Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Название Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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nachdem er von Karl X. zur Königlichen Hoheit gemacht worden sich am Ende zum König gemacht hatte.

      Dieser Mann war Seine Majestät König Louis Philipp, vom Volke erwählt.

      Bei uns sind alle Kaiser, alle Könige, alle Präsidenten vom Volke erwählt.

      Sie sagen es wenigstens, bis sie das Volk nach St. Helena gehen läßt oder nach Holyrood, nach Claremont oder anderswohin schickt.

      Nun denn, dieser Prinz, dieser General, dieser Professor, dieser Reisende, dieser König, dieser Mann, den das Unglück und das Glück so viele Dinge hätte lehren sollen, während sie ihn nichts gelehrt hatten, – dieser Mann hatte den Gedanken, Herrn Odilon Barrot zu verhindern, seine Reformbankette zu geben, er beharrte hartnäckig bei seinem Gedanken, ohne zu vermuthen, daß es ein Princip war, dem er den Krieg erklärte, und da jedes Princip von oben kommt und folglich stärker ist, als das, was von unten kommt, da jeder Engel den Menschen niederwerfen muß, mit dem er kämpft, und wäre dieser Mensch Jacob, so warf der Engel Jacob nieder, das Princip warf den Menschen nieder, und Louis Philipp wurde mit seiner doppelten Generation von Prinzen, mit seinen Söhnen und Enkeln, vom Throne gestürzt.

      Hat nicht die Schrift gesagt: »Die Sünde der Väter wird auf die Kinder zurückfallen bis ins dritte und vierte Geschlecht?«

      Das machte Lärm genug in Frankreich, daß man sich nicht mehr um die Pariser Geheimnisse, um die Generalbeichte, um Mauprat, um Monte-Christo, um den Chevalier von Maison-Rouge, um den Frauenkrieg und sogar, wir müssen es gestehen, auch nicht mehr um ihre Verfasser bekümmerte.

      Nein, man bekümmerte sich um Ledru-Rollin, um Cavaignac und den Prinzen Louis Napoleon.

      Als sich aber die Ruhe ein wenig wiederhergestellt hatte, bemerkte man, daß diese Herren unendlich weniger unterhaltend waren, als Herr Eugène Sue, als Herr Frederic Soulié, als Madame George Sand und sogar als ich, der ich mich in Demuth als den Letzten von Allen setze; da man erkannte, daß ihre Prosa, abgesehen von der von Lamartine, – Ehre dem Ehre gebührt, – nicht so viel werth war, als die der Pariser Geheimnisse, der Generalbeichte, von Mauprat, von Monte-Christo, vom Chevalier von Maison-Rouge und vom Frauenkrieg, so forderte man Herrn von Lamartine, die Weisheit der Nationen, auf, Prosa zu machen unter der Bedingung, daß es keine politische sei, und die anderen Herren, mich eingerechnet, literarische Prosa zu machen.

      Wozu wir uns sogleich verstanden, denn, glauben Sie mir, wir hatten nicht nöthig, hierzu aufgefordert zu werden.

      Da erschienen die Feuilletons wieder, da verschwanden die Leitartikel, da fuhren dieselben Redner zu sprechen fort, welche vor der Revolution gesprochen hatten, welche nach der Revolution sprachen, welche immer sprechen werden.

      Unter allen diesen Rednern war Einer, welcher wenigstens gewöhnlich nicht sprach.

      Man wußte ihm Dank hierfür und grüßte ihn, wenn er mit seinem Repräsentantenband vorüberging.

      Eines Tags bestieg er die Tribune. Mein Gott! ich möchte Ihnen gern seinen Namen sagen, doch ich habe ihn vergessen.

      Eines Tags bestieg er die Tribune. Ah! Sie müssen Eines erfahren: die Kammer war an diesem Tage sehr schlechter Laune.

      Paris hatte zu seinem Repräsentanten einen der Männer gewählt, welche Feuilletons machten.

      Ich erinnere mich des Namens dieses Mannes ganz wohl.

      Er heißt Eugène Sue.

      Die Kammer war also sehr mißstimmt, daß man Eugène Sue gewählt, sie hatte ohnehin schon auf ihren Bänken drei bis vier literarische Flecken, die ihr unerträglich waren:

      Lamartine, Hugo, Felix Pyat u.s.w.

      Dieser Dcputirte, dessen Name mir nicht gegenwärtig ist, bestieg also die Tribune und benutzte geschickt die schlechte Laune der Kammer. Jedermann machte: »St!« Jeder horchte.

