von Enguerrand, welcher damals seinem Herrn, dem Grafen von Vimoutiers, nach Fontainebleau gefolgt war, fand, nach Hause zurückkehrend, ein Kind in einer Wiege und eine schwere Goldbörse auf einem Tische; in der Börse war nebst einer sehr beträchtlichen Summe die Hälfte eines gravierten Ringes und ein Papier mit dem einzigen Worte: Diana. Bertha, die Frau von Enguerrand hatte kein Kind aus ihrer Ehe und nahm mit Freuden diese andere Mutterschaft an, welche man von ihr verlangte. Als sie jedoch wieder nach Vimoutiers kam, starb sie, wie mein Mann gestorben ist, dem sein Gebieter Euch anvertraut hatte, gnädigster Herr, und eine Frau erzog den verwaisten Knaben, während ein Mann das verwaiste Mädchen aufzog. Doch Beide mit einer ähnlichen Aufgabe betraut, tauschten wir unsere Fürsorge aus, und ich suchte Diana gut und fromm zu machen, wie Enguerrand Euch geschickt und gelehrt gemacht hat. Ihr habt natürlich Diana kennen lernen und seid natürlich an sie anhänglich geworden. Doch Ihr seid der Graf von Montgommery, durch authentische Papiere und öffentliche, unumstößliche Zeugschaft anerkannt, während man Diana noch nicht mit der andern Hälfte des goldenen Ringes zurückgefordert hat. Nehmt Euch in Acht, gnädigster Herr, ich weiß wohl, daß Diana ein Kind von kaum zwölf Jahren ist; doch sie wird größer werden, sie wird von einer reizenden Schönheit sein, und ich wiederhole, bei einer Natur, wie die Eurige ist, wird Alles ernst. Nehmt Euch in Acht; es ist möglich, daß sie stets bleibt, was sie noch ist, ein Findelkind, und Ihr seid ein zu vornehmer Herr, um sie zu heirathen, und zu sehr Edelmann, um sie zu verführen.«

      »Aber meine liebe Amme, da ich abreisen, Dich verlassen und Diana verlassen werde . . .« sagte Gabriel nachdenkend.

      »Gerade das ist es; verzeiht Eurer alten Aloyse ihre zu ängstliche Vorsicht und besucht, wenn es Euch beliebt, das sanfte, niedliche Kind, das Ihr Eure kleine Frau nennt. Doch bedenkt, daß man Euch ungeduldig hier erwartet. Auf baldiges Wiedersehen, nicht wahr, gnädiger Herr Graf.«

      »Auf baldiges Wiedersehen und umarme mich noch einmal, Aloyse; nenne mich immerhin Dein Kind, und sei tausendmal bedankt, meine gute Amme.«

      »Seid tausendmal gesegnet, mein Kind und mein Herr.«

      Meister Martin-Guerre erwartete Gabriel vor der Thüre und Beide stiegen zu Pferde.

      II.

      Eine Vermählte, welche noch mit der Puppe spielt

      Um schneller fortzukommen, wählte Gabriel ihm wohl bekannte Fußpfade.

      Und dennoch ließ er sein Pferd zuweilen langsamer gehen, und man kann sogar sagen, daß er das schöne Thier den Gang seiner Träumerei nehmen ließ. In der That, sehr verschiedenartige Gefühle, bald leidenschaftlich, bald traurig, bald stolz und bald niedergeschlagen, durchzogen abwechselnd das Herz des jungen Mannes. Bedachte er, daß er der Graf von Montgommery war, so funkelte sein Blick und er gab seinem Pferde den Sporn, als wollte er sich in der Luft berauschen, die um seine Schläfe her pfiff, und dann sagte er sich wieder:

      »Mein Vater ist getödtet worden und noch nicht gerächt.«

      Und er ließ die Zügel in seiner Hand sinken. Doch plötzlich dachte er daran, daß er sich schlagen, daß er sich einen furchtbaren und gefürchteten Namen machen, daß er alle seine Ehren– und Blutschulden bezahlen sollte, und er jagte im Galopp fort, als ob er in der That dem Ruhm entgegen reiten würde, bis er, bedenkend, daß er deshalb seine kleine, so liebenswürdige und so hübsche Diana verlassen müßte, wieder in Schwermuth versank und allmälig nur noch im Schritt ritt, als hätte er dadurch den grausamen Augenblick der Trennung verzögern können. Doch er würde wiederkommen, hatte er die Feinde seines Vaters und die Eltern von Diana gefunden . . . Und Gabriel gab seinem Pferde beide Sporen und flog so rasch als seine Hoffnung. Als er an Ort und Stelle kam, hatte in dieser jungen, ganz für das Glück geöffneten Seele die Freude offenbar die Traurigkeit verjagt.

      Ueber die Hecke, die den Obstgarten des alten Enguerrand umgab, erblickte Gabriel unter den Bäumen das weiße Gewand von Diana. Bald hatte