Название | Der Secretair der Marquise Du-Deffand |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Und dabei erfolgte eine wahre Fluth von »mein Liebster« und andern Eigenschaftswörtern, und der Buckel der Fürstin lachte mit, denn dieser Buckel war intelligent. Ich weiß nicht, woher dies kam.
Dieser Buckel war abwechselnd traurig und fröhlich, komisch, witzig und verzweifelt, man konnte sich nicht darin täuschen.
Man erkannte die Laune der Fürstin, wenn man sie von hinten sah: sie hatte unglaubliche Abhandlungen und Theorien darauf.
Kaum hatte man diese Klippe überwunden, so zeigten sich tausend andere. Der Hof wimmelte von schreienden und heulenden Gläubigern. Die Fürstin, der Fürst und alle ihre Leute, die sie liebten, versuchten einer nach dem andern die Schreier durch Versprechungen und Drohungen zu beruhigen, und so ging das täglich bis Abends sechs Uhr. Sobald der Hammer aus die Glocke schlug, verschwanden die Gläubiger, ohne daß man nöthig hatte, sie hinauszuwerfen. Sie waren so abgerichtet, denn sie wußten, daß sie der großen und gewählten Gesellschaft Platz machen mußten, die um diese Zeit kam.
– Ach, mein Gott, Theuerste, sagte Plötzlich der Prinz, es ist hundekalt, und wir haben kein Holz, Wie soll man sich erwärmen?
– Ich habe mich darauf vorgesehen, antwortete der freche Buckel. Machen Sie sich keine Sorge.
Und in der That, als wir in den Speisesaal traten, sahen wir eine herrliche Flamme, die nicht einen Augenblick aufhörte zu lodern. Trotzdem aber würde man vor Kälte gezittert haben., hätten nicht das pünktlich aufgetragene Kalb und die Weine des Herrn d'Argensons, den man aus vollen Bechern trank, Wärme geschaffen.
Nach dem Essen war ich so neugierig, dieses Räthsel zu sondiren. Ich öffnete die Thür des Ofens, und fand darin – eine Lampe.
So existirte dieses Haus fast dreißig Jahre. Während der ganzen Fastenzeit lebte man hier von bretagnescher Butter. Fand sich zufällig ein guter Bissen ein, so nahm ihn Herr von Leon, ohne ihn zu verstecken. Aber er hatte fast täglich zwanzig Personen zu Tische, und stets unerwartete Gäste. Die Tafel und die Gerichte waren elastisch.
Nach dem Tode ihrer Eltern bezahlten sie Alles. Der Fürst starb zuerst. Die Fürstin erhielt mit der Fürstin von Pons, ihrer Schwester, die reiche Erbschaft der Roquelaure's.
Sie ward von dieser Zeit an so geizig, daß sie am Abende vor ihrem Tode ihre Todtenbahre verkaufte. So kann man sich ändern!
Fünftes Kapitel
Ich habe gesagt, daß die Geschichte von dem aus Wachs geformten Jesuskinde einen großen Einfluß auf die übrige Zeit meines Lebens ausübte; es ist sonderbar genug, daß es verdient, mitgetheilt zu werden, wie dies zuging. Wir hatten das Unglück, in einem philosophischen Jahrhunderte geboren zu werden, das Alles erklären will, und in dem die Kinder philosophirend zur Welt kommen. Es ist gleichsam eine über die Glaubenslehre verhängte Epidemie, um sie alle, eine nach der andern, zu vernichten, und Gott weiß, welch ein Resultat für unsere Nachkommen daraus hervorgehen wird.
Da ich von den Nachkommen spreche, will ich gleich bemerken, daß ich die meinigen in dem Vorzimmer habe, sie machen einen Lärm, der die Siebenschläfer auferwecken könnte. Ich weiß nicht, was sie glauben, aber sie zwingen mich, ihre Anwesenheit bei mir außer Zweifel zu setzen.
Dieses kleine Volk ist für eine arme Blinde, der nur die Ohren zur Entschädigung bleiben, sehr lästig.
Diese Disposition in der Gegenwart und die Ungewißheit in der Zukunft sind sehr treffend durch die Worte gezeichnet, die man Ludwig XV. beilegt:
– Mein Nachfolger wird sich herauswinden, wie er kann, und dies wird bei ihm eben so lange dauern, als bei mir.
Der Präsident Henault, der den seligen König sehr gut gekannt, hat stets behauptet, daß dies nicht wahr sei, und daß Ludwig XV. dieser schlechten Gesinnung unfähig gewesen. Was mich anbetrifft, so weiß ich es nicht; aber das steht fest, daß überall eingerissen, aber nirgends um uns her wieder aufgebaut wird. Ich gestehe, daß dies für die Nachdenkenden sehr traurig ist. Ich habe stets zu meinen Freunden, den Philosophen, gesagt:
– Wenn Ihr uns darthut, daß wir unvernünftig sind, daß wir es stets gewesen, indem wir an die Religion geglaubt, und Gebräuche unserer Väter bewahrt haben, so gebt uns wenigstens statt dessen etwas Anderes. Man kann so nicht reinen Tisch machen, ohne einen Brocken des Trostes zu lassen.
