Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма

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Название Die Mohicaner von Paris
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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und ich gedenke Ihnen auch eine Rolle in diesem Drama zu geben.

      »Gut! und sie sei so thätig, als Sie wollen! Ich habe meine Gemütsbewegungen als Autor gehabt; es ist mir nicht unangenehm, sie auch als Schauspieler zu haben.

      »Oh! ich bitte Sie, meine Herren, ich bitte Sie!« sagte Justin, der jede Minute, welche verlief, als kostbar betrachtete.

      »Sie haben Recht . . . Hören Sie, was wir thun müssen.«

      »Sprechen Sie!«

      »Herr Justin, Sie werden diesem Knaben zu seiner Mutter folgen.«

      »Ich bin bereit.«

      »Warten Sie! . . . Herr Jean Robert, Sie werden sich ein gesatteltes Pferd verschaffen und mit ihm nach der Rue Triperet Nr. 11. zurückkehren.«

      »Nichts kann leichter sein.«

      »Ich ich will die Anzeige bei der Polizei machen.«

      »Kennen Sie dort Jemand?«

      »Ich kenne den Mann, den wir brauchen.«

      »Gut! . . . Und dann?«

      »Und dann komme ich zu Ihnen in die Rue Triperet Nr. 11 zur Mutter dieses Knaben, und dort werden wir auf das Weitere bedacht sein.«

      »Komm, Kleiner, vorwärts!« sagte Justin.

      »Hinterlassen Sie zuvor ein Wort, um Ihre Mutter zu beruhigen,« sagte Salvator; »es ist möglich, daß Sie erst spät zurückkommen, oder daß Sie gar nicht zurückkommen.«

      »Sie haben Recht,« erwiderte Justin; »arme Mutter! ich vergaß sie!«

      Und er schrieb hastig ein paar Zeilen auf ein Papier, das er offen auf dem Tische seines Zimmers liegen ließ.

      Er theilte seiner Mutter mit, ohne ihr etwas Anderes zu sagen, er habe so eben einen Brief erhalten, der seinen Tag in anspruch nehme.

      »Und nun lassen Sie uns gehen!« rief er.

      Die drei jungen Leute eilten aus dem Hause; es mochte halb sieben Uhr Morgens sein.

      »Hier ist Ihr Weg,« sprach Salvator, indem er von fern Justin die Rue des Ursulines bezeichnete; »hier der Ihre,« fügte er, Jean Robert die Rue de la Bourbe zeigend, bei; und hier der meine,« vollendete er, während er den Weg durch die Rue Saint-Jacques einschlug.

      Als er dreißig Schritte gemacht hatte, wandte er sich noch einmal um und rief:

      »Das Rendez-vous ist in der Rue Triperet No. 11!«

      Folgen wir dem Haupthelden der Ereignisse, welche in diesem Augenblicke vor sich gehen, und – während Jean Robert nach der Rue de l’Université läuft, um sich sein Pferd satteln zu lassen, und Salvator sich in Eile auf die Polizei begibt – begleiten wir Justin Corby, der auf den Fersen von Babolin gehend, nach der Rue Triperet zuschreitet.

      Die Rue Triperet ist, wie Jeder weiß, oder viel- mehr wie Jeder nicht weiß, eine mit der Rue Copeau parallele und auf die Tue Gracieuse senkrecht zulaufende Gasse.

      Dieses ganze Quartier erinnerte noch im Jahre 1827 an das Paris von Philipp August. Die um die Mauern von Sainte-Pélagie kreisenden kothigen Fußpfade gaben diesem Gefängniß das Ansehen einer mitten auf einer Insel erbauten alten Festung; die kaum acht bis zehn Fuß breiten Gassen waren noch versperrt durch Haufen von Mist und Schutt, und die Kloaken, wo die unglücklichen Bewohner dieser Quartiere vegetierten, glichen viel mehr Hätten, als Häusern.

      Vor einem dieser Löcher blieb Babolin stehen.«

      »Es ist hier,« sagte er.

      Das war ein stinkender Ort, der aus allen Poren Elend und Unreinigkeit schwitzte.

      Justin merkte nicht einmal darauf.

      »Gehe voran,« sagte er. »ich werde Dir folgen.«

      Babolin trat als ein Mensch ein, der, wie man sagt, an des Hauses Gelegenheiten gewöhnt ist.

      Nach zehn Schritten blieb Justin stehen.

      »Wo bist Du?»sagte er; »ich sehe nicht.«

      »Ich bin hier, Herr Justin,« erwiderte der Knabe, indem er sich dem Schulmeister näherte; »nehmen Sie mich unten an der Blouse.«

      Justin nahm Babolin unten an der Blouse und kletterte die hohe Leiter hinauf, welche unter dem anspruchsvollen Namen Treppe zur Mutter Brocante führte.