      Er sagte, das Feuilleton sei Schuld gewesen, daß Ravaillac Heinrich IV. ermordet, daß Ludwig XIII. den Marschall d’Ancre ermordet, daß Ludwig XIV. Fouquet ermordet, daß Damiens Ludwig XV. ermordet, daß Napoleon den Herzog von Enghien ermordet, daß Louvel den Herzog von Berry ermordet, daß Fieschi Louis Philipp ermordet, und daß endlich Herr von Praslin seine Frau ermordet.

      Er fügte bei, an allen Ehebrüchen, welche begangen worden, an allen Erpressungen, welche geschehen, an allen Diebstählen, welche man verübe, sei das Feuilleton Schuld.

      Man brauche nur das Feuilleton zu unterdrücken oder es zu stempeln: die Welt werde aus der Stelle Halt machen und, statt nach dem Abgrunde fortzuschreiten, gegen das goldene Zeitalter zurückschreiten, welches es unfehlbar früher oder später erreichen müsse, da es eben so viele Schritte rückwärts mache, als es vorwärtsgemacht habe.

      Eines Tages rief der General Foy:

      »Es gibt ein Echo in Frankreich, wenn man die Worte Ehre und Vaterland ausspricht!«

      Ja, es ist wahr, zur Zeit des General Foy gab es dieses Echo, wir haben es gehört, wir, die wir sprechen, und es freut uns sehr, daß wir es gehört haben.

      Wie es uns sehr freut, den Kaiser gesehen zu haben, welchen wir seit langer Zeit nicht mehr sahen, und den wir nie mehr sehen werden.

      »Wo ist dieses Echo?« wird man uns fragen!

      »Welches?«

      »Das Echo des General Foy.«

      »Es ist, wo die alten Scherze des Dichters Villon sind; vielleicht wird man es eines Tags wiederfinden; hoffen wir!«

      So viel ist gewiß, daß es an diesem Tage – nicht am Tage des General Foy – auf der Tribune ein anderes Echo gab.

      Es war ein seltsames Echo, es sagte:

      »Es ist endlich Zeit, daß wir brandmarken, was Europa bewundert, und daß wir so theuer als möglich das verkaufen, was jede andere Regierung, wenn sie das Glück hätte, es zu besitzen, umsonst geben würde:

      »Das Genie.«

      Wir müssen bemerken, daß dieses armselige Echo nicht für seine Rechnung sprach, sondern nur die Worte des Redners wiederholte.

      Die Kammer machte sich mit wenigen Ausnahmen zum Echo des Echos.

      Ach! das war seit fünfunddreißig bis vierzig Jahren die Rolle der Majoritäten. In der Kammer gibt es wie aus dem Theater sehr unglückliche Traditionen.

      Da nun die Kammer der Ansicht war, daß an allen Diebstählen, welche verübt werden, an allen Erpressungen, welche geschehen, an allen Ehebrüchen, welche man begeht, das Feuilleton Schuld sei;

      Daß, wenn Herr von Praslin seine Frau ermordet;

      Daß, wenn Fieschi Louis Philipp ermordet;

      Daß, wenn Louvel den Herzog von Berry ermordet;

      Daß, wenn Napoleon den Herzog von Enghien ermordet;

      Daß, wenn Damiens Ludwig XV. ermordet;

      Daß, wenn Ludwig XIV. Fouquet ermordet;

      Daß, wenn Ludwig XIII. den Marschall d’Anere ermordet;

      Daß, wenn Ravaillac endlich Heinrich IV. ermordet;

      Alle diese Morde offenbar die Schuld des Feuillelon seien, selbst ehe es geschaffen worden, so nahm die Majorität den Stempel an.

      Der Leser hat vielleicht nicht recht bedacht, was der Stempel ist, und fragt sich, wie der Stempel, das heißt ein Centime auf das Feuilleton, dieses tödten könne?

      Lieber Leser, ein Centime aus das Feuilleton, wenn vierzigtausend Exemplare von einem Journal abgezogen werden, das macht, wissen Sie, wie viel? Vierhundert Franken für das einzelne Feuilleton!

      Das heißt das Doppelte von dem, was man bezahlt, wenn der Schriftsteller Eugène Sue, Lamartine, Méry, George Sand oder Alexandre Dumas heißt!

      Sagen Sie mir aber, zeugt es von einer großen Moralität einer Regierung, wenn sie irgend eine Waare mit einer Abgabe belastet, welche viermal beträchtlicher, als der innere Werth der Waare?

      Besonders, wenn diese Waare eine