– Madame, die Menschen müssen dessen nicht bedürfen, sie müssen durch die Kraft ihrer Intelligenz Alles verstehen, Alles zergliedern, indem sie sich auf die Natur allein und auf die Güte des Schöpfers beziehen, ohne sich von jenem Krame abgeschmackter Ideen, denen man den Namen Religion und Gesetz beilegt, hindern zu lassen. Wir stehen im Begriffe, den Wald von Vorurtheilen zu zerstören.
– Deshalb also macht Ihr so viel läppisches Zeug! antwortete ich ihnen.
Man ist mir dieser Antwort wegen viel zu Leibe gegangen, da man viel in den Gesellschaften und bei den Soupers davon sprach.
Doch, ich komme auf die Wachspuppe zurück. Nachdem ich also viel darüber gelacht und mich über die Schwester Engel-Marie, über ihre ex voto und ihre Gebete vor der Modepuppe lustig gemacht, folgte die Ueberlegung. An einem schönen Abende kam ich auf den Gedanken, daß alle Bilder, alle Götzen sehr zu beachten seien, und daß, wenn man ihrem Ursprunge nachforscht, vielleicht auf dem Grunde von allen dem ein verkapptes Heidenthum verborgen wäre.
Von hier aus bis zum Zweifel war nur ein Schritt. Indem ich mit den Symbolen anknüpfte, kam ich zu der Wahrheit, und ich fragte mich, ob diese Dogmen, diese Mysterien, diese ganze katholische Religion wohl etwas Anderes als eine Allegorie sei, als eine Nothwendigkeit, die man den Leidenschaften der Massen wie einen Zaum anlegt; die gut sei, diejenigen zu bestrafen, die nicht darüber hinaus denken, die der Teufel erschreckt, und die sich bei dem kleinsten Fehltritte von seiner großen Gabel aufgespießt und in den Ofen geworfen sehen, wo er sie nicht mehr noch weniger umwendet, wie einen Eierkuchen in der Pfanne.
Mit Hilfe einer Freundin, des Fräuleins von Beaumont, des nachdenkendsten Mädchens, das sich finden läßt, kamen diese Gedanken in meinem jungen Hirne zur Reife.
Wir stritten uns stundenlang über diese Fragen, die wir nicht verstanden, und aus eben diesem Grunde erklärten wir sie einstimmig für unzulässig. Hieraus entstanden für uns ernste Unannehmlichkeiten.
Anstatt uns an das zu halten, was Man uns gelehrt, machten wir es verächtlich. Die armen Schwestern, die uns nichts Anderes als die Liebe zu Gott und zu seinen Geboten lehren konnten, verloren ihre Zeit, und bildeten nur zwei Ungläubige heran, zwei starke Geister, wie man heute sagen würde, und dies geschah zu Ende der Regierung Ludwigs XIV., zu einer Zeit, wo die Frömmigkeit in großem Ansehen stand. Urtheilen Sie!
Man ward es Anfangs nicht gleich gewahr. Wir folgten den andern Schwestern zur Kirche, wir waren äußerlich wie sie; wir behielten unsere Entschlüsse und unsere innern Revolutionen für uns bis zu dem Augenblicke der Vorfeier, ich weiß nicht welchen hohen Festes, wo man uns die Hälfte des Tages beten, den Rest desselben nachdenken, dann fasten und schließlich bei einem noch oben darein außergewöhnlichen Beichtvater beichten lassen wollte.
Uns fehlte die Geduld, bis zum Schlusse auszuharren, und eines Morgens weigerte ich mich geradezu in die Kapelle zu gehen, indem ich zu der Schwester Engel-Marie sagte, daß es der Mummerei nun genug sei, und daß die Beaumont und ich sie nicht mehr mitmachen wollten.
– Barmherziger Gott! rief die gute Schwester. Was sagt dieses kleine Mädchen? Was denkt es? Mummerei!
– Ja, Mummerei, und Sie werden sich bald davon überzeugen, wenn Sie mich anhören wollen.
Und nun entwickelte ich meine Grundsätze, meine Ideen und meine Theologie, die, ich gestehe es, nicht viel gewöhnlichen Sinn hatte. Ich erschuf neue Dinge, verwarf das, was sie anbetete, enthüllte das, was wir mit großem Aufwande unserer unvernünftigen Schlüsse und mit Hilfe jener über das Dogma unklaren Bücher, die man unklug in unsere Hände gegeben und die nur dazu dienen, uns zu verwirren, ausgearbeitet hatten.
Die Schwester fiel der Länge nach nieder; dann holte sie Andere herbei, die mich hören sollten; aber noch ehe ich zu Ende kam, entflohen