      Sie kamen vor die Thüre ihres Hundestalls, – und die Wohnung der Brocantes schien in jeder Beziehung diesen Namen zu rechtfertigen, denn kaum war man auf dem Ruheplatze, als man das Geschrei von einem Dutzend Hunde hörte, welche in allen Tonarten bellten, kläfften und heulten.

      »Ich bin es, Mutter,« sagte Babolin, der sich ein Sprachrohr aus seinen beiden Händen machte, die er ans Schlüsselloch hielt; »öffnet, ich bin mit Gesellschaft da.«

      »Wollt ihr wohl schweigen, wüthendes Gesindel!« rief im Innern der Stube, sich an die Mente wendend, die Stimme der Brocante; man hört sich selbst nicht hier . . . Wirst du schweigen, Cäsar! wirst du schweigen, Pluto! Stille, Alle!«

      Und auf den mit einer drohenden Stimme ausgesprochenen Befehl trat eine solche Stille ein, daß man hätte eine Maus in diesem Hause gehen hören, dem es übrigens nicht an Mäusen fehlen mußte.

      »Du kennst nun eintreten, Du und Deine Gesellschaft,« sagte die Stimme.

      »Und wie dies?«

      »Du brauchst nur die Thüre aufzumachen; der Riegel ist nicht vorgeschoben.«

      »Oh! das ist etwas Anderes,« versetzte Babolin.

      Und er hob die Klinke auf, öffnete die Thüre, welche dem ungeduldigen Justin Einlaß gewährte, und stellte ihn vor ein Schauspiel, das, ohne gerade äußerst poetisch zu sein, doch eine besondere Beschreibung verdient.

      Man denke sich, in der That, eine Art von Halle in ihrer Länge und ihrer Breite getheilt durch zwei kreuzweise Balken, deren Bestimmung es war, das Dachwerk dieses Speichers zu tragen, aus dem man eine Stube gemacht hatte; eine Decke, bestehend aus Latten die als Unterlage den Ziegeln des Dachstuhles dienten, und durch deren Zwischenräume man den ersten Schimmer des Tages erschauen konnte; an gewissen Stellen so bedrohliche Ausbauchungen des Daches, daß es außer Zweifel war, die Bedeckung werde beim ersten Sturmwinde einstürzen! Man stelle sich graue, feuchte Gypswände vor, an denen einsame Spinnen, mit Verachtung Völkerschaften von Insecten aller Art anschauend, hinliefen, – und man wird den Eindruck des Ekels begreifen, der jeden Menschen ergriffen hätte, welcher an einen solchen Orts unter der Macht eines Gefühles, das minder gebieterisch als das, welches Justin dahin zog, gerufen morden wäre.

      Ein Dutzend Hunde, Doggen, Dachshunde, Pudel, falsche Dänen, regten sich in einer der Ecken der Stube, alle aufgehäuft in einem alten, aus Weiden geflochtenen Korbe, wo bequem höchstens vier bis fünf Platz gehabt hätten.

      Auf dem Winkel, den die zwei Balken bildeten, hockte eine Krähe, welche mit den Flügeln schlug, ohne Zweifel als eine Kundgebung ihrer Freude während des Hundeconcerts.

      Auf einem Schemel sitzend, an den Fuß des Balkens angelehnt, der einem Pfeiler ähnlich, dieses ganze wankende Gebäude stützte, umgehen von einer Art von Böschung von Lumpen von allen Stoffen und allen Farben, welche drei hie vier Fuß hoch an der Mauer aufstieg, hielt eine Frau von fünfzig Jahren dem Anscheine nach, groß, mager, knochig, abgemergelt wie ein Cabrioletpferd, zwischen ihren Beinen knieend ein junges Mädchen, dessen lange Haare sie mit einer Sorgfalt kämmte, welche bei der alten Zigeunerin entweder eine große Liebe für das Mädchen, oder einen großen Respekt für die Schönheit seiner Haare bezeichnete.

      Diese Scene, der es nicht auf Pittoreskem gebrach, besondere wegen des typischen Gegensatzes der Personen, aus denen sie bestand, war beleuchtet durch eine auf einem umgekehrten Korbe stehende Lampe von Steingut, die ihrer Form nach viel Aehnlichkeit mit jenen bei den Ausgrabungen in Herculanum oder Pompeji aufgefundenen Lampen hatte.

      –Die alte Frau, – ohne Zweifel diejenige., welche Babolin unter dem Namen Brocante bezeichnet hatte, – war bekleidet mit braunen Fetzen, rechte und links aufgelesenen Stoffen, welche an einander genäht,