Die Fünf und Vierzig. Александр Дюма

Читать онлайн.
Название Die Fünf und Vierzig
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Серия
Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
isbn



Скачать книгу

gebieterische Stimme, deren Eigenthümer Robert Briquet vergebens zu erkennen suchte.

      Der Reiter schien gegen sich selbst zu kämpfen; doch er besaß nicht die Kraft, ganz an sich zu halten.«

      »Kennt Ihr diejenigen, »von welchen Ihr sprecht?« fragte er den Gascogner.

      »Ob ich Salcède kenne?«

      »Ja.«

      »Nicht im Geringsten.«

      »Und den Herzog von Guise?«

      »Eben so wenig.«

      »Und den Herzog von Anjou?«

      »Noch weniger.«

      »Wißt Ihr, daß Herr von Salcède ein Braver ist?«

      »Desto besser, dann wird er brav sterben.«

      »Und daß Herr von Guise, wenn er conspiriren will, selbst conspirirt?«

      »Cap de Bious, was geht das mich an?«

      »Und daß der Herzog von Anjou, früher Herr von Alencon, Jeden hat tödten lassen, der sich für ihn interessirte, La Mole, Coconnas, Bussy und Andere?2

      »Ich kümmere mich den Teufel darum.«

      »Wir, Ihr kümmert Euch den Teufel darum?«

      »Mayneville! Mayneville!« murmelte dieselbe Stimme.

      »Allerdings kümmere ich mich nicht darum. Gottes Blut! ich weiß nur Eines: ich habe heute, noch diesen Morgen, in Paris zu thun, und wegen des wüthenden Salcède schließt man mir die Thore vor der Nase zu. Cap de Bious! dieser Salcède ist ein Lumpenkerl, und eben so alle diejenigen welche daran Schuld sind, daß ich die Thore geschlossen, statt geöffnet finde.«

      »Oh! das ist ein rauhborstiger Gascogner, und wir werden ohne Zweifel etwas Interessantes sehen,« murmelte Briquet.

      Doch das Interessante, das der Bürger erwartete, kam nicht. Der Reiter, dem bei dieser letzten Rede das Blut ins Gesicht gestiegen war, senkte die Nase, schwieg und verschluckte seinen Zorn.

      »Ihr habt im Ganzen Recht,« sagte er nach einer Pause, »ein Gewitter über alle diejenigen, welche uns verhindern nach Paris hinein zu kommen.«

      »Oh! Oh!« sagte zu sich selbst Robert Briquet, der weder die Nuancen vom Gesichte des Reiters noch die zweimaligen Aufforderungen, welche an seine Geduld ergangen waren, verloren hatte, »ah! Ah! es scheint, ich werde etwas sehen, das noch interessanter sein dürfte, als das, was ich erwartet hatte.«

      Während er diese Betrachtung anstellte, erklang eine Trompete und beinahe in demselben Augenblick trennten die Schweizer, diese ganze Menge mit ihren Hellebarden schlitzend, als ob sie eine Lerchenpastete durchschneiden würden, die Gruppen in zwei compacte Stücke welche sich auf beiden Seiten des Weges aufstellten und die Mitte leer ließen.

      In dieser Mitte ritt der Officier, von dem wir gesprochen und dessen Bewachung das Thor anvertraut zu sein schien, auf und ab; nach einem Augenblick prüfender Beschauung, welche einer Aufforderung glich, befahl er sodann seinen Trompetern zu blasen, was auf der Stelle ausgeführt wurde und in allen den Massen ein Stillschweigen herrschen machte, das man nach so viel Aufregung und Getöse für unmöglich gehalten hätte.

      Der Ausrufer mit seiner mit Lilien besäten Tonika, auf der Brust ein Schild mit dem Wappen von Paris, trat sodann, ein Papier in der Hand, vor und las mit der diesen Leuten eigenthümlichen näselnden Stimme:

      »Kund und zu wissen unserem guten Volke von Paris und der Umgegend, daß die Thore von jetzt bis ein Uhr Nachmittags geschlossen sind, und daß Niemand vor dieser Stunde in die Stadt eindringen wird, nach dem Willen des Königs und durch die Wachsamkeit des Herrn Prevot von Paris.«

      Der Ausrufer hielt inne, um wieder Athem zu schöpfen. Sogleich benützten die Anwesenden die Pause, um ihr Erstaunen und ihre Unzufriedenheit durch ein langen Gezische zu äußern, das der Ausrufer, man muß ihm diese Gerechtigkeit widerfahren lassen, ohne eine Miene zu verziehen aushielt.

      Der Officier machte ein gebieterisches Zeichen mit der Hand, und bald war die Stille wiederhergestellt.

      Der Ausrufer fuhr ohne Unruhe und ohne Zögern fort, als ob ihn die Gewohnheit gegen diese Kundgebungen, wie er einer preisgegeben war, gepanzert hätte.

      »Von dieser Maßregel sollen ausgenommen sein diejenigen, welche sich durch Erkennungszeichen ausweisen oder gehörig mit Mandaten versehen sind.

      »Gegeben im Hotel der Prevoté von Paris, auf ausdrücklichen Befehl Seiner: Majestät am 26 October des Jahres der Gnade 1585.

      »Trompeter, blaset.«

      Die Trompeter ließen sogleich ihr heiseres Geschmetter vernehmen.

      Kaum hatte der Ausrufer zu sprechen aufgehört, als hinter der Linie der Schweizer und der Soldaten, die Menge zu wogen anfing, wie eine Schlange, deren Ringe sich aufschwellen und krümmen.

      »Was bedeutet das?« fragte man sich bei den Friedlichsten. »Ohne Zweifel abermals ein Complott.«

      »Oh! oh! ohne Zweifel, um es zu verhindern, daß wir in die Stadt hinein kommen, hat man die Sache so eingerichtet,« sagte leise sprechend zu seinen Gefährten der Reiter, der mit so seltener Geduld die Ungezogenheiten des Gascogners ertragen hatte: »diese Schweizer, dieser Ausrufer, diese Riegel, diese Trompeten, das ist Alles unseretwegen; bei meiner Seele, ich hin stolz darauf.«

      »Platz! Platz! Ihr Leute,« rief der Officier, der die Abtheilung befehligte. »Tausend Teufel! Ihr seht wohl, daß Ihr diejenigen, welche das Recht haben, sich die Thore öffnen zu lassen, weiter zu gehen verhindert!«

      »Cap de Bious, ich bin einer, der durchkommen wird, wenn alle Bürger der Erde zwischen ihm und der Barriere wären,« sagte mit den Ellenbogen spielend der Gascogner, der sich durch seine groben Erwiederungen die Bewunderung von Meister Robert Briquet zugezogen hatte.

      Und er war in der That in einem Augenblick in dem leeren Raum, der sich mit Hilfe der Schweizer zwischen den zwei Reihen der Zuschauer gebildet hatte.

      Man denke sich, wie sich die Augen voll Eifer und Neugierde auf einen Mann richteten, der so sehr begünstigt war, daß er eintreten durfte, während die Anderen nach einem strengen Befehle außen bleiben mußten.

      Doch der Gascogner kümmerte sich wenig um alle diese neidischen Blicke; er dehnte sich stolz aus und ließ durch sein dünnes grünes Wamms alle Muskeln seines Körpers hervortreten, welche eben so viele durch eine innere Kurbel angespannte Stricke zu sein schienen. Dürr und knochig standen seine Faustgelenke um drei Zoll aus seinen abgeschabten Aermeln hervor; er hatte einen klaren Blick, gelbe, krause Haare, sei es durch die Natur, sei es durch den Zufall, denn der Staub nahm ein gutes Zehntel von ihrer Farbe in Anspruch. Groß und geschmeidig schlossen sich seine Füße an Knöcheln so nervig wie die eines Hirsches an. An einer von seinen Händen, nur an einer einzigen trug er einen Handschuh von gesticktem Leder, der ganz erstaunt schien, daß er bestimmt sein sollte das andere Leder, das noch rauer war als das seinige, zu beschützen; mit der anderen Hand schwang er ein Haselstöckchen.

      Er sah einen Augenblick umher, dachte dann wohl, der Officier, von dem wir gesprochen, wäre die wichtigste Person dieser Truppe, und ging gerade auf ihn zu.

      Dieser schaute ihn eine Zeit lang an, ohne mit ihm zu reden.

      Ohne sich sich im Geringsten aufs der Fassung bringen zu lassen, that der Gascogner das selbe.

      »Ihr habt Euren Hut verloren, wie es scheint?« sagte er zu ihm.

      »Ja, mein Herr.«

      »Geschah es im Gedränge?«

      »Nein, ich hatte einen Brief von meiner Geliebten erhalten. Cap de Bious, ich las ihn am Flusse, eine Viertelmeile von hier, als mir plötzlich ein Windstoß den Brief und den Hut entriß. Ich lief dem Brief nach, obgleich der Knopf meines Hutes ein einziger Diamant war. Meinen Brief erwischte ich, als ich aber zum Hut zurückkehrte, hatte ihn der Wind in den Fluß fortgenommen, in den Fluß von Paris!… Er wird das Glück von irgend einem armen Teufel machen. Desto besser!«

      »Somit seid Ihr barhaupt?«

      »Findet



<p>2</p>

La Mole und Coconnas uns bekannt aus »Königin Margot,« Bussy aus der »Dame von Monsoreau,« deren Fortsetzung dieser Roman bildet.